In der fünften Erzählung des Bandes Das dreißigste Jahr vollzieht die Protagonistin einen Schritt in Richtung einer neuen, weiblichen nicht vom männlichen Wertsystem abhängige Identität. Ein Schritt nach Gomorrha ist eine „weibliche Schöpfungsgeschichte, und als solche ein bewußter Gegenentwurf zur patriarchalischen Tradition des Juden- und Christentums. Gomorrha evoziert das Böse, das im Alten Testament zerstört wird, damit das Gute gedeihen kann. Sodom und Gomorrha werden durch Feuer und Schwefel zerstört, weil ihre Einwohner dem Bösen verfallen sind. Der Schritt nach Gomorrha, den die Protagonistin Charlotte in der Nacht tut, setzt den Auftakt zur Zerstörung des Bösen in ihrem Leben.“
Inhaltsverzeichnis
- Ein Schritt nach Gomorrha
- Gier
- Drei Wege zum See
- Ihr glücklichen Augen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Charakteristik und Funktion der Partnerfiguren in Ingeborg Bachmanns Werk „Das dreißigste Jahr“. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der weiblichen Protagonistin Charlotte in ihren Beziehungen zu den männlichen und weiblichen Figuren, sowie deren Einfluss auf ihre Suche nach Identität und Selbstverwirklichung.
- Die Suche nach weiblicher Identität und Unabhängigkeit von männlichen Werten
- Die Kritik an traditionellen Geschlechterrollen und der Ehe
- Die Rolle der weiblichen Sexualität und ihre Bedeutung im Kontext der männlichen Wahrnehmung
- Die ambivalenten Aspekte gleichgeschlechtlicher Beziehungen in Bachmanns Werk
- Die Bedeutung der Sprache und Kommunikation in der Gestaltung von Machtverhältnissen
Zusammenfassung der Kapitel
Ein Schritt nach Gomorrha
In „Ein Schritt nach Gomorrha“ wird die Protagonistin Charlotte in ihrem Kampf um die eigene Identität und den Bruch mit traditionellen Geschlechterrollen dargestellt. Durch die Begegnung mit dem jungen Mädchen Mara erfährt sie die Unzulänglichkeit ihrer Ehe mit Franz und die Beschränkungen der gesellschaftlichen Erwartungen. Der Schritt in Richtung gleichgeschlechtlicher Liebe symbolisiert zunächst einen Ausbruch aus dem traditionellen und zerstörerischen Kreislauf der heteronormativen Beziehung.
Gier
Dieses Kapitel beleuchtet die ambivalenten Aspekte von Liebe und Macht in der Beziehung zwischen Charlotte und Franz. Charlottes Sehnsucht nach Autonomie und Selbstverwirklichung steht im Gegensatz zu den Fesseln einer konventionellen Ehe. Die Darstellung ihrer Beziehung verdeutlicht die Ungleichgewichte in der Kommunikation und das Gefühl der Gefangenschaft.
Drei Wege zum See
Die dritte Erzählung fokussiert auf die Suche nach Autonomie und dem Aufbruch in eine neue, selbstbestimmte Lebensweise. Charlottes Reise symbolisiert ihre Suche nach Freiheit und ihre Flucht vor den einengenden Strukturen ihrer Vergangenheit. Die Begegnungen mit anderen Figuren spiegeln unterschiedliche Perspektiven auf das Leben und den Wunsch nach Unabhängigkeit wider.
Ihr glücklichen Augen
Dieses Kapitel thematisiert die Ambivalenz von Erinnerung und Verdrängung in Charlottes Bewusstsein. Ihre Auseinandersetzung mit der Vergangenheit führt zu neuen Erkenntnissen über die Bedeutung von Beziehungen und die Suche nach Liebe und Geborgenheit. Die Erzählung stellt die Fragilität von Beziehungen und die Komplexität der menschlichen Psyche in den Vordergrund.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind: Ingeborg Bachmann, Partnerfiguren, weibliche Identität, Geschlechterrollen, heteronormative Beziehungen, gleichgeschlechtliche Liebe, gesellschaftliche Erwartungen, Ehe, Sprache, Kommunikation, Macht, Selbstverwirklichung, Sexualität, Liebe, Autonomie, Schöpfung, Schöpfungsgeschichte, Gomorrha.
- Quote paper
- Mag. Eva Lirsch (Author), 2002, Charakteristik und Funktion der Partnerfiguren bei Ingeborg Bachmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160081