Die Kulturwissenschaften haben ihr methodisches Repertoire in der Königsdisziplin Feldforschung beginnend mit Bronislaw Malinowski bis hin zu qualitativen Interviews stets erweitert und stehen dabei immer wieder vor der entscheidenden Frage, wie die Daten gewonnen werden sollten. Mehrere theoretische Konzepte sind dazu in das Fach eingegangen und werden bis heute diskutiert. Dazu zählen unter anderem die teilnehmende Beobachtung, das Leitfadeninterview sowie andere Interviewverfahren, quantitative Erhebungen und historisch-archivalische Quellenanalysen. Allen Methoden gemeinsam ist, dass sie ihre praktische Forschungsarbeit im Wesentlichen aufgrund einer vorformulierten Fragestellung durchführen. Die Grounded Theory - im Folgenden abgekürzt GT - mit sozialwissenschaftlichem Hintergrund bildet dabei eine Ausnahme. Sie richtet ihre Fragestellung und auch alle nachfolgenden Arbeitsschritte an der Forschungspraxis aus, wie die Kulturwissenschaftlerin Dorothee Hemme 2009 in einer empirischen Arbeit im Kontext der Tourismusforschung festhielt .
Dieses von Anselm Strauss und Barney Glaser 1967 entwickelte praxisgeleitete Verfahren empirischer Sozialforschung stellt somit auch die Europäische Ethnologie vor neue Herausforderungen.
Inwieweit bietet diese Theorie Potentiale für unser Fach und wo liegen möglicherweise die Grenzen ihrer Anwendbarkeit? Diese Frage werde ich in meiner Hausarbeit unter Einbezug der GT sowie der etablierten Forschungsmethoden diskutieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was bedeutet Grounded Theory?
- Der Methodenstreit
- Generelle Diskurse über den Sinn der Grounded Theory
- Positionen zur GT aus volkskundlicher Sicht
- Albrecht Lehmann über das Trügerische des Bewusstseins
- Brigitta Schmidt-Lauber über Offenheit beim Interview
- Gisela Welz über den Einfluss von Mobilität
- Vergleichsebene GT – Kulturanthropologie
- Grounded Theory als iterativer Forschungskreislauf
- Zur Frage des theoretischen Vorverständnisses
- Zur Frage des Feldzugangs
- Im Feld
- Zur Rolle des Forschers im Feld
- Zur Frage des Verstehens der Daten
- Zur Auswertung von Interviews
- Zur Bedeutung von Texten
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Grounded Theory (GT) und ihrer Relevanz für die Kulturwissenschaften. Sie analysiert die Potentiale und Grenzen der GT im Kontext der Feldforschungspraxis in der Europäischen Ethnologie. Die Arbeit zielt darauf ab, die Methodik der GT zu erläutern und ihre Anwendbarkeit in der Kulturwissenschaft zu bewerten.
- Die begriffliche Klärung des Grounded Theory-Konzepts
- Die Diskussion um die GT im Methodenstreit der Sozialwissenschaften
- Die Anwendung der GT in der Kulturwissenschaft, insbesondere der Europäischen Ethnologie
- Die Stärken und Schwächen der GT im Vergleich zu anderen Forschungsmethoden
- Die Bedeutung der Feldforschung und die Rolle des Forschers im Feld
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Grundzüge der Feldforschung in den Kulturwissenschaften vor und erläutert, warum die GT für das Fach relevant ist. Anschließend wird das Konzept der GT definiert und der Methodenstreit, der um die GT geführt wird, dargestellt. Die verschiedenen Positionen zur GT aus volkskundlicher Sicht werden vorgestellt. Der Vergleich der GT mit der Kulturanthropologie liefert weitere Erkenntnisse zur Anwendbarkeit der GT.
Schlüsselwörter
Grounded Theory, qualitative Forschung, Feldforschung, Ethnographie, Kulturwissenschaft, Europäische Ethnologie, teilnehmende Beobachtung, Interview, Textanalyse, Methodenstreit, induktive Forschung, Theorienbildung, Feldzugang.
- Arbeit zitieren
- Karen Breiholz (Autor:in), 2010, Potentiale und Grenzen der Grounded Theory für die Kulturwissenschaften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160500