Im Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Auf einem Wahlplakat wird ‚Leben in Würde’ politisch versprochen. Bis vor nicht allzu
langer Zeit galt der Grundsatz: „Die schrankenlose Durchleuchtung persönlicher Verhältnisse durch Fragebogen verstößt gegen Art. 1 Abs. 1. Es ist mir der Menschenwürde unvereinbar, ‚wenn von jemandem ohne Grund Lichtbilder und Fingerabdrücke in einer Kartei der Polizei aufbewahrt werden.“
Was bedeutet der Begriff Würde, wenn er fast schon inflationär und scheinbar ohne Notwendigkeit der näheren Erläuterung, selbstverständlich, quasi selbsterklärend gebraucht wird?
Anscheinend wird ‚Würde’ als universeller Ausgangspunkt rechtlicher, politischer, philosophischer und in jüngster Zeit auch biologischer Anschauungen und Wertungen des Menschen zur Hand genommen und die „Vorstellung, man könne ohne Hinsehen auf alle Umstände und alle betroffenen Interessen kategorische Unrechtsurteile
abgeben und demgemäß absolute Grundrechte verbürgen“ kommt jedem gelegen, der nach der letzten Begründung verschiedener ethischer Überzeugungen sucht.
Im Seminar: „Natur und Kultur“, auf dessen Grundlage diese Arbeit aufbaut, wurde der Begriff der Menschenwürde mehrfach als Argument, gegen welches nicht angekommen werden kann, ohne ethische Grundsätze moralisch vertretbar zu verletzen, verwendet und schien unbezwingbar.
In dieser Arbeit soll daher der Frage nachgegangen werden, woher der Begriff stammt und wie er an Bedeutung bis hin zum ersten Artikel und Grundsatz des Grundgesetzes gewinnen konnte. Dabei wird der Kant’sche Würdebegriff zentral sein, denn er – soviel sei vorweggenommen – nimmt für das aktuelle Würdeverständnis die wesentlichste Vorreiterrolle ein.
Auf welchen philosophischen Grundlagen basieren Kants Überlegungen? Warum hat sich gerade sein Verständnis so einflussreich ausgewirkt und wie hat sich der Begriff bis heute semantisch weiterentwickelt? Wie wurde er zur Grundlage deutscher und internationaler Rechtsprechung und Wertvorstellungen? Wie kann er definiert werden und welche Probleme treten dabei auf? Welche Zukunft hat der Begriff? Gerade weil das Konzept der menschlichen Würde so vielschichtig ist, soll in dieser Arbeit ein Abriss der wesentlichen Stationen gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Genese der Menschenwürde
- Kants Begriff der Menschenwürde
- Moral als Pflicht gegen sich selbst
- Würde als absoluter Wert
- Der Menschenwürdebegriff nach Kant
- Gleichheit vs. Leistung als Grundlage der Menschenwürde
- Das Negative Verständnis der Menschenwürde
- Würde per Gesetz
- Ausblick auf die Zukunft des Menschenwürdebegriffs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Genese und Bedeutung des Begriffs der Menschenwürde, insbesondere im Kontext von Kants Philosophie. Ziel ist es, die Entwicklung des Begriffs von seinen antiken Wurzeln über den Einfluss Kants bis hin zur aktuellen Diskussion zu beleuchten.
- Die historische Entwicklung des Begriffs der Menschenwürde
- Kants philosophische Begründung der Menschenwürde
- Die Rolle der Menschenwürde im Recht und in der Politik
- Die Bedeutung des Begriffs für die heutige Zeit
- Potenzielle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven des Menschenwürdebegriffs
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Relevanz und Aktualität des Begriffs der Menschenwürde heraus, indem sie aktuelle Beispiele aus Politik und Recht erwähnt.
- Die Genese der Menschenwürde: Dieses Kapitel zeichnet die Entwicklung des Begriffs der Menschenwürde von der Antike bis zum 20. Jahrhundert nach. Es beleuchtet die Bedeutung des Begriffs in der antiken Philosophie, im christlichen Denken und während der Renaissance.
- Kants Begriff der Menschenwürde: In diesem Kapitel wird Kants Philosophie der Menschenwürde erörtert. Es werden die zentralen Argumente und Konzepte Kants, wie die Moral als Pflicht gegen sich selbst und die Würde als absoluter Wert, analysiert.
- Der Menschenwürdebegriff nach Kant: Dieses Kapitel untersucht, wie Kants Philosophie das heutige Verständnis der Menschenwürde geprägt hat. Es beleuchtet die Bedeutung von Gleichheit und Leistung für die Menschenwürde und analysiert das negative Verständnis der Menschenwürde sowie die Rolle des Rechts in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Menschenwürde, Kant, Moral, Pflicht, Freiheit, Recht, Politik, Genese, Geschichte, Antike, Christentum, Renaissance, Grundgesetz, Gleichheit, Leistung, Negativität.
- Citar trabajo
- Peter Wöckel (Autor), 2009, Würde bei Kant - Genese, Aktualität und Zukunft einer moralischen Kategorie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159912