Nach der Abhängigkeitsphase und der Loslösungsphase von der Heimat zum Zwecke der Emanzipation folgt, ebenso wie beim Heranwachsenden in der Adoleszenz, die Reintegration in die originäre Heimat, die sein originäres und irreversibles Wesen bedingt, für das es keinen gleichwertigen Ersatz gibt. Die Heimat umfängt den Rückkehrer wie der Vater den verlorenen Sohn, wie die Mutter das Kind in ihren Armen, in ihrem Schoß. Doch fortan ist er fähig, die Heimat mit den Augen der internationalen, multi-heimatlichen Erfahrung wahrzunehmen. Er relativiert sie und betrachtet sie als eine von mehreren optionalen Lebensstilen und Entwürfen. Er erlebt sie nicht mehr unbewusst oder latent bewusst wie in der Abhängigkeitsphase, kehrt ihr nicht Rücken wie in der Loslösungsphase, sondern sieht sie objektiv. Gegenseitiger Respekt und Würdigung gewinnen die Oberhand. Ein objektives, bewusstes Verhältnis löst Abhängigkeit und Negation ab. Groll und Stolz werden nivelliert. Er betrachtet die relativen Heimaten als ein globales Schachbrett auf dem verschiedene Züge oder Kombinationen derselben den Erfolg oder Misserfolg des Wanderers zwischen den kulturell diversen Welten bedingen. Man muss sich der Konsequenzen seiner Schachzüge bewusst sein, um Meister des global skalierten Spiels zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Heimatmelodie
- Warum verherrlicht der Mensch die Heimat?
- Wie in der bekannten Geschichte der Gefangenen von Cayenne kehrt man immer wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück
- Je mehr man gegen sich selbst arbeitet, je weiter man sich hinauswagt, desto größer ist die Erfordernis, zu sich selbst zurückzukehren
- Die Heimat ist Nahrung, ebenso wie die physische, materielle Nahrung, ja mehr noch, sie ist ein Lebenselixier, wenn man in der Fremde schwächelt
- Wenn man durch die Aufreibung im Überlebenskampf in fernen Breiten den heimatkulturellen Boden unter den Füßen verloren hat und den heimatkulturellen Himmel nicht mehr sehen kann
- Mit der „Initialisierung“ des Heimatprogramms, um einen Begriff des digitalen-globalen Zeitalters zu wählen, kann man so manche Anomalie begradigen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Bedeutung der Heimat für den Menschen und untersucht, warum diese so stark verherrlicht und zelebriert wird. Er analysiert die Rolle der Heimat im Leben von Menschen, die in die Ferne gezogen sind, sowie in Zeiten globaler Vernetzung und digitaler Kommunikation.
- Die tiefe Verbundenheit des Menschen mit seiner Heimat
- Die Rolle der Heimat im Leben von Emigranten und Weltreisenden
- Der Einfluss der Heimat auf die Identität des Menschen
- Die Bedeutung der Heimat in der globalisierten Welt
- Die Suche nach Heimat in der Fremde
Zusammenfassung der Kapitel
- Heimatmelodie: Der Text beginnt mit einer Definition der Heimat als etwas, das man nicht nur besitzt, sondern ist. Der Autor betont, dass die Heimat eine Konstante im Leben bleibt, selbst wenn man sie physisch verlässt.
- Warum verherrlicht der Mensch die Heimat?: Dieses Kapitel erforscht die Faszination des Menschen für die Heimat und untersucht, warum sie in Kunst, Literatur und Philosophie so prominent dargestellt wird. Es wird auch der Einfluss der Heimat auf das Gefühl der Identität und Zugehörigkeit beleuchtet.
- Wie in der bekannten Geschichte der Gefangenen von Cayenne kehrt man immer wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück: Der Autor nutzt das Beispiel der Gefangenen von Cayenne, um zu verdeutlichen, dass die Heimat eine starke emotionale Anziehungskraft hat, die Menschen trotz geografischer Distanz zu ihr zurückführt.
- Je mehr man gegen sich selbst arbeitet, je weiter man sich hinauswagt, desto größer ist die Erfordernis, zu sich selbst zurückzukehren: Der Text stellt die These auf, dass der Wunsch nach Heimat verstärkt wird, je weiter man sich von ihr entfernt. Dies äußert sich in der Sehnsucht nach vertrauten Dingen und Symbolen der Heimat, auch in der Fremde.
- Die Heimat ist Nahrung, ebenso wie die physische, materielle Nahrung, ja mehr noch, sie ist ein Lebenselixier, wenn man in der Fremde schwächelt: Der Text beschreibt die Heimat als ein "Lebenselixier", das Menschen in der Fremde Kraft und Trost spendet. Kontakt zur Heimat, sei er physisch, virtuell oder emotional, kann helfen, die Herausforderungen der Fremde zu bewältigen.
Schlüsselwörter
Heimat, Heimatbewusstsein, Welterfahrung, Identität, Zugehörigkeit, Fremde, Sehnsucht, Kultur, Heimatromantik, Globalisierung, digitale Kommunikation.
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- D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor), 2010, Heimatmelodie: Heimatbewusstsein und Welterfahrung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159750