Die koloniale Geschichte des Kongo ist bedeutend von der äußerst brutalen und unmenschlichen Inbesitznahme und Ausbeutung durch König Leopold II. von Belgien geprägt. 1908 trat Leopold II. den seit 1885 in seinem Privatbesitz stehenden Kongo-Freistaat an den Belgischen Staat ab. Dies war nicht zuletzt auf den enormen Druck der internationalen Proteste über die sogenannten „Kongo-Greuel“ zurückzuführen.
Im Rahmen der kolonialen Ausbeutung des Kongo-Freistaates von 1885 bis 1908 entfaltete sich eine massive öffentliche Kritik in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika an den kolonialen Verbrechen König Leopolds II. In der Folge kam es zu einer weltöffentlichen und medienwirksamen Thematisierung des „Kongo-Problems“.
Im Zentrum der vorliegenden Arbeit stehen zwei offizielle Berichte, welche die Kritik an den „Kongo-Greueln“ aufnahmen, sie untersuchten und beurteilten. Zum einen handelt es sich dabei um den Casement Report vom 11. Dezember 1903, benannt nach Roger Casement, dem britischen Konsul, welcher diesen Bericht für die britische Regierung anfertigte.
Zum anderen liegt dieser Arbeit der Bericht einer von Leopold II. beauftragten Untersuchungskommission zu Grunde, welche ebenfalls die öffentlich kritisierten Missstände im Kongo-Freistaat recherchierte und am 31. Oktober 1905 an den Herrscher übergeben wurde. Der Bericht wurde auch in Form des „Bulletin officiel de l’Etat Independant du Congo - Nr. 9 & 10“, d. h. als eine Art Amtsblatt publiziert.
Zunächst soll der Begriff der „Kongo-Greuel“ näher beleuchtet und von Verbrechen anderer Kolonialmächte in Afrika abgegrenzt werden. Was waren die charakteristischen Besonderheiten im Kongo? Was verstanden die Zeitgenossen unter den „infamous cruelties“ oder den „Congo Atrocities“? Zwar scheint es offensichtlich, dass diese über eine rein wirtschaftliche Ausbeutung der indigenen Bevölkerung hinausgingen. Dennoch scheint eine Konkretisierung der kolonialen Verbrechen innerhalb des Kongo-Freistaates in diesem Kontext sehr nützlich für die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung.
1. Einleitung
2. „Kongo-Greuel“
2.1. Begriffserklärung
2.2. Einordnung in den historischen Kontext
3. Die Quellen
3.1. The Casement Report - Casement to Lansdowne (1903)
3.2. Bulletin officiel de l’Etat Independant du Congo (1905)
3.3. Die Quellen im Vergleich
4. Die Bedeutung der beiden Berichte für die internationale
Kritik am Kongo-Freistaat
5. Resümee
6. Literatur- und Quellenverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Kongo-Greuel“
- Begriffserklärung
- Einordnung in den historischen Kontext
- Die Quellen
- The Casement Report - Casement to Lansdowne (1903)
- Bulletin officiel de l'Etat Independant du Congo (1905)
- Die Quellen im Vergleich
- Die Bedeutung der beiden Berichte für die internationale Kritik am Kongo-Freistaat
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert zwei offizielle Berichte, den Casement Report und den Bulletin officiel de l'Etat Independant du Congo, die die „Kongo-Greuel“ untersuchten und die Kritik an der brutalen Kolonialherrschaft König Leopolds II. im Kongo-Freistaat aufgriffen. Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext der „Kongo-Greuel“, analysiert die Quellen kritisch und setzt sie in Bezug zueinander. Außerdem wird die Bedeutung der Berichte für die internationale Kritik am Kongo-Freistaat und ihre Auswirkungen auf den weiteren historischen Verlauf untersucht.
- Definition und Kontextualisierung der „Kongo-Greuel“
- Analyse und Vergleich der beiden Berichte: Casement Report und Bulletin officiel de l'Etat Independant du Congo
- Die Rolle der Berichte in der internationalen Kritik am Kongo-Freistaat
- Die Auswirkungen der Berichte auf den weiteren historischen Verlauf
- Stereotype Vorstellungen und Bilder der indigenen Bevölkerung im Kongo
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den historischen Kontext der „Kongo-Greuel“ im Kongo-Freistaat unter König Leopold II. vor und erläutert die Bedeutung der beiden untersuchten Berichte.
- „Kongo-Greuel“: Dieses Kapitel definiert den Begriff der „Kongo-Greuel“ und grenzt ihn von Verbrechen anderer Kolonialmächte in Afrika ab. Es untersucht die charakteristischen Besonderheiten der Verbrechen im Kongo-Freistaat und die Reaktionen der Zeitgenossen.
- Die Quellen: Dieses Kapitel stellt die beiden wichtigsten Quellen der Arbeit vor: den Casement Report und den Bulletin officiel de l'Etat Independant du Congo. Es werden die Inhalte und Entstehungsgeschichten der beiden Berichte erläutert.
- Die Bedeutung der beiden Berichte für die internationale Kritik am Kongo-Freistaat: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der Berichte auf die öffentliche Kritik am Kongo-Freistaat und die internationale Reaktion auf die „Kongo-Greuel“.
Schlüsselwörter
„Kongo-Greuel“, Kolonialismus, Kongo-Freistaat, König Leopold II., Casement Report, Bulletin officiel de l'Etat Independant du Congo, internationale Kritik, Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung, indigene Bevölkerung.
- Quote paper
- Luigi Tucciarone (Author), 2009, Die „Kongo-Greuel“ im Spiegel zweier offizieller Berichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160300