Manchmal ist das uns Nächste auch das Verzwickteste. Auf die Frage, was Jazz denn eigentlich sei, antwortete der legendäre Jazzmusiker Louis Armstrong angeblich: „If you need to ask you’ll never know.“ Im Fall von Qualia scheint dies nicht anders zu sein. Qualia sind aus dem menschlichen Selbst-Erleben nicht wegzudenken. Sie sind uns überaus vertraut – vielleicht vertrauter als jedes andere Geistesphänomen –, unendlich nah und etwas, über das wir uns niemals täuschen können. Ein genaues Verständnis dieses Phänomens
hingegen scheint noch immer unendlich fern zu sein. Zwischen dem Erleben und dem Verstehen tut sich eine Erklärungslücke auf.
Diese Magisterarbeit bietet im ersten Kapitel einen Überblick auf die gegenwärtige Qualia-Debatte und das Argument der Erklärungslücke. Anhand von
Beispielen und Klassifizierungen wird gezeigt, welche die konstituierenden Aspekte von Qualia sind und was Qualia von anderen bewussten, mentalen Zuständen unterscheidet. Die Qualia-Problematik wird in Teilfragen gesondert und in ihrer philosophischen Relevanz eingeschätzt.
Im zweiten Kapitel wird nach einer historischen und argumentativen Hinführung das ‚explanatory gap argument’ genauer dargestellt und seine Bedeutung im Hinblick auf die Qualia-Problematik näher untersucht. Des Weiteren werden die relevanten Explananda und Explanantia differenziert sowie die Frage aufgeworfen, welche Form eine adäquate Reduktion haben sollte.
Das dritte Kapitel befasst sich im Detail mit den zurzeit wesentlichen reduktionistischen Qualia-Strategien: reduktiver Materialismus, Funktionalismus und Repräsentationalismus. Außerdem finden fiktionalistische und eliminativistische Einwände Erwähnung. Es wird kritisch untersucht, ob diese Strategien eine befriedigende Reduktion von Qualia anbieten und somit das
Argument von Joseph Levine entkräften können.
Schließlich ergibt sich im letzten Kapitel die Gelegenheit für einen Ausblick auf zukünftige philosophische Strategien, die uns zu einer neuen Sichtweise in der Qualia-Problematik führen könnten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Philosophische Grundlagen der Erklärungslücke
- 1.1 Was sind Qualia?
- 1.2 Klassifizierung
- 1.3 Was sind Qualia nicht?
- 1.4 Offene Fragen
- 1.5 Die Relevanz der Qualia-Problematik
- 1.6 Zusammenfassung
- 2 Das Argument der Erklärungslücke
- 2.1 Vorgeschichte
- 2.2 Das modale Argument
- 2.3 Das Argument unvollständigen Wissens
- 2.4 Physikalistische Einwände
- 2.5 Die epistemische Erklärungslücke
- 2.6 Die Explananda
- 2.7 Reduktion und kausale Rollen
- 2.8 Zusammenfassung
- 3 Diskussion
- 3.1 Übersicht
- 3.2 Reduktiver Materialismus
- 3.3 „Complexity gambit“
- 3.4 Funktionalismus
- 3.5 Einfacher Repräsentationalismus: Phänomenaler Externalismus
- 3.6 Metarepräsentationalismus: Higher-Order Theory
- 3.7 Fiktionalismus: Die Erlärungslücke als kognitive Illusion
- 3.8 Eliminativismus
- 3.9 Zusammenfassung
- 4 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit dem Argument der Erklärungslücke, das Joseph Levine 1983 formulierte, und untersucht dessen Bedeutung für das Problem der Reduktion von Qualia. Die Arbeit verfolgt das Ziel, einen umfassenden Überblick über die gegenwärtige Qualia-Debatte zu bieten und die Argumente für und gegen die Reduktion von Qualia zu analysieren.
- Die philosophischen Grundlagen des „explanatory gap argument“
- Die verschiedenen Formen des „explanatory gap argument“
- Die wichtigsten reduktionistischen Qualia-Strategien
- Die Kritik an den reduktionistischen Strategien
- Der Ausblick auf zukünftige Forschungsansätze
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die philosophischen Grundlagen der Erklärungslücke. Es werden die konstituierenden Aspekte von Qualia definiert und die verschiedenen Klassifikationen von Qualia vorgestellt. Außerdem wird die Relevanz der Qualia-Problematik für die Philosophie des Geistes beleuchtet.
Das zweite Kapitel stellt das „explanatory gap argument“ in seinen historischen und argumentativen Kontexten vor. Es werden die verschiedenen Formen des Arguments dargestellt und die Bedeutung der Explananda und Explanantia für die Reduktion von Qualia herausgearbeitet.
Das dritte Kapitel analysiert die wichtigsten reduktionistischen Qualia-Strategien, darunter der reduktive Materialismus, der Funktionalismus und der Repräsentationalismus. Es wird kritisch untersucht, ob diese Strategien eine befriedigende Reduktion von Qualia anbieten können und somit das Argument von Joseph Levine entkräften können.
Schlüsselwörter
Qualia, Erklärungslücke, Reduktion, Phänomenales Bewusstsein, Materialismus, Funktionalismus, Repräsentationalismus, Fiktionalismus, Eliminativismus, Philosophie des Geistes.
- Arbeit zitieren
- M.A. Jussi Nienstedt (Autor:in), 2009, Sind Qualia reduzierbar?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159363