Obwohl die Auslandsberichterstattung zu den Bereichen gehört, die medienwissenschaftlich gut erforscht sind, lassen sich empirische Untersuchungen zur Berichterstattung über Wahlkämpfe und Wahlen im Ausland seltener finden. Das bemängelte der Medienwissenschaftler und Empiriker Jürgen Zeh bereits 1992, als er sich explizit zu fehlenden Untersuchungen von Berichten über Wahlkämpfe und Wahlen im Ausland äußerte: Er finde diesen Zustand verwunderlich, weil Wahlen für Gesellschaft und Staat eine so wichtige Funktion zukomme. Somit müsse die Analyse der Berichterstattung über Wahlkämpfe in anderen Ländern besonders dafür geeignet sein, Aussagen darüber abzuleiten, wie die Presse über die politische Kultur und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eines Landes informiere.
Daran hat sich bis heute wenig geändert. Zwar sind in den vergangenen 17 Jahren einige Studien zur Berichterstattung über Wahlen im Ausland entstanden – im Vergleich zum Gros der Studien über Auslandsberichterstattung ist ihre Zahl jedoch immer noch verschwindend gering. Was darüber hinaus in der Literatur fehlt, und wo diese Diplomarbeit ansetzen will, ist eine detaillierte Analyse der deutschen Medien, die über den Wahlkampf in Amerika berichten. Selbst eine ausführliche und ausgedehnte Literaturrecherche hat keine Untersuchung zu Tage gefördert, in der die deutsche Berichterstattung zu diesem Thema ausführlich analysiert worden wäre. Diese Forschungslücke soll mit der vorliegenden Arbeit – zumindest was den Wahlkampf um das Amt des 44. Präsidenten der USA angeht – geschlossen werden.
Die Auslandsberichterstattung der Medien ist für deren Rezipienten neben eigenen Erfahrungen durch Besuche vor Ort und Berichten aus zweiter Hand die Grundlage dafür, dass sie aktuelle und überdauernde Vorstellungen von fremden Ländern und deren Bewohner entwickeln können. Daraus ergibt sich, dass Auslandskorrespondenten mit ihrer Berichterstattung die politischen Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen im eigenen Land beeinflussen können. Aus diesem Grund möchte die vorliegende Diplomarbeit sich in einer explorativen Querschnittanalyse folgender Forschungsfrage widmen: Wie berichteten die deutschen überregionalen Tageszeitungen über den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2008?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz des Themas und Problembeschreibung
- Zielsetzung und Forschungsfrage
- Aufbau der Arbeit
- Wirklichkeitskonstruktion durch die Medien
- Unterschiedliche Positionen in der Realitätsdiskussion
- Folgen der mediatisierten Wirklichkeitskonstruktion
- Agenda-Setting
- Theorie und Bedeutung
- Intervenierende Variablen
- Agenda-Setting auf zweiter Ebene
- Auslandsberichterstattung
- Begriffliche Abgrenzungen
- Auslandsjournalismus und Auslandsberichterstattung
- Auslandsjournalismus und Reisejournalismus
- Entwicklung und Funktion
- Aktueller Forschungsstand
- Studien zur Auslandsberichterstattung
- Studien zur Berichterstattung über Wahlen im Ausland
- Probleme und Herausforderungen
- Qualität in der Berichterstattung
- Die Qualitätsdimensionen nach Haller, Schatz und Schulz
- Das Qualitätskriterium Objektivität
- Inhaltliche Tendenzen in der Berichterstattung
- US-Berichterstattung über den Wahlkampf 2008
- Allgemeine Wahlkampfberichterstattung
- Kandidaten in der Berichterstattung
- Tendenzen in der Berichterstattung
- Themen in der Berichterstattung
- Grundlagen der Untersuchung
- Die überregionalen Tageszeitungen
- Süddeutsche Zeitung
- Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Frankfurter Rundschau
- Der Präsidentschaftswahlkampf in Amerika
- Besonderheiten des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes
- Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf 2008
- Weltpolitischer Hintergrund
- Wahlkampfspezifische Ereignisse
- Konzeption der empirischen Untersuchung
- Inhaltsanalyse als Methode
- Definition der Inhaltsanalyse
- Prozess der Erkenntnisgewinnung
- Konzeption der vorliegenden Inhaltsanalyse
- Besonderheit der vorliegenden Untersuchung
- Untersuchungszeitraum
- Untersuchungsgegenstand und -einheit
- Hypothesenbildung
- Hypothesen zur Berichterstattung allgemein
- Hypothesen zur Berichterstattung durch Auslandskorrespondenten
- Hypothesen zur Themenagenda in der Berichterstattung
- Hypothesen zu inhaltlichen Tendenzen in der Berichterstattung
- Kategorienbildung
- Reliabilitätstest
- Durchführung der Inhaltsanalyse
- Ergebnisse der Untersuchung
- Umfang der Berichterstattung
- Präsentation der Berichterstattung
- Positionierung in der Zeitung und Beachtungsgrad
- Darstellungsformen
- Beitragsurheber
- Agenda-Setting
- Anlässe für die Berichterstattung
- Aufgegriffene Themen
- Themenentwicklung im Verlauf der Beobachtungswochen
- Qualitätskriterien
- Trennung von Nachricht und Meinung
- Strukturelle und inhaltliche Vielfalt
- Tendenzen in der Berichterstattung
- Skandalisierung in der Berichterstattung
- Negativismus und Konflikthaltigkeit in der Berichterstattung
- Personalisierung in der Berichterstattung
- Personalisierung in den Bildern
- Personalisierung in den Überschriften
- Personalisierung in den Beiträgen
- Prüfung der geschlossenen Hypothesen
- Hypothesenprüfung zur Berichterstattung allgemein
- Hypothesenprüfung zur Korrespondentenberichterstattung
- Hypothesenprüfung zur Themenagenda
- Hypothesenprüfung zu inhaltlichen Tendenzen
- Beantwortung der Forschungsfrage
- Inhaltliche Forschungsfragen
- Beantwortung der strukturellen Forschungsfragen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Berichterstattung über den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2008 in überregionalen deutschen Tageszeitungen. Das Ziel der Untersuchung ist es, die Inhalte der Berichterstattung zu analysieren und die Rolle der Medien bei der Konstruktion der öffentlichen Meinung zu untersuchen.
- Wirklichkeitskonstruktion durch die Medien
- Agenda-Setting
- Auslandsberichterstattung
- Qualitätskriterien in der Berichterstattung
- Tendenzen in der Berichterstattung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas, die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit erläutert. Kapitel 2 befasst sich mit der Wirklichkeitskonstruktion durch die Medien und den unterschiedlichen Positionen in der Realitätsdiskussion. Kapitel 3 behandelt die Theorie und Bedeutung des Agenda-Settings. Kapitel 4 konzentriert sich auf die Auslandsberichterstattung, ihre Entwicklung, Funktion und aktuelle Forschungsstände. Kapitel 5 diskutiert die Qualitätskriterien in der Berichterstattung und beleuchtet das Qualitätskriterium der Objektivität.
Kapitel 6 präsentiert eine allgemeine Übersicht über die US-Berichterstattung über den Wahlkampf 2008. Die Arbeit führt dann im Kapitel 7 die Grundlagen der Untersuchung aus, beschreibt die überregionalen Tageszeitungen, die analysiert wurden, und beleuchtet die Besonderheiten des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes 2008. Kapitel 8 beschreibt die Konzeption der empirischen Untersuchung und die Methode der Inhaltsanalyse.
Kapitel 9 präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung, die die umfassende Berichterstattung über den Wahlkampf in den ausgewählten Tageszeitungen analysiert, die Agenda-Setting-Funktion der Medien untersucht und verschiedene Qualitätskriterien sowie Tendenzen in der Berichterstattung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: amerikanischer Präsidentschaftswahlkampf 2008, deutsche Printmedien, Inhaltsanalyse, Wirklichkeitskonstruktion, Agenda-Setting, Auslandsberichterstattung, Qualitätskriterien, Objektivität, Tendenzen, Personalisierung, Negativismus, Skandalisierung. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Analyse der Berichterstattung über die beiden Kandidaten Barack Obama und John McCain sowie deren wichtigsten Wahlkampfereignisse.
- Quote paper
- Heike Schmieder (Author), 2009, Der amerkanische Präsidentschaftswahlkampf 2008 in den deutschen Printmedien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159896