In den Jahren 1988 bis 1993 zieht es den französischen Soziologen Loïc Wac-quant nach Chicago, Amerika, um dort im Rahmen seiner Dissertation die sozia-len Strategien von Jugendlichen im Ghetto zu untersuchen. Als er von einem Freund eingeladen wird, ein Gym im heruntergekommenen Stadtteil Woodlawn im Süden Chicagos zu besuchen, wähnt Wacquant hierin die Möglichkeit eines guten Ausgangspunktes für seine Beobachtungen und beginnt schon bald als wei-ße Minderheit im Woodlawn Club mit dem Boxtraining. In kürzester Zeit nimmt ihn diese Sportart und die Gemeinschaft in der er trainiert gefangen – zeitweise kann er sich ein Leben außerhalb dieses Mikrokosmos nicht mehr vorstellen, er-wägt sogar, die wissenschaftliche Karriere aufzugeben und Berufsboxer zu wer-den. Als ihn nach 16 Monaten ein trainingsbedingter Nasenbeinbruch zu einer Pause zwingt, in der er sich wieder vermehrt seinen Aufzeichnungen widmen kann, erkennt er im Boxsport das Potential einer soziologischen Analyse und hat ab diesem Zeitpunkt ein weiteres Forschungsfeld, dem er nachgehen kann. Seine Erkenntnisse hierzu schreibt er nieder in Leben für den Ring –Boxen im ameri-kanischen Ghetto. Diese Erkenntnisse lassen sich in drei wesentlichen Aussagen zusammenfassen: 1. Das Boxen entspringt nicht einer beliebigen Umwelt. Es ist eingebunden in einen spezifischen sozialen Kontext, von dem es abhängig ist. 2. Das Boxen ist eine äußerst disziplinierte Tätigkeit, die einen spezifischen Habitus erfordert, aber auch hervorbringt. 3. Der Körper ist das Kapital des Boxers, das gepflegt und geschützt werden muss.Entlang dieser zentralen Aussagen, sollen im Verlauf der vorliegenden Arbeit einerseits die Erkenntnisse und Beschreibungen Wacquants bezüglich des Boxens als soziales Feld rekurriert werden. Darüber hinaus sollen diese Erkenntnisse je-doch im Kontext der Theorien Pierre Bourdieus – maßgeblich seiner Habitus-Theorie – betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Milieu der Boxer
- Beschreibung des Stadtteils und des Boxclubs
- Das Verhältnis zwischen Stadtteil und Boxclub
- Eine symbiotische Oppositionsbeziehung
- Das soziale Feld des Boxens
- Die Illusio des Boxens
- Die disziplinierte Routine des Boxers
- Der Trainingsablauf
- Der Habitus des Boxers
- Der Körper des Boxers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Feldstudie des französischen Soziologen Loïc Wacquant zum Boxen im amerikanischen Ghetto und untersucht diese im Kontext der Habitus-Theorie von Pierre Bourdieu. Die Arbeit analysiert die sozialen Strategien von Jugendlichen im Ghetto, die Rolle des Boxens als soziales Feld und die disziplinierte Routine des Boxers. Darüber hinaus wird der Körper des Boxers als Kapital betrachtet, das gepflegt und geschützt werden muss.
- Das Boxen als soziales Feld und seine Einbindung in den spezifischen Kontext des amerikanischen Ghettos
- Der Habitus des Boxers und seine Herausbildung durch die disziplinierte Routine des Trainings
- Der Körper als Kapital des Boxers und seine Bedeutung im Boxsport
- Die Beziehung zwischen dem Stadtteil und dem Boxclub als symbiotische Oppositionsbeziehung
- Die Analyse von Wacquants Erkenntnisse im Lichte der Habitus-Theorie von Pierre Bourdieu
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit beleuchtet die Erkenntnisse von Loïc Wacquant aus seiner Feldstudie zum Boxen im amerikanischen Ghetto und setzt diese in Bezug zu Pierre Bourdieus Habitus-Theorie. Wacquant, ein Schüler Bourdieus, verbrachte mehrere Jahre in Chicago und erforschte die sozialen Strategien von Jugendlichen im Ghetto, wobei er das Boxen als Schlüsselfeld für seine Beobachtungen nutzte.
Das Milieu der Boxer
Dieses Kapitel beschreibt den Stadtteil Woodlawn in Chicago, ein benachteiligtes Gebiet mit hoher Kriminalitätsrate und Armut. Die Lebensbedingungen in Woodlawn sind geprägt von Gewalt, Drogenkonsum und mangelnden Perspektiven für die Jugendlichen. In diesem Kontext wird der Woodlawn Club als ein Ort der Hoffnung und der Sicherheit vorgestellt, der durch den Boxclub und den Boys and Girls Club eine Alternative zur Straße bietet.
Die disziplinierte Routine des Boxers
Dieser Abschnitt behandelt die spezifischen Trainingsroutinen des Boxens, die dem Sportler eine hohe Disziplin, Konzentration und Körperbeherrschung abverlangen. Der Habitus des Boxers, der durch dieses disziplinierte Training geprägt wird, wird im Hinblick auf Bourdieus Theorie analysiert.
Der Körper des Boxers
Das Kapitel fokussiert auf die Bedeutung des Körpers als Kapital im Boxsport. Der Körper ist das Werkzeug und das Kapital des Boxers und muss daher entsprechend gepflegt und geschützt werden. Die körperliche Fitness, die Technik und die Disziplin des Boxers sind essenziell für den Erfolg.
Schlüsselwörter
Boxen, amerikanisches Ghetto, soziale Strategien, Habitus, Pierre Bourdieu, Loïc Wacquant, Woodlawn, Körperlichkeit, Sozialität, Disziplin, Training, Kapital
- Citar trabajo
- Christian Heitland (Autor), 2009, Leben im Ring - Zur Körperlichkeit und Sozialität des Boxens, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159758