Die Gründe für den Parther-Feldzug des Marcus Antonius

Rom und das Partherreich


Term Paper, 2005

17 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Gliederung:

1 Einleitung:

2 Verhältnis zwischen Marcus Antonius und Gaius Iulius Caesar:

3 Roms innen- und außenpolitische Situation nach den Iden des März 44 bis 37:

4 Römische Weltherrschaftsideologie:
4.1 imperium sine fine:
4.2 imitatio alexandri:

5 Caesars Plan eines Feldzuges gegen das Partherreich:

6 Zusammenfassende Schlussbetrachtungen:

Quellen- und Literaturverzeichnis:

1 Einleitung:

Für seriöse Historiker gehören contrafaktische oder unzureichend begründete, mutmaßende Äußerungen und Überlegungen, Vergangenes betreffend, nicht in ihren Aufmerksamkeits- und Aufgabenbereich. Es zählen Beweise, Tatsachen oder zumindest, gerade in der antiken Geschichtsforschung, wahrscheinliche Annahmen.

Trotzdem versucht diese Arbeit die persönlichen und politischen Beweggründe eines Mannes, der vor über 2000 Jahren lebte, zu rekonstruieren, mehr noch, sie gegeneinander aufzuwiegen, um zu entscheiden, welche Gründe wohl überwogen haben. Bei diesem Mann handelt es sich um Marcus Antonius und dessen Motive für seinen Feldzug gegen das Partherreich im Jahre 36 v. Chr.[1] Welche Gründe hatte er für diesen Krieg? Welche Erfahrungen, welche politischen Umstände, welch römisches Verständnis von Krieg und Macht trieben ihn dazu? Kann man daraus bereits Gründe für seine Fehler, die er beging, und somit für sein Scheitern ersehen?

Wie oben angedeutet, soll sich die Argumentation nicht in Mutmaßungen oder gar Widersprüche verstricken. Es soll stattdessen ergründet werden, inwieweit die Beweggründe rekonstruierbar und evaluierbar sind.

Dabei wird wie folgt vorgegangen: Zu Beginn wird sich der Text mit Marcus Antonius und dessen Verhältnis zu Gaius Iulius Caesar, der ebenfalls einen Partherfeldzug plante, diesen aber auf Grund seiner Ermordung nicht mehr ausführen konnte, beschäftigen. Zum besseren Verständnis soll anschließend die politische Situation geschildert werden, in der sich das Römische Reich nach den Iden des März 44 befindet. Die Schwerpunkte sollen dabei auf der außenpolitischen Lage an der Ostgrenze des Reiches und dem innenpolitischen Konflikt zwischen den Triumvirn[2] liegen. Dem folgend sollen die römische Weltherrschaftsideologie mit dem Begriff „ imperium sine fine “, und das römische Verständnis von Macht, Ansehen und Politik, dabei besonders die „ imitatio alexandri “, erläuternd behandelt werden. Somit kann eine Evaluierung der Motive – politische wie persönliche – des Antonius erfolgen und darauf eingegangen werden, welche ihn am stärksten beeinflussten. Kurz gefasst ist die Beweisführung eine Abwägung der Gründe Antonius’. Überwogen die innen- oder außenpolitischen Motive und wieweit beeinflussten sie sein Handeln und seine Entscheidungen direkt den Feldzug betreffend? Welche Rolle spielten die persönlichen Ambitionen für einen Krieg gegen das Partherreich?

Es bleiben noch zwei Dinge zu erwähnen, die die Arbeit mit dem Thema „Antonius und die Parther“ erschweren. Einerseits ist entweder die Quellenlage unzureichend, wie etwa bei der geographischen Lage der von Antonius im Feldzug belagerten, parthischen Stadt.[3] Oder aber der antike Geschichtsschreiber stand Octavian freundlich gesinnt gegenüber und verfärbte folglich seine Berichte über Antonius.[4] Andererseits kommt hinzu, dass das Interesse an Marcus Antonius nur sehr langsam in den letzten Jahren wiedererwacht, und somit eine umfassende Biografie, in der die angesprochenen Verfärbungen vielleicht behoben wären, bislang nicht vorliegt.

Nichtsdestotrotz wird sich die Arbeit an den erläuterten Gang der Argumentation halten und der Quellenlage angemessene, befriedigende Ergebnisse präsentieren.

Der Verlauf des Feldzuges samt seiner politischen und persönlichen Folgen wird als bekannt vorausgesetzt.

2 Verhältnis zwischen Marcus Antonius und Gaius Iulius Caesar:

Mit dem Sammeln der ersten Schlachterfahrungen im Feldzug des Gabinius nach Syrien und nach Ägypten trat Marcus Antonius im Jahre 55 erstmals als militärisches Genie und Führungspersönlichkeit in Erscheinung.[5] Nach erfolgreicher Beendigung des Feldzuges begab sich Antonius 54 nach Gallien, um dort an den Kämpfen Caesars gegen die Gallier teilzunehmen. Eine Partizipation an dem bereits geplanten Krieg des Crassus gegen die Parther blieb ihm verwehrt und so ging Antonius dorthin, wo gekämpft wurde, um weiterhin sein Führungstalent auf dem Felde unter Beweis zu stellen. Ein Empfehlungsschreiben des Gabinius sowie der beeindruckend einfache und gewinnende Charakter des jungen Kriegers überzeugten wohl Caesar, diesen bei der Reorganisation seiner Truppen gegen die sich in Aufruhr befindlichen Gallier mit einzubeziehen.

Ein Leser des bellum gallicum wird den Namen des Antonius nur selten in Caesars Schriften finden.[6] Antonius war in dem letztendlich aus römischer Sicht erfolgreichen Krieg sicherlich ein Legat unter vielen, aber er gehörte nichtsdestotrotz zur Gefolgschaft Caesars und hatte sich dessen Vertrauen erworben. Folglich bekam er auch einen Anteil an der Beute, mit dem er nun begann, sich neben der militärischen, auch der politischen Karriere zu widmen. Zeit, Geld und Beziehungen waren unerlässlich, um sich in Rom um ein politisches Amt zu bewerben. Da sich Antonius nun in der Klientel des erfolgreichen, angesehenen und vor allem reichen Caesars befand, konnte er ab Ende 53 seine Wahl zum Quästor vorbereiten, die Ende des Jahres 52 wohl auch gelang.[7]

Zu dieser Zeit befand sich Rom im politischen Ausnahmezustand. Chaos und rivalisierende Gruppen beherrschten die Stadt. Hinzukommend zeichnete sich bereits ein Konflikt zwischen den beiden verbliebenen so genannten Triumvirn Caesar und Pompeius ab.[8] Alles deutete auf einen Bürgerkrieg hin.

In den nun folgenden militärischen Auseinandersetzungen kämpfte sich Marcus Antonius zum wichtigsten Mitstreiter und Vertrauten des Caesar empor und wurde 47 de facto der zweitmächtigste Mann im Römischen Reich. Bei Caesars Einmarsch in Italien im Jahre 50, beim Vorgehen gegen die Pompeiusanhänger in Spanien 49 und bei der endgültigen Niederlage der Pompejaner bei Pharsalus am 9. August 48 erwies sich Antonius als loyal und damit unverzichtbar für Caesar und wiederum als ein militärisches Naturtalent. Der Sieg bei Pharsalus brachte Caesar die Ernennung zum Diktator und dem Antonius das Amt des magister equitum.

Auch wenn das Verhältnis der Beiden in den nächsten zwei Jahren etwas getrübt zu sein schien[9], so nahm Caesar zu seinem fünften Konsulat, das am 1. Januar 44 beginnen sollte, den Antonius, der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 38 Jahre alt war.[10]

Antonius war somit wieder der zweite Mann in der res publica romana und hatte sich das Vertrauen des Diktators zurückerkämpft.

Caesar hatte in den letzten Jahren seines Lebens an Plänen zu einem Partherfeldzug gearbeitet, nur sein Tod an den Iden des März verhinderte dessen Realisierung. An seinem Todestag müssen diese Pläne im Prinzip voll ausgearbeitet gewesen sein, denn der Aufbruch zum Krieg war für den 18. März gesetzt.[11] Es ist wahrscheinlich, dass Antonius über diese Pläne recht detailliert informiert war, entweder durch persönliche Gespräche zwischen den beiden Feldherren, oder aber durch die nachgelassenen Papiere, die Antonius unmittelbar nach dem Tod des Diktators in seinen Besitz bekam.

Für die weitere Arbeit ist es daher von großem Interesse, inwieweit sich wohl Antonius an diesen Plan bei seinem eigenen Feldzug acht Jahre später anlehnte. Zuvor müssen allerdings noch andere Motive des Antonius für einen Krieg gegen das Partherreich eingehend betrachtet werden.

3 Roms innen- und außenpolitische Situation nach den Iden des März 44 bis 37:

Nach dem Tode Caesars gab es nicht nur den Konflikt zwischen den Mördern des Konsuls und dessen Anhängern, der sich zu einem erneutem Bürgerkrieg ausweiten sollte, sondern ebenso einen zwischen den beiden Personen, die gleichermaßen Caesars politisches Erbe antreten wollten, Marcus Antonius und Gaius Octavius[12].

Der consul sine collega, Antonius, verstand es zunächst einen Bürgerkrieg abzuwehren und suchte den Ausgleich mit den Caesarmördern. Er ließ sich vom Senat nach dem Ablauf seines Konsulats die Statthalterschaft für Makedonien zuweisen; sein späterer Kollege Dolabella bekam Syrien. Gemeinsam wollten sie sich so die Macht über die Legionen sichern, die dort für Caesars Krieg bereit standen, um danach die bereits ausgearbeiteten Pläne in die Tat umzusetzen.[13] Doch das Auftreten des von Caesar adoptierten Octavian in Rom Anfang Mai 44 verhinderte dies. Antonius musste diesen Konkurrenten um das Erbe des großen Diktators ernst nehmen, gleich wenn dieser aufgrund seines Alters keinerlei auctoritas und militärische Erfahrung besaß. Andererseits war er durch das Erbe seines Adoptivvaters reich und die Soldaten waren für den Namen „Caesar“, den der junge, willensstarke Octavian alsbald in seinen Namen aufnahm, immer noch sehr empfänglich. Aus diesem Grunde setzte Antonius eine Neuverteilung der Provinzen durch und sicherte sich das diesseitige und das transalpine Gallien, welche unvergleichbare Möglichkeiten zum Ausheben von Truppen boten, als Basis seiner Macht nach dem Konsulat zu. Die Poebene in Oberitalien war allerdings schon dem Caesarmörder Decimus Brutus Albinus zugesagt. Antonius setzte alles daran seine Klientel und seine Macht zu vergrößern und trieb damit auch Caesarianer wie Hirtius und Pansa auf die Seite seiner Gegner.

[...]


[1] Im fortfolgenden Text wird auf „v. Chr.“ verzichtet, da sich alle Angaben auf diese Zeit beziehen.

[2] Gemeint sind hierbei Antonius und der junge Caesar.

[3] Sogar der korrekte Name der Stadt ist ungewiss. Vgl. dazu die Ausführungen in: Bengtson, Hermann: Zum Partherfeldzug des Antonius, München 1974, S. 24ff.

[4] Bengtson teilt die Antoniusüberlieferung in zwei Richtungen. Einmal in die freundlich gesinnte, welche u.a. Plutarch vertritt, während die Gegenposition, z.B. des Cassius Dio, unter der octavianischen Propaganda leidet. Vgl. Bengtson: Partherfeldzug, S. 9f.

[5] Plutarch, Ant. 3.

[6] Es war sicher auch nicht Caesars Absicht das Licht des Erfolges zu sehr auf erfolgreiche Mitstreiter fallen zu lassen, sondern dies hauptsächlich zugunsten seiner Person zu vollziehen.

[7] Seit dem Ende des Jahres 52 erscheint Antonius im bellum gallicum als Quästor (VIII 2,1).

[8] Crassus, als der dritte im so genannten Ersten Triumvirat, erlitt 53 eine für Rom schmachvolle Niederlage gegen die Parther und fand dabei den Tod.

[9] So nahm Caesar nach seiner Rückkehr aus Alexandrien den M. Aemilius Lepidus für das Jahr 46 zu seinem Konsulatskollegen. Auch beim Feldzug gegen die Pompejaner in Afrika 46 wurde Antonius nicht mit militärischen Aufgaben betraut.

[10] Vgl. Bengtson, Hermann: Marcus Antonius. Triumvir und Herrscher des Orients, München 1977, S. 11f. Es wird hier der Annahme folge geleistet, dass Antonius wahrscheinlich im Jahre 83 geboren wurde.

[11] Vgl. Malitz, Jürgen: Caesars Partherkrieg, S. 21.

[12] Im Folgenden wird nur die Bezeichnung „Octavian“ verwendet.

[13] Vgl. Chamoux, Francoix: Marcus Antonius. Der letzte Herrscher des griechischen Orients, Gernsbach 1989, S. 116f.

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Details

Title
Die Gründe für den Parther-Feldzug des Marcus Antonius
Subtitle
Rom und das Partherreich
College
University of Potsdam  (Historisches Institut)
Grade
1,7
Author
Year
2005
Pages
17
Catalog Number
V160990
ISBN (eBook)
9783640740154
File size
529 KB
Language
German
Keywords
Gründe, Parther-Feldzug, Marcus, Antonius, Partherreich
Quote paper
Daniel Sosna (Author), 2005, Die Gründe für den Parther-Feldzug des Marcus Antonius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160990

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