Internationale Organisationen spielen zunehmend eine wichtige Rolle in der Regulierung globaler Probleme. Sie werden dabei nicht mehr nur als Handlanger mächtiger Staaten betrachtet, sondern vielmehr als eigenständige Akteure. Vor diesem Hintergrund und mit Rückgriff auf sozialkonstruktivistische Ansätze untersucht Jürgen Menze, in welcher Weise sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit ihrem ersten Engagement in den 1970er Jahren für globale Tabakkontrolle einsetzte, die weltweite Verbreitung des Tabakkonsums problematisierte und sich die Argumentation der WHO zugunsten globaler Tabakkontrolle über die Jahrzehnte veränderte.
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. Folgend der Einleitung, in der der Autor die Fragestellung formuliert, ihre Bedeutung erörtert und kurz auf den Stand der Literatur sowie den Aufbau der Arbeit eingeht, ist Kapitel 2 dem theoretischen Rahmen gewidmet. Dieser besteht aus zwei Teilen. Während der Autor zunächst die ontologische Sichtweise internationaler Organisation in sozialkonstruktivistischen Ansätzen erläutert und die Machtquellen dieser Organisationen benennt, fokussiert er in einem darauf folgenden Schritt das für seine Untersuchung zentrale "framing"- Konzept. In Kapitel 3 dokumentiert der Verfasser die historische Entwicklung der globalen Tabakkontrolle. Kapitel 4 ist der Hauptteil der Arbeit, in der analysiert wird, welcher Rahmen sich die WHO bediente, um für Tabakkontrolle Unterstützung auf globaler Ebene zu mobilisieren, welche Rolle symbolische Ereignisse sowie machtvolle Verbündete als Teil der politischen Gelegenheitsstruktur dabei spielten und wie die Tabakindustrie auf die von der WHO initiierten Kampagnen reagierte.
Der Autor veranschaulicht auf beispielhafte Weise, wie die WHO zunächst eine medizinische Interpretation des Problems favorisierte, sie aber im Laufe der Zeit und aufgrund von politischen Bündnissen sowie des Counterframings der Tabakindustrie, andere Rahmen nutzte, die u. a. die ökonomischen Aspekte des Rauchens oder die Auswirkungen auf die Opfer (insbesondere Frauen und Kinder) betonten. Im Schlusskapitel werden die Ergebnisse der Arbeit zusammenfasst und Überlegungen angestellt, was zukünftige Kampagnen der WHO mit Blick auf die Tabakkontrolle befördern oder behindern könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Einordnung und Methodik
- Internationale Organisationen im Konstruktivismus
- Quellen der Autorität
- Mechanismen der Machtausübung
- Framing
- Kernfunktionen von Framing
- Prozesse der Frame-Anpassung
- Politische Gelegenheitsstruktur
- Methodik
- Internationale Organisationen im Konstruktivismus
- Historischer Abriss des Tabaks und seiner Kontrolle
- Konsolidierung der Tabakindustrie (1880 – 1930)
- Aufkommende Gesundheitsbedenken (1930 - 1965)
- Aktivismus und Gesetzgebung auf nationaler Ebene (1965 - 1998)
- Globale Tabakkontrolle in Form der FCTC (seit 1998)
- Framing globaler Tabakkontrolle durch die WHO
- Medizinische Problematisierung des Tabakkonsums
- Opfer des Passivrauchens
- Nikotin-Sucht
- Feindbild Tabakindustrie
- Tabakkontrolle als ökonomischer Entwicklungsbeitrag
- Wirtschaftlicher Schaden des Tabaks
- Tabak als Problem von Entwicklungsländern
- Frauen und Kinder als Risikogruppen
- Frauen
- Kinder und Jugendliche
- (Menschen-)Rechtsansatz
- Medizinische Problematisierung des Tabakkonsums
- Schluss
- Resümee
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Framing globaler Tabakkontrolle gestaltet und dabei die Tabakindustrie als Gegner darstellt. Sie analysiert die Strategien der WHO, um die gesundheitlichen, ökonomischen und sozialen Folgen des Tabakkonsums aufzuzeigen und gleichzeitig die Rechte von Frauen und Kindern zu stärken.
- Konstruktivistische Analyse internationaler Organisationen
- Framing und seine Anwendung im Kontext der Tabakkontrolle
- Politische Gelegenheitsstruktur und deren Einfluss auf die Tabakkontrolle
- Die Rolle der WHO als Akteurin in der globalen Tabakkontrolle
- Die Bedeutung von Menschenrechten und der Rechte von Frauen und Kindern im Kampf gegen den Tabakkonsum
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage sowie die Relevanz des Themas. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und die verwendeten Methoden.
- Theoretische Einordnung und Methodik: Dieses Kapitel erläutert die theoretischen Grundlagen der Arbeit, insbesondere den Konstruktivismus und dessen Anwendung auf internationale Organisationen. Es werden die Kernfunktionen von Framing und die Prozesse der Frame-Anpassung sowie die Bedeutung der politischen Gelegenheitsstruktur vorgestellt.
- Historischer Abriss des Tabaks und seiner Kontrolle: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Entwicklung der Tabakindustrie und der Tabakkontrolle. Es zeigt die Konsolidierung der Tabakindustrie, das Aufkommen von Gesundheitsbedenken und die Entwicklung nationaler und globaler Maßnahmen zur Tabakkontrolle auf.
- Framing globaler Tabakkontrolle durch die WHO: Dieses Kapitel untersucht, wie die WHO das Framing globaler Tabakkontrolle gestaltet. Es analysiert die medizinischen, ökonomischen und sozialen Argumente, die die WHO verwendet, um den Tabakkonsum zu problematisieren. Es beleuchtet auch das Feindbild Tabakindustrie und die Bedeutung der Rechte von Frauen und Kindern im Kampf gegen den Tabakkonsum.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Tabakkontrolle, Framing, Weltgesundheitsorganisation, Tabakindustrie, öffentliche Gesundheit, Menschenrechte, Frauenrechte, Kinderrechte, Entwicklungspolitik, Konstruktivismus und internationale Organisationen. Sie untersucht die Strategien der WHO, um die Tabakindustrie als Gegner zu präsentieren und die gesundheitlichen, ökonomischen und sozialen Folgen des Tabakkonsums aufzuzeigen.
- Quote paper
- Jürgen Menze (Author), 2009, Frames gegen das Rauchen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Advokat globaler Tabakkontrolle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159405