Die Fremd- oder auch Lehnwortbildung im Deutschen wird in der Forschung sehr verschieden interpretiert. Die Grenzen zwischen einheimischem Wort, Fremdwort und Lehnwort sind nicht immer eindeutig zu ziehen. Eine Vielzahl von Fachbegriffen und Definitionen erschweren eine einheitliche Terminologie.
Simmler beispielsweise sublimiert Suffixe unter den Begriff Formationsmorphem, Fleischer unter Wortbildungsmorphem. Für diese Arbeit sollen die Begriffe fremd und sekundärsprachlich, Fremdwort und Lehnwort sowie Endung und Suffix gleichbedeutend sein. Weitere Begrifflichkeiten werden im jeweiligen Kapitel präzisiert. Hintergrund und Ausgangspunkt bildet der Aufsatz „Form und Distribution der Fremdwortsuffixe im Neuhochdeutschen“ von Ernst Dittmer. Unter anderem am Beispiel der Endung -(at)ion stellt Dittmer die These auf, daß Fremdwörter und fremde Endungen im Deutschen andere Ableitungsmuster als einheimische aufweisen. Im Unterschied zu Wellmanns Regelwerk „Deutsche Wortbildung – Das Substantiv“ nimmt er statt vier Suffixvarianten nur eine für alle gültige Endung -tion an. Diese unterschiedlichen Sichtweisen werde ich erläutern.
Den Hauptteil meiner Untersuchung macht eine eigene Analyse der online zugänglichen Korpora des Instituts für Deutsche Sprache (IdS) aus. Ich werde anhand der aus den „Korpora der gesprochenen Sprache“ erstellten Wörterliste erstens die Richtigkeit und Durchsichtigkeit der von Dittmer und Wellmann vorgeschlagenen Regeln überprüfen, zweitens zeige ich einen alternativen Lösungsansatz auf mit dem Ziel, ein einheitliche Endung -ion formal und systematisch erklärbar zu machen. Dabei stütze ich mich auf Teilaspekte aus Murjasovs Artikel „Zur Wortbildungsstruktur der Ableitungen mit Fremdsuffixen“ und Fuhrops Stammparadigma5 für fremde Endungen.
A Ende behandele ich die Frage, ob die Ableitung mit dem Suffix -(at)ion als produktiv gelten kann. Hierzu habe ich in verschiedenen IdS-Korpora und im Internet recherchiert. Allen Ausführungen ist die synchrone, rein formale Beschreibung gemeinsam; nur vereinzelt wird die diachrone und semantische Ebene mit einbezogen. Im Anhang finden sich eine Tabelle mit der Wörterliste und Wortbelege; jeweils extrahiert aus den Korpora des IdS.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wortbildungsstruktur der Substantive auf -(at)ion
- Analyse der Ableitungen auf -(at)ion
- Die Textkorpora und die Vorgehensweise
- Die Ergebnisse der Analyse
- Nominale und verbale Derivationsstammbildung
- Die Produktivität des Suffixes -(at)ion
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Wortbildungsstruktur von Substantiven auf -(at)ion im Deutschen und untersucht die Produktivität des Suffixes -(at)ion. Der Autor analysiert bestehende Ableitungsmuster und stellt diese im Kontext der Forschung zu Fremd- und Lehnwortbildung im Deutschen dar. Dabei bezieht er sich auf die Werke von Dittmer, Wellmann, Murjasov und Fuhrop.
- Analyse der Wortbildungsstruktur von Substantiven auf -(at)ion
- Vergleich der Ableitungsmuster von Dittmer und Wellmann
- Untersuchung der Produktivität des Suffixes -(at)ion
- Identifizierung von Regelmäßigkeiten und Abweichungen in der Wortbildung
- Bewertung der Rolle von Fremdsuffixen in der deutschen Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsstand zur Fremd- und Lehnwortbildung im Deutschen dar und erläutert die Forschungsfrage der Arbeit.
Das zweite Kapitel widmet sich der Wortbildungsstruktur von Substantiven auf -(at)ion und präsentiert die unterschiedlichen Ansätze von Dittmer und Wellmann.
Das dritte Kapitel analysiert die Ableitungen auf -(at)ion anhand von Korpora des Instituts für Deutsche Sprache.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Substantiven mit der Endung -(at)ion, Fremd- und Lehnwortbildung im Deutschen, Wortbildungsstruktur, Produktivität von Suffixen, Korpuslinguistik und die Werke von Dittmer, Wellmann, Murjasov und Fuhrop.
- Quote paper
- Wolfram Baier (Author), 2001, Form und Produktivität der sekundärsprachlichen Endung "-(at)ion" im Deutschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16022