Wahrheit und Wissen sind zentrale und aufeinander reflexiv bezogene Kategorien der Erkenntnistheorie.
[...] Erkennen ist dabei die Tätigkeit, die zum Wissen führt, insofern es eine Begründung gibt, welche eine objektive und begründete Gewissheit der Wahrheit zulässt.
[...] Um die Brüchigkeit der Reflexivität von Erkennen und Wissen aufzuzeigen, werden anhand verschiedener skeptische Argumentationen deren epistemologische Gehalte aufgezeigt werden, da der Skeptizismus mittels Zweifel und Infragestellen dort ansetzt, wo Wissensanspruch erhoben wird. Das bedeutet nichts anderes als zu prüfen, in welchem Maße der Skeptizismus – ob nun durch programmatische Verneinung oder Unentscheidbarkeit bei der Frage nach gesicherter und nachweisbarer Möglichkeit von Erkenntnis – einen Beitrag zum Erkennen der Welt liefert. Diese Arbeit wird die Kernargumentationen von Marcus Tullius Cicero, Sextus Empiricus und Francisco Sanchez hinsichtlich deren Erkenntniskritik untersuchen.
Anfangs werden dazu die drei Denker geschichtlich verortet sowie deren jeweilige philosophiehistorischen Kontexte und deren Verhältnis zum Diskurswissen skizziert. [...] Die Ciceronische Erkenntniskritik an den Stoikern ist dabei nicht rein destruktiv, sondern konstruiert ebenso einen Gegenentwurf,[...] In diesem Zusammenhang werden die Rolle und Funktion der Sinnesorgane, die des Geistes sowie Formen unterschiedlicher Perzeptionswirklichkeiten und die daraus abgeleitete Notwendigkeit der Nichterkennbarkeit der absoluten Wahrheit und des sicheren Wissens [...] Da sowohl die pyrrhonische als auch
die akademische Skepsis als eigenständige, ausgereifte Skeptizismusschulen mit unterschiedlichen (negativen) Erkenntnismodellen gelten, werden im letzten Teil dieser Abhandlung die skeptischen Argumentationslinien des Francisco Sanchez´ an den vorher thematisierten Erkenntnismodellen gemessen. Damit soll gezeigt werden, ob Sanchez epistemologisch eigenständig operiert oder ob er eher die bestehenden Formen des Skeptizismus adaptiert, um sie als Mittel zur Umsetzung seiner Ideale zu verwenden.
[...]wird gezeigt werden, dass der Skeptizismus zwar die erkenntniskritische Position schlechthin einnimmt, dass aber diese Haltung des Zweifels durchaus konstruktiv sein kann und sich (oftmals) nicht darauf beschränkt, Erkenntnisversuche ein für allemal zu beerdigen, sondern als konstruktives Gegenargument den antithetischen Impetus für weitere Erkenntnisse liefern kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Hauptteil.
- Historische Einordnung und Unterschiedlichkeit skeptischer Herangehensweisen.
- Akademische Skepsis.
- Pyrrhonische Skepsis.
- Francisco Sanchez
- Schlussbetrachtung
- Bibliographie
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Tertiärliteratur
- Endnoten - Bemerkungen und Verweise des Verfassers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den epistemologischen Gehalt skeptischer Argumentationen, indem sie die Schriften von Sextus Empiricus, Cicero und Francisco Sanchez analysiert. Sie soll dazu beitragen, die epistemologischen Gehalte skeptischer Argumentationen aufzuzeigen und zu klären, inwieweit der Skeptizismus einen Beitrag zum Erkennen der Welt liefern kann.
- Historische Einordnung der Skepsis und deren unterschiedliche Herangehensweisen
- Analyse der Erkenntniskritik bei Cicero, Sextus Empiricus und Francisco Sanchez
- Untersuchung der epistemologischen Besonderheiten der akademischen und pyrrhonischen Skepsis
- Die Rolle des Zweifels und der Infragestellung in der Skepsis
- Der Beitrag der Skepsis zur Erkenntnisgewinnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den philosophischen Kontext der Arbeit dar und erläutert die Bedeutung von Wahrheit und Wissen für die Erkenntnistheorie. Die Rolle der Skepsis bei der kritischen Hinterfragung von Wissensansprüchen wird hervorgehoben.
- Hauptteil: Der Hauptteil der Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Herangehensweisen der Skepsis, beginnend mit einer historischen Einordnung von Cicero, Sextus Empiricus und Francisco Sanchez. Der Fokus liegt auf den Texten dieser Denker und ihrer epistemologischen Argumentationen. Im Einzelnen wird die akademische Skepsis (Cicero) und die pyrrhonische Skepsis (Sextus Empiricus) dargestellt. Anschließend werden die skeptischen Ansichten von Francisco Sanchez im Lichte der vorangegangenen Theorien analysiert.
Schlüsselwörter
Skepsis, Erkenntnistheorie, Epistemologie, Wahrheit, Wissen, Zweifel, Infragestellung, Cicero, Sextus Empiricus, Francisco Sanchez, Akademische Skepsis, Pyrrhonische Skepsis, Dogmatismus, Erkenntniskritik
- Citation du texte
- Martin Gliemann (Auteur), 2010, Der epistemologische Gehalt skeptischer Argumentationen bei Cicero, Sextus Empiricus und Francisco Sanchez, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159835