Der Lettrismus ist eine literarische sowie künstlerische avantgardistische Strömung, die dadaistische und surrealistische Einflüsse enthält und 1945 von Isidore Isou in Paris gegründet wurde. Er stellt den Versuch dar, das bisherige künstlerische Schaffen zu überschreiten und weiterzuführen. Die Ästhetik war nach Ansicht der Lettristen an einem Punkt angelangt, der keine Erweiterung oder Steigerung mehr zuließ und grundsätzlich erneuert werden musste. Im Vordergrund stand dabei die Sprache und in der Konsequenz der Buchstabe als deren kleinstes Element. Man sah den Buchstaben als in seinem Status nicht angemessen gewürdigt und strebte danach, ihn im Hinblick auf seinen semantischen, also Sinn bildenden Zusammenhang in Wort und Text, neu zu manifestieren und ihm zu einer neuen Konstitution zu verhelfen. Die Lettristen, allen voran Isou, legten eine Theorie zugrunde, die das Ende einer phase amplique und den Beginn einer phase ciselante markiert. Laut Isou folgt auf die phase amplique die phase ciselante, die bereits mit der Poesie Baudelaires ihren Anfang genommen hatte. Wörter wurden in der Folge immer weiter zerstückelt und in kleinere und weitgehend sinnfreie Laut-Gebilde verwandelt. Im Zuge dessen entstand auch der Begriff der „Hypergraphologie“, der zunächst „Metagraphologie“ lautete: Statt Bildern sollten in der Kunst nun Zeichen benutzt werden, das heißt Figürlichkeit und Abstraktion wurden durch diese ersetzt. Der Lettrismus griff in vielfältige Bereiche der Kunst ein, die auch in Bezug auf den Film Neuerungen hinsichtlich der eingesetzten filmischen Mittel bewirkte. Zu den ersten Werken des lettristischen Films zählen Traité de bave et d’éternité aus dem Jahr 1951 von Isou, Le film est déjà commencé? ebenfalls aus dem Jahr 1951 von Maurice Lemaître und L'Anticoncept aus dem Jahr 1952 von Gil Wolman. Diese drei Filme werden Gegenstand dieser Analyse sein und im Folgenden zunächst in Bezug auf ihren Inhalt und Aufbau zusammenfassend beschrieben werden. Der Fokus wird auf den eingesetzten filmischen Mitteln liegen, die den Filmen ihren lettristischen Charakter geben und sollen im Laufe der Darstellung näher betrachtet werden. Schließlich wird diskutiert und bewertet werden, ob und inwieweit die Filme Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen und ob die filmischen Mittel im Sinne der lettristischen Zielsetzung als adäquat betrachtet werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse
- Filmbeschreibungen und eingesetzte filmische Mittel
- Traité de bave et d'éternité
- Le film est déjà commencé?
- L'Anticoncept
- Diskussion und Bewertung
- Filmbeschreibungen und eingesetzte filmische Mittel
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert drei Filme des Lettrismus, „Traité de bave et d'éternité“, „Le film est déjà commencé?“ und „L'Anticoncept“, und untersucht, wie sie filmische Mittel einsetzen, um die lettristischen Prinzipien umzusetzen. Die Arbeit fokussiert auf die spezifischen filmischen Techniken der drei Filme und bewertet deren Effektivität im Kontext der lettristischen Zielsetzung.
- Der Lettrismus und seine ästhetischen Prinzipien
- Die Rolle des Films im lettristischen Manifest
- Filmische Mittel im Lettrismus: Montage discrepant und Ciselure
- Die Bedeutung von Bild- und Tonebene im Lettristischen Kino
- Vergleich der drei Filme und ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert den Lettrismus als eine avantgardistische Bewegung und stellt die drei Filme als Beispiele für das lettristische Kino vor. Sie erläutert die theoretischen Grundlagen des Lettrismus und die Rolle des Films innerhalb dieser Bewegung. Die Analyse konzentriert sich auf die drei Filme und beschreibt ihre Inhalte, filmischen Mittel und ihre Beziehung zur lettristischen Theorie. Die Zusammenfassung fasst die zentralen Erkenntnisse der Analyse zusammen und bewertet die Filme im Kontext der lettristischen Bewegung.
Schlüsselwörter
Lettrismus, avantgardistisch, Film, filmische Mittel, montage discrepant, ciselure, Traité de bave et d'éternité, Le film est déjà commencé?, L'Anticoncept, Isidore Isou, Maurice Lemaître, Gil Wolman, Sprache, Bild, Ton,
- Citar trabajo
- Miriam Sowa (Autor), 2010, Filmische Mittel im Lettristischen Kino, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161206