Die Grundfrage dieser Arbeit soll folgende sein: Gibt es eine Form von Suizid, die sich moralisch rechtfertigen lässt? Es mag befremdlich wirken, dass Menschen ihrem Leben ein Ende setzen wollen, es gibt aber Fälle, in denen die Verurteilung des Suizids nicht ohne Weiteres haltbar ist. Ich werde dieser Frage nachgehen, indem ich zuerst zwei moderne Extrempositionen in der Betrachtung des Suizids vorstelle, von denen eine den Suizid bejaht und die andere ihn radikal ablehnt. Diese beiden Positionen spannen einen Bogen zwischen der Annahme eines Suizids, der völlig determiniert ist und der Annahme eines Suizids, der äußerster Ausdruck der menschlichen Selbstbestimmung sein soll. Danach werde ich weitere wichtige Argumente gegen den Suizid vorstellen, die in der Diskussion immer wieder eine große Rolle spielen. Fragt man nach der moralischen Berechtigung des Suizids stellt sich nicht nur die Frage, ob sich jemand nach moralischen Gesichtspunkten das Leben nehmen darf, sondern vor allem auch die Frage, wie andere mit diesem Vorhaben umgehen. Dieser Aspekt scheint im Bezug auf den Suizid fast wichtiger zu sein als die rein personale Betrachtungsweise, weil die Perspektive des Suizidenten selbst nur teilweise konstruierbar ist und sich so einer allgemeinen Bewertung entzieht. Mit dieser Problematik werde ich mich im Abschnitt über die Grundlagen der Verhinderung des Suizids beschäftigen, die argumentativ komplex und problematisch sind, weil die Praxis der Verhinderung zwar konsequent vorgeht, aber nur schwer in vollem Umfang begründet werden kann. Schließlich werde ich mich Suiziden zuwenden, die schon heute in geregelten Bahnen ablaufen und nach der Berechtigung dieser Institutionalisierung und der Berechtigung der Institutionalisierung von Suizid im Allgemeinen fragen. Hier rückt also auch das politische Denken in den Blickpunkt, das in der konkreten Umsetzung der verschiedenen Sichtweisen konkrete und angesichts der Komplexität des Themas auch harte Entscheidungen treffen muss. Sicher kann im Rahmen einer solchen Arbeit keine entgültige Bewertung des Gegenstandes geleistet werden. Diese Arbeit soll vielmehr einen groben Überblick über ein komplexes Thema und seine verschiedenen Aspekte geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Zwei Sichtweisen des Suizids
- Definition des Suizids
- Suizid als Folge einer psychischen Krankheit
- Wohlüberlegter Suizid
- II. Weitere Argumente gegen den Suizid
- Schaden für andere Personen
- Suizid als Infragestellung der Moral
- Unverfügbarkeit des eigenen Lebens
- III. Grundlagen der Verhinderung des Suizids
- Die Heiligkeit des Lebens
- Verhinderung des Suizids
- IV. Geregelter Suizid
- Assistierter Suizid
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob es eine moralisch rechtfertigbare Form von Suizid gibt. Sie untersucht verschiedene Perspektiven auf den Suizid, sowohl solche, die ihn grundsätzlich ablehnen, als auch solche, die ihn unter bestimmten Bedingungen akzeptieren. Die Arbeit analysiert dabei sowohl die moralischen und ethischen Aspekte des Suizids als auch die praktischen und rechtlichen Herausforderungen im Umgang mit dieser komplexen Thematik.
- Definition und Interpretation des Suizids
- Differenzierung zwischen Suizid als Folge einer psychischen Krankheit und wohlüberlegtem Suizid
- Moralische und ethische Argumente gegen den Suizid
- Grundlagen der Verhinderung des Suizids
- Geregelter Suizid und assistierter Suizid
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Grundfrage der Arbeit vor: Gibt es eine Form von Suizid, die sich moralisch rechtfertigen lässt? Sie führt zwei moderne Extrempositionen in der Betrachtung des Suizids ein, die den Suizid entweder bejahen oder radikal ablehnen. Das erste Kapitel betrachtet die Definition des Suizids und die beiden Extrempositionen, die den Suizid als Folge einer psychischen Krankheit oder als wohlüberlegte Entscheidung ansehen. Das zweite Kapitel stellt weitere Argumente gegen den Suizid vor, wie den Schaden für andere Personen, die Infragestellung der Moral und die Unverfügbarkeit des eigenen Lebens. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Grundlagen der Verhinderung des Suizids, insbesondere mit dem Konzept der Heiligkeit des Lebens und den ethischen und rechtlichen Herausforderungen im Umgang mit Suizidprävention. Das vierte Kapitel beleuchtet den geregelten Suizid und die Frage der Berechtigung von assistiertem Suizid.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Suizid, Selbstbestimmung, Moral, Ethik, Heiligkeit des Lebens, psychische Krankheit, wohlüberlegter Suizid, geregelter Suizid, assistierter Suizid und Suizidprävention. Sie analysiert die komplexen Zusammenhänge zwischen diesen Begriffen und beleuchtet die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Implikationen des Suizids.
- Citation du texte
- Harald Kienzler (Auteur), 2006, Gibt es eine moralisch rechtfertigbare Form von Suizid?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160890