Leonardo Padura Fuentes' 1997 erschienener Kriminalroman „Máscaras“ handelt vom Mord an dem Homosexuellen Alexis Arayán und der Aufklärung des Mordes durch Teniente Mario Conde, dem Protagonisten des Werks. Die Handlung spielt sich in der kubanischen Hauptstadt Havanna im August des Jahres 1989 im Zeitraum von etwa einer Woche ab und wird von einem personalen Erzähler geschildert.
Fuentes zählt zu den Autoren des „Boom“ (bzw. „Post-Boom“, je nach Definition) der Neunziger Jahre und bekam für „Máscaras“ 1995 den Preis „Café Gijón“ verliehen.
Fuentes beschreibt mit Mario Conde einen Antihelden, der unzufrieden ist mit seinem Leben, dem die Lebensumstände im sozialistischen Kuba zu schaffen machen und der das persönliche Wohl sowie das der Freunde über das Wohl der Gesellschaft und die revolutionäre Moral stellt.
Der Mord an Alexis Arayán geschieht am 6. August, dem Tag der Verklärung Christi nach römisch-katholischer Liturgie. Auf Spanisch ist dies „el día de la transfiguración de Jesus“, was wörtlich übersetzt die „Verwandlung Jesu“ wäre. Der deutsche Begriff „Verklärung“ kann ohne eingehendere Erläuterung irreführend wirken. Manfred Krüger schreibt hierzu:
„Verklärung bedeutet Umwandlung der Gestalt. Das Wort ist eine Übersetzung des lateinischen ‘transfiguratio – Umgestaltung’. Transfigurare meint nach Georges ‚der Gestalt oder physischen Beschaffenheit nach verwandeln, umbilden, umformen, umwandeln, umgestalten‘. Die griechische Entsprechung lautet μεταμόρφωσις und ist im Deutschen als ‘Metamorphose’ noch gebräuchlich. Das Wort ‘Verklärung’ bildete Martin Luther.“
Ich beziehe mich im Folgenden stets auf die Übersetzung der spanischen Bezeichnung für den Tag der Verklärung des Herrn, nämlich „Verwandlung“, da die deutsche Bezeichnung der Mehrdeutigkeit des Begriffs im Zusammenhang mit Padura Fuentes' Roman nicht gerecht werden würde.
Das Thema der Verwandlung und Veränderung durchzieht das ganze Buch, sowohl inhaltlich als auch auf der Metaebene. Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, dies auf der inhaltlichen Ebene anhand der Beispiele der Romanfiguren Alexis Arayán und Mario Conde sowie auf der Metaebene durch die zeitgeschichtliche Einordnung des Romans zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhalt
- Die biblische Verklärung Jesu als Sinnbild für den Lebenswandel der Romanfiguren
- Die Verwandlung des Alexis Arayán
- Die Verwandlung des Mario Conde
- Die Verwandlung auf der „Metaebene“
- Der kubanische Kriminalroman im Wandel
- Von der novela revolucionaria zur novela desde la revolución
- Individuo vs. colectivo
- Vom hombre nuevo zum anti-héroe
- Die biblische Verklärung Jesu als Sinnbild für den Lebenswandel der Romanfiguren
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Thematik der Verwandlung in Leonardo Padura Fuentes' Kriminalroman „Máscaras“. Der Fokus liegt auf der Analyse des biblischen Motivs der Verklärung Jesu als Sinnbild für die Lebensverläufe der Romanfiguren Alexis Arayán und Mario Conde.
- Die Verklärung Jesu als Metapher für den Wandel der Figuren
- Die Rolle der Homosexualität und ihre Darstellung im Kontext der kubanischen Gesellschaft
- Der Einfluss des sozialen und politischen Umfelds auf die Charakterentwicklung der Figuren
- Die Transformation des kubanischen Kriminalromans im Wandel der Zeit
- Die Darstellung von Schuld, Sühne und Vergebung im Kontext des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Verwandlung im Kontext des Romans „Máscaras“ ein und erläutert den Zusammenhang zur Verklärung Jesu. Dabei wird der Fokus auf die Deutung des Begriffs „Verwandlung“ gelegt und der Unterschied zur deutschen Übersetzung „Verklärung“ hervorgehoben. Die Arbeit skizziert die zentralen Figuren Alexis Arayán und Mario Conde sowie deren Bezug zum biblischen Motiv.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Verklärung Jesu als Sinnbild für den Lebenswandel der Romanfiguren. Es analysiert die Verwandlungsprozesse von Alexis Arayán, wobei sein Coming-out, seine Abwendung von der Familie und sein bewusster Tod im Zusammenhang mit der Verklärung Jesu betrachtet werden. Das Kapitel beleuchtet zudem den möglichen Zusammenhang zwischen Alexis' Handlungsweise und dem biblischen Motiv des Sohnesmords.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf folgende Schlüsselbegriffe: Verwandlung, Verklärung Jesu, kubanischer Kriminalroman, novela revolucionaria, novela desde la revolución, Homosexualität, Antiheld, Schuld, Sühne, Vergebung, Individuo vs. colectivo.
- Quote paper
- Patrick Wolf (Author), 2008, Das Thema der Verwandlung in Leonardo Padura Fuentes' Roman „Máscaras“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161404