Der Mythos der Jungfrauengeburt – eine Wahrheit im theologischen Sinne oder ein überflüssiges Konstrukt? Von vielen wird die Möglichkeit der historischen Authentizität einer unbefleckten Empfängnis von vornherein kategorisch abgelehnt. Trotzdem wird Maria, die Mutter Jesu Christi, bis heute weltweit von Millionen als heilige Mutter der Kirche verehrt. Diese Proseminararbeit kann, will und wird natürlich keinen Versuch unternehmen, die neutestamentliche Schilderung der Jungfrauengeburt auf ihren historischen Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen, vielmehr soll sie aber aufzeigen, inwiefern gewisse Stellen im Alten und Neuen Testament auch in Bezug auf diese Thematik ineinandergreifen und wie sie zu verstehen sind. Von Jesu Geburt durch die Jungfrau Maria berichten lediglich die Evangelisten Lukas und Matthäus. Letzterer orientiert seine Ausführungen zur Herkunft Jesu an einer kontrovers diskutierten Weissagung aus dem Jesajabuch, in der vermeintlich die jungfräuliche Geburt des Messias angekündigt wird. Was sich im Laufe dieser Arbeit jedoch recht schnell herauskristallisieren wird, ist die Tatsache, dass die Übersetzungen der jeweiligen Quelltexte oftmals große Probleme in sich bergen und die eigentliche Aussage eines Bibelverses durch einzelne Entscheidungen in Vokabelfragen bestenfalls unwesentlich modifiziert, oftmals jedoch sinnentstellt wird. So geschehen etwa bei der erstmaligen Übersetzung des hebräischen Alten Testaments in die Zielsprache Altgriechisch, der Septuaginta, die etwa 300 Jahre vor Christus entstand. Daher wird sich diese Arbeit zunächst eingehend mit der Übersetzung der fraglichen Stelle im Jesajabuch aus der Septuaginta ins Deutsche sowie mit verschiedenen Deutungsansätzen des Textes beschäftigen, bevor danach der Bogen zur Parallelstelle im Matthäusevangelium gespannt wird. Abschließend wird es noch um die Auswirkungen der Stellen gehen, also darum, in welchem Ausmaß die Auslegung der beiden Bibelstellen als jungfräuliche Geburt Christi die kirchliche Dogmatik sowie die Bedeutung und Rolle der Maria insbesondere in der Anfangszeit des Christentums geprägt hat.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Übersetzung Jes 7, 1-17
- II.1) Eigene Übersetzung aus der altgriechischen Septuaginta
- II.2) Probleme und Auffälligkeiten bei der eigenen Übersetzung
- II.3) Vergleich mit anderen Übersetzungen ins Deutsche
- III. Verschiedene Auslegungen von Jes 7, 14 im Hinblick auf das Phänomen der Jungfrauengeburt
- IV. Verbindung zum Neuen Testament: Mt 1, 23
- V. Kirchengeschichtliche Aspekte zur Jungfrauengeburt und der Rolle der Maria
- VI. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Übersetzung und Interpretation von Jesaja 7, 1-17 und deren Zusammenhang mit der neutestamentlichen Darstellung der Jungfrauengeburt in Matthäus 1, 23. Ziel ist es, die Herausforderungen bei der Übersetzung biblischer Texte aufzuzeigen und verschiedene Auslegungsmöglichkeiten zu beleuchten, ohne die historische Authentizität der Jungfrauengeburt zu bewerten.
- Herausforderungen bei der Übersetzung des Alten Testaments (insbesondere der Septuaginta).
- Unterschiedliche Interpretationen von Jesaja 7, 14 im Kontext der Jungfrauengeburt.
- Der Vergleich verschiedener deutscher Übersetzungen von Jesaja 7, 1-17.
- Der Bezug zwischen Jesaja 7, 14 und Matthäus 1, 23.
- Der Einfluss der Auslegung dieser Bibelstellen auf die kirchliche Dogmatik und die Rolle Marias.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der theologischen Bedeutung der Jungfrauengeburt und der Relevanz der alttestamentlichen und neutestamentlichen Textstellen. Sie kündigt den Fokus auf die Herausforderungen der Übersetzung und Interpretation dieser Stellen an und betont den Verzicht auf eine historische Überprüfung der Jungfrauengeburt. Die Arbeit konzentriert sich auf die textuelle Analyse und den intertextuellen Bezug zwischen Altem und Neuem Testament.
II. Übersetzung Jes 7, 1-17: Dieses Kapitel widmet sich der Übersetzung von Jesaja 7, 1-17 aus der Septuaginta ins Deutsche. Es beinhaltet einen eigenen Übersetzungsversuch, der den altgriechischen Text mit der deutschen Übersetzung kontrastiert. Die Analyse beleuchtet Probleme und Auffälligkeiten der Übersetzung, insbesondere die Schwierigkeiten, die sich aus der Wahl einzelner Vokabeln und deren Auswirkungen auf die Gesamtbedeutung ergeben. Es wird auch ein Vergleich mit anderen deutschen Übersetzungen durchgeführt, um die Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten aufzuzeigen, die bereits in der Übersetzung angelegt sind. Der Fokus liegt auf der Frage, wie unterschiedliche Übersetzungentscheidungen die Aussage des Textes beeinflussen können.
III. Verschiedene Auslegungen von Jes 7, 14 im Hinblick auf das Phänomen der Jungfrauengeburt: Dieses Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Interpretationen von Jesaja 7, 14 und deren Relevanz für das Verständnis der Jungfrauengeburt. Es analysiert unterschiedliche Deutungsansätze und deren jeweilige Argumente, um die Vielschichtigkeit des Themas aufzuzeigen. Die verschiedenen Lesarten werden kritisch betrachtet, wobei die Auswirkungen der jeweiligen Interpretationen auf das Gesamtverständnis des alttestamentlichen Textes und dessen Relevanz für die neutestamentliche Erzählung hervorgehoben werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Auseinandersetzung mit der Frage, ob und inwieweit Jesaja 7, 14 tatsächlich eine Jungfrauengeburt vorhersagt.
IV. Verbindung zum Neuen Testament: Mt 1, 23: Dieses Kapitel untersucht die Parallelstelle in Matthäus 1, 23 und deren Beziehung zu Jesaja 7, 14. Es analysiert, wie Matthäus den alttestamentlichen Text in seine Darstellung der Abstammung Jesu integriert und welche theologische Bedeutung diese Verbindung hat. Die Analyse konzentriert sich auf die Interpretation des Matthäus-Textes im Lichte der vorhergehenden Ausführungen zu Jesaja und beleuchtet, wie die Verbindung zwischen den beiden Textstellen die neutestamentliche Erzählung von der Jungfrauengeburt beeinflusst und gestaltet. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Texte werden herausgearbeitet und in ihrer theologischen Bedeutung interpretiert.
V. Kirchengeschichtliche Aspekte zur Jungfrauengeburt und der Rolle der Maria: Das Kapitel erforscht die kirchengeschichtlichen Auswirkungen der Auslegung von Jesaja 7, 14 und Matthäus 1, 23 auf die kirchliche Dogmatik und die Rolle Marias, insbesondere in der frühen Kirche. Die Analyse betrachtet, wie die Interpretation der Jungfrauengeburt die Marienverehrung beeinflusst hat und welche theologischen und gesellschaftlichen Konsequenzen sich daraus ergeben haben. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Marienbildes im Laufe der Kirchengeschichte und dem Zusammenhang mit der Interpretation der einschlägigen Bibelstellen.
Schlüsselwörter
Jungfrauengeburt, Jesaja 7, 1-17, Matthäus 1, 23, Septuaginta, Bibelübersetzung, Textinterpretation, theologische Hermeneutik, Kirchengeschichte, Marienverehrung, Altes Testament, Neues Testament.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Übersetzung und Interpretation von Jesaja 7,1-17 und Matthäus 1,23
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Übersetzung und Interpretation von Jesaja 7,1-17 und deren Zusammenhang mit der neutestamentlichen Darstellung der Jungfrauengeburt in Matthäus 1,23. Der Fokus liegt auf den Herausforderungen der Übersetzung biblischer Texte und den verschiedenen Auslegungsmöglichkeiten, ohne die historische Authentizität der Jungfrauengeburt zu bewerten.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Aspekte: Herausforderungen bei der Übersetzung des Alten Testaments (insbesondere der Septuaginta); unterschiedliche Interpretationen von Jesaja 7,14 im Kontext der Jungfrauengeburt; Vergleich verschiedener deutscher Übersetzungen von Jesaja 7,1-17; den Bezug zwischen Jesaja 7,14 und Matthäus 1,23; und den Einfluss der Auslegung dieser Bibelstellen auf die kirchliche Dogmatik und die Rolle Marias.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, Übersetzung von Jesaja 7,1-17 (inkl. eigener Übersetzung aus der Septuaginta, Analyse von Übersetzungsproblemen und Vergleich mit anderen deutschen Übersetzungen), verschiedene Auslegungen von Jesaja 7,14 im Hinblick auf die Jungfrauengeburt, Verbindung zum Neuen Testament (Matthäus 1,23), kirchengeschichtliche Aspekte zur Jungfrauengeburt und die Rolle Marias, und Fazit.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine textuelle Analysemethode, die sich auf den Vergleich verschiedener Übersetzungen und Interpretationen konzentriert. Der intertextuelle Bezug zwischen Altem und Neuem Testament wird untersucht. Die Arbeit verzichtet auf eine historische Überprüfung der Jungfrauengeburt und konzentriert sich auf die textuelle Analyse und den intertextuellen Bezug.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Jungfrauengeburt, Jesaja 7,1-17, Matthäus 1,23, Septuaginta, Bibelübersetzung, Textinterpretation, theologische Hermeneutik, Kirchengeschichte, Marienverehrung, Altes Testament, Neues Testament.
Welche zentralen Fragen werden in der Arbeit gestellt und beantwortet?
Die zentrale Frage ist die theologische Bedeutung der Jungfrauengeburt und die Relevanz der alttestamentlichen und neutestamentlichen Textstellen. Die Arbeit untersucht, wie unterschiedliche Übersetzungen und Interpretationen die Aussage der Texte beeinflussen und welche Rolle diese Auslegungen in der Kirchengeschichte und für das Verständnis der Rolle Marias gespielt haben. Die Frage, ob Jesaja 7,14 tatsächlich eine Jungfrauengeburt vorhersagt, wird kritisch diskutiert.
Welche Rolle spielt die Septuaginta in der Arbeit?
Die Septuaginta dient als Grundlage für die eigene Übersetzung von Jesaja 7,1-17. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen bei der Übersetzung aus dem Altgriechischen ins Deutsche und vergleicht die eigene Übersetzung mit anderen deutschen Übersetzungen, um die Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Welche Bedeutung hat der Vergleich verschiedener Übersetzungen?
Der Vergleich verschiedener deutscher Übersetzungen von Jesaja 7,1-17 zeigt die Vielschichtigkeit der Interpretationsmöglichkeiten, die bereits in der Übersetzung angelegt sind. Es wird deutlich, wie unterschiedliche Übersetzungentscheidungen die Aussage des Textes beeinflussen können.
Wie wird der Bezug zwischen Jesaja 7,14 und Matthäus 1,23 hergestellt?
Die Arbeit analysiert, wie Matthäus den alttestamentlichen Text in seine Darstellung der Abstammung Jesu integriert und welche theologische Bedeutung diese Verbindung hat. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Texte werden herausgearbeitet und in ihrer theologischen Bedeutung interpretiert.
Welche kirchengeschichtlichen Aspekte werden betrachtet?
Die Arbeit erforscht die kirchengeschichtlichen Auswirkungen der Auslegung von Jesaja 7,14 und Matthäus 1,23 auf die kirchliche Dogmatik und die Rolle Marias, insbesondere in der frühen Kirche. Die Analyse betrachtet, wie die Interpretation der Jungfrauengeburt die Marienverehrung beeinflusst hat.
- Arbeit zitieren
- Karsten Keuchler (Autor:in), 2006, Der Mythos der Jungfrauengeburt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160997