Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Glossar
1. Einleitung
2. Integration junger Muslime
2.1 Studienergebnisse
2.1.1 Sprachlich-soziale Integration
2.1.2 Bildungserfolge
2.1.3 Integrationseinstellungen
2.1.4 Religiosität und religiöse Einstellungen
3. Schlussbetrachtung
3.1 Analyse
3.4 Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Ausprägung der drei Cluster integrationsbezogener Einstellungen bei Schülern und Studenten in % der Befragten
Abbildung 2: Verteilung der Werte der muslimischen Schüler auf der Skala Integrationspraxis
Abbildung 3: Qualität praktischer sprachlich-sozialer Integration bei Schülern und Studenten in % der Befragte
Tabelle 1: Anteil der Deutschen unter den Freunden von muslimischen Schülern und Studenten in % der Befragten
Tabelle 2: Anteil Gebrauch der deutschen Sprache im Freundeskreis muslimischer Schüler und Studenten in % der Befragten
Tabelle 3: Anteil Selbstverortung als Deutscher oder als Angehöriger des Herkunftslandes in % der Befragten
Tabelle 4: Anteil der Gruppen religiöser Orientierung von Schülern und Studenten in % der Befragten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Glossar
Assimilation - Verschmelzung von zuvor unterscheidbaren sozio-kulturellen Gruppen zu einer Einzigen Clusteranalyse - strukturentdeckende, multivariate Analyseverfahren zur Ermittlung von Gruppen (Clustern) von Objekten, deren Eigenschaften oder Eigenschaftsausprägungen bestimmte Ähnlichkeiten aufweisen Kompositindikator ± aus einzelnen individuellen Indikatoren zusammengesetzter Gesamtindikator, dem das mehrdimensionale Konzept zugrunde liegt, welches gemessen werden soll Person mit Migrationshintergrund - Alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem nach 1949 zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil Segregation - Vorgang der Entmischung von unterschiedlichen Elementen in einem Beobachtungsgebiet. Man spricht dann von Segregation, wenn sich die Tendenz zu einer Polarisierung und räumlichen Aufteilung der Elemente gemäß bestimmter Eigenschaften beobachten lässt
1. Einleitung
Laut einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BMF) im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz (DIK) leben in Deutschland mittlerweile rund vier Millionen Muslime, darunter rund zwei Drittel mit türkischer Abstammung (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2009 : 11ff.). Vor Erscheinen der Studie ging man noch von rund 3,2 Millionen Muslimen aus. Die Muslime sind und werden mehr und mehr ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft.
Umso verständlicher ist es, das in den letzten Jahren auch die Integration der Muslime wieder vermehrt in den Blickpunkt der Forschung rückt. Zahlreiche Publikationen und Studien befassen sich mit dieser Thematik. Sie alle stellen sich die Frage, wie die Muslime in Deutschland integriert sind und ob dies insgesamt gut oder schlecht gelingt. Entscheidend ist diese Frage auch für die dritte Generation der eingewanderten Muslime, die heutigen muslimischen Jugendlichen. Sie sind im Gegensatz zu vielen ihrer Eltern in Deutschland geboren und aufgewachsen und in Zukunft bilden sie einen Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Integration ist hier ein sehr wichtiger Faktor.
Die vorliegende Arbeit wird sich daher im Besonderen mit der Integration junger Muslime in Deutschland befassen. In Anbetracht der Tatsache, dass es in der Bevölkerung eine scheinbar weitverbreitete negative Einstellung gegenüber Muslimen gibt (besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, siehe auch Gesemann 2006: 4f.), lautet die bewusst einfach formulierte Forschungshypothese, dass junge Muslime in Deutschland schlecht in die heutige Gesellschaft integriert sind.
Um diese Hypothese zu untersuchen, wird folgendermaßen vorgegangen. Zunächst wird ein kurzer Überblick darüber gegeben, was der Begriff Integration überhaupt bedeutet. Daran anknüpfend werden in Kapitel 2 zwei große Studien auf ihre Aussagen zur Integration von jungen Muslimen hin analysiert und die Ergebnisse vorgestellt. Konkret werden wir uns mit der sprachlich-sozialen Integration, den Bildungserfolgen, den Integrationseinstellungen und der Religiosität bzw. den religiösen Orientierungen befassen. In Kapitel 3 werden die dargestellten Studienergebnisse in Beziehung zur Hypothese gesetzt und abschließend analysiert. Zusätzlich wird ein Ausblick auf weitere Untersuchungsfragen gegeben, etwa ob auch sexuelle Identität Auswirkungen auf die Integration hat oder wie sich die neue Jugendbewegung Pop-Islam womöglich auf die Integration auswirkt. Die wichtigsten Literaturquellen dieser Untersuchung sind die Studien von Katrin Brettfeld und Peter Wetzels (2007) sowie von Frank Gesemann (2006).
2. Integration junger Muslime
Nachfolgend werden wir uns nun genauer mit der Integration von jungen Muslimen in Deutschland befassen. Dazu werden wir die Studien „Muslime in Deutschland" (Brettfeld/Wetzels 2007 a) und „Die Integration junger Muslime in Deutschland" (Gesemann 2006) in ihren Ergebnissen für junge Muslime zusammenfassen. Junge Muslime sind in diesem Zusammenhang einerseits Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 und Studenten (Brettfeld/Wetzels 2007 a: 62ff.). Gesemann wiederum charakterisiert sie nicht näher, die Studie dreht sich jedoch um schulische und berufliche Bildung.
Die Befragung der Schülerinnen und Schüler durch Brettfeld/Wetzels fand als Teilstudie der Gesamtstudie über Muslime in Deutschland statt. Es handelt sich dabei um eine standardisierte schriftliche Befragung verbunden mit einer Zufallsstichprobe. Durchgeführt wurde sie in den drei Städten Augsburg, Hamburg und Köln. Ursprünglich war auch Berlin als Befragungsort vorgesehen (wie in anderen Teilstudien auch), jedoch verweigerte die zuständige Schulbehörde dort die Befragung. Die avisierte Fallzahl von 500 Befragten muslimischen Jugendlichen wurde dennoch erreicht.
Ebenfalls eine der insgesamt fünf Teilstudien ist die Studentenbefragung. Hierbei stellte sich im Pretest heraus, dass die geplante Befragung von muslimischen Studenten innerhalb von ausgewählten Vorlesungen so nicht praktikabel war. Professoren verweigerten die Mitarbeit und auch die Resonanz der Studenten war ernüchternd. So entschied man sich dafür, den Weg über die Studentensekretariate zu wählen und dort eine standardisierte Zufallsstichprobe zu ziehen. Durch die Befragung wurden 195 Studenten muslimischen Glaubens in Augsburg, Berlin, Hamburg und Köln erreicht.
Die Fragebögen bei Schülern und Studenten waren inhaltlich identisch mit denen der Teilstudie Wohnbevölkerung. Sie wurden nur in ihrer Ausgestaltung jeweils den Gegebenheiten und Anforderungen angepasst bzw. ergänzt. Somit sind auch Vergleiche zur größten Teilstudie, der standardisierten telefonischen Befragung der muslimischen Wohnbevölkerung, möglich. Von dieser Möglichkeit wird auch im folgenden Gebrauch gemacht.
2.1 Studienergebnisse
2.1.1 Sprachlich-soziale Integration
Bevor wir uns mit der sprachlich-sozialen Integration befassen, sollte zunächst geklärt werden, wie der Begriff Integration überhaupt definiert ist. Wie immer in der Wissenschaft gibt es verschiedene Definitionen. In dieser Arbeit werden wir der Definition nach Esser folgen. Integration definiert Esser allgemein als „Zusammenhalt von Teilen in einem „systemischen" Ganzen" (Esser 2001: 1). Daraus folgen zwei einzelne Integrationsperspektiven, die Systemintegration und die Sozialintegration. „Die Systemintegration bezieht sich [...] auf die Integration des Systems einer Gesellschaft als Ganzheit, die Sozialintegration dagegen auf die der Akteure „in" das System hinein" (ebenda: 3). In unserem Fall ist daher die Sozialintegration die entscheidende Perspektive, die in der sprachlich-sozialen Integration ihre Entsprechung findet (vgl. Esser 2001). Die sprachlich-soziale Integration ist für junge muslimische Schüler und Studenten die wichtigere Teilperspektive der Integration, da sie am Anfang der „Integrationskette" steht und die Grundlage für eine später gute Integration bildet. Um messen zu können, wie groß der Wert der erreichten sprachlich-sozialen Integration ist, wurden bei Schülern und Studenten das Ausmaß der Kontakte zu Deutschen, die Häufigkeit des Gebrauchs der deutschen Sprache oder die Identifikation mit dem Geburtsland bzw. Aufnahmeland gemessen (Brettfeld/Wetzels 2007 b: 6).
Ausmaßder Kontakte zu Deutschen
Um messen zu können, wie ausgeprägt der Kontakt zu Deutschen unter muslimischen Schülern und Studenten ist, wurden die Teilnehmer der Studie gefragt, wie hoch der Anteil von Deutschen unter ihren Freunden ist. In Tabelle 1 sehen wir, dass rund 63% Schüler nur wenige oder gar keine deutschen Freunde haben. Nur knapp 9% haben mehr deutsche als muslimische Freunde. Bei Studenten sieht das Bild differenzierter aus. Hier haben zwar noch immer rund 45% der Befragten fast keine Deutschen als Freunde, aber es gibt auch 24,5% die überwiegend oder nur deutsche Freunde haben (Brettfeld/Wetzels 2007 a: 220 u. 354).
Tabelle 1 Anteil der Deutschen unter den Freunden von muslimischen Schülern und Studenten in % der Befragten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Brettfeld/Wetzels 2007 a: 220 und 354, eigene Darstellung
Häufigkeit des Gebrauchs der deutschen Sprache
Auch die Häufigkeit des Gebrauchs der deutschen Sprache ist entscheidend für die Integration. Gefragt wurde, wie häufig die Schüler und Studenten in ihrem Freundeskreis Deutsch sprechen, wie oft dies in der Familie geschieht und über welche Sprache der Medienkonsum erfolgt. Tabelle 2 veranschaulicht die Ergebnisse der Untersuchung anhand des ersten Aspektes. Schüler und Studenten ähneln sich hierbei in ihrem Sprachgebrauch mehr als bei den Kontakten zu Deutschen. Nur eine Minderheit von rund 8% (Schüler) und rund 14% (Studenten) spricht selten oder nie Deutsch im Freundeskreis. Ein Viertel bzw. ein Fünftel wechselt sich im Sprachgebrauch mit Deutsch und der Muttersprache ab. Und zwei Drittel bzw. mehr als 50% (jeweils Schüler bzw. Studenten) spricht häufiger oder nur Deutsch mit den Freunden (Brettfeld/Wetzels 2007 a: 221 u. 354).
Tabelle 2 Anteil Gebrauch der deutschen Sprache im Freundeskreis muslimischer Schüler und Studenten in % der Befragten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Brettfeld/Wetzels 2007 a: 221 und 354, eigene Darstellung
Identifikation mit dem Geburtsland bzw. Aufnahmeland
Auch die Identifikation mit dem Geburtsland und im Fall der Studenten mit dem Aufnahmeland ist ein wichtiger Teilbereich der sprachlich-sozialen Integration. Hierzu wurden die Studienteilnehmer um eine Selbstverortung gebeten, ob sie sich eher als Deutscher oder als Angehöriger des Herkunftslandes fühlen. In Tabelle 3 sind nach bewährtem Schema die Ergebnisse aufgeführt.
[...]
- Arbeit zitieren
- Sebastian Schubert (Autor), 2010, Islam und junge Muslime in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160608
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