Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
1. Einleitung
2. Exchange Traded Funds
2.1. Geschichte der ETFs
2.1.1. Geburt des ETF
2.1.2. Einführung von ETFs am deutschen Markt
2.2. Basistheorien hinter dem ETF
2.2.1. Markowitz' Portfoliotheorie
2.2.2. Passives Management vs. Aktives Management
2.3. Die Funktionsweise eines ETF
2.3.1. Der Index als Grundlage
2.3.2. Konstruktion der Fonds
2.4. Handel von ETFs
2.4.1. Handel an der Börse
2.4.2. Der indikative Nettoinventarwert
2.4.3. Der Creation/ Redemption Prozess
2.4.4. Kosten
2.5. Der ETF-Markt
2.5.1. Anbieter
2.5.2. Arten von ETFs
2.5.3. Innovationen im Bereich der Exchange Traded Products
2.6. Risiken bei der Anlage in ETFs
2.6.1. Marktrisiko und titelspezifische Risiken
2.6.2. Der Tracking Error
3. Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1/ Risiko- Ertragsdiagramm
Abbildung 2/ Handelsablauf am Beispiel der deutschen Börse AG
Abkürzungs- und Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
"There are three classes of people who do not believe that markets work: -the Cubans, the North Koreans and active managers"[1] (zu Deutsch: Es gibt drei Arten von Menschen, welche nicht glauben, dass die Märkte funktionieren: -die Kubaner, die Nordkoreaner und die aktiven Manager). Dieses Zitat eines Portfolio-Managers von Dimensional Fonds Advisors beschreibt wie kein anderes den Grundgedanken des passiven Managements, dass die Märkte grundsätzlich funktionierend sind und eine zugrunde liegende Benchmark auf Dauer nicht durch aktives Handeln übertroffen werden kann. Vielmehr ist es laut den Verfechtern der passiven Theorie sinnvoll gar nicht erst zu versuchen den Markt zu schlagen, sondern diesen in seinem Portfolio eins zu eins nachzubilden.[2] Zuletzt hat auch die Finanzkrise bewiesen, dass es nur die wenigsten aktiven Fondsmanager schaffen Ihre Benchmark zu schlagen und für den Kunden mehr herauszuholen als den zugrunde liegenden Index.
Um die passive Strategie einfach, transparent, kostengünstig und effektiv umzusetzen gibt es eine Anlageform, welche durch ihre Ausgestaltung und Funktionsweise hierfür regelrecht prädestiniert ist - der ETF. Ein ETF ist ein fortlaufend börsengehandelter, i.d.R. passiv gemanagter Fonds, welcher einen Index nachbildet. ETFs stellen des Weiteren Sondervermögen dar, was ein wichtiges Sicherheitsmerkmal darstellt, und bieten im Vergleich zum aktiv gemanagten Fonds für den Kunden erheblich niedrigere Gebühren.
"An diesem Markt kommt niemand vorbei" schreibt etwa der Frankfurter Börsenbrief im April dieses Jahres und verdeutlicht damit die wachsende Bedeutung dieser Anlageform. Momentan werden in ETFs in Europa ca. 164 Mrd. Euro an Volumen verwaltet. Auf unserem Kontinent liefern sich momentan 35 Fondsgesellschaften mit 901 solcher Produkte einen Konkurrenzkampf.[3] ETFs sind ein noch relativ junges Produkt, die Volumenswachstumsraten aber rasant. Bisher zum größten Teil mit 90% nur von institutionellen Investoren gehalten[4], erfreuen sich immer mehr Privatinvestoren an dieser Anlagealternative.
In meiner Arbeit möchte ich die Geschichte, die Basistheorien, die Funktionsweise sowie den Handelsablauf, die Anbieter und Risiken der passiv gemanagten ETFs darstellen und die zu einem kleinen Prozentsatz existierenden aktiv gemanagten Formen vernachlässigen, da der Grundgedanke hinter den ETFs historisch passiv ist. Außerdem soll kurz auf die Innovationen in der Anlageklasse der Exchange Traded Products eingegangen werden.
2. Exchange Traded Funds
2.1. Geschichte der ETFs
2.1.1. Geburt des ETF
Anfang der siebziger Jahre kehrte unter den Anlegern langsam die Einsicht ein, dass eine zugrunde liegende Benchmark durch aktive Methoden kaum zu übertreffen ist. Da ETFs immer auf der Nachbildung eines Index beruhen, ist wohl als erstes einschneidendes geschichtliches Erlebnis die Auflegung des weltweit ersten Indexfonds, des Samsonite Pension Fund, zu nennen. Der Fonds wurde im Jahr 1971 von William Sharp und Bill Fouse bei der amerikanischen Großbank Wells Fargo aufgelegt. Bei dem Fonds handelt es sich um ein Produkt für institutionelle Anleger, welcher die 1500 an der New York Stock Exchange gehandelten Werte auflistete. Es sollte nicht lange dauern, bis 1975 der Vanguard 500 Indexfonds für Privatanleger folgte, welcher aber von Marktteilnehmer stark kritisiert wurde, da seine Performance lediglich der des durchschnittlichen Marktes entsprach.
Der technische Fortschritt Anfang der 80er Jahre machte es möglich große Aktienkörbe und Futures zu handeln, was im Jahre 1987 dazu führte, dass der Handel von CIPs (Cash Index Participitions) an der Börse von Philadelphia möglich war. Es war eine Tochterfirma der deutschen Commerzbank, die CB German Index Fonds Company, welche 1989 den ersten deutschen Indexfonds für institutionelle Investoren ins Leben rief. Es sollte bis ins Jahre 1993 dauern bis der erste ETF für kommerzielle Zwecke in den USA auf den Markt kam. Unter dem Namen Standard & Poor's Depository Receipts wurde er an der American Stock Exchange gehandelt.[5]
2.1.2. Einführung von ETFs am deutschen Markt
Dass der ETF seinen 10. Geburtstag in diesem Jahr, dem Jahr 2010 in Deutschland feiern konnte, schuldete er der Einführung des Segments XTF an der Frankfurter Börse, welches die erste ETF-Plattform Europas war. Die Kunden konnten in zwei ETFs auf den EuroStoxx und den Stoxx 50 Geld anlegen. Der erste auf deutschem Boden handelbare ETF ist der iShares DJ Euro Stoxx 50. Ein ETF auf den deutschen Aktienindex DAX im Jahr 2001 war die logische Konsequenz auf die Erfolgsstory. In den darauf folgenden Jahren und bis heute wurden zahlreiche neue ETFs auf eine Vielzahl von Märkten und Assets aufgelegt. Zu nennen sind hierbei die Konstrukte auf deutsche und europäische Staatsanleihen im Jahr 2003 und 2004, die Abdeckung des Bereichs "Emerging Markets", sowie in den darauffolgenden Jahren diverse ETFs auf Strategieindizes. Selbst ein Investment im Geldmarktbereich ermöglichte 2007 die Deutsche Bank mit ihrer Tochter db x-trackers mit einem Produkt, welches den EONIA-Index nachbildet.[6]
In jüngster Vergangenheit, vor allem beeinflusst durch die hohe Nachfrage des Marktes, steigert sich die Anzahl an ETFs und an verschiedenen Abwandlungen der Produktgruppe ETPs (Exchange Traded Products).
2.2. Basistheorien hinter dem ETF
2.2.1. Markowitz' Portfoliotheorie
Henry Markowitz, ein amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, durfte 1990 in Stockholm den Nobelpreis für seine bereits 1959 entwickelte Portfoliotheorie in Empfang nehmen. Seine Thesen, welche sich erst in den siebziger Jahren am Markt durchsetzten besagen, dass durch Diversifikation im Depot, also durch das Aufteilen des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen (Assets), wie Aktien, Rohstoffe, Anleihen, Immobilien und Cash-Anlagen, das Gesamtrisiko des Depots bei gleichbleibender Renditeerwartung mindert bzw. bei einem bestehenden Risiko im Depot die Rendite gesteigert werden kann. Zudem befürwortet Markowitz' Theorie auch in den o. g. Anlageklassen weiter zu diversifizieren, beispielsweise bei Aktien in verschiedene Länder, Branchen und Regionen.[7] Umso mehr Streuung auf verschiedene Einzeltitel das Depot erfährt, desto mehr wird das unsystematische Risiko, also das Einzeltitelrisiko reduziert und ab einer gewissen Titelanzahl kann diese Risikoart nahezu ausgelöscht werden.[8] Hinter diesem Phänomen steckt die sog. Korrelation. Diese beschreibt die Beziehung bzw. Entwicklung zwischen zwei Assets. "Das Gesamtrisiko des gesamten Portfolios ist umso geringer je geringer die einzelnen Anlagen miteinander korrelieren".[9] Bei einer optimalen Korrelation im Depot kann das unsystematische Risiko also theoretisch beseitigt werden. Ob dieser Idealfall in der Praxis auftreten kann bleibt zu bezweifeln, wobei es jedoch das Ziel sein muss, diesem Ideal so nahe wie möglich zu kommen. Was bleibt ist das systematische Risiko, was nicht durch o. g. Verfahren minimiert werden kann und so als allgemeines Marktrisiko bestehen bleibt.
Eine Weiterentwicklung der Portfoliotheorie, das CAPM-Modell, beschreibt, dass das Eingehen von systematischem Risiko am Markt in Form einer Risikoprämie bezahlt wird, unsystematisches Risiko hingegen nicht, da es ja wie oben beschrieben reduziert werden kann.[10] Daher lohnt es auch nicht unsystematisches Risiko einzugehen. Lt. Markowitz' Theorie gibt es sog. effiziente Portfolios. Diese haben die Eigenschaft, dass es bei gleichem Risiko kein Portfolio mit einer höheren Rendite gibt. Andersherum ausgedrückt: Einem effizienten Portfolio steht kein Portfolio gegenüber welches bei gleicher Rendite dem Investor mehr Risiko auflastet.[11] Die effizienten Portfolios lassen sich in einer zweidimensionalen Betrachtung in einem Risiko-Rendite Diagramm auf einer Linie abbilden. Entscheidend ist für den Anleger nun nur noch, welches Risiko er bereit ist einzugehen. Das Depot am Scheitelpunkt (A) wird als Minimum-Varianz Portfolio bezeichnet, also das Depot mit dem geringsten Risiko unter den effizienten Depots.[12]
Abbildung 1: Risiko- Ertragsdiagramm[13]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
ETFs verfolgen die oben genannten Grundgedanken einer breiten Streuung auf mehrere Titel und nutzen für den Investor die damit eingehenden positiven Effekte. Mit nur einem ETF können komplette Märkte und Sektoren abgedeckt werden. Markowitz' Portfoliotheorie findet also bei ETFs Geltung und darf als Basisidee eines jeden Fondskonstrukts bezeichnet werden.
2.2.2. Passives Management vs. Aktives Management
Exchange Traded Funds bilden in ihrem Grundgedanken einen Markt passiv, also 1:1 ab. Im Gegensatz zum aktiven Management- Ansatz kann ein klassischer ETF also dem Anleger maximal die Rendite des Marktes abzüglich der Verwaltungskosten bringen, während aktiv gemanagte Fonds die Möglichkeit haben den Markt durch fundamental und technisch hinterlegtes Stockpicking und Timing out zu performen. Aber lt. einer aktuellen Studie der Londoner Cass Business School schaffen es nur wenige aktiv gemanagte Fonds nachhaltig ihren zugrunde liegenden Index zu übertreffen, die meisten laufen maximal parallel zu diesem, viele auch schlechter.[14] Die passive Theorie legt dar, dass auf einem effizienten Markt, welcher zum größten Teil vorliegt, eine Überrendite kaum möglich ist, da sämtliche
vorliegenden fundamentalen und technischen Faktoren bereits im Markt in einer unendlichen Schnelle eingepreist sind. Die Benchmark ist langfristig nicht zu schlagen. "Damit sind jegliche Überrenditen zufälliger Natur".[15] Wenn der Markt also auf Dauer nicht übertroffen werden kann und man nun noch bedenkt, dass aktiv gemanagte Fonds gegenüber den kostengünstigen ETFs noch eine viele höhere Verwaltungsgebühr und gegebenenfalls eine Perfomance-Fee aufweisen, macht es für den Anleger Sinn gleich in einen ETF zu investieren. Dieser weist eine transparente Rendite, nämlich eine leichte Underperfomance des Marktes, bedingt duch die Verwaltungskosten, auf. Der Aufwand, die Zeit und der Kosteneinsatz um einen Index zu schlagen, lohnen gemäß Anhängern der passiven Theorie nicht.
[...]
[1] Hypo Vorarlberg: Vortrag Core/Satellite Anlagestrategie nicht nur für institutionelle Anleger, S.18, http://www.hypovbg.at/
[2] Vgl. Götte, 2010, S. 46
[3] o.V., ETF's werden im Börsenhandel immer wichtiger, in: Frankfurter Börsenbrief, Nr. 15/2010, S. 1
[4] Vgl. H. Reents, Anleger im ETF-Fieber, in: Fonds Exclusiv, 10. Jg., Nr. 02/2010, S. 42 ff.
[5] Vgl. Eibl, 2009, S. 16, und Götte, 2010, S. 129 f
[6] Vgl. F. Bremser, 10 Jahre ETF, in Rendite- Anlegermagazin der Börsenzeitung, Nr. 09/2010 S. 23
[7] Vgl. Eibl, 2009, S.147 f
[8] Vgl. Götte, 2010, S. 45 f
[9] Vgl. Wikipedia: Korrelation. http://de.wikipedia.org/
[10] Vgl. Götte, 2009, S. 46
[11] Vgl. Eibl, 2009, S.148
[12] Vgl. Götte, 2010, S. 19 f
[13] www.bankstudent.de
[14] Vgl. o.V., Knapp ein Prozent schaffen Überrendite, in: Börse Online, Nr. 23/2010, S. 10
[15] Götte, 2010, S. 46