Juan García Hortelanos sozialkritischer Roman Tormenta de verano wurde 1961 verfasst. Das Werk wird im selben Jahr mit dem primer Prix Formentor ausgezeichnet, obwohl es kurz zuvor durch die Zensur verboten wurde. Erst ein Jahr später wird der Roman schließlich doch veröffentlicht und in 12 Sprachen übersetzt. So findet das Werk nicht nur in Spanien, sondern auch in anderen Ländern, eine breite Leserschaft und der Autor wird so zu einem „[…] de los modélicos representantes de las nuevas formas artísticas que intentaban dar una visión diferente, realista y compremetida de la realidad nacional.” García Hortelano gelingt es also trotz der strengen Zensurvorgaben ein realistisches Bild des spanischen Alltags zur Franco-Zeit zu zeichnen.
Jeder Autor, der im franquistischen Spanien veröffentlichen will, hat zwangsweise die „Schere im Kopf“, die ihn ständig zur Rücksichtnahme auf die Zensur ermahnt. Doch die Zensur führt nicht nur dazu, Phantasie und Möglichkeiten der Schriftsteller einzuschränken, sondern „[…] sie reizt sie auch an, nach Wegen zu ihrer Umgehung zu suchen.“
In Tormenta de verano wird versucht, die Zensur durch versteckte Sozialkritik im Stil der novela social zu umgehen. Ziel dieser Arbeit ist es daher, diese impliziten Kritikpunkte im Roman aufzuspüren und zu analysieren.
Zunächst aber soll ein kurzer Überblick über die Zensurpolitik des franquistischen Spaniens der sechziger Jahre gegeben werden, um die Veröffentlichungsprobleme, denen Romane wie Tormenta de verano ausgesetzt waren, zu beleuchten. Außerdem soll die literarische Kunstform der novela social vorgestellt und deren Strategie, die Zensur zu umgehen, aufgezeigt werden.
Im Anschluss wird der sozialkritische Aspekt der novela social in Tormenta de verano herausgearbeitet. Dabei wird García Hortelanos Kritik an der Oberschicht als Basis verstanden, Kriegsvergangenheit, Nichtsnutzigkeit, Javiers gescheiterten Ausbruchversuch und deren Doppelmoral ironisch zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die franquistische Zensur der 60er Jahre
- 2.1 Allgemeine Situation
- 2.2 Die novela social als Strategie, die Zensur zu umgehen
- 3. Versteckte Sozialkritik in Tormenta de verano
- 3.1 Vergangenheitsbewältigung: Kritik an den Kriegsgewinnern
- 3.2 La abulia: Kritik an der Passivität und Willenlosigkeit der Oberschicht
- 3.3 Javiers Bewusstseinskrise: Kritische Betrachtung seines Scheiterns
- 3.4 Die moral sexual: Kritik am katholischen Reinheitsgebot des Franco-Regimes
- 4. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die versteckte Sozialkritik im Roman "Tormenta de verano" von Juan García Hortelano aufzudecken und zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet, wie der Autor in einem von der franquistischen Zensur geprägten Kontext Kritik an der Oberschicht, der Kriegsvergangenheit, der Passivität und dem katholischen Reinheitsgebot übt.
- Die franquistische Zensur und ihre Auswirkungen auf die Literatur
- Die novela social als Strategie, die Zensur zu umgehen
- Sozialkritik in "Tormenta de verano"
- Die Darstellung der Oberschicht und ihrer Rolle im Roman
- Javiers Bewusstseinskrise und sein Scheitern im Kontext der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt Juan García Hortelanos Roman "Tormenta de verano" vor und erläutert, wie er trotz der strengen Zensur während des Franco-Regimes ein realistisches Bild des spanischen Alltags zeichnet. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, denen Schriftsteller im franquistischen Spanien gegenüberstanden und wie die Zensur sowohl Einschränkungen als auch Inspirationen für die literarische Kreativität darstellte.
2. Die franquistische Zensur der 60er Jahre
2.1 Allgemeine Situation
Dieser Abschnitt schildert die allgemeine Situation in Spanien in den 1960er Jahren und wie der wirtschaftliche Aufschwung zu neuen sozialen Problemen führte. Die Zensurpolitik des Regimes, die auf eine nationalkatholische Ideologie setzte, wird detailliert beschrieben, wobei die Tabus und Ziele der Zensur herausgestellt werden. Der Abschnitt beschreibt auch die wachsende Distanz zwischen der Kirche und dem Staat sowie die Entwicklung einer liberaleren Bildungs- und Kulturpolitik.
2.2 Die novela social als Strategie, die Zensur zu umgehen
Dieser Abschnitt beleuchtet die Rolle der novela social als literarische Strategie, um die Zensur des Franco-Regimes zu umgehen. Die novela social, beeinflusst von verschiedenen literarischen Strömungen, diente als indirekter politischer Kampf gegen das Regime. Der Abschnitt beschreibt die scheinbar objektive Erzähldistanz, die es den Autoren ermöglichte, sozialkritische Inhalte zu vermitteln, ohne direkt zu kritisieren.
3. Versteckte Sozialkritik in Tormenta de verano
Dieses Kapitel analysiert die sozialkritischen Aspekte der novela social in "Tormenta de verano". Es untersucht, wie García Hortelano seine Kritik an der Oberschicht, der Kriegsvergangenheit, der Passivität und der Doppelmoral des Regimes durch die Figuren und Handlungen des Romans verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Werks sind: franquistische Zensur, novela social, Sozialkritik, "Tormenta de verano", Juan García Hortelano, Oberschicht, Kriegsvergangenheit, Passivität, katholische Moral, Bewusstseinskrise, Scheitern.
- Quote paper
- Jessica Mohr (Author), 2009, Versteckte Sozialkritik in Hortelanos "Tormenta de verano", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160360