Der Begriff „Postmoderne“ ist in aller Munde – ob es um Literatur, Malerei oder Architektur geht, so manchem Produkt der Schönen Künste wird in der heutigen Zeit der Stempel der Postmoderne aufgedrückt. Doch was genau steckt hinter dem Begriff; was ist postmodern, wann genau ist etwas postmo-dern? Dass die Beantwortung dieser Frage nicht so einfach ist, wie diese vielleicht klingen mag, lässt ein Blick auf die Literatur zu dem Thema bereits erahnen. Seit der Begriff eingeführt wurde, beteiligen sich an der Postmoderne-Diskussion u. a. Philosophen, Literaturwissenschaftler, Filmtheoretiker, Historiker, Architekten, Soziologen und auch Künstler ver-schiedener Bereiche. Definitionen gibt es viele, so wie es eben viele unterschiedliche Gebiete gibt, in denen der Begriff angewandt wird; es wurde also ausgiebig diskutiert, eine allgemein anerkannte Definition fehlt trotz allem. Doch auch wenn man sich nur auf einen Teil des Spektrums beschränkt, wie im Fall der vorliegenden Arbeit auf das „Postmoderne Erzählen“, fällt es scheinbar schwer, sich auf eine Begriffsbe-stimmung zu einigen. Kommt die Postmoderne ganz einfach im wörtlichen Sinn nach der Moderne? Ist die Moderne also tatsächlich zu Ende, von der Postmoderne als neue Epoche abgelöst? Oder ist letztere etwa nur eine (Gegen-?)Strömung der Moderne?
Die Postmodernisten richten sich gegen eine Moderne, die anfangs zwar den Anspruch für sich erhob, mit den alten Traditionen zu brechen, nun allerdings selber dabei war, zur Tradition zu werden. Die Mittel des Erzählens standen für die Autoren der Moderne so sehr im Vordergrund, dass eine immer stärkere Radikalisierung zu größerer Komplexität und schwie-rigeren Verständlichkeit des Textes führte und schließlich mit dem Ausruf „Nichts geht mehr“ endete. Umberto Eco, der mit seinem 1980 in Italien veröffentlichen Roman Il nome della rosa (Der Name der Rose) selbst zu einem der wichtigsten Vertreter der Postmoderne wurde, spricht in der Nachschrift zu diesem Roman (Postille a „Il nome della rosa“) davon, dass die Moderne mittlerweile eine Metasprache hervorgebracht hat und ihre „impossibili testi (unmöglichen Texte[…])“ mit der „l’arte concettuale (Concept Art)“ , also mit der Konzeptkunst der 60er Jahre, vergleichbar sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Was ist Postmoderne?
- Anfänge der Postmoderne
- Postmoderne Philosophie
- Abgrenzung zur Moderne
- Postmodernes Erzählen
- Drei Beispiele
- Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht
- Der Erzähler und fiktive Leser
- Die ,,mise en abyme" und Selbstreferenz
- Die Kommunikation zwischen Autor und realem Leser
- Der Metaroman
- Patrick Süskind: Das Parfum
- Die Brechung des traditionellen Erzählstils
- Die Mehrfachkodierung
- Zitate und Anspielungen
- Alban Nikolai Herbst: Wolpertinger oder Das Blau
- Das Spiel mit Schrift und Sprache
- Das Rhizom und das Flirren
- Anspielungen und Selbstreferenz
- Der Kybernetische Realismus
- Ein Definitionsversuch
- Die Inter-/Transtextualität
- Das Spielerische
- Das dezentrale Erzählen
- Die fantastischen Elemente
- Die Verbindung von Kunst und Unterhaltung
- Zusammenfassung
- Die Entwicklung des Begriffs „Postmoderne“ und dessen Abgrenzung zur Moderne
- Analyse der Merkmale postmodernen Erzählens anhand ausgewählter Romane
- Die Bedeutung von Inter-/Transtextualität, Spiel, dezentralem Erzählen und fantastischen Elementen
- Die Verbindung von Kunst und Unterhaltung in postmodernen Texten
- Der Einfluss der Postmoderne auf die Literatur und andere Kunstformen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel der Arbeit ist es, das „Postmoderne Erzählen“ anhand dreier Beispiele zu untersuchen und dabei verschiedene Merkmale dieser literarischen Strömung aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der Analyse von Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“, Patrick Süskinds „Das Parfum“ und Alban Nikolai Herbsts „Wolpertinger oder Das Blau“. Dabei soll geklärt werden, inwieweit die Werke den gängigen Definitionen von postmodernen Erzählformen entsprechen und ob es tatsächlich charakteristische Merkmale gibt, die diese als postmodern klassifizieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Begriff „Postmoderne“ in seiner historischen und philosophischen Entwicklung. Dabei werden die Anfänge der Postmoderne, die Abgrenzung zur Moderne sowie die zentralen Strömungen und Akteure dieser Epoche besprochen. Anschließend widmen sich die folgenden Kapitel der Analyse des „Postmodernen Erzählens“ anhand von drei Beispielen: Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“, Patrick Süskinds „Das Parfum“ und Alban Nikolai Herbsts „Wolpertinger oder Das Blau“. Die jeweiligen Analysen konzentrieren sich auf die spezifischen Merkmale jedes Werks und untersuchen, inwieweit diese den Kriterien eines postmodernen Erzählens entsprechen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Postmoderne, Postmodernes Erzählen, Inter-/Transtextualität, Spiel, dezentrales Erzählen, fantastische Elemente, Kunst und Unterhaltung, Italo Calvino, Patrick Süskind, Alban Nikolai Herbst, Wenn ein Reisender in einer Winternacht, Das Parfum, Wolpertinger oder Das Blau.
- Quote paper
- Corinna Rindlisbacher (Author), 2008, Postmodernes Erzählen. Zu Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“, Süskinds „Das Parfum“ und Herbsts „Wolpertinger oder Das Blau", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160078