Vampire - der dunkle Mythos


Referat (Ausarbeitung), 2010

11 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition

3. Herkunft

4. Die historische Figur Vlad III (Tepes) Dracula

5. Die Metamorphose zum Vampir und Bestattungsrituale

6. Vampirismus aus medizinischer Sicht

7. Fazit

8. Literatur

1. Einleitung

Vampire, Fledermäuse und blutsaugende Untote, seit Menschengedenken versetzen sie die Völker verschiedenster Kulturen in Angst und Schrecken. Seit ca. 200 Jahren beginnen auch Lyriker, Literaten und Filmemacher sich diesen Mythos zu Eigen zu machen. So ist das seltsame Produkt zu einer beliebten und vielschichtigen Figur der Unterhaltungsindustrie geworden und das Interesse an immer neu inszenierten Geschichten um den Vampir steigt stetig auch in heutiger Zeit. Aber woher kommt dieses Phänomen, was in jedem von uns ein ganz bestimmtes Bild hervor ruft? Kann die Figur und ihr erstes Erscheinen verortet werden und glauben Menschen wirklich an den Mythos? Diesen Fragen versuche ich in meiner Ausarbeitung neben anderen Punkten auf den Grund zu gehen.

Das Thema „Vampirismus“ stellt sich, wie ich bei der Ausarbeitung zum Referat feststellen musste, äußert komplex und verzweigt dar, wenn man die historischen, volkskundigen, psychologischen, medizinischen sowie biologischen Aspekte betrachtet und sich nicht nur auf eine effekt- und sensationsbezogene Darstellung des Mythos Vampir widmet.

2. Definition

Der Begriff Vampir, der laut Brockhaus1 serbokroatischen Ursprungs ist, bezeichnet nach südslawischem, rumänischem und griechischen Volksglaube Verstorbene, die nachts ihrem Grab entsteigen, um Lebenden das Blut auszusaugen, zum lebendigen Erhalt ihrer untoten Existenz. In Meyers Konversationslexikon von 1888-1889 befinden sich zu einer ähnlich lautenden Definition auch einige „Vorsichtsmaßregeln und Gegenmittel“ um den Vampir zu vertreiben.2 Weitere deutsche Bezeichnungen für den blutsaugenden Wiedergänger sind ‚Gier‘, ‚Gierhals‘, ‚Begierig‘, ‚Unbegier‘.3

In Osteuropa war er zunächst unter anderen Namen z.B. ‚upyr‘, ‚vepir‘ bekannt. Bald bürgerte sich der Begriff des Vampirs in Europa ein und gelangte zurück zu den Slaven, wo er wahrscheinlich die alten, dort ansässigen Begriffe für diese Gestalt verdrängte.4

Der Begriff wurde später auch zur Bezeichnung der blutsaugenden Vampirfledermaus verwendet, sowie auf den malaysischen blutsaugenden Vampirfalter angewandt. „Im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch kann das Wort auf jede Form von parasitärer und raubtierhafter Existenz hinweisen, gleichgültig ob damit ein widernatürlich weiterlebender Untoter gemeint ist oder ein äußerst diesseitiges und vitales Ausbeuternaturell“.5

3. Herkunft

Von Beginn der Überlieferung an, haben Menschen auf der ganzen Welt an Fabelwesen oder Mythengestalten geglaubt, also auch an Vampire, auch wenn der Begriff dafür etwas anders war und nicht alle Eigenschaften übereinstimmten. Der Vampir beruht hauptsächlich auf Vorstellungen im osteuropäischen Volksglauben.6 Es existieren aber auch Legenden in Afrika, Wesen in der nordischen Mythologie, bei den Griechen, Römern und Kelten. Im antiken Griechenland existierten beispielsweise die weiblichen blutsaugenden Schreckgespenster, die als Lamia bekannt waren.7

Mexiko, China, Indien, Malaysia - verfolgt man die Legenden und Sagen jener Länder zurück, so reichen diese bis ins alte Assyrien und Babylonien zurück, wobei das Trinken von Blut immer zur Gestalt des Vampirs dazu gehörte. Sie saugen den Lebenden die Energie bzw. das Blut ab oder übertragen tödliche Krankheiten, wie die Pest oder Cholera. Dabei spielte es keine Rolle ob weiblich, männlich, schön, hässlich, die vampirische Existenz ist ein Jäger nach dem vermeintlich Elementarsten, was eine Mensch zu geben hat, sein Blut, Träger seines Lebens.8

Im 18. Jahrhundert erlebt der Vampirmythos seinen geschichtlichen Höhepunkt. Dafür ist das Aufeinanderstoßen von diversen Ereignissen und Erlebnissen dieser Zeit ebenso wichtig, wie der bis dato vorherrschende Aberglauben. Die Angst vor Vampiren schließt sich damit nahtlos an die Hexenverfolgung an. Im Aberglauben wird oft zwischen Hexen und Vampiren eine Brücke geschlagen. Sie besagt, dass Hexen zu Lebzeiten einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, ihre Belohnung ist dann die Erhabenheit über den Tod, sprich eine Wiederauferstehung als Vampir.9

Die Verstärkung des irrationalen Glaubens an übernatürliche Wesen liegt mitunter im vorherrschenden Zeitalter der Aufklärung begründet. Durch die stattfindende Rationalisierung wurden die Traditionen immer mehr in den Hintergrund gedrängt, alles sollte sich anhand von Naturgesetzten erklären lassen und die Vernunft wurde Grundlage der Wissenschaft. Jedoch konnten auch die Wissenschaftler der Aufklärung nicht alle Geheimnisse der Natur entschlüsseln und bezogen sich zum Teil wieder auf philosophische und theologische Thesen ihrer Zeit.

Das einfache Volk verwendete die Vampirgestalt für negative Geschehnisse in ihrem Umfeld. Wo auch immer etwas schlechtes passierte - seien es Krankheiten, Seuchen oder eine schlechte Ernte - so fand man im Volk schnell im Untoten einen passenden Schuldigen. Der Aspekt eines gemeinsamen übernatürlichen Feindes stärkte so die Gemeinschaft und spendete Trost und Hoffnung.

Das im Laufe der Geschichte vereinheitlichte Konzept des Vampirs bildete sich im frühneuzeitlichen Mitteleuropa und dem Balkangebiet heraus. Nach einigen obskuren Hinweisen aus dem Mittelalter, begannen sich im 17. Jahrhundert die Berichte über die Wesen des Schreckens zu vermehren. Das die Verbreitung des Vampirglaubens gerade im Balkangebiet so schnell von statten ging, hatte seine Ursache vorrangig in den jahrhundertlangen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Habsburgern und Muslimen. Aber auch die verschiedenen kulturellen Gestalten des Vampirs trafen hier aufeinander.10 „Von Regionen, in denen die Pest wütete, ist bezeugt, dass das Volk nicht selten über die Friedhöfe stürmte, die Gräber aufriss und die Leichen [bei Tageslicht] pfählte, weil [sie] Vampire als Ursache der Seuche [fürchteten].“11 Auf Grund der vielen Berichte und Vorkommnisse in diesen Gebiet brachte die öffentliche Meinung Europas in erster Linie Ungarn mit den Vampirismus in Verbindung.

Nach Meurer sind vier Strömungen die sich im 18. Jahrhundert herausgebildet haben wichtig für die Entwicklung des Vampirismus.12

1. Zum einen sind es die Mediziner, die mit ihrer zu damaliger Zeit eher rationellen Denkweise vor großen Rätseln in Bezug zu den viel diskutierten Vampirberichten standen.
2. Religiöse Polemiker oder Dogmatiker des Christlichen Glaubens, die mühsam versuchten ihre Dogmen durch eine gewisse Distanz zum Aberglauben des Volkes zu retten. Denn die Auferstehung Christi musste von der Auferstehung gewöhnlicher Toten abgegrenzt werden um nicht in einen Glaubenskonflikt zu geraten. Der Vampirglauben stellte eine blasphemische Umkehrung ihrer christlichen Werte dar und war eine ernsthafte Herausforderung. Man wendete starke Kritik an um das heilige Modell, auf dem sie beruhten zu schützen.

[...]


1 Brockhaus Enzeklopedie in 20 Bänden. Wiesbaden 1966-1981. Bd. 19, S. 364; diese Def. ist auch im Duden Herkunftswörterbuch zu finden; vgl. u.a. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Hrsg. v. H. Bächtold- Stäubli. Berlin [1927-1942]. Bd.6, S. 815ff; Wörterbuch der Mythologie. Hrsg. v. H. W. Haussig. Stuttgart 1965ff. Bd. II, S. 199ff.

2 Meyers Konversationslexikon, 1888-1889, Bd. 16 S. 45; http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=116128.

3 vgl. Handbuch des deutschen Aberglaubens [1927-1942], Bd. 6, S. 816.

4 vgl. Wörterbuch der Mythologie 1965, Bd. II, S. 199.

5 Borrmann, S. 13.

6 ausführlich ebd., S. 51.

7 ausführlich ebd., S. 42ff.; Pütz S. 15.

8 vgl. ebd., S. 193ff.

9 nach Ferdinand von Schertz: Abhandlung „Magia posthuma“ von 1706.

10 vgl. Borrmann, S. 51.

11 ebd., S. 50.

12 vgl. Meurer, S. 28f.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Vampire - der dunkle Mythos
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Untot
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
11
Katalognummer
V159993
ISBN (eBook)
9783640739950
ISBN (Buch)
9783640740451
Dateigröße
484 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vampir, Vlad, Transsilvanien
Arbeit zitieren
Lisa Balihar (Autor:in), 2010, Vampire - der dunkle Mythos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159993

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