„Wie bin ich nur auf diese geschlossene Psychiatriestation gekommen ich wollte doch nur nicht allein zu Hause sein? Ich bin auf die geschlossene Station gekommen, weil ich einem Arzt gesagt habe, daß ich mich am liebsten umbringen würde. Der Raum ist groß. Er ist wie ein Glaskasten-von außen einzusehen. Bett an Bett. Ich habe mein Bett zwischen Halbverrückten und Ganzverrückten. Beim Essen treffe ich die weniger Verrückten, die auch irgendwas hergebracht hat. So wie mich. Es ist ziemlich schlimm hier. Die Stationsschwester sagt, ich gehörte hier nicht her. Ich will auch so schnell wie möglich wieder weg von hier. Und dann bekomme ich Angst vor dem `Wieder weg. Und dann will ich wieder weg. Und dann kommt wieder die Angst. Wenn ich nicht hergehöre-wo gehöre ich dann hin? Ich brauche Hilfe. Ich weiß nicht was mit mir ist. Ich weiß nur, daß es mir entsetzlich schlecht geht. Nach ein paar Tagen komme ich in ein kleineres Zimmer zu den weniger Verrückten. Der Stationsarzt unterhält sich oft mit mir über Literatur-ich lese gerade den `Wendepunkt´ von Klaus Mann. Und über Musik. Ich spüre sein Irritiert sein, ich wirke so normal in der Unterhaltung. Irgendwann fragt er nach. Wie erklärt man einen Alptraum während man ihn träumt?“
(Anders 2004, S.19f)
Dieses Zitat verdeutlicht die Gefühlswelt eines Borderliners. In dieser Diplomarbeit wird ein Überblick über das Krankheitsbild Borderline gegeben. Wo ist diese Erkrankung eingeordnet, wie äußert sie sich konkret, welche Therapiemöglichkeiten gibt es. Die gesamte Arbeit wird durch praktische Beispiele aus meiner Arbeit mit Borderlinern in der geschlossenen Psychiatrie untermauert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffsklärung
- 2.1 Der Normalitätsbegriff - Was ist psychisch krank?
- 2.2 Psychopathologie
- 2.3 Symptom und Syndrom
- 2.4 Die Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM IV
- 3. Persönlichkeitsstörung
- 3.1 Allgemeine Definitionen
- 3.2 Spezifische Persönlichkeitsstörungen
- 3.2.1 Paranoide Persönlichkeitsstörung
- 3.2.2 Schizoide Persönlichkeitsstörung
- 3.2.3 Dissoziale / Antisoziale Persönlichkeitsstörung
- 3.2.4 Histrionische Persönlichkeitsstörung
- 3.2.5 Zwanghafte / Anankastische Persönlichkeitsstörung
- 3.2.6 Vermeidende / Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung
- 3.2.7 Abhängige / Dependente Persönlichkeitsstörung
- 3.2.8 Narzisstische Persönlichkeitsstörung
- 3.2.9 Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörungen
- 4. Grundlagen der Borderline - Persönlichkeitsstörung
- 4.1 Historie
- 4.2 Epidemiologie
- 4.2.1 Häufigkeit
- 4.2.2 Vergleich mit anderen psychischen Erkrankungen
- 4.3 Ursachen
- 4.3.1 Konstitutionelle Faktoren
- 4.3.1.1 Genetik
- 4.3.1.2 Neurologische und biochemische Fehlfunktionen
- 4.3.2 Umwelteinflüsse
- 4.3.2.1 Einfluss von Eltern und Familie
- 4.3.2.2 Borderline als Folge eines Traumas
- 4.3.3 Fazit
- 5. Klassifikation
- 5.1 Klassifikation nach Otto Kernberg
- 5.2 Klassifikation nach der ICD 10
- 5.3 Klassifikation nach dem DSM IV
- 5.4 Zusammenfassung
- 5.5 Explizite Beschreibung einzelner Kriterien
- 5.5.1 Identitätsstörung
- 5.5.2 Impulsivität
- 5.5.3 Impulsivität in selbstschädigenden Bereichen
- 5.5.3.1 Essstörungen
- 5.5.3.2 Substanzmittelmissbrauch
- 5.5.4 Selbstverletzendes Verhalten
- 5.5.4.1 Suizidales Verhalten
- 5.5.5 Zwischenmenschliche Beziehungen
- 5.5.5.1 Angst vor dem Alleinsein
- 5.5.6 Zusammenfassung
- 5.6 Komorbidität
- 6. Der Umgang mit der Erkrankung
- 7. Therapien
- 7.1 Pharmakotherapie
- 7.2 Die Dialektisch-Behaviorale Therapie nach Marsha M. Linehan
- 7.2.1 Grundannahmen
- 7.2.2 Die Rolle und das Aufgabenfeld des Therapeuten
- 7.2.3 Behandlungskomponenten
- 7.2.4 Studien
- 7.3 Psychotherapie nach Clarkin, Yeomans, und Kernberg
- 7.3.1 Die psychoanalytische Sichtweise
- 7.3.2 Grundannahmen zur Borderline-Persönlichkeitsstruktur
- 7.3.3 Die Vereinbarungen zwischen dem Patienten und dem Therapeuten
- 7.3.4 Die Methode der Psychotherapie
- 7.4 Vergleich
- 8. Kinder und Jugendliche mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung
- 8.1 Gibt es Kinder und Jugendliche mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung?
- 8.2 Ein Beispiel
- 8.3 Ein Modell der schulischen Betreuung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Persönlichkeitsstörungen, insbesondere der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu vermitteln, ihre Ursachen, Symptome und Behandlungsmethoden zu beleuchten.
- Definition und Klassifizierung von Persönlichkeitsstörungen
- Ursachen und Entstehung der Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Symptombilder und diagnostische Kriterien
- Therapiemöglichkeiten und Behandlungsansätze
- Borderline-Persönlichkeitsstörung im Kindes- und Jugendalter
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und skizziert den Aufbau und die Zielsetzung der Untersuchung von Persönlichkeitsstörungen, mit besonderem Fokus auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Es wird die Relevanz des Themas für die klinische Praxis hervorgehoben und die Forschungsfragen der Arbeit definiert. Die Einleitung dient als wichtiger Rahmen für die folgenden Kapitel und stellt die theoretische Grundlage der gesamten Arbeit dar.
2. Begriffsklärung: Das Kapitel klärt grundlegende Begriffe, die für das Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung unerlässlich sind. Es definiert den Normalitätsbegriff im psychischen Kontext, erläutert die Grundlagen der Psychopathologie und die Unterscheidung zwischen Symptomen und Syndromen. Die wichtigsten Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM IV werden vorgestellt und ihre Bedeutung für die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen hervorgehoben. Dieser Abschnitt dient der methodischen Fundierung der Arbeit.
3. Persönlichkeitsstörung: Dieses Kapitel bietet eine allgemeine Definition von Persönlichkeitsstörungen und beschreibt verschiedene spezifische Störungsbilder. Es werden die Kriterien und Charakteristika der einzelnen Persönlichkeitsstörungen detailliert dargestellt und ihre Unterschiede zu anderen psychischen Erkrankungen erläutert. Dieses Kapitel legt die Grundlage für das Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstörung als eine spezifische Form der Persönlichkeitsstörung im weiteren Verlauf der Arbeit.
4. Grundlagen der Borderline - Persönlichkeitsstörung: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den Grundlagen der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Es beleuchtet die historische Entwicklung des Verständnisses dieser Störung, untersucht epidemiologische Daten zur Häufigkeit und zum Vergleich mit anderen psychischen Erkrankungen, sowie die vielschichtigen Ursachen. Die Diskussion umfasst sowohl konstitutionelle Faktoren wie Genetik und neurobiologische Aspekte als auch Umwelteinflüsse wie den familiären Kontext und die Rolle von Traumata. Das Kapitel bietet eine umfassende Analyse der multifaktoriellen Genese der Borderline-Persönlichkeitsstörung.
5. Klassifikation: Dieses Kapitel widmet sich verschiedenen Klassifikationssystemen der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Es werden die Ansätze von Otto Kernberg, die ICD-10 und das DSM-IV verglichen und in ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden erläutert. Eine detaillierte Beschreibung einzelner Kriterien wie Identitätsstörung, Impulsivität, selbstverletzendes Verhalten und zwischenmenschliche Beziehungen wird gegeben, gefolgt von einer Zusammenfassung und der Betrachtung der Komorbidität mit anderen psychischen Störungen. Dieses Kapitel liefert eine umfassende Übersicht über die diagnostischen Ansätze für die Borderline-Persönlichkeitsstörung.
6. Der Umgang mit der Erkrankung: Dieses Kapitel beschreibt den Weg vom eigenen Erleben der Erkrankung bis zur Diagnose. Es beleuchtet die Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen Betroffene konfrontiert sind, und betont die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention und umfassenden Betreuung. Das Kapitel bettet die klinische Perspektive in den Erfahrungshorizont der Betroffenen ein.
7. Therapien: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Therapiemöglichkeiten bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Es werden die Pharmakotherapie und verschiedene psychotherapeutische Ansätze, wie die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) nach Marsha M. Linehan und die psychoanalytisch orientierte Therapie nach Clarkin, Yeomans und Kernberg, ausführlich beschrieben. Die jeweiligen Grundannahmen, Behandlungskomponenten und empirische Befunde werden diskutiert und die Ansätze vergleichend gegenübergestellt. Das Kapitel vermittelt ein umfassendes Bild der Behandlungslandschaft für Borderline-Persönlichkeitsstörungen.
8. Kinder und Jugendliche mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung: Dieses Kapitel untersucht die Besonderheiten der Borderline-Persönlichkeitsstörung im Kindes- und Jugendalter. Es wird die Frage erörtert, inwiefern die Diagnose und Behandlung bei jungen Menschen von den Vorgehensweisen bei Erwachsenen abweicht. Ein Beispielfall wird vorgestellt, und ein Modell für schulische Betreuung wird vorgeschlagen. Dieser Abschnitt erweitert den Fokus der Arbeit auf eine wichtige, oft vernachlässigte, Altersgruppe.
Schlüsselwörter
Persönlichkeitsstörung, Borderline-Persönlichkeitsstörung, ICD-10, DSM-IV, Diagnose, Symptome, Ursachen, Therapie, Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), Psychoanalyse, Komorbidität, Selbstverletzung, Impulsivität, Identitätsstörung, Kindheit, Jugend.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Persönlichkeitsstörungen, insbesondere Borderline-Persönlichkeitsstörung
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über Persönlichkeitsstörungen, mit besonderem Fokus auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, und Schlüsselwörter. Der Text behandelt Definitionen, Klassifizierungssysteme (ICD-10, DSM-IV), Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapieansätze (Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), psychoanalytische Therapie), und die Besonderheiten der BPS bei Kindern und Jugendlichen.
Welche Persönlichkeitsstörungen werden behandelt?
Das Dokument behandelt verschiedene Persönlichkeitsstörungen im Allgemeinen, legt aber den Schwerpunkt auf die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Es werden jedoch auch andere spezifische Persönlichkeitsstörungen wie die paranoide, schizoide, dissoziale/antisoziale, histrionische, zwanghafte/anankastische, vermeidende/selbstunsichere, abhängige/dependente und narzisstische Persönlichkeitsstörung erwähnt und kurz beschrieben.
Wie wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung definiert und klassifiziert?
Die Definition und Klassifizierung der BPS erfolgt anhand der gängigen Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-IV. Das Dokument vergleicht diese Systeme und beschreibt detailliert die einzelnen Kriterien, wie Identitätsstörung, Impulsivität, selbstverletzendes Verhalten und problematische zwischenmenschliche Beziehungen. Zusätzlich wird der Ansatz von Otto Kernberg zur Klassifizierung der BPS erläutert.
Was sind die Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung?
Das Dokument beschreibt die multifaktoriellen Ursachen der BPS. Es werden sowohl konstitutionelle Faktoren wie genetische Veranlagung und neurobiologische Faktoren als auch Umwelteinflüsse wie familiäre Belastungen und Traumata diskutiert. Der Einfluss von Eltern und Familie, sowie die Rolle von Traumaerfahrungen im Entstehen der BPS, werden hervorgehoben.
Welche Symptome kennzeichnen die Borderline-Persönlichkeitsstörung?
Die charakteristischen Symptome der BPS werden ausführlich beschrieben. Dazu gehören Identitätsstörungen, Impulsivität (inklusive Substanzmissbrauch und Essstörungen), selbstverletzendes Verhalten (inklusive Suizidalität), und instabile und intensive zwischenmenschliche Beziehungen mit starker Angst vor dem Alleinsein.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen?
Das Dokument stellt verschiedene Therapiemöglichkeiten vor, darunter die Pharmakotherapie und verschiedene psychotherapeutische Ansätze. Besonders ausführlich werden die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) nach Marsha M. Linehan und die psychoanalytisch orientierte Therapie nach Clarkin, Yeomans und Kernberg erläutert, inklusive ihrer Grundannahmen, Behandlungskomponenten und empirischer Befunde. Ein Vergleich der Therapieansätze wird ebenfalls vorgenommen.
Wie sieht der Umgang mit der Erkrankung aus?
Der Text beschreibt den Weg vom Erleben der Erkrankung bis hin zur Diagnose und betont die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention und umfassenden Betreuung. Die Herausforderungen und Schwierigkeiten für Betroffene werden beleuchtet.
Gibt es Borderline-Persönlichkeitsstörungen bei Kindern und Jugendlichen?
Ja, das Dokument widmet sich explizit der Borderline-Persönlichkeitsstörung im Kindes- und Jugendalter. Es wird diskutiert, inwiefern sich die Diagnose und Behandlung von der Vorgehensweise bei Erwachsenen unterscheidet. Ein Beispielfall und ein Modell für die schulische Betreuung werden vorgestellt.
Welche Klassifikationssysteme werden verwendet?
Die wichtigsten Klassifikationssysteme, die ICD-10 und das DSM-IV, werden im Detail vorgestellt und in Bezug auf die Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung verglichen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter umfassen: Persönlichkeitsstörung, Borderline-Persönlichkeitsstörung, ICD-10, DSM-IV, Diagnose, Symptome, Ursachen, Therapie, Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), Psychoanalyse, Komorbidität, Selbstverletzung, Impulsivität, Identitätsstörung, Kindheit, Jugend.
- Quote paper
- Mireill Steinert (Author), 2010, Persönlichkeitsstörungen mit dem Schwerpunkt Borderline, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160242