„Ich möchte nicht immer in der Stadt bleiben. Ja, noch 'ne Weile. Aber wenn wir dann müde sind, dann ziehen wir raus. Irgendwohin vor die Tore, ins Grüne. Da bekommst du wieder Kraft, Wiederstandsfähigkeit, Lebenssaft – wir verjüngern uns. Und unsere Kinder gehen dann vielleicht noch weiter, und deren Kinder noch weiter, und so fort, bis die Städter wieder zu Bauern werden, aus denen sie vormals zu Städtern geworden sind!“ Clara Viebig, 1901
Die Zeit um 1900 war gekennzeichnet durch ein starkes industrielles, wie auch kapitalistisches Wachstum. Eben in diesem Zeitraum traten diverse Persönlichkeiten in das Rampenlicht der öffentlichen Diskussion, welche besonders die schon länger andauernden Missstände in den überladenen Großstädten als unannehmbar betrachteten. Diese Fehlentwicklung, welche sich nicht nur nachteilig auf die Gesundheit, sondern auch auf den seelischen Zustand der städtischen Bevölkerung auswirkte, galt es zu reformieren. Einen Ausweg bot schließlich der Engländer Ebenezer Howard. Aus der Überlegung heraus, dass die Entwicklung des gegenwärtigen Stadtbildes keineswegs akzeptabel sei und in naher Zukunft zur Verschärfung der bereits bestehenden städtischen Verelendung führen würde, entstand die Idee der Gartenstadt.
Ausgehend davon, befasst sich das erste Kapitel meiner Ausführung mit einem Überblick über die Geschichte der Gartenstadtbewegung. Es wird die soziale und urbane Ausgangssituation in Deutschland aufgezeigt, sowie der Lösungsansatz, den der Engländer Ebenezer Howard liefert. Im weiteren Verlauf wird dargestellt, wie der Gartenstadtgedanke durch die 1902 gegründete Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft in Deutschland gefestigt wird und es schließlich zur Gründung der ersten deutschen Gartenstadt Hellerau kommt. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der vergleichenden Betrachtung, der für Hellerau maßgeblich entscheidenden Architekten, Heinrich Tessenow und Richard Riemerschmid. Es gilt zu klären, welche Auffassung von Bauen bzw. Wohnen den beiden Persönlichkeiten zu Grunde liegt. Ist es sogar möglich Ähnlichkeiten in der Formensprache zu erkennen oder sind Tessenow und Riemerschmid so grundlegend verschieden, dass dieser Gedanke abstrus erscheint? Um sich mit diesen Fragestellungen konkreter auseinander zu setzen, werden vorab einige biografische Auskünfte gegeben, um dann verschiedene Bebauungen der Architekten in Hellerau genauer zu betrachten und letztlich einen Vergleich in Bezug auf die jeweilige Bauweise zu wagen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Die Geschichte der Gartenstadtbewegung
- Das wilhelminische Deutschland – Der Ausgangspunkt und die Grundlage für die deutsche Gartenstadtbewegung
- Ebenezer Howard - Der geistige Vater der Gartenstadtidee
- Die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft
- Die erste deutsche Gartenstadt Hellerau bei Dresden
- Die architektonischen Protagonisten der Gartenstadt Hellerau
- Richard Riemerschmid
- Die Biografie Richard Riemerschmids
- Die Wohnhausbauten Riemerschmids am Beispiel der Bebauung „Grüner Zipfel“
- Heinrich Tessenow
- Die Biografie Heinrich Tessenows
- Die Wohnhausbauten Tessenows am Beispiel der Bebauung „Am Schänkenberg“
- Das Festspielhaus
- Die Konfrontation
- Richard Riemerschmid
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Gartenstadt Hellerau und beleuchtet insbesondere die Rolle der Architekten Richard Riemerschmid und Heinrich Tessenow. Sie analysiert die Entstehung der Gartenstadtbewegung im Kontext des wilhelminischen Deutschlands und der sozialen Missstände in den Großstädten. Die Arbeit untersucht die Ideen Ebenezer Howards und die Gründung der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft, die schließlich zur Entstehung von Hellerau führten.
- Die Gartenstadtbewegung im Kontext der Industrialisierung und der sozialen Probleme in Deutschland
- Die Ideen von Ebenezer Howard und die Entwicklung der Gartenstadtkonzeption
- Die Rolle der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft bei der Gründung von Hellerau
- Die architektonischen Konzepte von Richard Riemerschmid und Heinrich Tessenow in Hellerau
- Ein Vergleich der Bauweisen und Gestaltungsprinzipien der beiden Architekten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen historischen Überblick über die Gartenstadtbewegung. Es analysiert die soziale und urbane Situation in Deutschland um 1900 und stellt die Ideen von Ebenezer Howard vor, der als Vater der Gartenstadtidee gilt. Das Kapitel beleuchtet auch die Gründung der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft und die Entstehung der ersten deutschen Gartenstadt Hellerau.
Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die architektonischen Protagonisten von Hellerau, Richard Riemerschmid und Heinrich Tessenow. Es stellt ihre Biografien vor und analysiert ihre Wohnhausbauten in Hellerau anhand von Beispielen wie "Grüner Zipfel" und "Am Schänkenberg". Das Kapitel beleuchtet auch die unterschiedlichen Designphilosophien der beiden Architekten und die architektonische Konzeption des Festspielhauses.
Schlüsselwörter
Gartenstadtbewegung, wilhelminisches Deutschland, Industrialisierung, soziale Missstände, Ebenezer Howard, Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft, Hellerau, Richard Riemerschmid, Heinrich Tessenow, Architektur, Wohnhausbau, Gestaltungsprinzipien, Vergleich, Konfrontation.
- Quote paper
- Juliane Felsch (Author), 2009, Die Gartenstadt Hellerau , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159959