Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung
Einführung und Vorgehensweise
Theoretischer Hintergrund
Ergebnisse
Einschränkungen
Versuch einer Typologie der Aspect-to-aspect Übergänge
Schlussfolgerungen
Literaturverzeichnis
Kurzfassung
Ausgehend von McCloud[1], der schrieb, dass in japanischen Mangas mehr Aspect-to-aspect Übergänge vorkommen als in westlichen Comics, habe ich in dieser Arbeit 5 japanische Mädchen-Mangas und 5 „westliche“ Comics für Mädchen bezüglich der Panel-Übergänge verglichen[2].
Wie die folgende Grafik zeigt, gab es in den Mangas viel mehr Aspect-to-aspect Übergänge als in den westlichen Comics. Die Aussage von McCloud, dass in japanischen Mangas mehr Aspect-to-aspect Übergänge verwendet werden, wurde also, zumindest in der verwendeten Stichprobe, empirisch bestätigt.
Mädchen-Mangas
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In der Arbeit wird dann auch noch versucht, kurz über die Gründe für diese Unterschiede nachzudenken und eine Typologie der Aspect-to-aspect Übergänge zu entwickeln.
Einführung und Vorgehensweise
Ich möchte in dieser Arbeit untersuchen, wie sich die Aspect-to-aspect Panel-Übergänge in Mädchen-Mangas und in „westlichen“ Comics für Mädchen unterscheiden.
Dafür habe ich die Panel-Übergänge der 5 Mangas in der April 2010 Ausgabe von Daisuki, einem deutschen Mädchen-Manga-Magazin, und die Panel-Übergänge in 5 westlichen Comics für Mädchen in die 6 Panel-Übergangsarten von McCloud eingeteilt.[3]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ich habe deswegen Mädchen-Mangas der Zeitschrift Daisuki für die Analyse genommen, weil es in Österreich nur diese Manga-Zeitschrift im allgemeinen Buchhandel gibt. Das Magazin habe ich in der Buchhandlung Thalia (Wien Mitte) gekauft. Diese Buchhandlung hat auch etwa zwei Laufmeter Manga im Angebot. Es ist interessant, dass Daisuki nur bei solchen Spezialanbietern und nicht allgemein im Zeitschriftenhandel erhältlich zu sein scheint so wie die untersuchten westlichen Comics.
Daisuki erscheint monatlich und wird vom Carlsen Verlag herausgegeben.
Nach eigenen Angaben richtet sich Daisuki an „trendige Girls“ im Alter von 12 bis 18 Jahren. Das Magazin hat 5000 Abonnenten und der Newsletter wird von 20.000 Leserinnen gelesen.[4]
Titelbild der März 2010 Ausgabe von Daisuki[5]
Es wurden dabei jeweils eine Episode der folgenden Mangas aus Daisuki analysiert, die alle von Japanerinnen gezeichnet wurden:
Maid-sama (Hiro Fujiwara), Skip Beat! (Yoshiki Nakamura), Fruits Basket (Natsuki Takaya), Alice Academy (Tachibana Higuchi), Vampire Knight (Matsuri Hino).
Im Vergleich dazu wurden die folgenden Comics analysiert:
Tinkerbell: Die zauberhafte Welt der Feen: Der glückliche Marienkäfer.[6]
Diese Geschichte ist aus dem Magazin Disney Fairies, das sich an Mädchen im Alter von 7 bis 9 Jahren richtet.[7] Leider ist in dem Heft keine Angabe zum Verfasser und Zeichner der Geschichte.
Bibi & Tina – Eine Freundschaft zum Pferdestehlen: Die Frühjahrskönigin[8]
Bezüglich der Verfasserangaben des Comics findet man nur: „Text und Idee: Vincent Andreas“.
Conny – Pferde, Spaß & Abenteuer: Gefangen auf der Lutterbeck-Farm[9]
Es gab keine Angaben zu Autor und Zeichner in dem Magazin. Und auch im Internet habe ich in einer mittellangen Suche keine Angaben zu Autor und Zeichner gefunden.
Horseland: Die Neuen[10]
Verfasserangaben: Text & Zeichnungen: Tooncafe. Tooncafe ist in Berlin angesiedelt.[11]
Das Magazin ist für 6- bis 11-jährige Mädchen gedacht.[12]
Witch – Magisch, Mystisch, Megastark: 100 % Witch[13]
Der Comic ist „kreiert von Elisabetta Gnone“. Es wird von Disney und in Deutschland von Egmont Ehapa herausgegeben.
Theoretischer Hintergrund
McCloud hat in seinem „Understanding Comics“ verschiedene Panel-Übergänge vorgestellt, die ich für meinen empirischen Vergleich verwendet habe:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Übergänge sind hier noch einmal verbal beschrieben für die bessere Lesbarkeit:
1. Moment-to-moment
The same subject is displayed in adjacent instants, like a movie running jerkily on a slow computer. Very little closure is required.
2. Action-to-action
The focus remains on a single subject, but this time, two separate, consecutive actions are displayed (for example, the first panel might contain a car speeding along, the 2nd the car smashing into a tree).
3. Subject-to-subject
Both panels are within the same scene or idea, but each portrays a different subject. ("John: What more could go wrong? || Catherine: Well, at least Jerry never called! || Telephone: Rring")
4. Scene-to-Scene
Just what it sounds like: great leaps in time or space. ("Detective: He can't outrun us forever. || Image of darkened house with caption: Ten years later...") Lots o' closure -- deductive reasoning, even -- is often required to link the panels into a single narrative.
5. Aspect to aspect
"Bypasses time for the most part and sets a wandering eye on different aspects of a place, mood, or idea."
6. Non-Sequitur
Panels with no logical relationship.“[14]
6 Arten von Panel-Übergängen[15]
In dieser Arbeit möchte ich mich vor allem auf die Aspect-to-aspect Übergänge konzentrieren, von denen McCloud[16], wie schon gesagt, schrieb, dass sie in japanischen Mangas öfters vorkommen als in westlichen Comics.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Er schreibt, dass die typischerweise im Manga verwendeten Erzähltechniken, wie etwa die Aspect-to-aspect Übergänge den Leser stärker an der Geschichte beteiligen würden, und dass dies zur Popularität von Mangas beiträgt.
Häufige Verwendung von Aspect-to-aspect Übergängen in japanischen Mangas[17]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Höhere Leserbeteiligung durch typische Manga-Erzähltechniken[18]
Es sei angemerkt, dass diese Einteilung von McCloud in die 6 Übergänge nicht unumstritten ist.
So kritisiert etwa Badman, dass sich diese 6 Übergänge „einschränkend“ sind, weil sie sich auf einen „linear, realistic narrative mode“[19] konzentrieren.
Er überlegt dann die folgenden Arten, wie man Panel-Übergänge analysieren kann:
“1) narrative time 2) narrative space (still working this out) 3) diegetic level (that is, moving from a story to the story in the story, or moving from the story to the framing narrative) 4) shifts that occur outside narrative time or space.”[20]
Als Beispiel für einen “diegetic shift down in level” gibt er die folgenden zwei Panels:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diegetic Shift: Eine Geschichte in der Geschichte wird erzählt. “Last week I was driving…”[21]
Damit will Badman ausdrücken, dass so ein Panel-Übergang in der Geschichte mit den 6 McCloud-Übergängen nicht genug erfasst wurde.
Auch Neil Cohn hat einen anderen Ansatz als McCloud, um Panel-Übergänge zu analysieren. Er konzentriert sich darauf, welche Rolle ein Einzelpanel in einer Gesamtszene spielt:
“One of the characteristics of my approach in contrast to McCloud’s is the degree of scope. All of his relations are just of one panel to the next, whereas mine starts off saying that “a sequence of panels conveys an action/event/situation/idea” and then looks to break that sequence into the functional roles that panels play in relation to the whole. Even though reading and writing occur linearly, understanding might not.”[22]
Cohn bietet das folgende Alternativ-Modell zu McCloud, dass auf der folgenden Überlegung basiert: „panels can combine to form larger structures in hierarchic embeddings.“[23]
“1. Establisher (E) – set up an interaction without acting upon it
2. Initial (I) – depict the nascent starting point of an event or action
3. Peak (P) – show the maximal point of tension of an event or action
4. Release (R) – releases the tension of an event or action
5. Refiners (Ref) — act as modifiers by honing in on information contained in one of the core categories”[24]
Angewandt auf eine Szene aus dem Manga „Lone Wolf & Cub“[25] würde dieses Modell dann folgendermaßen aussehen:
[...]
[1] Siehe: McCloud: 1994: 87-82.
[2] Siehe: McCloud: 1994: 70-72.
[3] Bezüglich der genauen Einteilung könnte man sicher streiten. Eine andere Person würde gewisse Bildübergänge sicher anders klassifizieren als ich, obwohl ich mich nach bestem Gewissen darum bemüht habe, der Einteilung von McCloud zu folgen. Aber es ging in der Arbeit ja in erster Linie um die Aspect-to-aspect Übergänge, und dabei ist das Ergebnis so eindeutig, dass es auch noch gültig wäre, wenn eine andere Person zu anderen Klassifizierungsergebnissen als ich kommen würde.
[4] http://www.carlsen.de/web/repository/manga/downloads/MD_Daisuki_2010_Web_neu.pdf. (Zugriff: 12. April 2010).
[5] Bildquelle: http://www.daisuki-online.de/web/repository/_index/cover/Cover_0410_gross.jpg. (Zugriff: 12. April 2010).
[6] Nr. 1/10, Seiten: 3-17
[7] http://www.presseportal.de/pm/8146/766659/egmont_ehapa_verlag_gmbh. (Zugriff: 12. April 2010).
[8] Nr. 04/10. Seiten: 6-15.
[9] Nr. 02/10. Seiten: 9-19, 29-36.
[10] Nr. 02/10 März – April. Seiten: 8-16, 21-23.
[11] www. tooncafe.de/. (Zugriff: 5. April 2010).
[12] http://www.blue-ocean-ag.de/horseland.html. (Zugriff: 15. April 2010).
[13] Nr. 04/2010. Seiten: 19-62.
[14] Creative Writing/Comics, letzte Änderung: 30. September 2009: 1.
[15] McCloud: 2006: 15.
[16] Siehe: McCloud: 1994: 87-82.
[17] McCloud: 2006: 216.
[18] McCloud: 2006: 217.
[19] Badman: 2006, 7. November.
[20] Badman: 2006, 15. November.
[21] Badman: 2006, 16. November.
[22] Cohn: 2006, 16. November.
[23] Cohn: 2007: 12.
[24] Cohn: 2007: 12.
[25] Koike und Kojima: 1995: 223-224. In: Cohn, 2007: 12.