Warum sind bestimmte Installations- sowie Inszenierungseigenschaften, Mittel und Konzepte sinnvoll, um Raumwirkung und damit verbundene Theatralität zu erzielen?


Hausarbeit, 2010

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Zur Raumordnung: Beziehungen und Bedingungen von Inneren/AuBeren, Subjekten/Objekten, Veranschaulichungen/Vorstellungen als Notwendigkeiten zum Gelingen eines Raumes und dessen Nutzbarkeit

2. Wie wirken Raume? Installations- sowie Insenzierungseigenschaften; ihre Asthetik, Aisthesis, Aura und interdependente Manipulation von Machern und Betrachtern hinsichtlich einer Implementierung von ,einheitlichen’ Sinneserfahrungen - einer gemeinsam zu erfahrenden Illusion bzw. Seinserfahrung

3. Schamanistische und seancenhafte Implementierung eigener Ideen, Interpretationen und Erfahrungen, auf das teilnehmende bzw. beobachtend wahrnehmende Publikum, mittels expressiver und theatraler Performancekunst im Rahmen der Schauspielerei und Theaterbuhne bzw. Oberflache. Das Theater als geeigneter Frei- und Kunstraum, zur absoluten Extrovertierung. [Idee ,Beuysscher’ Performance, Selbstinszenierungs-/und installationskunst: Theatrale Aktionen unter Joseph Beuys’, wie unter anderen die der „Titus Andronicus / Iphigenie“, 1969; und der Aktion ,,Coyote; I like America and America likes me", 1974]

4. Warum aber sind bestimmte Installations- sowie Inszenierungseigenschaften, Mittel und Konzepte, resumierend, nun sinnvoll, um Raumwirkung und damit verbundene Theatralitat zu erzielen? Warum sind es in aller Regel nicht Raume des offentlichen Alltags, die theatrale Wirkung hinterlassen, obwohl sich auch hier faszinierende und erschreckende Schauspiele abspielen; wo liegen Unterschiede der beiden Dimensionen?

5. Verwendete Literatur und Anhang

1. Zur Raumordnung: Beziehungen und Bedingungen von Inneren/Aufieren, Subjekten/Objekten, Veranschaulichungen/Vorstellungen als Notwendigkeiten zum Gelingen eines Raumes und dessen Nutzbarkeit

Geschlossene Raumlichkeiten gegenwartiger Post-Moderne, die offentlich zuganglich fur ein Publikum aufbereitet bzw. inszeniert und zur Schau kunstlich hergerichtet sind, unterliegen in aller Regel dem Gesetz der form and interior follows function. So werden Ausstellungsraume in Museen, Cafes, Bars, aber auch immer ofter Wohnungseinrichtungen, nicht selten einem puristisch-minimalistischen Stil, dem weimarschen ,Bauhaus’ ahnlich, unterworfen. Sich dadurch auszeichnend, steril-kuhl auf das Simple und Wesentliche reduziert zu sein, herrscht ein Nebeneinander von Einzelteilen, welche in ihrer Komposition intuitiv miteinander zu einem Ganzen synthetisieren.1 GleichermaBen jedoch, aus anderer Perspektive, lassen sich Raume zudem auch analytisch betrachten, so dass es in diesem Fall zu einer kumulierten bzw. zu einer sukzessiv abstrahierten Gesamterscheinung kommt - als Resultat einer (Natur)-Anschauung die „als Ganze“ hinter der Materie hervortreten lasst.2 Was aber lasst den gemeinen trivial-banalen Raum, in Bezug auf Kunstraume, zu einem Ort von Erscheinungsbildern mit Erfahrungsschatzen werden?

Offensichtlich und grundsatzlich unterscheidet sich der Kunstraum von Raumen der Natur; Naturraume geben keine Erklarung, keine Explorationen und Anleitungen ihrer Erfahrbarkeit von sich. So konnen Landschaften, Walder, Wiesen, der Erdball an sich und sein Universum, zwar wissenschaftlich eingegrenzt werden, bleiben aber in ihrer Weite und Dimension stets unbegrenzt;3 Rahmen und Raumlichkeit werden hier nicht von der Natur a priori vorgegeben, sondern obliegen in ihrer Intensitat stets einer Definition (und kulturell vorgezeichneten Semantik) von auBen und Seiten der Wissenschaften, Subjekte und Institutionen. So gibt es zwar die (uberwaltigende) vorgegebene Muttererde von Natur aus, sie selbst entzieht sich aber ihrer eigenen Exploration;4 doch bietet sie Hilfsmittel zu ihrer eigenen Erklarung (wobei dahin gestellt sei, ob diese auch dazu gedacht gewesen sein mogen und im Sinne des ,gottlichen Erfinders’ liegen). Kunstraume hingegen sind eine vom Menschen geschaffene Kreation. Intersubjektive Erfahrbarkeit erhalt zum Teil Anleitung und Hinweise. Einfluss und Wirkung kann der Raumlichkeit, oder besser ihrem Schopfer und der innerhalb der Raumlichkeit sich abspielenden Aktionen/performativen Akten, unterstellt und vorausgesagt werden. Die vermittelnde sowie bildende Kunst kann hier theatral und als hohere Macht, veranschaulichen, was sie bezwecken mochte, auch oder gerade weil sie ihren manipulierenden Charakter verschleiern will. Der Naturraum jedoch verweigert sich generell (jeglichem) Sinn und Zweck; Religionen und ihre Pfarrer, Priester und Schamanen nehmen zwar in Versuchen Rollen des Kunstlers, Dramaturgen und Initiators ein, wenn sie Stellung dazu einnehmen, Welt, Leid und Ungerechtigkeiten zu erklaren, zu lindern und auszugleichen, doch eine direkte Stellungnahme versagt naturgemaB. Die Kunst ist also das Mittel zum Zweck, den am besten der Kunstler - sein Schopfer kennt.5 Naturraume und seine „Produkte“ verschlieBen sich zwar nicht der Hinterfragung, jedoch bleiben sie stumm Antworten schuldig, da niemand fur Kreationen der Raume und deren Inneres (Universum, Erde, Landschaften und seine Subjekte), verantwortlich gemacht werden kann. Ob ich nun einen rein geographischen, topographischen oder Raum des Alltages betrete, lasst sich hinsichtlich ihrer Oberflachlichkeit trivial beurteilen und klar unterscheiden. In ihrer Verwertung und Wirkung hinsichtlich eines Gefuhls der Uberwaltigung, zeigen sich aber Parallelen und Uberschneidungen. Semantische Rezeptionsformen6 und Ausdrucksweisen der Impression und Expression geben Anlass, mit Raumkonzepten zu spielen und Ideen auf diverse Raumausformulierungen -/arten und ihre Rezeptoren zu ubertragen.7

Der Raum der ,Theaterbuhne’ kann, wie z.B. auch eine Werbeflache, auf Fixpunkte durch Spots, als besonderer Blickfang in Szene gesetzt werden, sodass zum Vorschein kommen kann, worauf Inszenierungen, wie aber auch Werbebotschaften und damit verbundene Manipulationen eigentlich abzielen; das aktive Buhnenbild aber ist „erganzend“ nicht illustrativ.8 So erhalt das Sichtbare eine Aura des Verborgenen, die bei gelungener Dramaturgie, Theatralitat und Performance, als Illusion in Geistern der Rezipienten zum Vorschein kommen kann und sich im absoluten Idealfall mit dem Ausdruck deckt, den Performer herstellen und erzeugen wollten. Dem Raum der Performance, oder aber des Theaterstuckes - je nachdem was gerade Ausgangspunkt der Illusionsherstellung sein soil - kommt hier eine besondere Stellung zu, denn ohne Raumlichkeit, wurde sich wohl vieles der Inszenierungs- und Installationsmittel in den Weiten verlieren und somit kaum auf fruchtbaren Boden treffen konnen. Die Saat wurde wohl wild verwehen, anstatt wie vorgesehen kanalisierend dort aufzutreffen, wo sich Rezipient und dessen Sinnesorgane befinden. So kann der Raum das ganzheitliche Highlight einer Inszenierung, einer Performance, bilden. Aber auch im Zusammenspiel mit im Raum befindlichen Objekten und Installationen eine Gesamtkonzeption bilden, die es zu erfahren und in ihren Einzelheiten zu entschlusseln und zu erfahren gilt. Es heiBt sich einzulassen und „sich be-wirken“ zu lassen.9

Das Innere, Nebeneinanderstehendes bzw. Bewegendes und Agierendes, kann als eine VerauBerung der Objekte verstanden werden. Innerhalb und im Zusammenfugen dieser Objekte wird der Raum zu einem Ganzen,10 erhalt AuBerlichkeit, also Aura und damit Erfahrbarkeit der Subjekte zu den Objekten - oder man schafft einen anderen Raum, einen anderen wirklichen Raum[...] Das ware [...] die

Kompensationshetereotopie,11 als einen Ort der Weiterentwicklung und eigenen Konstruktivitat. Performer/Akteure sind ebenso Subjekte, wie auch ihre Rezipienten, so sind beide gleichzeitig oder genauer, alternierend, aber auch Objekte. Auch der Zuschauerraum dient als ein Teil des Raumes, wird objektiviert und dadurch zu einer ganzheitlich erlebbaren Vision bzw. Illusion, sofern es dem Interior im Zusammenspiel der einzelnen Komponenten und Aktionen gelingt, ineinander zugreifen und jeweilige erzeugte und inszenierte, wie aber auch spontan erzeugte und improvisierte, Stimmungen aufzunehmen und nebenstehende Objekte weiterzugeben. Dadurch eine Idee von Interdependenzen der Teilnehmern untereinander (Subjekt wie Objekt) sowie auch Machern, also von einem Wechselspiel von Innen nach AuBen transzendal diskursivieren kann.12

[...]Raum Form der Bedingung der Anschauungen ist, [...] Denn dafi der Raum ein Stuck der Erkenntnifi des aufieren Sinnes sey, kann leicht weiter dahin bestimmt werden, dass er ein wesentliches von ihr nicht trennbares Stuck ausmache Dafi er aber ein Stuck derselben ausmache, und ein fur sich bestehendes Stuck, gibt Kant auch zu; indem er eben dies die reine Anschauung nennet.13

[...]


1 Vgl. Willi Baumeister: Das aktive Buhnenbild. In: das neue forum. Nr.6. Darmstadter Blatter fur Theater und Kunst. Vietta, Egon/Sellner, Gustav Rudolf (Hrsg.). Darmstadt und Berlin. 1953. S. 92/93.

2 Vgl. Michael Neumann: „Magische Effecte“. Raumerfahrung und Prasenzbegehren um 1800. In: Hickethier, Knut/Schumann, Katja (Hrsg.). Die Schone und die nutzlichen Kunste. Literatur, Technik und Medien seit der Aufklarung. Wilhelm Fink Verlag. Munchen. 2007. S. 112.

3 Vgl. ebd., S. 108.

4 Vgl. Neumann: „Magische Effecte“. S. 105-107.

5 Vgl. ebd., S.102.

6 Vgl. Wirths, Johannes. Uber einen Ort des Raumes - Vorbereitende Bemerkungen im Blick auf aktuelle raumbegriffliche Konjunkturen. In: Raum - Zeit - Medialitat. Interdisziplinare Studien zu neuen Kommunikationstechnologien. Funken, Christiane/Low, Martina (Hrsg.). Leske und Budrich. Opladen. 2003. S. 155.

7 Vgl. Neumann: „Magische Effecte“. S. 99-104

8 Vgl. Baumeister: Das aktive Buhnenbild. S. 92f.

9 Vgl. Bohme, Gernot: Der Raum leiblicher Anwesenheit und der Raum als Medium von Darstellung. In: Kramer, Sybille (Hrsg.). Performativitat und Medialitat. S. 130-132.

10 Vgl. Wirths: Uber einen Ort des Raumes. S. 153ff.

11 Vgl. Michel Foucault: Andere Raume. 1967. In: Barck, Karlheinz (Hrsg.): Aisthesis: Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Asthetik; Essais. Reclam. Leipzig. 1993. S. 154.

12 Vgl. Peter Jungst: Manner, Frauen, Geographen - ihr Blick auf „Landschaften“ und Raume. In: Jungst, Peter. (Hrsg.). Identitat, Aggressivitat, Territoritalitat. Zur Psychogeographie - und Psychohistorie des Verhaltnisses von ,Sub’jekt, Kollektiv und raumlicher Umwelt. GhK. Kassel. 1996. S. 30.

13 Vgl. Neumann: „Magische Effecte“. S.97.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Warum sind bestimmte Installations- sowie Inszenierungseigenschaften, Mittel und Konzepte sinnvoll, um Raumwirkung und damit verbundene Theatralität zu erzielen?
Hochschule
Universität zu Köln  (Medienkulturwissenschaften)
Veranstaltung
Theater als Kunstraum
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
16
Katalognummer
V160053
ISBN (eBook)
9783640732616
ISBN (Buch)
9783640732838
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Warum, Installations-, Inszenierungseigenschaften, Mittel, Konzepte, Raumwirkung, Theatralität
Arbeit zitieren
Tim-André Elstner (Autor:in), 2010, Warum sind bestimmte Installations- sowie Inszenierungseigenschaften, Mittel und Konzepte sinnvoll, um Raumwirkung und damit verbundene Theatralität zu erzielen? , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160053

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