Wassersymbolik in dem Film "Mar Adentro"


Thesis (M.A.), 2009

79 Pages, Grade: 2


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einführung ins Thema
2.1 Motivation und Begründung der Themenwahl
2.2 Der Film

3. Zur Theorie des Films und des Symbols
3.1 Filmanalyse
3.1.1 Das Bild
3.1.2 Der Ton
3.1.3 Figuren in Film
3.1.4 Mise en scène, Montage, Szene, Sequenz
3.2 Symboltheorie
3.2.1 Symbol
3.2.2 Symbol in Kino
3.2.3 Wassersymbol

4. Wassersymbolik in Mar adentro
4.1 Das Meer
4.1.1 Der Titel
4.1.2 Die erste Sequenz
4.1.3 Der Unfall
4.1.4 Das Meer in Erinnerung und Träume
4.1.5 Die Reise am Meer
4.1.6 Julia und das Meer
4.1.7 Das Meer, Symbol der Liebe
4.1.8 Das letzte Bild
4.2 Der Regen
4.2.1 Regen als Hölle
4.2.2 Das Regen als Hoffnung und Regeneration
4.2.3 Regen als Leben
4.3 Das Waschwasser
4.4 Das Weinen
4.4.1 Ramóns Tränen
4.4.2 Die Abschied
4.4.3 Andere Tränen
4.5 Das Wasserglas

5. Verbindung mit andere Symbole
5.1 Das Kind
5.2 Der Film als Symbol in sich
5.3 Der Brief, Symbol der Kommunikation
5.4 Das Fenster
5.5 Die Hand
5.6 Der Modellschiff

6. Musik als verbindende Element

7. Schluss

8. Bibliographie

1. Einleitung

Die Leinwand ist ein imaginäres Fenster zu den unzähligen denkbare und undenkbare Fantasiewelten, die den der Zuschauer neugierig entdecken will. Diese phantastischen Welten lassen uns die Möglichkeit weiter zu träumen und tiefen, unentdeckte Ecken in unsere Unbewusst und in unserer Seele entdecken. Nach einem Kinobesuch bleibt immer der Nachgeschmack und mehr oder wenige Gedanken, die Tagelang danach, Bewohner unsere Psyche bleiben.

Der Leinwand ist der einzige Gegenstand, die dünne Membrane, die einzige „materielle Grenze“[1], die die Wirklichkeit von der imaginierten Wirklichkeit trennt.

Ein Blick in diese imaginierte Welt, auf die andere Seite der Leinwand, fordert unsere eigene Imagination und Denkvermögen. Ein Film sehen bedeutet für etwa zwei Stunden die Wirklichkeit zu verlassen und neue Welt zu entdecken, neue Gefühle und Sensationen zu spüren. Die Intensität dieser Gefühle kann kaum von anderer Kunst produziert oder provoziert werden, denn ein Film hat mehrere Mittel zu Verfügung um diese Emotionen zu erwecken. Ein Film zu analysieren bedeutet aber viel mehr. Aber warum soll man Filme analysieren? Die Antwort ist einfach: man will verstehen was mit diesem Medium kommuniziert wird. Film ist eine Art von Kommunikation. Film ist gleichzeitig ein Medium und nicht zuletzt eine der neuesten Künste. Der Filmemacher schickt eine Botschaft, die in das Produkt Film geschlossen ist. Der Empfänger, das Publikum sieht den Film und bekommt der Nachricht. Man sucht nach dem tiefen Sinn des Filmes, nach der Botschaft, die durch dieses Medium vermittelt wird. Von Bedeutung ist es auch wie diese Botschaft vermittelt wird, welche Hilfsmittel wurden benutzt und vor allem was genau wird vermittelt. Das Kino kann im Gegensatz zu andere Künste mehrere Hilfsmittel gleichzeitig benutzen und verfügt über mehrere Instrumente. Man hört und sieht gleichzeitig auf unterschiedlichen Perspektiven und mit den empfangenen Informationen kann man in Voraus vermuten, wie es weiter in dem Film geht. Durch Suggestion, bekommt man auch die notwendige Informationen um der Verlauf des Films zu verstehen. Diese falschen Informationslücken liefern selber wichtigen Hinweisen und sind im Kino ein beliebtes und oft benutzte Hilfsmittel. Insofern ist man in dem Film gewickelt und nimmt direkt Teil an die Aktion. Der Nachricht ist aber nicht immer direkt zu bekommen. Deswegen ist die Filmanalyse nützlich. Die Filmemacher arbeiten wie andere Künstler auch, mit unterschiedliche Stillmittel: Symbole, Metapher, Metonymie, usw. Die Aufgabe der Zuschauer ist diese Botschaften zu finden und zu entschlüsseln. Aus der viele Stillmitteln die in Kino benutzt werden, ist das Symbol ein der beliebteste und der wichtigste.

Man benutzt in Film unterschiedliche Zeichen. Um diese Zeichen zu lesen hat sich eine neue Disziplin entwickelt: die Semiotik des Films[2]. Die Filmsemiotiker versuchen diese Zeichen, die hauptsächlich auf der sprachliche Ebene etabliert sind und die Zusammenhänge mit der Zeichen auf anderen Ebenen zu finden und zu analysieren.

Meine Filmanalyse hat im Mittelpunkt der Wassersymbolik, wie es in dem Film dargestellt wird, welche Bedeutungen und Funktionen übernimmt und die Verbindung mit anderen Zeichen, auf unterschiedlichen Stufen.

Ich habe meine Arbeit in sieben Teile mit unterschiedlicher Länge gegliedert. Die erste zwei geben eine Einführung in das Thema, eine Begründung der Themenwahl und liefern einige Informationen über den Film. Der dritte Teil konzentriert sich auf theoretischen Aspekten der Filmanalyse und unterschiedliche Symboltheorien. Alle diese theoretischen Aspekte werden in die folgenden Teile in der praktischen Analyse des Films verwendet. Auf dieser Weise habe ich die wichtigste Aspekten meiner Arbeit festgehalten, auf denen ich in meiner Analyse immer wieder zugreifen werde. Der vierte Teil ist der umfangreichster und der wichtigster. Er konzentriert sich auf das Wassersymbolik in dem Film Mar adentro und untersucht jede Darstellung des Wassers in Film und in wieweit diese Darstellungen auch eine symbolische Charakter haben können. Ich mache diese Analyse anhand unterschiedlicher Symboltheorien. Der nächste teil behandelt die Verbindung der Wassersymbol mit anderer Symbole und die Rolle die diese Verbindung haben kann. Der nächste teil beschäftigt sich mit der Musik in Film in Zusammenhang mit der Wassersymbolik aber auch als Teil des Films. Es könnte vielleicht uninteressant scheinen, ich habe aber für sehr eindrucksvoll gefunden, weil die Musik zentrale Aspekte festhält und Akzente setzt. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer wird von der Musik gesteuert und die Darstellung der Gefühle betonnt.

Der letzte Teil der Arbeit ist eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse und nochmal wird betonnt die Rolle der Wassersymbolik in diesem Film.

Mar adentro wurde 2004 produziert. Es ist ein relativ neuer Film, vielfältig und voller Gefühle, worüber aber nicht viel geschrieben wurde. Aus diesem Grund ist auch die sekundär Literatur, die ich benutzt habe, sehr gering. Dennoch hat das meine Denkvermögen stimuliert und ich habe versucht eine tiefe Analyse zu liefern.

2. Einführung ins Thema

„Mar adentro“ ist ein wunderschöner Film über Leben, Liebe und Tod, ein Film in dem die innere Leben, Gefühle, Gedanken, Empfindungen, Sinnlichkeit im Vordergrund stehen. Für die Hollywoodfilmezuschauer konnte er vielleicht sehr langweilig sein, denn es passiert fast nichts. Es ist ein breites Landschaft der Gefühle zwischen zwei Extremen: Leben und Tod.

2.1 Motivation und Begründung der Themenwahl

Als ich zum erstes mal den Film gesehen habe, habe ich gleich gewusst: darüber möchte ich irgendwann schreiben. Es hat mich sowohl menschlich als auch ästhetisch berührt. Ein Film ist ein Produkt der Phantasie, er stellt eine fiktionale Welt dar. Diese Welt kann schrecklich oder wunderbar sein; denn in den Film alles ist erlaubt, die Phantasie kennt keine Grenze. Ein Film inspiriert sich aber oft auch aus der realen Welt, die Wirklichkeit ist eine wichtige Quelle für die abstrakte Welt aus der Leinwand. Auch „Mar adentro“ inspiriert sich aus einen realen Fall und handelt um ein wichtiges Thema des 21. Jahrhundert: die Euthanasie oder die Sterbehilfe.

Wenn man in Deutschland über Euthanasie spricht, denkt jeder automatisch an den National-Sozialismus und am Zwangssterilisation, Zwangsabtreibung, und Ermordung von Geistkranker. In der modernen Zeit spricht man über Euthanasie als Synonym für Sterbehilfe. Bekannte Fälle wie Vincent Humbert, Terri Schiavo, Ramón Sampedro und 2008 Chantal Sebiré haben mit ihren tragischen Lebensgeschichten das Ende der 20. Jh. und Anfang der 21. Jh. markiert und haben für kräftige Diskussionen in viele Ebenen der Gesellschaft, Politik, Medizin, Kirche gesorgt. Die Politik musste die Gesetzte ändern (in vielen Ländern ist Sterbehilfe immer noch strafbar), die Kirche hat Ihre Stellung gegen die Sterbehilfe immer wieder wiederholt und stärker betonnt, die Medizin vertritt unterschiedliche Meinungen.

Was ist eigentlich Sterbehilfe? Das Wort “Euthanasie“ kommt aus dem Griechischen „euthanatos“ und bedeutet schöne, leichter Tod. Um eine korrekte Definition der Euthanasie, streiten die Spezialisten schon lange. Manche verzichten auf den Gebrauch dieses Begriffs, andere versuchen neue Wörter dafür zu erfinden, andere unterscheiden sogar zwischen Euthanasie und Sterbehilfe und versuchen eine Abgrenzung des Begriffs. Markus Zimmermann Acklin versucht eine Definition dieses Begriffs:

Unter Euthanasie wird grundsätzlich ein Akt des Tötens bzw. Sterbenlassens eines schwer Leidenden oder Sterbenden durch einen anderen Menschen verstanden. Diese Handlung bezweckt steht das Wohl des Sterbenden.[3]

Man kann weiter zwischen aktive und passive, freiwillige, nicht-freiwillige und unfreiwillige, direkte oder indirekte Euthanasie unterscheiden.[4] Ich werde nicht tiefer in das Thema „Euthanasie“ gehen, denn es ist nicht das Hauptthema meiner Arbeit. Es geht eigentlich um Freiheit. Man hat das Recht zu leben. Man soll aber auch das Recht haben selber zu entscheiden, wenn das Leben nur qualvoll, oder unwürdig wird, das eigene Leben zu beenden. Wenn man das Recht zu leben hat, soll man auch das Recht zum Sterben haben.

Das ist auch ein aktuelles Thema in unserer Gesellschaft die sich unter anderen auch in Kunst, in unseren Fall in Filme wie Mar adentro oder Million Dollar Baby, wiederspiegelt. Es ist ein Problem der 21. Jahrhundert Gesellschaft, verursacht von unterschiedlichen Faktoren: der technische Fortschritt, der Anstieg der Lebenserwartung, auch die Veränderung der Wertsysteme, Fragen nach Identität usw. Der moderne Mensch will sich von alle Bindungen befreien und selber die Entscheidungen treffen. Die Freiheit ist also das höchste wert in 21. Jahrhundert.

Der Film Mar adentro stellt der Fall von Ramon Sampedro dar, ein spanische Seemann, der seit fast drei Jahrzehnte im Folge eines Unfalls gelähmt war, und kämpfte um aktive Sterbehilfe zu bekommen.

Der Film hat mich bewegt, nicht nur wegen diesen Schicksal, sondern viel mehr das innere Leben von Ramón, seine Art das Leben und den Tod zu sehen:

El derecho de nacer parte de una verdad. El deseo del placer. El derecho del morir parte de otra verdad: el deseo de no sufrir. La razón ética pone el bien o el mal en cada uno de los actos.(…) La vida parte de una verdad. Evoluciona corrigiendo sistematicamente el error. El manual de instrucciones es la naturaleza. Quien lo interpreta erróneamente crea el caos.

Si se niega el derecho de renunciar al dolor sin sentido, se prohibe tambíen el derecho a ser más libre, más noble, más justo, a la utopia de liberarse de la trampa en que lo han metido los legisladores.[5]

Mar adentro hat mich so fasziniert, dass ich danach, auch das Buch von Ramón Sampedro „Cartas desde el infierno“ gelesen habe. Ich konnte dann sehr gut ihn und seine Entscheidung folgen und verstehen und in eine gewisse Weise wollte ich mich mit ihm solidarisieren. Vielleicht ist es zu viel gesagt, dass dieser Film mein Leben markiert hat, aber er hat tatsächlich etwas in mir bewegt.

Menschlich hat mich den Film berührt, weil er meiner Meinung über Euthanasie geändert hat und mir gezeigt, dass man nicht verallgemeinern darf. Ich habe die Figur Ramón mit viele Sympathie betrachtet und

Ästhetisch hat mich den Film durch seine Struktur und der Montagetechnik beeindruckt. Die Wiederholung der Unfallszene ausunterschiedlichen Perspektiven, der Leinwand am Anfang des Films, die Flugszene und nicht zuletzt die viele wunderschöne Meerdarstellungen und die Musik sind nur einige Aspekten, die mich ästhetisch berührt haben und ich in Detail analysieren wollte.

Warum Wassersymbolik? Weil alle dieses Themen Leben und Tod, Freiheit und Liebe werden in diesem Symbol zusammengefasst. Mircea Eliade definiert das Wasser als Symbol:

Das Wasser symbolisiert die Summe der Möglichkeiten, es ist fons et origo, das Reservoir aller Möglichkeiten der Existenz; es geht jeder Form voraus und trägt jede Schöpfung. Ein Urbild der Schöpfung ist die Insel, die sich plötzlich inmitten der fluten >manifestiert<. Umgekehrt versinnbildlicht das eintauchen in das Wasser die Rückkehr ins Ungeformte, die Wiedereinfügung in den undifferenzierten Zustand der Präexistenz.[6]

Weil es vom Titel bis zu letzten Sequenz in Film, das Wasser in alle möglichen Formen, sei es Meer, Regen, Badewasser, Trinkwasser oder Tränen, ein omnipräsentes Element ist, genau wie im alltäglichen Leben. Interessant ist auch, dass der Beruf des Protagonist (er war Seemann) in direkte Verbindung mit dem Wasser steht. Es scheint es sei alles in diesen Symbol zusammengefasst.

Das Wasser ist in allen Kulturen, in Mythologie so wie auch in der Religion von Zentraler Bedeutung.

Kein Element, kein Lebewesen und kein Gegenstand, weist so eine zentrale und zugleich so vielfältige, vielsichtige und komplexe symbolische Bedeutung auf wie das nasse Element. Das Ursymbol Wasser zählt zu den ältesten und am weitesten verbreiteten Archetypen der Menschen.[7]

Das Wasser kann alles symbolisieren; es ist Ursprung des Lebens, aber auch Symbol des Todes, der Seele, der Liebe, der ewige Leben und viel mehr. In diesem Film scheint Leben, Liebe, Wasser und Tod parallel und trotzdem abhängig zu laufen. Genau wie Leben ohne Wasser nicht möglich ist, auch Leben ohne Tod unmöglich ist.

Was genau symbolisiert das Wasser hier in dem Film und in welchen Beziehung zum Leben und zum Tod steht, warum muss es überall präsent sein, alle diese Fragen werde ich in diese Arbeit versuchen zu beantworten.

2.2 Der Film

„Mar adentro“ ist die Verschmelzung von Traum und Realität in eine spannende und tragische Lebensgeschichte, ein Film voller Vitalität der aber über den Todeswunsch erzählt.

Der Regisseur Alejandro Amenabar, schon bekannt von seinen früheren Filmen, unter anderen „Abre los ojos“ (1997) und „The others“ (2001) bringt in diesem Film ein authentisches Fall auf die Leinwand und versucht der tragische Schicksaal aus einer neutralen Position und so authentisch wie möglich darzustellen.

Obwohl er treu an der Biografie bleibt, reduziert er einige Figuren aus der Realität, denn wie man weiß, die Figurenkonstellation in einem Film begrenzt ist. Die Neffen in der Wirklichkeit waren mehrere, in Film wird nur einen dargestellt; in der Figur der Anwältin wurden auch mehrere Personen zusammengefasst. In der ersten Linie steht allein der Mensch. Amenabar konzentriert sich um seiner Hauptfigur und versucht die Gefühle und seine innere Zerrissenheit zwischen Leben, Liebe und Tod dem Zuschauer so authentisch wie möglich wiederzugeben:

Sind sich Gefühl und Film in ihrem( bewegten und bewegenden) Wesen ähnlich, so muss der Film mehr als jede andere Bildhafte Kunst prädestiniert dafür sein, Gefühle darzustellen ( und beim Betrachter auszulösen), d. h. eine Kongruenz herzustellen zwischen dem menschlichen Innenleben und der bildhaften Äußerung.[8]

Der Absicht des Regisseurs ist nicht den Zuschauer aufmerksam zu machen auf diesen tragischen Schicksaal; der Film ist auch kein Plädoyer für die Sterbehilfe und auch nicht für ein leidvolles Leben. "Mein Kino ist ein Kino, das Fragen stellt und nicht Fragen beantwortet", Alejandro Amenabar[9]

Die Botschaft muss den Zuschauer, jeder für sich aus den Film rausholen, rausfinden. Er versucht mehr die Gefühle von Ramón darzustellen und seine Entscheidung zu verstehen und so realistisch wie möglich diese Persönlichkeit wiederzugeben.

Der Regisseur selber notiert: „Ramón nos ayuda, es más nos anima a reflexionar sobre ello, sin miedo, porque para él la muerte no es más que una parte del proceso natural de la vida.“[10]

Das ist was Amenabar mit diesem Film macht: er versucht den Zuschauer zu bewegen, anhand diesen Fall selber zu reflektieren und selber eine Entscheidung treffen.

Man muss auch einige technische Informationen über diese Verfilmung erwähnen. Der Film ist in Spanien in 2004 produziert, ist eine Koproduktion Spanien, Frankreich, Italien, dauert 125 Minuten und ist hauptsächlich in der galizischen Sprache gedreht. Die Darsteller sind berühmten Namen der Spanischen Kino: Javier Bardem (Ramón), Celso Bugallo (Bruder José), Belén Rueda (Rechtsanwältin Julia), Mabel Rivera (Schwägerin Manuela), Lola Dueñas (Rosa), Tamar Novas (Neffe Javi), Clara Segura (Gené), Francesc Garrido (Marc), Joan Dalmau (Vater), José M. Pou (Vater Francisco).[11]

Für die Hauptrolle hat der Regisseur ein brillante Schauspieler, Javier Bardem gewählt, der, obwohl der Altersunterschied zwischen ihn und seiner Figur sehr groß war, dank guter Maske, sehr nah an dem realen Ramón Sampedro war.

Amenabar wird aufmerksam auf den Fall von Ramón Sampedro, als er sein Buch „Cartas desde el infierno“ las. Das Buch gibt ihm nachzudenken und inspiriert ihn. In dem Vorwort einer spätere Edition des selber Buches schreibt der Regisseur selber:

En estas páginas se encuentra en estado puro el universo que inspiró, aparte del título, muchas de las sequencias de Mar adentro. Aunque este aspecto, el metaforico y lírico, fue fundamental para plantear la película, lo cierto es que no nos habríamos decidido de no haber conocido al Ramón íntimo, el que recuerdan sus allegados como eternamente sonriente, bromista constant, seductor nato…

En definitiva, y aunque suene a contradicción, una persona profundamente vital. No tuve el privilegio de conocerle, pero de alguna manera, siento que algo de él forma ya parte de mi.[12]

Dass es um einen besonders guter Film handelt, stehen die Auszeichnungen: ein Oscar für bester Fremdsprachiger Film, ein Golden Globe in der gleiche Kategorie, 14 Goyas und viele andere Filmpreise.

Mar adentro fasst viele Symbole zusammen und macht nachdenklich. Es ist ein bewegender Film, der aber über den Tod erzählt. Der Zuschauer fühlt sich sehr nah an dem Protagonist, ist Zeuge an seinem Tod. Man spürt fast den bitteren Geschmack von Zyankali, auch die Befreiung, die Ramón fühlt, und auch das Ende eines Lebens. Es ist eine Mischung von Extremen: Freude und Träne, Leben und Tod, Wut und Resignation.

Wenn die Lichter in Kinosaal wieder an gehen, bleibt der Zuschauer immer noch unter sein Einfluss und auf die menschliche Ebene verschwinden die Grenzen zwischen Fiktion und Realität. Jeder frägt sich dann vielleicht“ Was würde ich in seine stelle tun?“.

3. Zur Theorie des Films und des Symbols

3.1 Filmanalyse

Ein Film zu analysieren scheint schwieriger zu sein als ein literarischer Text, denn Film bedeutet mehr als Text. Er ist Bild und Text, Ton, Musik Geräusche, Bewegung, Mimik, Gestik, Perspektive.

Jeder Leser eines literarischen Textes bildet sich beim Lesen in seiner Phantasie sein eigenes Szenario, von was man ließ, seinen eigenen Film.

Der Film im Gegenteil zu einem literarischen Text stellt für alle Zuschauer eine Geschichte dar, lässt ihnen die Freiheit selber zu analysieren und zu filtrieren, denn jeder Auge sieht die Welt, die Realität, anders, und implizit auch die dargestellte Realität. Diese viele Aspekte spielen eine große Rolle in die Analyse eines Films.

Der Film ist unter anderen ein Kommunikationsmittel: er hat den Absicht etwas zu kommunizieren, ein Botschaft ist in sich geschlossen, eine Information wird übertragen. Er ist aber gleichzeitig das Medium, denn durch den Film wird eine Nachricht zu dem Zuschauer gesendet. Ein Buch hat ebenfalls eine Botschaft zu vermitteln, so kann man sagen dass Literatur auch ein Medium ist. Es gibt also eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Literatur und Film.

Warum soll man ein Film (in diesem Fall) ein Spielfilm analysieren? Weil der in Grunde genommen auch Literatur ist (meinen die Wissenschaftler):

Beim Spielfilm handelt es sich um ein komplexes ästhetisches Produkt – um „Literatur“. Der Film ist ein Einzelmedium, vergleichbar dem Buch, dem Radio, der Zeitung oder dem Fernsehen. Und ebenso wie bei allen diesen Kommunikationsmedien oder Vermittlungskanäle kann man in der Regel zwischen primär ästhetischen und primär pragmatischen Werken unterscheiden: zwischen “fiction“ und „non-fiction“.[13]

Auch der Nachricht des Filmes ist nicht eindeutig, sondern vielsichtig und polyvalent, also er kann auch interpretiert werden, genau wie die Literatur.[14]

Der Film ist aber nicht nur Literatur, ist viel mehr: eine Verschmelzung mehrere Künste. Musik, Theater, Bild und Literatur, alle zusammen bilden der neue Kunst: der Film. Der Film hat sich von diesen Künsten inspiriert und weiterentwickelt. Um ein Film zu verstehen und zu analysieren muss man alle diese Aspekte in Sicht haben und die Interaktion aller Künste beachten.

Der Film als ästhetisches Produkt ist genau wie andere Künste interpretierbar, und genau wie die andere weckt er auch unterschiedliche Emotionen bei jedem Zuschauer.

Genau wie andere Künste auch inspiriert sich das Kino aus der Realität und versucht eine eigene Welt zu kreieren:

Auf der Suche nach dem charakteristischsten Merkmal unserer bildenden Kunst, kommt man darauf, dass es der Versuch ist, vom Abbild der physischen Realität loszukommen. Im Verlauf unserer Zivilisation sind wir dazugekommen, Bilder als Werkzeugeder Betrachtung zu gebrauchen. Wir haben sie als eine eigene Welt eingerichtet, getrennt von der Welt, die sie abbilden, damit sie ihre eigene Vollständigkeit haben und ihren besonderen Stil freier entwickeln können.[15]

Der Leinwand ist der einzige Elemente der diese zwei Welten, die Reelle und die Virtuelle trennt, und gleichzeitig verbindet. Mit der Leinwand nimmt dem Zuschauer mit der virtuelle Welt Kontakt.

Zurück zu Mar adentro: das Thema dieses Filmes ist ein Thema, das unsere Gesellschaft beschäftigt, und viele Fragen über die Moral stellen. Es scheint immer noch für viele Menschen unmoralisch über eigenem Tod zu entscheiden. Der Regisseur nimmt das Thema ernst und bringt es auf den Bildschirm. Auf diese Weise konfrontiert er die Gesellschaft mit dieser unangenehmen Realität und gibt ein Impuls darüber ernsthaft nachzudenken.

Ich werde diesen Film auf Hinsicht der Wassersymbolik analysieren und dafür brauche ich einige theoretische Anzeichen der Filmanalyse und später der Symboltheorien. Bild und Ton, Figuren und auch die technische Prozesse, wie das Bild entsteht, was und wie gefilmt wird und in welche Beziehung den Ton zu den Bild steht, alle diese Aspekte spielen eine Rolle in der Entstehung eines Films und dann ach auch in der Analyse.

3.1.1 Das Bild

Der Film vermittelt seine Botschaft über Bild und Ton. Das Bild ist ein wichtiges Teil um einen Film zu verstehen und zu ausforschen. Was der Zuschauer sieht oder sehen soll, ist was die Kamera aufnimmt. Die Kamera ist das omnipotente Auge, durch den der Zuschauer in der Leinwandwelt beobachten darf. Der Kamerablick ist identisch mit dem Zuschauerblick. Bela Balasz notiert:

Die Kamera nimmt mein Auge mit. Mitten ins Bild hinein. Ich sehe die Dinge aus dem Raum des Films. Ich bin umzingelt von den Gestalten des Films und verwickelt in seine Handlung die ich von allen Seiten sehe.[16]

Auf diese Weise verschwindet die Grenze zwischen Kunstwerk und Zuschauer, denn der Zuschauer ist mittendrin. Für eine begrenzte Zeit (die Dauer des Films) ist die Realität auf den Leinwand, denn der Zuschauer nimmt direkt aber passiv an der Aktion des Filmes teil.

Das visuelle Element nimmt uns mit auf die andere Seite der Leinwand. Mit den Bildern, die man durch das Auge der Kamera sieht, wird eine neue Welt zusammengestellt. Die Kamera wiedergibt nicht die Realität, sondern sie baut eine neue Realität, eine neue Welt wieder:

Das zentrale Organisationsprinzip des Films ist zweifellos an die Tatsache geknüpft, dass der Film mit den Mitteln diskursiver Bildlichkeit darstellt, argumentiert oder erzählt, also mit visuell wahrnehmbareren Bewegungen „kinetischen“ Phänomenen und ihrer Informationskraft und Ausdruckswalenz, mit der Bewegung von Objekten, der Bewegung der Kamera und der Aneinanderfügung von Wirklichkeitsaspekten.[17]

Die Einstellung der Kamera entscheidet was der Zuschauer zu sehen bekommt und welche Bedeutung das Bild in sich trägt. Die Kameraperspektive vermittelt also ein bestimmtes Moment, und betonnt die Kraft des Bildes. Die Wissenschaftler unterscheiden zwischen mehrere Perspektiven: die Froschperspektive, die Bauchsicht, die Aufsicht und die Vogelperspektive.[18]

Die Froschperspektive präsentiert das Objekt oder die Figur von unten und auf diese Weise wirkt das gezeigte Objekt grösser. Die Vogelperspektive dagegen zeigt dar Objekt von oben und gibt den Zuschauer das Gefühl der Freiheit und Überschaubarkeit. Oft ist eine solche Perspektive in Film von Musik begleitet und markiert ein wichtiges Punkt in dem Film. Das passiert auch in Mar adentro, aber darüber werde ich später schreiben. Mit der Bauchsicht wird das Objekt aus leichter Untersicht dargestellt. Der Normalsicht zeigt das Objekt aus der gleiche Ebene, oder gleiche Augenhöhe der Figuren. Die Perspektive setzt Akzente und

gibt Hinweise um die Botschaft des Films zu verstehen.

Ein anderer wichtiger Punkt ist die Distanz zwischen dem Zuschauerblick und dem Gezeigtem. Die Wissenschaftler nennen diese Kategorie „Größe der Einstellung“ und unterscheiden acht Einstellungsgrößen: Detail, Groß, Nah, amerikanisch, Halbnah, Halbtotal, Total und Weit. Die Detailaufnahme zeigt das Objekt aus der unmittelbaren Nähe, zum Beispiel die Nase, oder den Mund. Die Großaufnahme konzentriert sich auf dem ganzen Gesicht, während der Nahaufnahme den Kopf und der Oberkörper eines Menschen zeigt. Die amerikanische Einstellung, benutzt oft in Westernfilme zeigt die Figuren von Kopf bis zum Oberschenkel, so dass man nicht nur das Gesicht sondern auch die Körpersprache sehen kann.

Die Halbnahaufnahme zeigt eine Figur von Kopf bis Fuß und die Halbtotale zeigt Gruppen von Menschen, Teil eines Raums sowie auch körperbetonnter Aktionen. Die totale Aufnahme bestimmt den Handlungsraum eines Films. Als letzte, die Weitaufnahme stellt meist die Landschaft dar, so dass der Zuschauer ein Überblick haben kann.[19]

Durch die ständigen Wechsel der Einstellungsgröße ist der Zuschauer in unterschiedliche Nähe zum dargestellten Objekt und auf dieser Weise bekommt er auch bestimmte Informationen, Gedanken oder Gefühle vermittelt.

Neben die Einstellungsgröße und die Perspektive spielen auch die Kamerabewegung und Kamerabewegungsrichtung einer wichtigen Rolle. Ich habe alle diese Aspekte erwähnt, weil ich sie in meiner Analyse verwenden werde.

3.1.2 Der Ton

Das Bild wird in Film von dem akustischen Element ergänzt, und bildet zusammen eine Einheit. Der akustische Element, alles was man neben die Stimme hört beeinflusst unsere Gedanken und gibt uns neue Hinweise. Ton bedeutet nicht nur Sprache sondern auch Musik und Geräusche. Und ebenfalls die Tonlosigkeit, die Stille ist nicht ohne Bedeutung in einem Film.

Die Musik begleitet den Film schon von seinem Anfang, auch wenn damals sie außerhalb der Leinwand gespielt hat, und heute kann man sich ein Film ohne Musik nicht vorstellen. Die Musik ist auch eine Form der Kommunikation, sie akzentuiert meist die Bedeutung der Bilder und verstärkt die Emotionen:

Akzentuierung durch musikalische Betonnung bedeutet für den Zuschauer eine emotionale Einbeziehung. Musik verstärkt in der Regel bereit im filmische Geschehen angelegte Stimmungen.(…)die durch die Musik erzeugte Emotion erscheint dann wieder, wie schon bei anderen Elementen der filmischen Gestaltung, als Eigenschaft des Geschehens, nicht als selbstständiges Objekt der Wahrnehmung.[20]

Die Musik hat im Film mehrere Funktionen: sie kann eine bestimmte Atmosphäre darstellen, sie kann die emotionale Leben einer Figur beschreiben, oder als Metapher dafür stehen, kann die Aufmerksamkeit der Zuschauer wecken und sie kann auch Kommentar der Filmhandlung sein.[21] Sie bleibt in Hintergrund, unterstützend und beschreibend auf die emotionale Ebene, das Geschehen.

Filmmusik wirkt meistens unterbewusst, ist damit aber umso wichtiger. Erst wenn man sich nur auf die Tonebene konzentriert, fällt einem auf, wie häufig und an welchen Stellen Filmmusik eingesetzt wird.[22]

Die Musik gibt den Rhythmus des Geschehens in einem Film; die Aktion entwickelt sich zusammen mit der Musik, wie eine Symphonie. In Mar adentro gibt es zwei wichtige musikalische Sequenzen mit unterschiedlichen Funktionen, von zentraler Bedeutung für meine Analyse.

Ein andere Tonelement, neben die Musik, der viele Informationen liefert ist die Sprache. Die Sprache, geschrieben oder gesprochen ergänzt das Bild. Die Dialoge zwischen die Figuren helfen den Zuschauer die Handlung zu verstehen:

Die Sprache präzisiert die visuell wahrnehmbaren Phänomene in ihrer Bedeutung für den Argumentations- oder Erzählzusammenhang und legt gleichzeitig das Verhältnis der Gegenstandsaspekte (bzw. der Einstellungen) untereinander Fest, sofern es nicht bildlich eindeutig ist.[23]

Mit der Sprache werden bestimmte Informationen geliefert, denn der Regisseur die Intention hat nur Gewisse Informationen einzuführen und nur diese sollen zu den Zuschauer ankommen. Der Nachricht muss also begrenzt sein. Und ähnlich wie in Literatur, werden auch in Film Stillfiguren wie Metapher, Allegorie usw. benutzt um bestimmte Hinweise einzuführen.

Die Sprechweise und die Stimme teilen zusätzliche Informationen und Deutungen des Filmes mit. Eine leise Stimme verrät auch etwas über die Situation und die Figur, genau wie eine laute, starke Stimme andere Akzente setzt. Auch die geschriebene Sprache kommt in einem Film vor. Der Titel, die Szenentitel, die Zwischentexte ergänzen die Informationen über der Handlung und geben den Zuschauer neue Andeutungen für die Analyse.

Eine dritte Subkategorie des Tons sind die Geräusche oder die Toneffekte. Mit Hilfe der Geräusche wird die Atmosphäre wiederhergestellt. Die Geräusche können auch die Aufmerksamkeit wecken und nur etwas suggerieren, was gar nicht im Bild dargestellt wird. Sie bringen das Publikum sehr nah an das Geschehen und oft erhöhen die Spannung in einer Szene. Sie bilden eine „akustische Atmosphäre“[24] die in Hintergrund des Films steht, und der Wirklichkeitseindruck der dargestellte Bilder steigert.

Alle diese akustische Elemente, Musik, Dialog, Geräusche vermitteln ein Stück Wirklichkeit und auf diese Weise bringen den Zuschauer in Zentrum des Geschehen:

Die Synthese von Bild, Wort, Geräusch und Musik dient der Steigerung des Realitätseindrucks. Dies gilt für den Film auch dort, wo er versucht, die verschiedenen Mitteilungsebenen auseinander zu halten und gegeneinander abzusetzen.[25]

Aber auch die Tonlosigkeit vermittelt eine Botschaft. Die Stille wird auf diese Weise in eine Botschaft verwandelt. Wenn man nichts hört muss etwas passieren, die Neugier der Zuschauer wird geweckt, die Spannung steigt:

„Stille hat nur dort Bedeutung, wo auch laut sein könnte. Wo eine Absicht dabei ist. Wo entweder die Dinge plötzlich verstummen oder der Mensch in die Stille eintritt wie in ein anderes Land. Dann wird sie zur großen dramatischen Begebenheit. Dann ist sie ein nach innen gekehrter Schrei, ein gellendes Schweigen.“[26]

Es ist dem Moment in dem man sich Fragen stellt, nachdenkt und versucht schnell zu raten was gerade passiert. Ein stilles Moment kann nicht bedeutungslos sein.

Wie ich schon erwähnt habe Ton und Bild ergänzen sich in einem Film, deswegen ist es notwendig ein Paar Wörter über die Synchronisierung von Bild und Ton schreiben, denn in dem Film findet die Kommunikation auf diese zwei Ebene statt. Hier unterscheidet man zwischen Synchronismus und Asynchronismus. Ein synchroner Ton hat seine Quelle im Bild: man hört ein Hund bellen und man sieht gleichzeitig der Hund, der bellt. Man spricht von Asynchronismus wenn man Bild und Ton nicht das Gleiche darstellen. Diese Divergenz zwischen Bild und Ton spielt oft eine metaphorische Rolle. Die Information die man hört, auch wenn sie nicht in direkte Verbindung mit dem Bild steht ist in einer gewisse Weise, indirekt, mit dem Bild verbunden

Wenn man über die Beziehung Ton - Bild spricht, muss man auch über Parallelismus und Kontrapunkt sprechen. Der Parallelton ist synchron, aktuell und mit dem Bild verbunden, während der kontrapunktischer Ton, kommentierend und asynchron ist.[27]

Zusammenfassen kann man sagen dass Bild und Ton getrennt oder gemeinsam unterschiedliche Informationen liefern, diese Informationen ergänzen sich.

3.1.3 Figuren in Film

Der Film stellt eine Story mit Hilfe der Figuren dar. Um ein Film analysieren zu können muss man auch die Figuren analysieren. Da Film ein audio- visuelles Medium ist, wird eine Figur durch spezifische Mitteln charakterisiert, unter andere Mimik, Gestik, durch Kameraverhalten, durch Dialoge und die Art wie man spricht, durch Musik, und nicht zuletzt durch den Schauspieler, der der Protagonist spielt. Man unterscheidet die Figuren in einem Film, genau wie in der Literatur, in Hauptfiguren und Nebenfiguren. Die Handlung hat in Mittelpunkt ein Protagonist, eine Schlüsselfigur, die das ganze zusammenhält. Der Protagonist ist nicht immer ein Held, denn ein Held immer positiv sein soll.

Er dominiert aber die Handlung, und ist fast immer im Bild. Meist erscheint er schon in der ersten Szene, oder kurz danach, und diese Szene prägt die ganze Handlung:

Besonderes Interesse gilt häufig dem ersten Auftritt des Protagonisten und der Art seiner Charakterisierung. Aufgrund seiner Rolle als Wahrnehmungs-und Bedeutungszentrum im Film wird auf seine Gestaltung in aller Regel Wert gelegt, eben um die notwendige Glaubwürdigkeit und zugleich Attraktivität zu erzeugen.[28]

Man kann sagen Mar adentro ist ein Figurenfilm und deswegen ist es notwendig die Darstellung und die Entwicklung der Figur im Laufe des Films zu beachten. Auch die erste Szene, in der man zum ersten Mal Ramón sieht, lässt ein erster Eindruck auf den Zuschauer und liefert viele Informationen über ihn.

Neben den Protagonist gibt es auch andere Haupt- oder Nebenfiguren in einem Film. Diese bilden zusammen eine Figuren-Konstellation:

Diese Konstellation ist nicht statisch, sondern verändert sich dynamisch im Laufe des Films. diese Figurenkonstellation ist in der Regel so angelegt, dass durch die Charakteristika der Figuren ein Tableau verschiedener Verhaltensdimensionen aufgezeigt und damit in die Handelnden gegeneinander abgesetzt werden, und in dem die Figuren die wichtigsten Dimensionen des in der Geschichte zum Austrag gebrachten Konflikts verkörpern.[29]

Es reicht nicht nur die Figuren zu sehen und zu hören, man soll auch sie charakterisieren können. Es gibt verschiedene Arten der Charakterisierung. Eine Figur charakterisiert sich selbst durch ihre Handlung, durch Gestik, Mimik, durch Sprache. Das nennt man Selbstcharakterisierung. Eine zweite Modalität ist die Fremdcharakterisierung: Die Figur wird von den andere Figuren beurteilt, vorgestellt, kritisiert. Es gibt auch ein dritte Charakterisierung: die Erzählercharakterisierung. Die Figur wird durch verschiedenes Erzählmittel wie Musik, Einstellungsgröße, Einstellungsperspektive charakterisiert.[30]

Auch der Schauspieler charakterisiert durch seine Individualität diese Figur und macht sie einzigartig:

Der Schauspieler muss unter wechselnden Rahmenbedingungen seinen ganzheitlich verstandenen Körperausdruck auf die Produktion spezifischer Bewegungsdetails reduzieren und seine gesamte Intensität in die Gestaltung dieser Details konzentrieren.[31]

Das Kameraverhalten ist eine wichtige Informationsquelle. Mit Hilfe der Kamera kann man Detailaufnahme von verschiedenen Körperteilen, mimische oder Gestische Details sehen, die eine bestimmte Bedeutung innerhalb des Films transportieren. Außerdem der Wahl der Schauspieler kann ein Film interessanter machen und die Neugier des Publikums erwecken:

Natürlich tragen auch die Schauspielerische Fähigkeiten des jeweiligen Darstellers und seine gestalterische Interpretation wesentlich zur Charakterisierung einer Figur bei.[32]

Ein bekannter Schauspieler in einer Hauptrolle sorgt für Vertrauen bei dem Zuschauer und in einer gewissen Masse liefert manchmal noch dazu die Qualitätsgarantie.

In Mar adentro Ramón Sampedro wird von Javier Bardem gespielt, wie ich schon erwähnt habe, in eine meisterhafte Interpretation.

Die Figuren sind also von entscheidender Bedeutung in die Handlung eines Films und implizit auch in der Analyse. Man kann das Wassersymbol nicht analysieren ohne die Figur zu erwähnen, weil dieses Symbol in direkte Verbindung mit dem Protagonist steht.

3.1.4 Mise en scène, Montage, Szene, Sequenz

Und zuletzt werde ich noch paar Zeilen über einige Technische Begriffe, die für die Analyse notwendig sind.

Die „mise en scène“ beschäftigt sich mit der Bildkomposition, was soll man filmen und wie soll man es tun damit der Zuschauer die richtige Botschaft empfängt. Das Bild soll die genauen Informationen wiedergeben, also genaue Größe, Blickwinkel, Perspektive, alle Elemente, die ich angesprochen habe. Diese „mise en scène“ ist genau studiert und beinhaltet präzise Informationen und Bedeutungen.

Ein Film analysiert man nicht ganz sondern man analysiert Szenen oder Sequenzen. Der Begriff „ Szene“ erinnert an Theater, Szene- als dramaturgische Einheit.[33]

In Film Szene ist etwas anderes: „ in der Szene ist die Abfolge der Ereignisse – die lineare Erzählung kontinuierlich“[34]. Eine präzisere Definition wäre die Folgende: „In der Szene besteht die Kontinuität, in den Sequenzen Diskontinuität.“[35]

In einer Sequenz dagegen ist die Abfolge der Ereignisse nicht kontinuierlich, obwohl sie mit dem anderen Elemente verbunden bleibt. Die Sequenzen sind also größere Einheiten im Film, vergleichbar mit den Kapiteln eines Buches, Episode die thematisch, räumlich und zeitlich zusammenhängt.[36]

Und zuletzt, die Montage setzt die Filmaufnahmen zusammen. Die Bilder werden zusammen mit der Musik und der Dialog zusammengesetzt und auf diese Weise bekommen sie in der Einordnung ihre Sinn und Funktion. Die Einreihung der Bilder, die miteinander inhaltlich assoziiert sind, liefert den symbolischen Inhalt des Films. Die Bilderreihe aus der Leinwand weckt auch bei dem Zuschauer eine Reihe von Assoziationen[37]. Durch die Montage werden auch viele Sachen suggeriert, die nicht direkt und deutlich angesprochen sind, aber durch diese Verknüpfungen, eine Message, eine Nachricht hinterlassen. Eine andere Funktion der Montage ist dem Film ein bestimmter Rhythmus zu geben[38]. Die Bilder können sich schnell aneinander reihen um eine gefährliche oder spannende Situation zu erzählen oder im Gegenteil, ganz langsam. Die Montage kann also in einemfilm das Zeitgefühl steuern. Es gibt mehrere Montagen- Techniken aber ich werde nicht in Detail gehen, ich erwähne nur der so genannte „unsichtbare Schnitt“, der auch in diesem Film benutzt wurde. Dieser Schnitt schafft ein möglichst unmerklicher Übergang und gibt den Film einen kontinuierliches Erzählfluss[39].

Alle diese technischen Begriffe sind hilfreiche Instrumente in der Analyse eines Filmes, denn sie liefern bedeutungsvolle Informationen über sowohl die Struktur als auch der Inhalt des analysierten Film.

[...]


[1] Elsaesser, Thomas/Hagener Malte: 53

[2] Vgl.Faulstich,Werner (1980): 53

[3] Zimmermann-Acklin: 150

[4] Vgl. Ebd.: 150 f.

[5] Sampedro: 173

[6] Eliade (2008):94

[7] Selbmann: 7

[8] Bederke, Eva in Marschall / Liptay (Hrsg): 153

[9] http://www.moviereporter.net/filme/1071-das-meer-in-mir-mar-adentro, am 10.04.2009

[10] Alejandro Amenabar in Sampedro:7

[11] Vgl. http://www.cineman.de/movie/2004/MarAdentro/review.html, am 10.04.2009

[12] Alejandro Amenabar in Sampedro: 8

[13] Faulstich (2002): 16

[14] Vgl. Ebd.: 17

[15] Arnheim(2004): 326

[16] Balasz, Bela: 14

[17] Kuchenbuch: 91

[18] Vgl: Fauslstich, Monaco, Kuchenbuch, Hickethier

[19] Vgl. Hickethier:58, Faulstich (1980):58-59.

[20] Hickethier: 98

[21] Vgl: Faulstich(2002):140

[22] Faulstich(2002):138

[23] Kuchenbuch:98

[24] Vgl.: Hickethier:96

[25] Hickethier:106

[26] Balasz: 121

[27] Vgl. Monaco: 217

[28] Faulstich(2002): 97

[29] Hickethier: 128

[30] Vgl.: Faulstich(2002): 99

[31] Hickethier:171

[32] Faulstich(2002): 100

[33] Vgl.Kanzog: 56

[34] Monaco:226

[35] Kanzog. 56

[36] Vgl. http://www.bender-verlag.de/lexikon/lexikon.php?begriff=Sequenz, am 10.02.2009

[37] Vgl. Balász: 42-49

[38] Vgl. Beiken:43

[39] Vgl. ebd. : 43

Excerpt out of 79 pages

Details

Title
Wassersymbolik in dem Film "Mar Adentro"
College
University of Heidelberg  (Romanistik)
Grade
2
Author
Year
2009
Pages
79
Catalog Number
V160953
ISBN (eBook)
9783640748853
ISBN (Book)
9783640749317
File size
794 KB
Language
German
Keywords
Wassersymbolik, Film, Adentro
Quote paper
Alina Prade (Author), 2009, Wassersymbolik in dem Film "Mar Adentro", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160953

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