Deutschland im 19. Jahrhundert, nicht nur in der Schule befassen wir uns mit der Deutschen Geschichte dieses Jahrhunderts. Begriffe wie Demokratisierung, Industrialisierung, Beginn des Kapitalismus sind uns vertraut, ebenso Daten wie 1848 und 1872, oder Namen wie Bismarck, die verschiedenen Wilhelms, auch Humboldt, die Brüder Schlegel. Aber Hand aufs Herz, was wissen wir über die spezifische Lage der Frauen in dieser Zeit? Welche Namen fallen uns dabei ein, welche Taten? Wahrscheinlich geht es manchem so, wenn wir beginnen, uns mit diesem Thema zu beschäftigen: nicht allzu viele! Es ist also eine uns "fremde" aber doch eigene Geschichte. Nicht nur im Schulunterricht oder in den Medien handelt es sich dabei um “vergessene Lektionen“, sondern auch in der Forschung. Die Geschichte der Ungleichheit von Mann und Frau und die des Kampfes um (Chancen-) Gleichheit für Frauen blieb im Kontext der herkömmlichen Geschichtswissenschaft weitgehend unberücksichtigt. Barbara Becker-Cantarino kommt in ihren Untersuchungen zu der Feststellung, dass das Bild der Frau in der Geistes-, Literatur- und Sozialgeschichte geprägt ist durch "Gesichtslosigkeit" und "Geschichtslosigkeit". Mit "Gesichtslosigkeit" meint sie die fehlende Eigenständigkeit der Frau in der Darstellung, besonders außerhalb des Familienbereichs, und die Reduzierung der Frauen auf so genannte "Ergänzungsrollen" als Gattin und Mutter. "Geschichtslosigkeit" bedeutet eine geringe historische Dokumentation hinsichtlich des Wirkungskreises von Frauen in den verschiedensten Lebensbereichen. Besonders bedeutsam sei der völlige Ausschluss der Frauen aus der Geschichtsschreibung, somit sei diese aus einseitig männlicher Perspektive verfasst und begründe das fast ausschließliche Interesse für die Lebensform des Mannes. Dass sich dort die anerkannten Fragen und Perspektiven langsam wandeln , ist nicht zuletzt der neueren historischen Frauenforschung zu verdanken. Dieser geht es nicht um die bloße Anreicherung des Wissenschaftskanons mit "Frauenthemen" oder "frauenspezifischer Forschung", der Frauenforschung geht es insgesamt um einen "anderen Blick auf Geschichte" und um den Versuch, Spurensicherung von Frauenexistenz zu betreiben, die über die Bedingungen der weiblichen Identitätsbildung aufklären soll.
Auf der Spurensuche nach Frauenidentitäten und deren Bildung in der Literatur stoßen wir zunehmend auf die Schriften von Vertreterinnen der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das bürgerliche Frauenbild des 19. Jahrhunderts
- Die rechtliche Stellung der Frau
- Die Anfänge der deutschen Frauenbewegung
- Die Hürden der Deutschen Frauenbewegung
- Louise Otto-Peters - Initiatorin der ersten deutschen Frauenbewegung
- Ein Stück sozialkritische Literatur des 19. Jahrhunderts: Louise Otto-Peters - "Schloß und Fabrik"
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der frühen deutschen Frauenbewegung im 19. Jahrhundert und analysiert das Leben und Wirken von Louise Otto-Peters, einer der wichtigsten Figuren dieser Bewegung. Dabei werden die zeitgenössischen Geschlechterideale, die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frau sowie die Emanzipationsbestrebungen der Zeit beleuchtet.
- Das bürgerliche Frauenbild des 19. Jahrhunderts
- Die rechtliche und gesellschaftliche Unterdrückung der Frau
- Die Anfänge der deutschen Frauenbewegung und deren Herausforderungen
- Louise Otto-Peters' Beitrag zur Frauenemanzipation
- Analyse ihrer Schriften und ihrer journalistischen Veröffentlichungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Problematik der "vergessenen Lektionen" der Frauen in der deutschen Geschichte ein und beleuchtet die mangelnde Aufmerksamkeit für die Frauenrolle in der traditionellen Geschichtsforschung. Sie betont die Bedeutung der neueren historischen Frauenforschung und deren Fokus auf die Spurensuche nach Frauenidentitäten.
- Das bürgerliche Frauenbild des 19. Jahrhunderts: Dieses Kapitel untersucht die Geschlechterdifferenzierung im 19. Jahrhundert, die die Frau in eine passive, emotionale und familiäre Rolle drängte. Die strikte Trennung der Geschlechterrollen wird anhand von zeitgenössischen Quellen und Perspektiven analysiert, wobei die rechtliche und gesellschaftliche Unterdrückung der Frau im Vordergrund steht.
- Die rechtliche Stellung der Frau: Dieses Kapitel vertieft die Analyse der rechtlichen Lage der Frau im 19. Jahrhundert. Es beleuchtet die gesellschaftliche Arbeitsteilung, die die Frau in die Rolle der "F fürsorglichen Gattin, Mutter und Hausfrau" verdrängte und ihre rechtliche Stellung innerhalb der Familie stark einschränkte.
- Die Anfänge der deutschen Frauenbewegung: Dieses Kapitel zeichnet den Beginn der deutschen Frauenbewegung vor dem Hintergrund der bürgerlichen Revolution von 1848/49 nach. Es analysiert die ersten Emanzipationsansätze im "Vormärz", die von Frauen aus England und Frankreich beeinflusst wurden. Die Rolle von Louise Otto, Fanny Lewald und anderen frühen Frauenrechtlerinnen wird vorgestellt.
- Louise Otto-Peters - Initiatorin der ersten deutschen Frauenbewegung: Dieses Kapitel beleuchtet das Leben und Wirken von Louise Otto-Peters, einer der wichtigsten Figuren der frühen deutschen Frauenbewegung. Es fokussiert auf ihre Rolle als Initiatorin und zentrale Persönlichkeit der Bewegung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen der Frauenemanzipation, Geschlechterrollen, bürgerliches Frauenbild, rechtliche Stellung der Frau, deutsche Frauenbewegung, Louise Otto-Peters, sozialkritische Literatur, "Schloß und Fabrik".
- Citar trabajo
- Cathleen König (Autor), 2010, Louise Otto-Peters Frauenemanzipation im deutschen Vormärz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160952