1. EINLEITUNG
Der Begriff „Interkulturelles Lernen“ ist aus dem Vokabular der modernen anglistischen Fremdsprachendidaktik nicht wegzudenken. Er bildet einen festen Bestandteil der Lehrpläne für das Fach Englisch für beide Sekundarstufen und wird auch im Kernlehrplan Englisch für die Sekundarstufe I als Kernkompetenz über alle Schuljahre hinweg ausgewiesen und eingefordert . Seine immer größer werdende Bedeutung liegt in der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler begründet, der zunehmenden Globalisierung, in deren Zuge die multikulturelle Gesellschaft sowohl im Arbeits- als auch im Privatleben der Menschen eine Selbstverständlichkeit darstellt, sie jedoch auch vor neue Herausforderungen im Umgang mit dem Fremden stellt. Sie fordert zudem auf, die eigenen Positionen (Wertehaltungen, Handlungsmuster etc.) zu relativieren und sich über den Konstruktcharakter von Identität im Allgemeinen bewusst zu werden, nicht zuletzt, um im Umgang mit fremden Menschen und Situationen handlungsfähig zu sein.
Es ist nicht verwunderlich, dass der fremdsprachliche Unterricht, insbesondere der Englischunterricht interkulturelle Lerngelegenheiten schaffen muss, die über das bloße landeskundliche Kennenlernen fremder Kulturen, Gebräuche und Handlungsweisen hinausgehen. Zudem läuft der rein landeskundliche Unterricht Gefahr, die fremde Kultur als homogenes und unveränderliches Ganzes darzustellen und somit Stereotypenbildungen („wir“ und „sie“) Vorschub zu leisten.
Meine Wahl für das Thema IL ist auf meine Erfahrungen zurückzuführen, die ich in einem Grundkurs der Jahrgangsstufe 11 gesammelt habe, in denen ich ein Unterrichtsvorhaben mit einschlägig interkulturellem Gegenstand (Schwerpunkt Filmanalyse: Bend It Like Beckham) durchgeführt und dabei festgestellt habe, dass IL keine Selbstverständlichkeit darstellt, da der interkulturelle Gegenstand alleine keine Garantie für IL bedeutet. So haben die SuS die Probleme der indischstämmigen Community in London Hounslow, zwar „verstanden“, aber eine Annäherung an die individuellen Perspektiven, z.B. in Form einer Perspektivenübernahme der einzelnen Figuren, erfolgte nur zu einem gewissen Grad, da Interkulturalität nur einen Teilbereich in diesem Unterrichtsvorhaben darstellte.
Allgemeines Ziel dieser Arbeit ist es, ein Konzept bereitzustellen, das es den Lernenden bei der Arbeit an einem fremdkulturellen Text ermöglicht, zu verstehen, wie sich Menschen aus einer fremden Kultur fühlen und was es bedeutet, ein Fremder zu sein.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- INTERKULTURELLES LERNEN IM ENGLISCHUNTERRICHT
- Allgemeine Anforderungen und Erwartungen an einen interkulturellen Englischunterricht
- Der Prozess des Fremdverstehens aus kulturdidaktischer Sicht: Das Verhältnis von Innen- und Außenperspektive
- Landeskunde vs. Cultural Studies: Das Fremdverstehen als Grundprinzip interkulturellen Lernens
- INHALTLICHE UND METHODISCHE HERANGEHENSWEISE - VORZÜGE VON (KURZ-)DRAMENTEXTEN UND DRAMATISCHEN ZUGANGSFORMEN FÜR DAS LERNZIEL FREMDVERSTEHEN
- Vorzüge von (Kurz-)Dramentexten für das Lernziel Fremdverstehen
- Vorzüge von szenischen Zugangsformen für das Lernziel Fremdverstehen
- Möglichkeiten der Umsetzung szenischer Interpretation: Methoden
- KONZEPTION EINES INTERKULTURELLEN ENGLISCHUNTERRICHTS MIT DEM LERNZIEL FREMDVERSTEHEN
- Vorüberlegungen zum Einsatz des kanadischen Kurzdramas Indian
- Angaben zur Lerngruppe
- Konzeption
- EVALUATION UND REFLEXION DER DURCHGEFÜHRTEN UNTERRICHTSEINHEIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Implementierung von interkulturellem Lernen (IL) im Englischunterricht. Sie zielt darauf ab, ein Konzept zu entwickeln, das den Lernenden ermöglicht, Fremdverstehen (FV) als Schlüsselkompetenz zu erlangen. Dabei werden die Vorteile des (Kurz-)Dramas und szenischer Zugangsformen für das FV-Lernen untersucht. Die Arbeit präsentiert eine konkrete Unterrichtskonzeption, die auf ein kanadisches Kurzdrama angewandt wird und anschließend evaluiert und reflektiert wird.
- Interkulturelles Lernen im Englischunterricht
- Das Lernziel Fremdverstehen
- Der Einsatz von (Kurz-)Dramen im Englischunterricht
- Szenische Zugangsformen zum Fremdverstehen
- Evaluation und Reflexion einer Unterrichtseinheit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik des interkulturellen Lernens im Englischunterricht ein und beleuchtet die Bedeutung dieser Kompetenz in der heutigen multikulturellen Gesellschaft. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Anforderungen und Erwartungen an einen interkulturellen Englischunterricht, beleuchtet den Prozess des Fremdverstehens und analysiert die verschiedenen Ebenen der interkulturellen kommunikativen Kompetenz nach Michael Byram.
Das dritte Kapitel widmet sich der Analyse der Vorzüge von (Kurz-)Dramentexten und szenischen Zugangsformen für das Lernziel Fremdverstehen. Es werden verschiedene methodische Zugänge vorgestellt, die sich besonders für die Förderung der einzelnen Teilfertigkeiten des FVs eignen. Das vierte Kapitel greift die gesammelten Erkenntnisse auf und präsentiert eine konkrete Unterrichtskonzeption, die sich auf ein kanadisches Kurzdrama bezieht.
Schlüsselwörter
Interkulturelles Lernen, Fremdverstehen, (Kurz-)Drama, Szenische Zugangsformen, Englischunterricht, Unterrichtskonzeption, Evaluation, Reflexion, Kulturdidaktik, Landeskunde, Cultural Studies.
- Citation du texte
- Sener Saltürk (Auteur), 2009, Interkulturelles Lernen in einer Klasse 10 (Gy), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159944