Ich, der Protagonist, treffe Ende Januar 2020 eine Gruppe von Urlaubern aus verschiedenen Ländern auf der Insel Mallorca. Die Corona-Pandemie hat in Europa und auf der Welt gerade begonnen. Viele Menschen sind erkrankt und sterben. Dann ereignet sich irgendwo auf der Welt zudem noch eine nukleare Katastrophe.
Unsere Gruppe zieht sich in eine unterirdische Grotte an der Küste zurück und überlebt. Nach 18 Tagen Isolierung wagen wir uns wieder aus der Höhle heraus. Alles Leben auf der Insel scheint ausgelöscht zu sein. Wir entdecken eine große unbewohnte Finca und ziehen dort ein. Unsere Gemeinschaft harmoniert sehr gut und baut sich das Leben neu auf.
Ist die ehemals 7,8 Milliarden Menschen zählende Bevölkerung auf der Erde ausgelöscht? Sollten nur wir hier überlebt haben? Wir wissen es nicht. Deshalb erfreuen wir uns trotz unserer gelegentlichen Besorgnis und Trauer um all unsere ehemaligen Mitmenschen, Freunde, Bekannte und Familienmitglieder umso mehr an der "Schönen Neuen Welt – NEULAND".
Es ist Dienstag, der 1. April des Jahres 2020.
Ich sitze an einem wunderschönen Sandstrand mit dem Namen Cala Sa Nau auf der allen bekannten Insel Mallorca nahe der kleinen Ortschaft Portocolom. Das ist ein Hafenort an der Ostküste der spanischen Baleareninsel Mallorca. Portocolom gehört zum Gemeindegebiet von Felanitx. Der Ort hat 4600 Einwohner. Oder soll ich sagen: hatte mal 4600 Einwohner.
Es ist früher Morgen, herrlicher Sonnenschein und die Temperatur liegt bestimmt schon bei etwa 25 °C, genau kann ich das nicht sagen, denn ich habe kein Thermometer und schon gar kein Smartphone bei mir mit all den nützlichen Funktionen wie Uhrzeit, Wetterbericht, WhatsApp, Google Maps, Online-Banking App, Facebook, Gmail und wie sie alle heißen.
Brauch ich auch nicht – es kann und wird mich ja derzeit eh niemand anrufen, denn der Akku ist fast leer und ein Netz hatte ich zuletzt vor ungefähr 5 Tagen. Gut, dass ich so einen kleinen Solar Charger dabei habe und der eingebaute Prozessor Datum und Uhrzeit nach wie vor aktuell weiterrechnet, nur deshalb weiß ich sicher, dass heute der 1. April 2020 ist.
Ein leichtes Lüftchen weht vom Meer her und es ist irgendwie ungewohnt ruhig: keine Stimmen von Menschen sind zu hören, keine Rufe, kein Lärm von Autos und Motorrädern, die sonst in großer Anzahl die nahe Küstenstraße entlang fahren, kein Vogelgezwitscher, kein Hundebellen, auch keine Geräusche von irgendwelchen Maschinen der kleinen nahegelegenen Industrieanlage, kein Brummen von Flugzeugen, die sonst immer um diese Zeit zahlreich im Anflug auf Palma di Mallorca sind, keine Musik aus Lautsprechern oder Radios von den nahegelegenen Kiosken und Strandbars.
Diese absolute Stille mal abgesehen von der leichten Brandung ist schön, aber unwirklich und ungewohnt und ein bisschen unheimlich.
Ich lieg im warmen Sand auf einem großen Strandtuch und lass mir nach 18 Tagen in völliger Dunkelheit die Sonne auf den Bauch knallen. Die Wärme tut gut. Denn ich habe 18 Tage in einer Höhle in einem Steilküstenbereich nahe Portocolom verbracht.
Gut – es gab Anfangs noch ein paar Taschenlampen und es war eigentlich nicht kalt, irgendwann gingen aber dann die Lichter aus und eine unangenehme leichte feuchte Kälte hat sich bemerkbar gemacht.
Die Strandbadetücher, die ich und meine Mitbesucher der sehenswerten Unterwassergrotte dabei hatten, haben den Aufenthalt etwas erträglich gemacht.
Ich fass mich an die Stirn und glaube, dass ich kein Fieber habe, ich habe auch keinen Husten oder sonst irgendwelche körperliche Beschwerden. Ich fühl mich recht wohl und irgendwie erleichtert, obwohl ich dem Frieden noch nicht so recht traue.
Und es war eine gute Idee oder sagen wir besser Eingebung, dass wir recht viel Wasser und Nahrungsmittel mit in jene Höhle geschleppt haben:
Mineralwasser in 5 Liter Behältern, Konservendosen mit Gemüse, Suppen, Corned Beef, Schokolade und trockenes Gebäck, dazu Aspirin und andere Standardmedikamente, und auch einen kleinen Camping-Gaskocher mit mehreren Gaskartuschen.
Mallorca besitzt bekanntlich die größte unterirdische Höhlendichte von ganz Europa. Über 5.000 Höhlen sind auf der Insel zu finden. Die meisten sind natürlichen Ursprungs, die sich vor langer Zeit gebildet haben. In ihnen sind herrliche Gesteinsformationen und auch teilweise unterirdische Seen zu finden.
Einige Grotten und Höhlen sind für Besucher geöffnet worden. Auch wenn oben auf der Insel Sommertemperaturen herrschen, sollte man doch einen Pullover mitnehmen, denn die Temperaturen unten in der Höhle sind deutlich geringer. Auch gutes Schuhwerk ist dringend anzuraten, denn da kann man schon mal stolpern oder der Boden ist teilweise vom eindringenden Wasser feucht.
Aber einige sehr schöne Höhlen sind bestens für Touristen ausgebaut worden, so auch die Piratenhöhle, die ich gleich nach meiner Ankunft besichtigt habe. Sie ist nur vom Meer aus zu erreichen, man muss durch das Wasser von bis zu 1 m Tiefe durchwaten und kommt dann bald in eine richtig große Kathedrale. Die ist wirklich sehr groß. Und sie hat irgendwo im hinteren Bereich an der Decke eine Öffnung, durch die frische aber warme Luft nach innen gelangt. Zugleich ist das auch ein Abzug, der recht nützlich ist, wenn man innen ein Feuer anmachen will. Und das haben wir später wirklich gebraucht.
Bei diesem Ausflug waren einige nette Leute dabei, die ich dann später in meinem Hotel wieder getroffen und kennengelernt habe.
Der Grund für meine beziehungsweise unsere Flucht in die Grotte liegt nun schon länger zurück. Und es ist fast eine unglaubliche Geschichte ...
Es war und besser ist die große Angst vor dem Coronavirus, der als größte je aufgetretene Epidemie und Katastrophe für die gesamte Menschheit über die ganze Welt hereingebrochen war, nun schon mehrere Wochen gewütet und viele Millionen getötet hat. Etwas Genaues weiß ich nicht, weil die gesamte Kommunikation auf der Welt zusammengebrochen ist.
Ich kann nur hoffen, dass meine Entscheidung – vielleicht ein Instinkt oder eine Fügung des Schicksals – kein hoffnungsloses Unterfangen ist. Und dass die paar Leute, die ich ganz zufällig mit mir dorthin genommen habe, ebenfalls mehr oder weniger wohlauf sind – das werden wir aber sicher erst später erkennen.
Über die Virus-Katastrophe und das, was mir bekannt geworden ist, rede und berichte ich gleich, obwohl ich da vieles nicht verstehe oder glauben kann.
Und auch über das nachfolgende Schrecken und das – wie es aussieht – Ende der Welt und der Menschheit ebenfalls, soweit ich überhaupt noch dazu komme.
Lasst mich berichten, was sich vor einigen Wochen und Tagen zugetragen hat...
Es war um die Weihnachtszeit, als Meldungen über einen gefährlich Virus, den COVID-19, erstmals in den Nachrichten und den Zeitungen erschienen. Der tauchte da in der Stadt Wuhan in China, der weitläufigen Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hubei, am Jangtse- und Han-Fluss auf.
Irgendwann wurde die Meldung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua in allen Medien, auch in Europa und Nordamerika, publik, dass ein noch unbekannter Virus-Typ entdeckt wurde und besondere Vorkehrungen zum Schutz der Bevölkerung eingeleitet wurden.
Aufhorchen ließ, dass die anfangs aufgetretenen ungefähr 200 Todesfälle, bei einer Region mit mehr als 11 Millionen Einwohnern eigentlich eine unbedeutende Anzahl, die dortigen Behörden sehr hektisch und teilweise chaotisch reagieren ließ: da wurden Schulen geschlossen, der öffentliche Nahverkehr weitgehend eingestellt, Fernverbindungszüge gestoppt und auf Flughäfen bei ein- und ausreisenden Passagieren mit Infrarot-Fieberthermometern gemessen, ob jemand erhöhte Temperatur hat.
In Verdachtsfällen wurden Personen sofort in Quarantänestationen, die in unglaublich kurzer Zeit errichtet wurden, gebracht. Da wurde von 8 innerhalb von 2 Wochen neu gebauten Krankenhäusern in Wuhan berichtet und von mehr als 6000 Ärzten und Pflegern, die aus ganz China dorthin gebracht wurden.
Nachfolgend wurden Reisende aus China auf fast allen Flughäfen weltweit genau befragt und untersucht und einige Verdachtsfälle gefunden.
In China gab es etwa 50 000 Fälle, davon 1 700 Tote in den Monaten Dezember bis Februar, später dann bis 5. März 81 000 Fälle und 3 015 Tote.
Außerhalb Chinas gab es anfangs nur 600 bestätigte Fälle und ungefähr 10 Tote, später 15 000 Fälle und 270 Tote.
Mich hat das Ganze anfangs eigentlich überhaupt nicht nervös gemacht, wenn man mal bedenkt, was sich auf unserer Erde früher schon so alles abgespielt hat.
Die großen Pest-Seuchen durchliefen von der Bronzezeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weite Landstriche und sind ein zentrales Thema der Medizingeschichte.
Als Schwarzer Tod wird eine der verheerendsten Pandemien der Weltgeschichte bezeichnet, die in Europa zwischen 1346 und 1353 geschätzte 25 Millionen Todesopfer – ein Drittel der damaligen Bevölkerung – forderte. Als Ursache gilt die durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufene Pest.
Als SARS-Pandemie 2002/2003 wurde das erste – gleich weltweite – Auftreten des vom SARS-assoziierten Coronavirus hervorgerufenen Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) bezeichnet, das im November 2002 begann. Von Südchina ausgehend verbreitete sie sich binnen weniger Wochen über nahezu alle Kontinente und forderte innerhalb eines halben Jahres 774 Menschenleben.
Die Ebolafieber-Epidemie, die 2014 in mehreren westafrikanischen Ländern ausbrach und Anfang 2016 als beendet erklärt wurde, gilt nach der Zahl der erfassten Erkrankungen und Todesfälle als bisher (Stand Juni 2019) größte ihrer Art seit der Entdeckung des Ebolavirus 1976.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erkrankten im Verlauf der Epidemie – einschließlich der Verdachtsfälle – 28.639 Menschen an Ebolafieber, von denen 11.316 starben.
Eine Grippe – und das ist auch ‚nur‘ eine Virusinfektion, kommt oft plötzlich - und ist manchmal gefährlich: Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts war die vorletzte Grippewelle in Deutschland die stärkste seit 30 Jahren. Die starke Grippewelle in der Saison 2017/2018 hat in Deutschland die höchste Zahl an Todesfällen der vergangenen 30 Jahre gefordert. Durch die Influenza starben damals schätzungsweise 25.100 Menschen, wie das Robert-Koch-Institut in Berlin mitteilte. So eine hohe Zahl an Todesfällen ist demnach sehr selten, in anderen Jahren gab es nur einige hundert Fälle.
So eine Infektion ist vor allem für ältere Menschen und chronische Kranke gefährlich. Ist das Immunsystem nicht durch irgend etwas anderes geschwächt, braucht sich niemand zu ängstigen oder gar in Panik geraten.
Schaut mal: die Weltbevölkerung umfasste im November 2019 rund 7,75 Milliarden Menschen, davon lebten 1,4 Mrd in China, 1,3 Mrd in Indien und 0,3 Mrd in den USA. Was sind da schon 25.000 oder 1.800 oder 800? Nichts!
2019 sind in Deutschland 3.100 Personen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. International starben 2019 bei Flugzeugabstürzen etwa 600 Menschen. Durch Mord und Totschlag sterben weltweit rund 460.000 Menschen jedes Jahr. Die Zahl der Gesamtopfer des Zweiten Weltkriegs betrug ca. 50 Mio. 6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Auch wenn Holocaust-Verharmloser diese Zahl immer wieder infrage stellen, sie ist wissenschaftlich ziemlich gut gesichert.
Wer heutzutage Nachrichten-Websites liest, den Fernseher einschaltet oder die Zeitung aufschlägt, wird fast unvermeidlich auf Berichte über kriegerische Konflikte stoßen. Ein Thema, das aber tatsächlich immer weniger Menschen betrifft. Denn in den letzten Jahren gab es erfreulich wenige Kriege weltweit. Gut so! Doch je weniger Kriege ausbrechen, Flugzeuge abstürzen oder Terroranschläge stattfinden, desto berichtenswerter wird jede Ausnahme. Es ist die zunehmende Informiertheit über Ausnahmen, die beim Publikum oft ein falsches Bild erzeugt. Es mag paradox erscheinen, aber die Welt war wahrscheinlich noch nie so friedlich wie heute.
Wieder zurück zu Corona:
In Anbetracht der Zunahme der bekannt werdenden Fälle werden alle nervös: die Medien berichten ständig – es ist das Thema Nr. 1 in allen Nachrichten, die Politiker und andere ‚Experten‘ geben ihre Einschätzungen ab, die meist durch nichts untermauert sind, die Leute werden langsam panisch, Schulen und Kindergärten werden zeitweise geschlossen, Großveranstaltungen und Messen, Fußballspiele in größeren Stadien werden abgesagt oder verschoben, auch die Olympischen Spiele 2020 in Tokyo.
Die Fluggesellschaften weltweit stoppen Verbindungen in sogenannte Risikogebiete, Reiseveranstalter und Beherbergungsbetriebe wie Hotels bekommen täglich mehr und mehr Stornierungen von fix gebuchten Gästen.
Die Lufthansa betreibt 780 Flugzeuge, die normalerweise etwa 3 400 Flüge täglich durchführen. Da kann man sich vorstellen, wie tragisch es für das Unternehmen ist, wenn sie wegen des Virus etwa 40 % aller Flüge absagen und nicht durchführen, hauptsächlich Richtung China und Fernost, aber auch zu anderen Zielen, wo es eine Häufung von Virus-Verdachtsfällen gibt.
Das gesamte Personal, als Piloten, Flugbegleiter, Bodenpersonal und Leute an den Schaltern, wird drastisch reduziert, das heißt in Zwangsurlaub geschickt.
In vielen Hotels bleiben die Gäste aus und auch dort braucht man plötzlich für ungewisse Zeit viel weniger Angestellte.
Einige Industriebetriebe schließen kurzfristig als Quarantänemaßnahme, weil Mitarbeiter sich infiziert haben.
Und schon kursieren Berichte von gewaltigen wirtschaftlichen Einbußen, auch weil die Belieferung mit Material und Zukaufteilen nicht mehr gesichert ist.
In allen Supermärkten spielen sich dramatisch Szenen ab, weil die Leute mit Hamsterkäufen alle Regale leerkaufen und auch vor Gewalt und Prügeleien nicht zurückschrecken, um Konserven oder sonst was zu ergattern.
Und es werden auch Menschen mit asiatischem Aussehen angefeindet und bedroht, weil ja der Virus von China aus die Welt ‚erobert‘ hat. Es wird da auch kein Unterschied gemacht: alles was gelb ist ist einfach chinesisch, die allermeisten Leute in der westlichen Welt können die Japaner, Koreaner, Malaien, Vietnamesen, Thais, Philipinos und andere ethnische Gruppen nicht so recht auseinanderhalten.
In der ersten Zeit ist Gott sei Dank von Übergriffen und Gewalttaten nichts zu bemerken.
In den sozialen Medien kursieren dann aber sehr bald Gerüchte und Verschwörungstheorien. Wenn man denen Glauben schenkt, wurde der Virus schon vor Jahren absichtlich im Labor hergestellt.
Es soll da Patente geben, die Patentinhaber können im Falle einer ausgelösten Pandemie ihre Impfstoffe teuer weltweit verkaufen.
Oder er soll angeblich ein Projekt des ‚Chinesischen tiefen Staates‘ sein, eine Biowaffe, die einerseits geschaffen wurde, um die eigene Bevölkerung zu verringern, aber auch, um sie für einen Angriff auf die USA und andere westliche Länder einzusetzen.
Der Begriff Tiefer Staat wurde ursprünglich in der Türkei in der Bedeutung von Staat im Staate verwendet. Er deutet auf eine im Verlauf mehrerer Jahrzehnte gewachsene konspirative Verflechtung von Militär, Geheimdiensten, Politik, Justiz, Verwaltung, Rechtsextremismus und organisiertem Verbrechen (insbesondere Killerkommandos) hin.
Sogar in einer kleinen bayerischen Stadt treffen sich jedes Jahr Anhänger von Verschwörungstheorien. Hunderte Besucher aus ganz Deutschland hören sich zwei Tage lang die abstrusesten Theorien zwischen Esoterik, Weltverschwörung und Ufos an. Sie selbst bezeichnen die Veranstaltung als "Konferenz für Grenzwissen", bei der Informationen zu "Ufos, Geheimgesellschaften, Geheimtechnologien, Zeitgeschichte, Verschwörungen, Esoterik, Mythen, und und und ..." thematisiert werden.
Die Teilnehmer kommen aus allen Schichten und Altersgruppen - Akademiker, Studenten, Rentner. Sie seien da, um die Wahrheit zu erfahren, so der Tenor vor Ort, denn sogenannte "Mainstream-Medien" und die Politik würden diese verschweigen. Als Wahrheit propagiert wird hier vieles. Grenzen gibt es hierbei keine. Angefangen bei der Existenz Außerirdischer, geht es über die Lüge vom Klimawandel hin zu geheimen Mächten, die Regierungen steuern und ganz eigene Ziele verfolgen.
Die meisten der Falschinformationen werden von Plattformen mit fragwürdigem Ruf verfasst, auf sozialen Medien wie Facebook, YouTube und Twitter werden sie dann in großer Anzahl verbreitet.
So fortschrittlich, sinnvoll und nützlich die Möglichkeiten des World Wide Webs – des Internets, das ja erst so um 1990 allgemein nutzbar wurde – zu sein scheinen, diese Entwicklung hat die gesamte Menschheit total überrannt, sie ist nun leider nicht mehr rückgängig zu machen oder zu stoppen.
Das Internet gilt bei vielen Experten als eine der größten Veränderungen des Informationswesens seit der Erfindung des Buchdrucks mit großen Auswirkungen auf das alltägliche Leben. Und leider mit sehr vielen negativen und erschreckenden Auswirkungen.
Jeder kennt doch Johann Wolfgang von Goethes Ballade »Der Zauberlehrling«. Sie ist ebenso bekannt wie sein »Faust«. Das Werk verdeutlicht Goethes Grundanliegen, nämlich das Festhalten an der bewährten Ordnung in einer vom Chaos bedrohten Welt.
Protagonist ist ein selbstgefälliger Zauberlehrling. Er überschätzt seine Fähigkeiten und verliert die Kontrolle über sein Handeln. Erst dem Meister gelingt es, die gewohnte Ordnung wiederherzustellen.
Aber wer ist denn nun in unserer heutigen Zeit der ‚Meister‘?
Es gibt ihn nicht ...
Zurück zum Virus:
Chinesische Behörden erklärten im Januar, dass das Virus offenbar auf einem Meeresfrüchtemarkt in Wuhan entstanden sei, obwohl der tatsächliche Ursprung weder festgestellt noch von den Behörden angegeben wurde und vielleicht vor allem deshalb noch immer eine offene Frage ist, vielleicht vor allem, da Viren selten ohne menschliche Hilfe über die Artengrenzen springen.
Es gibt zwar keine Hinweise auf biologische Kriegsführung, aber ein Virusausbruch in der Stadt Wuhan unmittelbar vor der chinesischen Neujahrsreisewelle könnte möglicherweise dramatische soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben.
Es existiert in den Netzwerken auch ein Video mit Kommentaren von Nicht-Virologen und "Scheinexperten", die mit falschen Behauptungen versuchen, ihre teils bizarren Thesen zu untermauern. Dabei haben sie jedoch eines vergessen: Es wird kein einziger handfester Beweis geliefert, der überhaupt den Gedanken an Covid-19 als inszenierte Biowaffe unterstützt.
Nur: der vage Verdacht ist nun mal da und wird nicht so schnell vom Tisch sein.
Alle – auch überwiegend sehr seriöse – Experten weltweit arbeiten daran, diesen neuen Virus zu erkennen, zu erforschen, einzudämmen, Impfstoffe zu entwickeln.
Sehr rasch wird erkannt, dass sich die Viren bei Raumtemperatur bis zu neun Tage lang auf Oberflächen halten und infektiös bleiben können. Im Schnitt überleben sie zwischen vier und fünf Tage. Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit steigern ihre Lebensdauer noch. Das war auch der Grund, dass die Infektionen anfangs in den Ländern Afrikas und Südamerikas nicht oder kaum auftraten.
Nur: der Virus mutierte offensichtlich unkontrolliert und ist auch bei wärmeren Temperaturen einige Tage überlebensfähig. Man erkannte aber, dass nur sehr hohe oder sehr tiefe Temperaturen mit einem deutlichen Sauerstoffdefizit im zusetzen und ihn letztendlich in kurzer Zeit vernichten.
Der Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in China soll aber auch einen positiven Nebeneffekt haben: Die Luftverschmutzung ist laut US-Raumfahrtbehörde Nasa "dramatisch" zurückgegangen. Geschlossene Fabriken und der lahmgelegte Verkehr haben insbesondere die Luft über Wuhan verbessert. Wenn das stimmt, wird es in anderen Regionen auf der Welt ähnlich sein.
Aber kann uns diese Meldung zur Zeit wirklich aufmuntern?
Und auch der Klimawandel zeigt immer mehr abstruse Phänomene. Dass es dieses Jahr nur knapp hundert Liter Eiswein gibt, weil der Winter keine ausreichend tiefen Temperaturen brachte, ist eines davon. Es kann wohl verschmerzt werden, denn es gibt genug Getränkealternativen, um die Zeit zu überbrücken, die gewonnen ist, weil Veranstaltungen wegen des Coronavirus abgesagt wurden.
Im Unterschied zur nationalen und europäischen Klimapolitik schafft es das Virus, einen echten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Absagen von Großveranstaltungen, Flügen oder Fernreisen wirken sich senkend auf den CO2-Ausstoß aus.
So wird der Große Preis von Bahrain in der Formel 1 im März vor leeren Zuschauerrängen gefahren. Grund: das Coronavirus.
"In Absprache mit unseren internationalen Partnern und dem Gesundheits-Krisenstab des Königreichs hat Bahrain die Entscheidung getroffen, den diesjährigen Grand Prix als reine Teilnehmerveranstaltung durchzuführen", heißt es in einer Erklärung des Veranstalters: "Um sicherzustellen, dass weder der Sport noch seine weltweite Anhängerschaft übermäßig beeinträchtigt werden, wird das Rennwochenende selbst als Fernsehveranstaltung stattfinden."
Auch das für April geplante vierte Saisonrennen in China, dem Ausbruchsland des Coronavirus, wurde bereits auf unbestimmte Zeit verschoben. Offen ist derzeit zudem, ob und gegebenenfalls wie das geplante Rennen in Vietnams Hauptstadt Hanoi ablaufen soll.
Das ist mir alles egal, ich bin kein Freund solcher blöden Rennfahrten.
Und plötzlich kündigen Firmen und sogar die Europäische Zentralbank an, nur noch unbedingt nötige Dienstreisen durchzuführen. Da drängt sich die Frage auf, ob etwa bisher mit unnötigen Reisen Steuer- und Firmengeld verbraten und Budgets und Klima belastet wurden.
Man darf gespannt sein, welcher Politiker die CO2-Reduktion dieser Tage einer erfolgreichen Klimapolitik zuschreibt. Ehre wem Ehre gebührt, selbst wenn es ein Virus ist.
Wie schon gesagt hat mich das Ganze anfangs eigentlich überhaupt nicht nervös gemacht, ich habe keine Schutzmaske getragen, bin nicht zum Arzt gelaufen nur weil ich mal niesen musste und habe auch sonst mein gewohntes Leben weitergeführt. Da vertraue ich optimistisch auf meine körpereigenen Abwehrstoffe und mein Immunsystem.
Einzig was mich nervt sind die täglichen Berichte in der Zeitung oder im Fernsehen, alle Leute reden über nichts anderes, Beschimpfungen und Schuldzuweisungen nehmen zu. Auch der bekannte Twitter-Donald gießt Öl ins Feuer und macht die Chinesen für alles Böse verantwortlich. Da reagieren dann auch die Chinesen zunehmend nervös bei 85 000 bestätigten Fälle und 3 100 Toten.
Jetzt teilt auch noch der italienische Ministerpräsident im Fernsehen mit, dass Norditalien, also die Lombardei inklusive Mailand, dem Gardasee, Venetien samt Venedig und Südtirol zum Sperrgebiet erklärt und abgeriegelt wird, weil es dort schon 750 Todesfälle gibt. Er sagt, dass voraussichtlich bis Anfang April keiner mehr raus oder rein kommt. Das ist krass! Auch meine Schwester und ihr Mann sind betroffen, denn die leben seit 20 Jahren am Gardasee und haben gerade einen Besuch in Nürnberg bei Familienmitgliedern angetreten. Na da werden sie wohl ungeplant ein bisschen länger bleiben müssen.
Mein Entschluss steht jedenfalls fest: ich haue einfach ab nach Mallorca, um den vielen teilweise widersprüchlichen Meldungen und Kommentaren von Ahnungslosen zu entgehen. Hier kann ich ja selbst doch nichts ausrichten oder ändern und das ist frustrierend.
Außerdem ist es da jetzt wärmer und die Sonne scheint täglich, es gibt wenig Regen.
Lauda oder Ryanair fliegen da täglich ab Nürnberg für 20 – 40 Euro hin, hin und zurück kosten gerade mal 65 Euro. Ein nettes gutes Hotel, das De Interior Dalt Murada, ein restauriertes Herrenhaus im Gotischen Viertel von Palma de Mallorca mit sehr guter Bewertung ist momentan für 80 Euro pro Nacht zu bekommen. Und ein wunderbares Aparthotel, das Inturotel Cala Azul am Cala Ferrera Beach, ist für 290 Euro für 7 Tage zu haben. Das habe ich dann gleich mal gebucht.
Ich hab dann auch schon mal einen befreundeten Anwalt gefragt: was ist, wenn ich zwar nach Mallorca durchkomme aber von dort nicht mehr nach Deutschland oder Europa zurück darf? Wer kommt denn dann für die Kosten für Hotel usw. auf? Was ist, wenn mir das Geld ausgeht und die vielen Bankkarten nicht mehr funktionieren? Er konnte mir keine Antwort auf meine Fragen geben.
Mir wird in diesem Fall sicher was einfallen, die Vorstellung ist jedenfalls irgendwie reizvoll.
Ich bin Ende Januar 2020 gut in Mallorca und meinem Hotel angekommen und hab mich gefreut: extrem wenige Urlauber dort, alles sehr entspannt, das Wetter für die Jahreszeit sehr schön, es mangelte an nichts, Restaurants, Bars und Cafés waren alle offen, wenn auch nicht sehr gut besucht. Aber das stört mich ja gewöhnlich absolut nicht.
Das Hotel war nur zu einem Viertel belegt, aber der Service war gut. Und die anderen Gäste waren eigentlich alle sympathisch – keine typischen Ballermann-Freunde.
An der Rezeption fand ich einen Prospekt mit Infos zu einer Halbtagestour zu einer der besonders schönen Höhlen, der Piratenhöhle. Ich stand da länger herum und kam gleich mit ein paar anderen Leuten ins Gespräch und wir haben beschlossen, diese Tour am nächsten Tag gemeinsam zu machen. Wir waren dann 8 Personen.
Von Anleger beim Hotel fuhr ein kleines Motorboot, das gerade mal Platz für uns 8 und den Bootsführer Paolo hatte mit uns ungefähr 20 Minuten die felsige Küste entlang nach Westen. Man hat uns gesagt, es wäre OK, wenn wir nur Badekleidung und ein Handtuch mitnähmen, aber einigermaßen festes Schuhwerk – also keine Flip-Flops – wäre gut.
Vom Boot sind wir ins brusttiefe Wasser gestiegen. Der Untergrund war toller weißer Sand. Paolo, unser Tourguide, ging voran und alle folgten ihm zum Grotteneingang, der nur ungefähr einen Meter hoch und 3 Meter breit war. Wir wateten nur so 10 Meter und dann waren wir schon in der sogenannten Kathedrale, die bestimmt über 100 Meter lang und breit und vielleicht 20 Meter hoch war.
Der Untergrund ist zu allen Wänden hin ganz sanft angestiegen und an den Seiten gab es rundum einen richtigen sauberen Sandstrand, der war 5 – 10 Meter breit. Und mittendrin das super klare Wasser, das türkisgrün leuchtete. Ganz wenig Bewegung des Wassers, kein Wellengang. Die Luft war gut, es gab keinen Luftzug und auch die Temperatur angenehm.
Unser Guide hatte uns Taschenlampen gegeben, so dass wir damit die Grotte gut ausleuchten konnten. Es war beeindruckend schön. Tolle Farben an den Felswänden und der Decke. Interessanten Felsformationen, aber wenige Stalagmitten oder ähnliche Gebilde. Wir haben auch keine Tiere wie zum Beispiel Fledermäuse oder Insekten gesehen. Ich fand gut, dass die diese Höhle noch nicht elektrifiziert hatten, wie es bei vielen anderen ähnlichen Höhlen ja gemacht wurde. Am hinteren Ende der Höhle gab es einen ganz schmalen gangartigen Durchgang, der sich immer mehr verengte – von dort kam gute frische und nicht zu kalte Luft. Angeblich haben dort früher die Piraten ihre Schätze versteckt, jetzt war aber nichts mehr davon da. Auch keine Skelette oder was ähnliches.
Nach einer Stunde wateten wir durch den Eingangstunnel wieder zurück zum Boot und fuhren zum Anleger beim Hotel.
Das war ein wirklich schöner Ausflug und diese Höhle hat sich bei mir im Unterbewusstsein sofort eingeprägt als guter sicherer Rückzugsort im Fall von was weiß ich für unangenehmen Entwicklungen.
Die nächsten Tage war ich meist mit meinen neuen Bekannten oder besser Freuden zusammen, entweder an einem Strand, am Pool, in Cafebars und Restaurants oder einfach in der schönen großen Hotellobby.
Wir haben zwar auch Spaß gehabt, uns aber viel über ernste Dinge unterhalten, und das war ja momentan die Corona-Geschichte. Einige waren wirklich sehr besorgt oder standen oft völlig neben sich, wenn sie an ihre Freunde und Familienmitglieder daheim dachten. Die Unterhaltungen waren geprägt von einer tollen Gesprächskultur: da ist niemand dem anderen ins Wort gefallen oder hat sich besonders profilieren wollen – es waren halt alles gebildete Leute. Viele Fragen wurden gestellt, die wir alle meist eh nicht beantworten konnten.
Ich hatte den Eindruck, dass meine Freunde meine besonnene ruhige Art bei all diesen Gesprächen geschätzt haben. Da spielt halt vielleicht doch die Altersweisheit und Lebenserfahrung gepaart mit großer Allgemeinbildung eine Rolle. Es kam mir vor, als hätte man mir langsam aber bestimmt die Rolle eines Anführers zugewiesen.
Ich bin sicher keiner von der Sorte, die als Besserwisser andere bequatscht. Aber wenn man mich was fragt, antworte ich immer gerne, wenn ich eine bestimmte Sache halt vielleicht zumindest ein bisschen besser weiß. Ich kenne da andere Kandidaten, die einem immer sofort ins Wort fallen und dann ihre Sprüche beginnen mit Formulierungen wie ‚Nein, denn ...‘ oder ‚Aber ...‘ oder auch mit ‚Hör mir mal gut zu! ...‘ oder ‚Das Eine sag ich Dir jetzt: ...‘.
Weil wir ja wirklich alle Zeit der Welt hatten, sind unsere Gespräche auch oft ins philosophische abgeglitten, und das soll nun auf keinen Fall negativ verstanden werden.
Es hat sich einfach ergeben, dass ich erklären durfte, warum ich überzeugter Atheist bin und alle Religionen sei es Christentum, den Islam oder auch das Judentum verabscheue.
Eine Theorie zur Entstehung der Religionen lautet:
„Jetzt gibt es einen Moment in der Menschheitsgeschichte, wo den ersten Individuen deutlich wurde, dass sie sterblich sind, dass sie verletzbar sind, und dass der Tod der definitive und endgültige Endpunkt in ihrer Entwicklung ist. Was haben diese Menschen in dieser Situation gefühlt und gedacht? Wie haben sie diesen Ängsten entkommen können? Es ging eindeutig nicht mehr so, dass sie das gleiche Muster wie bisher mit ihrem Angstmanagement verfolgen konnten – nämlich weglaufen oder angreifen. Aber jetzt stecken plötzlich die Ängste in uns drin, nämlich die Ängste vor der eigenen Vergänglichkeit. Und jetzt waren wir gefragt, wieder mit Hypothesen, aber ganz neuen Hypothesen zu arbeiten, um uns lebensfähig zu halten. Und in diesem Bereich dürfen wir vermuten, dass erste Jenseitsideen, erste Gottesvorstellungen sich entwickelt haben.“
Ein sehr anerkannter Hirnforscher ist überzeugt: Im Prinzip benötigte der Mensch in seiner Entwicklungsgeschichte eine Religion: „Er braucht etwas, weil er mit dem Transzendenten konfrontiert ist, mit großen Fragen, die ganz real sind, auf die er aber keine offensichtlichen Antworten finden, und da muss er jetzt aktiv werden und das ist Religion im weitesten Sinne.“
Also braucht er eine Religion, die ihm darüber hinweg hilft, dass er nichts weiß. Ein schöner Satz eines großen Denkers ist: ‚Wir wissen nur, dass wir nichts wissen‘.
Der Mensch merkt früh, vielleicht vor 50 000 Jahren, dass er nicht alles erklären kann. Ein bekannter Prähistoriker sagt dazu: „Ich habe schon sehr stark den Eindruck, dass es immer wieder so war, sich Dinge einfach begreiflich zu machen, und das, was man gar nicht verstehen konnte, in irgendeiner Form durch rituelle Handlungen, sich bestimmte Entwicklungen, auch des Klimas, der Umwelt, gewogen zu machen. Nicht umsonst ist ja eine exponentielle Zunahme des Religiösen mit der Sesshaftwerdung zu beobachten.“
Da schon haben die Menschen kleine Figürchen geschaffen, die sie Götter nannten.
Das war wie gesagt vor zigtausend Jahren.
Der Hinduismus ist die drittgrößte Weltreligion - und die rätselhafteste. Statt eines einzigen kennt sie zahllose Götter. Es gibt keinen Gründer, kein verbindliches heiliges Buch, keine Kirche, kein allgemeines Dogma. Manche sagen, der Hinduismus sei gar keine Religion.
Die Schwierigkeiten fangen schon bei den Ursprüngen an: Wann ist der Hinduismus entstanden? Niemand kann das genau sagen. Ein Gründungsereignis oder ein Stifter wie Christus, Abraham, Mohammed oder Buddha fehlen. Fest steht lediglich, dass irgendwann vor rund 4.000 Jahren im Indus-Tal - im Gebiet des heutigen Indien und Pakistan - eine Zivilisation blühte, deren Religion ein Vorläufer des heutigen Hinduismus war. Die Menschen verehrten Tiere, Pflanzen, eine Art Muttergottheit und andere, oft vielköpfig dargestellte Gottheiten. Erst die Arier brachten viel später die kriegerischen Götter mit.
Die Entstehung des Judentums vor etwa 3000 Jahren kam einer religiösen Revolution gleich. Erstmals glaubten Menschen nicht mehr an eine Vielzahl von Gottheiten, sondern nur noch an einen einzigen Schöpfer. Damit beginnt die Zeit der Schriftreligionen.
Obwohl sie nur ein kleines Volk sind, begründen die Stämme Israels eine Weltreligion, die auch Ausgangs- und Anknüpfungspunkt für Christentum und Islam ist.
Einen Gründer des Christentums gibt es nicht. Die Religion hat sich allmählich aus dem Judentum entwickelt.
Das Christentum verdankt zwar seinen Namen Jesus Christus. Doch seine ersten Anhänger haben sich gar nicht Christen genannt. Das Christentum geht zurück auf die Anhänger des jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazareth, ist also 2000 Jahre alt.
Jesus selbst war Jude, so wie alle seine Anhänger damals auch. Vermutlich wollte Jesus auch gar keine neue Religion ins Leben rufen. Wissenschaftler vermuten, dass er seine jüdischen Mitmenschen nur überzeugen wollte, dass sie ihren Glauben auch etwas anders verstehen und leben könnten als zuvor.
Ganz allmählich lebten sich die Anhänger des bisherigen Judentums und die Freunde von Jesus Botschaften immer mehr auseinander. So entstand ganz allmählich das Christentum.
Der Islam ist eine monotheistische Religion, die im frühen 7. Jahrhundert n. Chr. in Arabien durch den Mekkaner Mohammed gestiftet wurde. Muslime glauben nicht, dass der Islam vom Mohammed erfunden wurde. Sie glauben, dass der Engel Gabriel Allahs Worte an Mohammed weiter gegeben hat. Das nennt man Offenbarung. Mohammed wurde um 570 n. Chr. in Mekka in Arabien geboren. Er wuchs als Waise bei seinem Onkel auf, hütete Schafe und wurde Kameltreiber, schließlich Karawanen-Gehilfe bei der reichen 15 Jahre älteren Kaufmannswitwe Chadidscha, die er dann auch heiratete. Ab seinem 40. Lebensjahr trat er aufgrund seiner Visionen (er hat wohl damals schon zu viel gekifft) als neuer religiöser Lehrer und Führer auf, was ihm in seiner Heimatstadt Mekka erbitterte Feindschaft eintrug.
622 n. Chr. musste er mit seinen Anhängern nach Medina auswandern, arabisch "Hedschra" (Beginn der islamischen Zeitrechnung). Etwa zur gleichen Zeit verstarb seine Frau Chadidscha. Mohammed heiratete dann die sechsjährige Aischa, mit der er als neunjährige die Ehe vollzogen haben soll. Außerdem heiratete er weitere 11 Frauen und noch einige Nebenfrauen. Seinen Anhängern billigt er bis zu vier Frauen zu sowie den freien sexuellen Umgang mit den eigenen Sklavinnen und im Krieg erbeuteten Frauen. Sehr nett ...
Und auch sehr nett: wenn ein Muslim einen ‚Ungläubigen‘ – und das ist jeder Nichtmuslim – tötet, kommt er ins Paradies und ihm werden 100 Jungfrauen geschenkt. Ich sag dazu nur eines: Frauen dieser Welt! Haut jedem Idioten, der daran glaubt und das weiterverbreitet, gewaltig aufs Maul.
Ich hasse und verachte alle Religionsbegründer, Fanatiker und Anhänger solcher zutiefst gewalttätigen und bösartigen Gruppierungen. Da haben immer schon einige Leute, die sich für besser, klüger und stärker als ihre Mitmenschen halten, mit allen Mitteln versucht, andere zu unterjochen, zu manipulieren, zu bestehlen und zu regieren.
Soviel zum Thema Religionen, Toleranz und Gleichberechtigung der Menschen.
Keiner meiner Freunde und Gesinnungsgenossen hat meiner subjektiven Meinung widersprochen, und das finde ich gut.
Meine Grundprinzipen sind: das Leben leben und genießen, zufrieden mit der aktuellen Situation sein, wir können am Lauf der Dinge sowieso nichts ändern, nicht zuviel grübeln und hinterfragen, was wir ganz sicher nie verstehen werden, den guten Spruch beherzigen ‚was du nicht willst das man dir tu das füg auch keinem anderen zu‘.
So warten wir halt nun im Hotel und in der Umgebung bei schönstem Wetter auf das, was wohl noch kommt. Wir schauen ein bisschen die Nachrichten im Fernsehen an und lassen uns erst mal nicht in Panik versetzen.
Und dann passiert die Katastrophe!
Es kommen Meldungen in allen Nachrichten, dass da in China offensichtlich etwas schreckliches geschehen ist. Die Rede ist von einer gigantischen Nuklearexplosion genau im Zentrum jener chinesischen Provinz, in der das Virus ausgebrochen ist. Langsam kommen immer mehr Bilder rein, die meisten stammen von westlichen Beobachtungssatelitten, aus China und Asien kommt sehr rasch gar nichts mehr. Ich vermute, dass ein gewaltiger elektromagnetischer Impuls, der von solchen Explosionen ausgelöst wird, in einem großen Umkreis die Elektronik und Elektrotechnik zerstört hat und deshalb alle Nachrichtenverbindungen nicht mehr funktionieren. Auch die Computernetzwerke und Server dort sind sicher größtenteils unbrauchbar und außer Funktion.
Bei einer Luftexplosion einer Atombombe entstehen neben der typischen Explosionswolke Feuerball, Druckwelle und radioaktive Rückstände in der Atmosphäre.
Atomexplosionen entwickeln ihre größte Zerstörungskraft bei Zündung in der Luft. Ein weiterer Effekt einer Luftexplosion ist die größere Wirkung der Wärmestrahlung. Luftexplosionen kontaminieren den Boden im Zielbereich verhältnismäßig gering.
Ein riesiger Feuerball kühlt an seiner Stoßfront an seiner Oberfläche schnell auf etwa 3000 Grad Celsius ab und wird durchsichtig. Nach dem „Wegbrechen“ der Druckwelle kühlt sich der Feuerball weiter ab und beginnt sich aufgrund von Konvektion zu heben. Er reißt Staub und Asche mit in die Höhe. Die bekannte Pilzwolke („Atompilz“) entsteht. Die maximale Höhe der Pilzwolke hängt vor allem von der Explosionsenergie, ferner auch von der Detonationshöhe und von der Wetterlage ab. Nach Erreichen der Endhöhe kann sich die Wolke nur noch zur Seite ausbreiten. Und sie gelangt in die Troposphäre, die bis in eine Höhe von ungefähr 18 km reicht. Die bekannten Jetstreams verbreiten die Wolke mit allem, was sich darin befindet über den gesamten Erdball. Der größte Schaden wird in bebauten Regionen (Städte) durch die Explosionsdruckwelle angerichtet. Ungefähr ein Drittel der freiwerdenden Energie einer Atomexplosion wird in Form von Wärmestrahlung (einschließlich Licht) umgesetzt.
Zusätzlich werden in weitem Umkreis alle brennbaren Stoffe entzündet.
Als Fallout wird ein Gemisch aus verschiedenen radioaktiven Substanzen und Staub bezeichnet, das im Laufe der Zeit aus der Pilzwolke ausfällt oder durch Regen ausgewaschen wird. Der meiste Fallout wird bei Boden- oder bodennahen Detonationen erzeugt, wobei radioaktiv kontaminierter Staub durch die Druckwelle aufgewirbelt und gemeinsam mit der Pilzwolke in die Atmosphäre transportiert wird. Anders als die feinen Rückstände der Bombe, die über mehrere Monate sogar weltweit verteilt werden, fallen die gröberen Staubpartikel zum großen Teil schon nach einigen Stunden oder gar Minuten wieder aus. Bei Luftexplosionen fehlt diese kurzzeitige Komponente weitgehend oder vollständig, es dauert alles also viel länger. Solch tödliche Partikel werden damit nun eine ungewisse lange Zeit auf alles Leben auf der Erde herabregnen.
Wir alle waren entsetzt, schockiert, fassungslos!
Was war denn da passiert? Von da an hingen wir am Fernseher und haben doch keine wirklichen Erklärungen bekommen. Fast alle Meldungen stammten offensichtlich nur aus Europa und den USA – aus Asien kam nichts mehr. Und sie zeigten einfach nur ein Bild totaler Ahnungs- und Hilflosigkeit. Alle Reporter und auch die zu Wort kommenden Politiker und andere Entscheidungsträger sagten nur ‚wir wissen nicht, was gesehen ist und wie wir uns verhalten sollen‘. Es gab keine Ratschläge oder Anweisungen, immer nur ‚keine Ahnung – wir müssen bzw. können einfach nur abwarten und hoffen, dass es vielleicht nicht ganz so schlimm werden wird wie man befürchten muss‘.
Und unsere liebe Amis wiederholten nur ständig ‚Gott steh uns bei!‘. Na das soll er dann mal, der Gott der Ahnungs- und Hirnlosen.
Und natürlich haben sich auch sofort Heilsbringer, Gurus und Prediger aller Richtungen zu Wort gemeldet: Das ist das Ende der Welt! Gott bestraft uns für unsere Sünden! Betet!
Mir wird da übel. Ganz unabhängig von der Katastrophe, die sich da ereignet hat.
Irgendwann kamen Meldungen, dass offensichtlich irgend ein total Irrer in China auf den berühmten Knopf gedrückt hat, weil er und seine Komplizen gedacht haben, eine große nukleare Explosion würde das Virus weitgehend zerstören. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Ein Randschaden, Begleitschaden oder Kollateralschaden, der durch Rettungsmaßnahmen erst verursacht wurde, aber zur Erreichung des Ziels unabdingbar war, wurde offenbar in Kauf genommen.
Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt, aber denkbar wäre das schon.
Ich habe viele gute Freunde in China, die ich aus der Zeit kenne, als ich dort für ein Deutsch-Chinesisches Joint Venture in der Stadt Xian gearbeitet habe. Ich rufe da nun nach und nach einem nach dem anderen an, von denen ich eine Telefonnummer hatte.
Einer davon ist Michal. Ich erreiche ihn doch tatsächlich, aber die Verbindung ist sehr schlecht. Er sagt etwas von einer Katastrophe durch eine Bombe, es gäbe viele Tote, zwar nicht in seiner Heimatstadt Baoji aber wie er gehört hat in Shanghai und Beijing. Und er sagt etwas wie ‚die Regierung sagt es waren die Amerikaner‘. Dann bricht die Verbindung ganz plötzlich ab. Auch den Peter, ebenfalls aus Baoji, erreiche ich. Er ist ganz durch den Wind, ich verstehen kaum, was er sagt. Und auch diese Verbindung rauscht und kracht und bricht ab. Andere mir bekannte Rufnummern in China sind nicht erreichbar.
Was sollen und können wir tun? Eigentlich fast garnichts.
Wir sitzen meist schweigend zusammen, große Unterhaltungen kommen einfach nicht zustande, weil es angesichts der Situation ja auch keine großen Fragen und Antworten gibt – völlige Fassungslosigkeit.
Keiner will irgend etwas deuten oder vorschlagen, was man machen sollte.
Fliehen? Wohin denn – das Virus und die Kontamination erreicht auch uns früher oder später.
Schützen? Womit denn – wir wissen nicht, was uns wirklich bedrohen, infizieren oder umbringen kann oder wird.
Wir sehen die anderen Menschen in unsere Umgebung. Einige ältere Frauen brechen in Weinkrämpfe aus und laufen panisch hin und her, fangen ihre Kinder oder Enkel zusammen und wissen doch nicht, was sie machen sollen.
In den Nachrichten berichten sie auch von einer dramatischen Zunahme an Selbstmorden, eigentlich überall auf der Welt.
Die Menschen halten sich nun an keinerlei Schutzinstruktionen wegen des Virus mehr, es ist ihnen nun einfach scheißegal. Die Zahl der Infizierten und Toten steigt rapide. Gut ist jetzt nur (worüber berichtet wurde), dass man die Toten ganz schnell feuerbestattet.
Unsere Mienen sind wie versteinert, aber keiner bricht in Tränen oder Panik aus. Im Kopf jedes Einzelnen aus unserer Freundestruppe brodelt es aber ganz sicher. Das kann man spüren.
Wir rücken zusammen und nehmen uns gegenseitig oft in den Arm, meist wortlos.
Auch mein Gehirn arbeitet, aber ich finde keine Erklärung geschweige eine Lösung.
Jetzt entwickelt sich aber trotzdem bei mir das Bestreben, nicht einfach abzuwarten, sondern irgendeine Lösung zu suchen oder etwas zu tun, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint.
Es war halt bei mir schon immer so, dass ich – wenn etwas unvorhergesehenes Schlimmes passierte – nicht lamentiert habe und Erklärungen oder einen Schuldigen gesucht habe, sondern sofort der Gedanke im Kopf war ‚und was mache ich jetzt?‘.
Nun denk ich mir, dass vielleicht ein Rückzug in jene schöne Höhle, wo wir ja gemeinsam waren und die für einen Aufenthalt von 1, 2 oder 3 Wochen sicher bestens geeignet ist, keine schlechte Idee ist. Da wäre man zumindest ein bisschen vor Niederschlägen aller Art, seien es Virusse oder radioaktiver Staub, geschützt.
Man muss halt rasch soviel Vorräte an Lebensmitteln und Trinkwasser dorthin schaffen wie möglich. Und natürlich auch Matten, Tücher, Decken und was man sonst so braucht.
Ich werde jetzt mal in aller Ruhe mit meinen Freunden darüber reden – bin gespannt, ob sie sich mit der Idee anfreunden. Was sollen wir denn sonst machen? Im Hotel sitzen und einfach abwarten, was passiert? Das ist auch keine Lösung, besser zumindest irgend etwas tun.
Und es ist jetzt an der Zeit, dass ich meine Freunde und Leidensgenossen hier vorstelle. Da ist einmal der Bernhard aus der Schweiz. Er ist 45 Jahre alt und hat vor kurzem seine Frau verloren, sie starb an Krebs. Er ist ein sehr stiller aber sehr sympatischer Typ, hat meist ein Lächeln im Gesicht, wenn er mit uns hier zusammen ist. Er kam hier nach Mallorca, um ein bisschen abzuschalten. Und da ist dann die Marlies, knapp 40 Jahre alt, sie kommt aus Lindau und wollte auch einfach mal ein paar Tage raus aus ihrem normalen Trott. Auch eine nette Person und nicht unhübsch. Der nächste, der sich schnell zu uns gesellte, ist der Franz aus München. Er steht kurz vor dem Abi und kam für einige Tage hierher, weil er Spanisch in der Schule hat und in den kommenden Sommerferien vielleicht hier jobben will, bevor dann im Herbst die Uni ruft. Dann haben wir da noch die Hanna, eine junge blonde Studentin aus Hamburg, die sich hier mit einer Freundin verabredet hatte. Und das ist die Alice aus Lyon. Die beiden kennen sich von einem Schüleraustausch, der sie vor 4 Jahren zusammengebracht hat. Die Alice hat algerische Wurzeln und sieht reizend aus mit ihrem dunklen Wuschelkopf.
Mir gefällt, dass sie alle sehr freundliche und gebildete Menschen sind, mit denen man über viele verschiedene Themen reden kann.
Mit den anderen wenigen Gästen hier haben sie nicht allzu viel am Hut, das sind zumeist Rentner aus Deutschland und Österreich, die irgendwie zu einfach gestrickt sind und in den letzten Tagen vor dieser Katastrophenmeldung nur ab und zu an der Bar durch unmotiviertes lautes Gelächter aufgefallen sind.
Unser kleiner Freundeskreis bestand also aus 6 Personen, denen ich gesagt habe, wir sollten uns mal am Strand zusammensetzen, um ungestört von den anderen zu besprechen, ob und was wir nun am besten machen.
Wir haben uns ein paar Flaschen Rotwein und auch Mineralwasser geschnappt und sind zum Strand gegangen. Der war menschenleer. Es war bestes Wetter und wir haben es uns unter einem großen Sonnenschirm gemütlich gemacht. Totale fast beängstigende Stille, abgesehen vom leichten Plätschern der Wellen und dem Kreischen von ein paar Seevögeln.
Und oft ging unser Blick zum wolkenlosen Himmel, an dem wir aber noch nichts beunruhigendes entdecken konnten.
Dann hab ich angefangen, meine Idee zu erzählen.
Wir sollten uns in die Höhle zurückziehen, die wir miteinander besichtigt haben. In eine freiwillige Quarantäne. Nur wir 6.
Da könnte man vielleicht dem fall-out aus dieser schrecklichen Nuklearexplosion in China, den die jet streams auf der ganzen Welt verbreiten, für die erste Zeit entgehen. Denn in den Nachrichten wurde berichtet, dass eine großflächige Wolke von Asien aus in Richtung West, also Europa, zieht. Und eine weitere über den Pazifik in Richtung Nordamerika. Ich hab mal gelesen, dass dieser gefährliche fall-out gerade in den ersten Tagen alles kontaminiert und damit die Menschen vergiftet. Dieser Staub hat eine eher kurze Halbwertszeit von ungefähr 8 Tagen und die einfache Aufnahme in den menschlichen Körper über die Atemluft kann zu hohen Strahlendosen in der Schilddrüse führen. Starker Regen bringt den Mist schneller auf die Erdoberfläche, spült ihn aber relativ rasch fort, er wird dann irgendwann sicher in stark verdünnter Form in den Weltmeeren landen und die gefährliche Wirkung lässt relativ rasch nach. Ich hoffe, das das auch stimmt, was da die Wissenschaftler in langjährigen Untersuchungen und Simulationen festgestellt haben. Im Wetterbericht für die Balearen haben sie für die nächsten 14 Tage kurze, aber heftige Regenfälle vorausgesagt, das würde uns eigentlich in dieser Situation helfen.
Bezüglich des Corona-Virus hätte unsere Quarantäne auch den Vorteil, dass wir bestimmt nicht von irgend jemanden angesteckt werden können und der Virus – und das scheint eine gesicherte Erkenntnis der meisten Virologen weltweit zu sein – stirbt langsam, auch weil es ja hier bei uns wärmer ist als in vielen anderen Regionen.
Es ist natürlich trotzdem ungewiss, dass uns der Rückzug in die Höhle wirklich helfen wird, aber bevor wir nur rumsitzen und abwarten und in Lethargie und Panik verfallen, ist das vielleicht ganz gut.
Da müssen wir uns allerdings auch Gedanken machen, wie wir eine Zeit von vielleicht 2 bis 3 Wochen gut verbringen und uns beschäftigen, damit wir da nicht depressiv oder gar aggressiv werden.
Das werden wir schaffen, da bin ich sicher, denn unsere Truppe ist intelligent und stark.
Alle fanden die Idee gut und waren gleich voll dabei, Überlegungen anzustellen, was wir da brauchen und uns besorgen müssen.
Alice sagte auch gleich, man müsse bedenken, dass uns die verbliebenen Gäste und das Hotelpersonal und Einheimische beobachten werden und Fragen stellen und dann auch mitkommen wollten.
Bernhard fand diese Vorstellung nicht so gut, denn der Platz in der Höhle war ja einerseits beschränkt und andererseits ist es recht schwierig, zusätzliche Leute, die man nicht so sympathisch findet und denen man nicht so nahe steht, über längere Zeit voll zu integrieren, zumal sie vielleicht zu eigensinnig und nicht kompromissbereit sind.
Also werde ich den anderen Gästen und dem Personal raten, nach Palma zu fahren – vielleicht kann dort jemand was sagen oder helfen, es ist sicher besser in der großen Stadt, wo viel mehr Personen sich hoffentlich ein paar gute Gedanken machen, ob und was getan werden kann.
Der Franz, ein wirklich cleverer Bursche, meinte, dass man jenen Frischluftkanal oder auch Schornstein in der Grotte irgendwie abdecken müsse, damit von da nichts an Schadstoffen eindringen kann. Gute Idee – eine feste Plane oben auf diesem Hügel, wo dieses Loch ist, könnte man leicht anbringen, man muss da nur genügend Abstand realisieren, damit Luft rein- und auch raus kann. Franz bekam dann gleich die Spezialaufgabe, irgendwo im Ort so eine Plane und auch Seile, Haken und Werkzeug aufzutreiben. Er wollte dann sofort mit einem Motorroller vom Hotel, der normalerweise an Gäste verliehen wird, losdüsen.
Unser Brainstorming, wie wir das alles nun anstellen und was wir sinnvollerweise brauchen, war jetzt voll im Gang. Jeder hat da etwas Wichtiges beigetragen.
Zuerst mal natürlich Trinkwasser in großer Menge. Das gibt es in den Supermärkten hier in 5-Liter Kanistern. Da sollten wir schon 20 bis 30 Stück mitnehmen. Mindestens.
Und dann Lebensmittel, am besten Konserven und andere haltbare Sachen: Gemüse, Fertiggerichte, Fisch- und Fleischdosen, Knäckebrot, Nudeln, Tomatensoße, Obst in Dosen, Zucker, Salz, Oliven-oder Sonnenblumenöl, H-Milch.
Schokolade, Müsliriegel, Haribo Goldbären.
Und ein paar Kartons mit Rotwein, den mögen wir alle.
2 - 3 Flaschen Wodka können auch nicht schaden.
Unsere Kreativität war grandios und wir haben auch viel gelacht dabei.
Die tollen Mädels kamen auch auf Toilettenpapier, Tampons und Küchenrollen. Und auf Teller, Tassen, Gläser oder Becher und ein paar Töpfe.
Die Marlies nannte einen Gaskocher und jede Menge Kartuschen dazu. Und Taschenlampen und viele Batterien in allen Größen.
Beim Thema Toilettenpapier hab ich gesagt, dass wir sicher nicht einfach in eine Ecke machen oder ein Loch als Latrine benutzen, das würde uns sicher nicht behagen. Besser wir nehmen viele kleine Plastikbeutel mit so wie sie auch für Hundekacka verwendet werden. Die werden zugebunden und in einen großen kräftigen 120 Liter-Müllsack gegeben.
Von diesen Beuteln und Säcken nehmen wir viele mit.
Na und dann halt auch Seife, Shampoo, Zahnpaste, Aspirin, Jodtabletten, Pflaster, Cremes, Desinfektionsmittel und was uns sonst bei unseren Besorgungen ins Auge sticht.
Wir haben dann unsere Versammlung unterbrochen und begonnen, zu sondieren, wo wir was bekommen.
Und ich habe die anderen wenigen Gäste und die Einheimischen im Hotel der Reihe nach angesprochen und ihnen gesagt, unsere Truppe würde jetzt sehr rasch nach Palma aufbrechen, weil wir uns da mehr Hilfe und Sicherheit erwarten.
Die haben dann wirklich alle reagiert wie ich es erwartet habe: packen und in die Autos setzen und wegfahren. Auch das ganze Hotelpersonal. Alle Türen im Hotel blieben offen, die Küche und die Lagerräume ebenfalls, viele Schlüssel von irgendwelchen Fahrzeugen und Geräten waren auch noch da.
Und der Schlüssel von Paolos Motorboot an Hotelanleger ...
Denn Paolo ist auch weggefahren, zu seiner Familie sagte er, und dann weiter nach Palma.
Einem der Gäste, einem Holländer, der mit seiner Frau da war, habe ich einen Opel Corsa, wo der Schlüssel steckte, besorgt, denn er hatte kein Leihauto, konnte aber Autofahren. Er hat sich sehr bedankt und sie sind abgerauscht.
Damit konnten wir im Hotel ungestört hamstern und die besprochenen Sachen beim Bootssteg ablegen.
Es war niemand mehr da, der uns gefragt hat, was wir da machen.
Ich hab mir dann den Franz geschnappt, der ja recht gut Spanisch spricht, und wir sind durch den Ort gelaufen.
Es waren kaum mehr Leute zu sehen, weder auf den Straßen noch in den Geschäften. Mit diesen wenigen haben wir dann gesprochen und ihnen gesagt, dass fast alle schon nach Palma aufgebrochen sind. Sie haben diesen Exodus ja auch selbst gesehen. Und sie haben dann auch sofort beschlossen, das ebenfalls zu tun.
Nach ein paar Stunden sind wir wieder in den Ort gegangen und er war fast komplett verlassen.
Wir haben nur 2 alte Frauen getroffen, die wussten aber überhaupt nicht, was da los ist und haben gesagt, dass sie bleiben, obwohl der Rest der Familie weg gegangen ist.
In allen Läden und Geschäften war niemand mehr, sehr oft waren die Türen offen, das war eine panikartige Flucht.
Das war uns nur recht, denn so konnten wir uns ganz leicht mit all den Dingen eindecken, von denen wir vorher gesprochen haben.
Beim Hotel stand auch ein vollgetankter Pickup mit großer Ladefläche und Sitzplätzen für locker 5 Personen, die Schlüssel hingen in der Rezeption. Den hab ich gleich geschnappt, für unsere geplanten Besorgungen war der ideal.
Dann bin ich mal mit Bernhard mit Paolos Boot, noch unbeladen, zur Höhle gefahren, das sind etwa 20 km in nordöstlicher Richtung.
Dort angekommen, haben wir einen Pfad nach oben entdeckt, der nach 200 Metern an einem Feldweg endete, dieser Feldweg war auf jeden Fall mit dem Piciup zu befahren. Das Navi zeigte an, dass es 22 km bis zum Hotel sind.
Das ist nun allemal besser für unsere Materialtransporte als alles mit dem Boot zu transportieren.
Wir haben dann für den nächsten Tag eine gute Arbeitsteilung besprochen: Marlies, Alice und Hanna beladen beim Hotel das Auto und stellen ständig weiter Sachen bereit.
Ich fahr mit Bernhard und Franz den Feldweg bis zum Ende, wir laden gemeinsam ab, ich fahr wieder zurück und Bernhard und Franz bleiben da und bringen die Gegenstände nach und nach in die Nähe des Höhleneingangs.
So waren wir von der früh an den ganzen Tag gut beschäftigt.
Für den nächsten Tag wurde beschlossen, dass wir alle zu Höhle kommen und dann alle Sachen in die Höhle bringen. Dazu müssen wir halt mehrmals durch das brusthohe Wasser waten.
Wir haben im Ort auch eine sehr große saubere Plane gefunden, die wurde als erstes innen ausgebreitet und wir haben dann unser Zeug erst mal daraufgelegt.
Später werden wir auf dieser Plane unsere Schlafplätze einrichten, eine schöne ebene Stelle mit sandigem Untergrund gibt es.
Diese Aktion hat einen halben Tag gedauert.
Weil das so gut lief, bin ich mit den Jungs mit dem Piciup wieder zum Hotel gefahren und wir haben 6 von den Matratzen aus den Zimmern samt Bettzeugs zur Grotte transportiert. Na da haben wir es schon richtig bequem und warm.
Und dann gab es noch eine Tour, denn da waren beim Hotel noch 2 Tische und 4 Bänke, wie es sie in vielen Biergärten gibt.
Das ist doch nun optimal für einen längeren Aufenthalt.
Den ganzen Tag haben wir immer zum Himmel geschaut und auch die spärlicher werdenden Nachrichten verfolgt, um ja nicht vielleicht zu spät in der Höhle Unterschlupf zu nehmen.
Es sah noch alles ganz normal aus, keine Wolken oder irgendwelche Schleier am Himmel. Also haben wir beschlossen, dass wir erst am nächsten Tag in der Früh ‚umziehen‘.
Und wir wollen da ja auch noch die Öffnung in der Grottendecke mit der anderen Plane abdecken.
Den letzten Abend in Freiheit haben wir am Strand verbracht. Es war warm und sternenklar. Ein schönes Lagerfeuer und ein paar Flaschen Rotwein machten in Anbetracht der Situation eine gute Stimmung. Wir haben da auch nochmal überlegt, ob wir wirklich alle wichtigen Dinge beieinander haben. Alice sagte, dass wir alle die Kondome in den Läden überhaupt nicht beachtet haben. Großes Gelächter und Kommentare wie ‚wir sind doch alle sauber und gesund‘ und ‚es ist doch egal, falls eines unserer Mädels schwanger wird‘ hat keiner als unanständig empfunden. Ich meinte, dass leider nicht genügend Zeit war, um irgendwo nach einem Geigerzähler zu schauen wegen des gefährlichen fall-outs.
Nach der doch harten Schufterei mit dem Schleppen der Sachen konnten wir dann alle - noch im Hotel - einigermaßen gut schlafen.
Morgen geht es in die Quarantäne.
Los gehts! Bereits um 6 Uhr waren alle auf und voll bereit.
Bernhard und Franz mit auf die Ladefläche, da haben wir noch jede Menge Handtücher aus dem Hotel-Lager draufgepackt.
Die 20 km zum Ziel sind wir langsam gefahren, haben links und rechts die Gegend und auch den Himmel beobachtet.
Alles ruhig und nichts Beunruhigendes.
Obwohl heute Freitag der 13. ist.
Na dann ab durch den Zugang, watend, noch ein paar Sachen über dem Kopf haltend.
Als erstes haben wir eine Camping-Gaslampe in Betrieb genommen, die hat die Grotte recht ausgeleuchtet, zumal sich unsere Augen auch schnell an die Dunkelheit gewöhnt haben.
Die Mädels haben dann begonnen, alles drinnen ein bisschen zu ordnen, ich bin mit Bernhard und Franz wieder raus und nach oben geklettert, um die Plane zu fixieren.
Das war in einer halben Stunde gut erledigt, kein Sturmwind könnte sie so leicht wegblasen. Und wir haben schön Abstand gelassen, so dass eine Luftzirkulation zur Höhle gewährleistet war.
Und dann nix wie rein und drinbleiben für mindestens 3 Wochen, das haben wir uns vorgenommen.
Die Stimmung war ganz gut, auch weil wir noch sehr damit beschäftigt waren, es uns gemütlich zu machen. Und die Mädels haben angefangen, etwas zum Essen zu zaubern.
Vom Eingangstunnel her sah man einen kleinen Lichtschimmer, es war draußen ja heller Sonnenschein. Schaut gut aus, dass wir so zumindest immer wissen, ob es Tag oder Nacht ist. Auch ohne auf die Uhren zu blicken, von denen wir ein paar mit digitaler Zeit- und Datumsanzeige mitgebracht haben.
Dem Franz ist es gelungen, ein kleines Radio in Betrieb zu nehmen, nachdem er ein langes Kabel schon vorher vom Höhleneingang ins Innere gezogen hatte. Das hat als Antenne wirklich funktioniert. Jetzt hat er die Sonderaufgabe, uns allen die spanischen Meldungen zu übersetzen. Damit waren wir in den nächsten Tagen nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten.
Leider haben wir dadurch auch mitbekommen, dass sich überall auf der Welt die Lage ganz dramatisch zugespitzt hat.
Die Leute sind panisch, wissen überhaupt nicht mehr, was sie tun sollen, werden zunehmend aggressiv, es scheint das ganze Leben aus dem Lot zu geraten. In Krankenhäusern und bei Ärzten versuchen Einige, mit Gewalt Hilfe zu erhalten. Die es offensichtlich nicht gibt, wenn man die leeren Reden von Politikern und ihren Fachleuten im Radio hört.
Da schalten wir das Radio lieber die meiste Zeit aus und lassen die paar CDs spielen, die wir mitgenommen haben.
Dann war der Tag 1 auch schon fast vorbei und wir haben uns zum schlafen hingelegt. Alles war sehr bequem, jeder hatte eine tolle Matratze und gutes Bettzeugs.
Links und rechts neben mir haben sich Alice und Hanna eingerichtet, wir haben da dann noch länger leise gequatscht.
Bald war es ganz still, nur ein bisschen Wellenrauschen war zu vernehmen.
In der Nacht musste ich mal pinkeln. Gut dass wir eine kleine LED-Lampe dort aufgestellt hatten, wo man das am besten machen kann: wir haben vorher schon eine kleine Grube in der Nähe der Grottenwand ausgehoben (nicht für das große Geschäft – da verwenden wir ja die die kleinen Beutel). Und haben besprochen, dass man danach mit einem Eimer Wasser aus unserem Höhlensee ‚nachspült‘. Funktioniert soweit ganz gut und – welche Wunder – auch die Mädels konnten im Stehen pinkeln: mit den Händen an der Höhlenwand abstützen, Beine etwas auseinander und schon geht das. Weil sie auch schöne Miniröckchen anhaben .
Am Tag 2 hat uns um 8 Uhr mein Wecker aufgeweckt. Ich hab vorher schon gesagt, dass ein gewisser geordneter Rhythmus sicher gut ist. Also aufstehen, frisch machen und dann frühstücken. Wir saßen auf den Bierbänken am großen Tisch und es mangelte uns an nichts.
Und das ganze mit einem Blick auf unsere ‚Blaue Lagune‘ – so haben wir den Höhlensee getauft. Man gewöhnt sich ja schnell an die Dunkelheit, also keine Problem, auch ohne starke Gaslampen alles ganz gut zu sehen.
Bernhard machte dann den Vorschlag, wir sollten Plastiksäcke mit Sand füllen und mit diesen Sandsäcken am Zufluss von Meer einen Damm bauen. Damit könnten wir vielleicht verhindern, dass irgend ein Dreck aus dem fall-out, der sicherlich auf dem Meer niedergeht, in unsere Höhle in die Blaue Lagune fließt.
Sehr guter Vorschlag und ran an die Arbeit.
Alle waren voller Elan dabei, das hat Spaß gemacht. Mittags dann eine Pause mit Gemüseeintopf und Würstchen und ein Bierchen.
Bis zum Abend, als der Lichtschein von draußen fast weg war, haben wir ganz schön was geschafft, aber wir waren mit der Dammbreite noch nicht zufrieden. Also geht es morgen weiter.
Und wir gehen schlafen – die 2. Nacht hier in der Quarantäne.
Tag 3 15.03.
Und dann heute wieder nach dem Frühstück ganz entspannt Sandsäcke füllen und damit den Damm verbreitern – schaut schon gut aus, draußen sieht man das Wasser ganz langsam steigen und fallen und unsere Blaue Lagune bleibt relativ ruhig und konstant.
Die Nachrichten im Radio berichten von Ausgangssperren nicht nur auf Mallorca sondern nun schon überall in Europa. Restaurants müssen schließen, die Hotels auch, auch an Stränden soll bzw. darf man sich nicht mehr aufhalten und schon gar nicht gemeinsam mit Freunden. Es wurden auch schon einige Personen von der Polizei ermahnt und verwarnt. Und die Todesfälle häufen sich dramatisch, man hört, dass nur noch ganz schnell eingeäschert wird.
Da haben wir es eigentlich recht gut hier, außer dass es halt ziemlich dunkel ist.
Bis jetzt fühlen wir alle uns ganz wohl. Das liegt sicher auch daran, dass wir alle auf einer Wellenlänge ticken, keiner stellt sich in den Vordergrund, wenn es um kleine Entscheidungen geht, wird nicht lang diskutiert, wenn ein Vorschlag gut ist, sind alle eigentlich sofort dabei.
Und wir reden viel miteinander, jeder mit jedem, meist alle zusammen, aber auch in Zweiergesprächen.
Und so ergibt es sich, dass langsam einer nach dem anderen seine Lebensgeschichte erzählt. Und damit seinen Charakter offenbart.
Und es zeigt sich für mich, dass gerade unser Zusammenkommen ein Glücksfall ist – es hätte ja auch leicht irgend ein Idiot zu uns stoßen können.
Bernhard hat angefangen, von sich zu erzählen. Auslöser war, dass jemand ihn gefragt hat, wo eine Narbe am rechten Arm herstammt. Nicht schlimmes, aber halt sichtbar.
Er sagte, er ist früher mal der Kreissäge aus Unachtsamkeit zu nahe gekommen, denn er besitzt eine Schreinerei in der Schweiz bei Bern. Es war nicht so tragisch, denn seine Frau hat ihn damals sofort gut verbunden. Ja, und die ist leider vor 2 Jahren an Krebs verstorben, und das mit erst 41 Jahren. Er hat diesen Verlust dann gut weggesteckt, denn es war schon längere Zeit absehbar und er sagt, er ist sehr froh, dass ihr Leiden dann doch relativ schnell vorbei war. Sie hatten keine Kinder, aber doch viele gute nette Freunde und eine überschaubare Verwandtschaft. Er geht voll in seiner Arbeit als Schreiner auf und ist auf die Herstellung von modernen Echtholzmöbelstücken spezialisiert. Aber ein wichtiger Teil seiner Aufträge sind Einbaumöbel und Küchen in Privathäusern. Davon kann er gut leben, denn er hat keine großen Ansprüche. Er liebt das Wandern und Reisen, wenngleich er noch keine Weltreisen in ferne Kontinente gemacht hat. Das soll aber noch kommen. Er ist nach Mallorca gekommen, weil er Sehnsucht nach ein bisschen mehr Wärme und Sonnenschein hatte. In der jetzigen Situation ist er sehr froh, dass er mit uns offensichtlich gute und nette Leute getroffen hat – mit den normalen Pensionistenurlaubern hatte er nicht viel am Hut, denn er wollte mit solchen Leuten nicht ständig über Wehwehchen und Krankheiten und ähnliches reden müssen.
Da hat Marlies gelacht und gesagt, dass es ihr genauso geht. Sie sagt, sie ist ein etwas in sich gekehrter Mensch und deshalb liebt sie ihre Gärtnerei, da kann sie mit den Blumen sprechen. Weil es da momentan nicht so viel zu tun gibt – die Frühlingssaison geht erst im April los – wollte sie auch die Sonne genießen und die speziellen Pflanzen und Blumen auf Mallorca näher studieren.
Sie ist Single und lebt mit ihrer Mama am Bodensee in einem kleinen Häuschen inmitten der Gärtnerei. Und die Mama hält die Stellung dort, ganz allein, und das bereitet ihr schon ein bisschen Kummer, denn sie kann sie recht schlecht telefonisch erreichen.
Sie ist keine Panikerin, deshalb sagt sie ‚ich kann eh nichts machen, es wird schon alles wieder gut werden‘.
Und sie sagt auch, dass sie uns alle recht mag und deshalb nicht so verzweifelt sei, weil sie nun eben nicht allein ist.
Da hab ich sich gleich mal in den Arm genommen und gedrückt.
Während unseres Abendessens – noch relativ gut essbares Brot, Schinken, Salami, Tomaten, Gurken – ging unsere Unterhaltung weiter. Bei gutem Rotwein, den alle mögen.
Der Franz, eigentlich ein stiller Bursche, hat von seiner Zeit in der Schule berichtet, er steht ja kurz vor dem Abitur. Seine Freunde sind ihm oft zu aktiv mit allerhand Blödsinn im Kopf, da hält er sich meist raus. Er hat eine Freundin seit 1 Jahr, aber die Beziehung ist nicht sehr intensiv, weil sie so 30 km entfernt wohnt. Und er meint auch, für eine richtige Bindung ist es viel zu früh. Er konzentriert sich da momentan lieber auf die Schule, da ist er ganz gut und es macht ihm Spaß. Ab Herbst will er dann Pharmazie studieren, sein Onkel hat eine Apotheke, er ist also ein wenig vorbelastet. Und im Sommer, bevor es dann mit der Uni losgeht, will er halt ein bisschen jobben, irgendwas, wo er sein Spanisch verbessern kann, deshalb schaut er sich gerade auf Mallorca um. Das ist nun leider ganz schön doof, dass er nicht mit Einheimischen reden kann.
Und dann erzählt die Alice aus Lyon von sich. Die Alice hat algerische Wurzeln – vielleicht ist sie deshalb so quirlig - und sieht reizend aus mit ihrem dunklen Wuschelkopf und der wunderschönen Hautfarbe und das ist relativ helles Schokoladen-Milchshake-Braun. Und sehr gepflegt aber natürlich, die braucht keine Schminke und das ganze Zeug aus einem Kosmetikstudio. Sie erzählt dann, dass sie verheiratet sei mit einem Typen, der recht schnell nach der Hochzeit sein ganzes Verhalten geändert hat: er hat sie wegen Kleinigkeiten oft beschimpft, auch schon mal leicht geschlagen, macht was er will. Sie hat es schwer bereut, diesen Mann nach nur 4 Monaten sofort zu heiraten, dabei haben ihre Freundinnen sie gewarnt. Er sieht gut aus, sehr sportlich, ein echter Macho. Jetzt ist sie ausgezogen, abgehauen, und will mit ihrer Freundin Hanna, das ist eine Studentin aus Hamburg, die sie von einem Schüleraustausch kennt, überlegen, was und wie sie es am besten machen soll. Gut, dass sie wirtschaftlich unabhängig ist von dem Typen, sie hat einen tollen Job als Verkaufsleiterin eines bekannten großen Modehauses. Da kann sie sich leicht wieder eine eigene Wohnung nehmen. Am liebsten dann an der Cote d’Azur, da hat ihre Firma eine Filiale und sie kann dort die Geschäftsführerin werden.
Damit könnte sich auch Hanna anfreunden, denn auch sie liebt die Gegend und speziell Cannes, sagt sie. In so 2 Jahren wird sie ihr Studium in Hamburg abschließen und will dann versuchen, eine Stelle als Referendarin in Cannes oder Nizza zu bekommen.
Das ist ihr Traum und weil sie fließend Französisch spricht, ist sie da sehr zuversichtlich, dass das klappt. Sie ist Single und will das auch noch einige Zeit bleiben. Aber sie ist kein Kind von Traurigkeit und hat deshalb auch nichts gegen kleine Romanzen .. Dabei lacht sie und verrät keine weiteren Details.
Als ich dann einwerfe, dass ich jetzt nur darauf warte, dass die beiden in Cannes wohnen und ich dann auch wieder dorthin ziehe, ging die Unterhaltung erst richtig los. Denn sie wollten wissen, was ‚wieder‘ bedeutet. Da hab ich dann etwas aus meinem bewegten Leben erzählt.
Ich wohnte bis 2007 in Wien, im schönen Ortsteil Grinzing. War ja wunderbar dort, aber das unbeständige und meist kühlere Wetter im Vergleich mit der Cote d’Azur hat einen vielleicht für Viele ungewöhnlichen Entschluss reifen lassen: Ich ziehe um nach Cannes! Nachdem ich als freiberuflicher Konsulent für Luftfahrttechnologien und Werkstoffe ja eh vom Homeoffice aus gearbeitet habe war es egal, wo das ist. Internet gibts ja überall.
Und da kam mir noch eine gute Idee: Ich schalte eine Anzeige in der Riviere Zeitung und biete meine Dienste als Hausverwalter oder ‚Gardien‘ an – vielleicht meldet sich ja ein Besitzer einer großen Villa, der nicht oft selbst dort ist (da gibt es einige) und stellt mich als Verwalter oder Wächter ein.
Ich kann einigermaßen Französisch, bin technischer Allrounder, ein Organisationstalent und flexibel.
Flexibel weil Single – meine Ex Nr. 2 Katarzyna und ich haben uns vor 6 Monaten im besten Einvernehmen getrennt.
Das war im Dezember 2007.
Und ihr werdet es nicht glauben: schon 2 Wochen später bekomme ich einen Anruf von einem Interessenten, der mich so rasch als möglich persönlich kennenlernen wollte. Es war ein Österreicher, der dort die meiste Zeit lebt, und kurzfristig mit seinem Privatjet nach Innsbruck kommen wolle, weil er da noch entfernte Verwandtschaft hat. Wir haben uns dann am Flughafen im Café verabredet, dort getroffen, und darüber gesprochen, was er sich vorstellt und was meine Vorstellungen wären.
Für ihn war wichtig, dass immer jemand vor Ort ist, besonders während seiner beruflichen Abwesenheiten aber auch in der Zeit, wo er da sei. Jemand, der ihm ein bisschen das Gefühl der Sicherheit vermittelt, denn er wohnt seit einiger Zeit alleine in einer großen Villa im Ortsteil SuperCannes mit großem Grundstück, tollen Pool und grandiosem Meeresblick.
Da wäre auch immer wieder mal was zu reparieren, zu warten, zu renovieren. Muss ich nicht selbst alles machen, sondern nur im Bedarfsfall die entsprechenden Handwerker bestellen und alles überwachen. Und es gäbe einen Gärtner, der 2 x die Woche kommt und dem ich wenn notwendig zur Hand gehen solle.
Er meint, es wäre sicher kein Full-Time-Job, da bliebe mir noch viel Zeit für meine eigenen Dinge (ich hab ihm von meiner Beratungstätigkeit erzählt).
In der großen Villa gäbe es eine etwas abgetrennte 2-Zimmer-Wohnung mit Küche, Bad, eigener Terrasse und eigenem Eingang, aber direktem Zugang zum gesamten Haus, zur Garage und zu Dachterrasse.
Sein Vorschlag war dann: umsonst bei ihm wohnen und monatlich 1000 Euro bar auf die Hand, auch Platz in der Garage für mein Auto.
Da hab ich doch gar nicht lange überlegen müssen und von meiner Seite sofort zugesagt.
Auch er hat offensichtlich spontan Gefallen an mir (als ‚Verwalter und Wächter‘ !!) gefunden und wir waren uns einig.
Mit der mündlichen Vereinbarung, dass jeder mit 4 Wochen Vorwarnung das beenden könne aus welchen Gründen auch immer.
Als Starttermin haben wir uns auf den 3. Januar 2008 geeinigt.
Alle wollten nun wissen, wie meine Geschichte weitergeht. Ich hab sie auf den nächsten Tag vertröstet, weil es inzwischen schon recht spät war.
Zeit zum Schlafen am Tag 3.
Tag 4 16.03.
Marlies war als erste munter und hat Kaffee gemacht, der Duft hat die anderen auch schnell aus ihren Betten getrieben.
Jetzt gibts dann Müsli und Joghurt, das muss langsam aufgegessen werden, weil wir ja keine richtige Kühlmöglichkeit haben.
Ein bisschen Ordnung machen, die Bettdecken ausschütteln, und schon sitzen wir wieder alle bei einer weiteren Tasse Kaffee am Tisch beisammen.
Und alle warten schon gespannt auf die Fortsetzung meiner Geschichte von Cannes.
Ja – ich bin also Anfang Januar 2008 mit dem Auto, voll beladen mit meinen wichtigsten Habseligkeiten wie Computer, Drucker, Klamotten und Schuhe, einer dicken Mappe mit allen Dokumenten, abgefahren. Möbel ließ ich alle noch in der Wohnung, denn die hab ich zwar gekündigt aber da ist eine 3-monatige Kündigungszeit. Und mein ‚Patron‘ hat ja versichert, dass meine neue Wohnung mit Terrasse und Meeresblick einfach aber komplett eingerichtet sei.
Nach 11 Stunden Fahrt kam ich dann bei strahlendem Sonnenschein in der Villa an und wurde von Monsieur K. schon erwartet.
Meine Wohnung dort war echt ein Hit, besonders der Ausblick.
Die Haushälterin Amelie lernte ich auch gleich kennen – eine schwarze Perle von der Elfenbeinküste. Die hatte alles ordentlich sauber gemacht und auch ein schönes Bettzeug aus dem Fundus des Patrons vorbereitet.
Noch 1 Glas guten Rotwein mit Monsieur in seinem Salon und die Verabredung für den nächsten Tag um 8 Uhr, da wollte er mir alles im und ums Haus zeigen.
Die erste Besichtigung am nächsten Morgen hat schon mal 3 Stunden gedauert, denn die Villa ist ganz schön groß.
Und in der wohnt der Patron ganz allein, seine Exfrau sei vor 2 Jahren ausgezogen und wohnt nun in ihrer eigenen Villa in Mougins. Die schwarze Perle Amelie kommt jeden Wochentag von 9 bis 14 Uhr und hält alles gut in Schuss.
Beim Rundgang hab ich schon Kleinigkeiten entdeckt, wo ich was tun kann: Lampen erneuern, Schalter neu befestigen, in einigen Bädern mit Silikon ein bisschen abdichten, Filter in den Klimaanlagen-Öffnungen rausnehmen und reinigen, den tollen Pool etwas renovieren (lose Mosaiksteinchen), das Dampfbad in Gang setzen, und sonst noch was ähnliches. Halt ein so richtig anstrengender Job.
Ach ja: und die Alarmanlage mit vielen Infrarot-Sensoren auf dem Grundstück überprüfen lassen, denn da gab es einige Fehlalarme in den letzten Monaten.
Ab 12 Uhr kann ich dann machen, was ich will – Freizeit an der Cote d’Azur. Und die hab ich in vollen Zügen genossen.
Bis November 2008. Denn da kam ein neues - mein Leben etwas veränderndes - Ereignis auf mich zu.
Und zwar durch einen Anruf meines Freundes Chris, der ebenfalls in Sachen Luftfahrttechnologien als Berater in aller Welt unterwegs ist.
Er sagte am Telefon ‚hey Willi, one of my clients from China need you as General Manager for a plant for aircraft overhaul‘.
Ich sagte, dass ich gerade im Paradies angekommen sei und gedenke, dort meinen vorgezogenen Lebensabend zu genießen.
Er hat mich noch 2 mal gedrängt, mir das wenigstens zu überlegen, der Job sei gut bezahlt und eine Herausforderung.
Nach seinem dritten Anruf habe ich zugestimmt, hin zu fliegen nach Xi’an in China, um mir das mal anzuschauen. Prompt kam die offizielle Einladung und das Flugticket, also bin ich noch Ende November hingeflogen.
Die Manager dort haben mich schon sehnsüchtig erwartet, mein guter Ruf ist mir da schon vorausgeeilt. Die Aufgabe war wirklich sehr interessant und auch die Gage konnte sich sehen lassen. Also habe ich nach kurzer Bedenkzeit zugesagt und mir gedacht ‚das Paradies in Cannes läuft mir nicht weg, da komm ich halt nach 1 – 2 Jahren wieder zurück, wenn der Laden in China läuft‘.
Als dann auch schon nach 2 Tagen ein guter Vertrag bei mir einging, war die Sache geritzt.
Mein Monsieur K. war nicht sehr begeistert, als ich ihm das gesagt habe, aber er hat Verständnis gezeigt. Also habe ich meine Habseligkeiten gepackt und in einem Self Store deponiert und bin Ende Dezember nach Xi’an geflogen, um im Januar dann mit meiner Tätigkeit als General Manager zu beginnen.
Jetzt wollten alle natürlich wissen, wie es dann weiterging. Ich habe sie auf den Abend vertröstet und wir haben uns gemeinsam anderen Dingen zugewendet.
Unser Franz hat die Meldungen aus dem noch funktionieren Radio übersetzt. Wie zum Beispiel, dass die Yachten der Superreichen Europa verlassen haben in Richtung Südatlantik und Südpazifik. Ob das helfen soll?
Die Fallzahlen und Todesopfer steigen rapide an, sowohl verursacht vom Virus als auch einer nuklearen Strahlenbelastung.
Es werden keine Unruhen beobachtet oder gemeldet sondern überall nur stilles Entsetzen und Resignation.
Verlässliche Meldungen aus Europa und anderen Ländern und Kontinenten kommen nur noch spärlich herein. Der Radiosender teilt mit, dass er seinen Betrieb einstellen muss und ab jetzt nur noch Nachrichten von einem Festlandssender in Barcelona weiterleiten kann.
Keine Hilfe in Sicht.
- Citation du texte
- Wilhelm Grimm (Auteur), 2025, 2021. Schöne Neue Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1598094