Die ersten Theoriebildungen innerhalb der Soziolinguistik entwickelten sich in den 60er Jahren letztendlich auch aufgrund des damals ausgerufenen Bildungsnotstandes von Politikern und Pädagogen. Die geforderte Chancengleichheit sollte eine schulische Förderung von Kindern aus niederen sozialen Schichten bewirken und die Integration der Gastarbeiter verbessern beziehungsweise beschleunigen. Doch oft erschwerten Sprachbarrieren diese beabsichtigten Ziele und die Bildungspolitiker und Pädagogen erhofften sich eine Überwindung dieser Barrieren mit Hilfe von Sprachwissenschaftlern. Die Folge dessen ist eine veränderte Sichtweise auf die Sprache. Diese wurde nunmehr als „[…] Produkt und als Ausdruck schichtenspezifischer Lebensbedingungen gesehen: der Sprache der Mittel- und Oberschicht wurde die Sprache der Unterschicht (beziehungsweise der Arbeiterschicht) gegenübergestellt.“
Die vorliegende Arbeit wird sich mit der Frage nach dem Zusammenhang sozialer und linguistischer Unterschiede, nämlich dem schichtenspezifischen Sprechen befassen. Dies ist ein ganz entscheidender Themenkomplex innerhalb der Soziolinguistik. Hierbei wird die Gewichtung auf einer Seite der bekanntesten und moderneren soziolinguistischen Forschungsansätze liegen. Bekannt geworden ist dieser als so genannte Differenz-Konzeption nach William Labov, gewissermaßen als eine Kritik an den bisherigen Untersuchungsergebnissen und Hypothesen Basil Bernseins. Zu dem Zweck der Gegenüberstellung beider Konzeptionen, wird Bernsteins Defizit-Hypothese thematisiert und im Wesentlichen erläutert. Nach einem kurzen biografischen Überblick über die Person William Labov wird im Hauptteil der Arbeit versucht werden, einen möglichst gegliederten Überblick über die kritische Konzeption Labovs zu geben und einige seiner Studien vorzustellen, die er im Rahmen seiner soziolinguistischen Forschung geleitet hat. Seine Studien zur englischen Sprache in New York City und anderen amerikanischen Städten sowie dem Non-Standard English der schwarzen Bevölkerung konnten nach genauem linguistischem Prinzip beweisen, dass weder die Sprache noch deren Nutzer Defizite aufzeigten, wie es Bernstein in seinen Forschungsarbeiten behauptete. Abschließend soll demzufolge die Differenz-Konzeption als Kritik an der Defizit-Hypothese von Bernstein gesehen und unter diesem Gesichtspunkt untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wer ist William Labov
- Die Differenz-Konzeption
- Die Differenz-Konzeption als Gegenbewegung zur Defizit-Hypothese Basil Bernsteins
- Inhalte der Differenz-Konzeption
- Labovs Studien
- The social Stratification of English in New York City
- The Social Motivation of a Sound change
- The Logic of Non-Standard English (NNE)
- Die Differenz-Konzeption als, Kontrastprogramm' zur Defizit-Hypothese
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Differenz-Konzeption von William Labov und ihrer Bedeutung für die Soziolinguistik. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen sozialer Schichtung und sprachlichem Verhalten und stellt die Differenz-Konzeption als Kritik an der Defizit-Hypothese von Basil Bernstein vor.
- Die Defizit-Hypothese von Basil Bernstein und ihre Kritikpunkte
- Die Differenz-Konzeption als Gegenbewegung zur Defizit-Hypothese
- Die zentralen Inhalte und Prinzipien der Differenz-Konzeption
- Die empirischen Studien von William Labov zur Sprachvariation und sozialen Schichtung
- Die Bedeutung der Differenz-Konzeption für die Soziolinguistik und die Sprachforschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert die Entstehung der soziolinguistischen Forschung im Kontext des Bildungsnotstands in den 60er Jahren. Sie stellt die Frage nach dem Zusammenhang zwischen sozialer Schichtung und sprachlichem Verhalten und führt in die Thematik der Differenz-Konzeption von William Labov ein.
- Wer ist William Labov: Dieses Kapitel liefert einen kurzen biografischen Überblick über William Labov, seinen Forschungsbereich und seine Bedeutung für die Soziolinguistik.
- Die Differenz-Konzeption: Das Kapitel beschreibt die Entstehung der Differenz-Konzeption als Reaktion auf Basil Bernsteins Defizit-Hypothese. Es erläutert die Kernpunkte der Differenz-Konzeption und ihre Abgrenzung von der Defizit-Hypothese.
- Labovs Studien: Dieses Kapitel stellt einige der zentralen Studien von William Labov vor, wie "The Social Stratification of English in New York City" und "The Logic of Non-Standard English". Die Studien belegen, dass sprachliche Varietäten keine Defizite darstellen, sondern eigene, konstitutive Elemente besitzen.
- Die Differenz-Konzeption als, Kontrastprogramm' zur Defizit-Hypothese: Dieses Kapitel untersucht die Differenz-Konzeption als Kritik an der Defizit-Hypothese von Bernstein und zeigt die Folgen der Defizit-Hypothese für die Sprachdidaktik und die soziale Wahrnehmung von Sprache auf.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Soziolinguistik, Differenz-Konzeption, William Labov, Defizit-Hypothese, Basil Bernstein, Sprachvariation, soziale Schichtung, Sprachgebrauch, Varietätengrammatik, empirische Forschung, Sprachwandel, Sprachbarrieren, Bildungsnotstand, Sprachdidaktik.
- Citar trabajo
- Cathleen König (Autor), 2009, Die Differenzkonzeption von William Labov, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160959