Durch die rapide technologische Entwicklung, die seit Mitte der 90iger Jahre in Form von Multimediaanwendungen in den Schulen und privaten Haushalten Einzug gehalten hat, ist es für Sprachlehrer aller Schularten mittlerweile notwendig geworden, sich mit den Entwicklungen im Bezug auf E-Learning auseinanderzusetzen. Die neuen Computer-Unterstützten Lernmethoden, die jährlich neu den Markt überschwemmen, versprechen meistens den Sprachlernprozess erheblich leichter zu machen und zu systematisieren. Doch in wieweit können die Versprechungen der Hersteller eingehalten werden? Wenn die technologischen Neuerungen in hohem Maße den Sprachlernprozess verändert hätten, müsste zwingend ein Umdenken bezüglich der Sprachenlernmethodik stattfinden. Aus diesem Grund sollten die bisher erforschten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Sprachaneignung und Didaktik dazu genutzt werden, um den Mehrwert einer viel versprechenden Sprachlernsoftware einzuschätzen und von billig produziertem „Sprachlerndatenmüll“ zu unterscheiden.
In der vorliegenden Seminararbeit will ich die von der Firma digital publishing AG/München mir zu Verfügung gestellte Sprachlernsoftware vitaminE für die 7.+ 8. Klasse evaluieren und prüfen, welche der Versprechungen, die in der Werbebroschüre für dieses Produkt aufgelistet sind, eingehalten werden oder bis zu welchem Grad sie eingehalten werden können. Bei der Evaluierung habe ich mich weitgehend an den Kriterien von Prof. Dr. Hartmut Schröder von der Europa-Universität Viadrina/Frankfurt (Oder) und Prof. Dr. Dr. Gerhard Wazel vom Institut für Interkulturelle Kommunikation / Ansbach gehalten.1
1 Gerhard Wazel: "Hypermedia - Evaluierungskriterien für die Praxis". In: Schröder, Hartmut / Wazel, Gerhard (Hrsg.): Fremdsprachenlernen und interaktive Medien. Frankfurt/M., Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, 83-95.
Inhalt
Vorwort
1. Dokumentation zur CD-ROM vitamin E Englischlernhilfe für die 7.+8. Klasse
2. Programmtechnik
3. Bildschirmgestaltung
4. Sprachmaterial
5. Interaktivität
6. Medienintegration
7. Fertigkeiten und Übungen
8. Integration von Sprache, Fach und Kultur
9. Mediendidaktische Konzeption
10. Schlussbemerkungen
Bibliographie
Vorwort
Durch die rapide technologische Entwicklung, die seit Mitte der 90iger Jahre in Form von Multimediaanwendungen in den Schulen und privaten Haushalten Einzug gehalten hat, ist es für Sprachlehrer aller Schularten mittlerweile notwendig geworden, sich mit den Entwicklungen im Bezug auf E-Learning auseinanderzusetzen. Die neuen Computer-Unterstützten Lernmethoden, die jährlich neu den Markt überschwemmen, versprechen meistens den Sprachlernprozess erheblich leichter zu machen und zu systematisieren. Doch in wieweit können die Versprechungen der Hersteller eingehalten werden? Wenn die technologischen Neuerungen in hohem Maße den Sprachlernprozess verändert hätten, müsste zwingend ein Umdenken bezüglich der Sprachenlernmethodik stattfinden. Aus diesem Grund sollten die bisher erforschten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Sprachaneignung und Didaktik dazu genutzt werden, um den Mehrwert einer viel versprechenden Sprachlernsoftware einzuschätzen und von billig produziertem „Sprachlerndatenmüll“ zu unterscheiden.
In der vorliegenden Seminararbeit will ich die von der Firma digital publishing AG/München mir zu Verfügung gestellte Sprachlernsoftware vitamin E für die 7.+ 8. Klasse evaluieren und prüfen, welche der Versprechungen, die in der Werbebroschüre für dieses Produkt aufgelistet sind, eingehalten werden oder bis zu welchem Grad sie eingehalten werden können. Bei der Evaluierung habe ich mich weitgehend an den Kriterien von Prof. Dr. Hartmut Schröder von der Europa-Universität Viadrina/Frankfurt (Oder) und Prof. Dr. Dr. Gerhard Wazel vom Institut für Interkulturelle Kommunikation / Ansbach gehalten.[1]
1. Dokumentation zur CD-ROM
“vitaminE” Englischlernhilfe für die 7.+8. Klasse
Die Sprachlern-CD-ROM vitamin E Englisch Lernhilfe für die 7. + 8. Klasse der Firma digital publishing AG/München, die im Jahr 2002 auf den Markt gekommen ist, hat als Beilage ein 33 Seiten umfassendes Handbuch. Das Handbuch gibt auf den Seiten 8-11 knappe jedoch präzise Informationen zur Installation der CD-ROM und zur Kalibrierung des Mikrophons, was bei meinem 1 ½ Jahre altem Laptop mit dem Betriebssystem Windows XP einwandfrei funktionierte. Für weitere Fragen ist auf der CD-ROM ein Worddokument enthalten, das außerdem weitere Auskünfte und Links zu Websites gibt, die auf spezifische Fragen eingehen. Die telephonische Hotline, die nur Werktags zwischen 13-18 Uhr erreichbar ist, war bei meinen Probeanrufen jedoch nur in 2 von 10 Versuchen direkt zu erreichen.
Des weiteren wird in dem Handbuch unter dem Kapitel „Anwendung und Dosierung“ den Schülern (Lernende) und Lehrern/Eltern (Kontrollierende) jeweils eine Seite gewidmet, wobei dem Schüler recht sachliche Fragen mit Beantwortung gestellt werden, wie „Du hast Probleme mit der Grammatik. Wähle im IntelliPlan aus dem Ordner Grammatik die Themen aus, mit denen du Probleme hast“[2] , und den Eltern und Lehrern etwas unrealistisch bis kindisch anmutende Versprechen gemacht werden wie „Sprachvitamine schmecken gut“[3] oder „Sprachvitamine bereiten auf Klassenarbeiten vor und bauen Prüfungsängste ab.“[4]
Die ersten Schritte zur Steuerung und Bearbeitung der Übungen sind auf Seite 12-21 gut und übersichtlich erklärt, wobei zu bemängeln ist, dass die abgebildeten Anschauungsbeispiele zum Teil das französische VitaminF abbilden, was leicht irritierend wirkt.[5] Auch die Steuerung des IntelliPlanes, der die Bearbeitung der einzelnen Übungen registriert, ist recht übersichtlich auf den Seiten 24-32 erklärt.
Fehlermeldungen und Pannen können zum Teil durch den in den Übungen oben links abgebildeten virtuellen Tutor Tim behoben werden, sonst muss über den Supportdienst Abhilfe geschaffen werden.
Die didaktische Lehr- und Lernmethode der CD-ROM wird in einem kurzen Abschnitt abgehandelt: „Sie (Sprachvitamine) basieren auf neusten Erkenntnissen der Sprachdidaktik und sind optimal auf die aktuellen Lehrpläne abgestimmt. ... Die Übungen sind abwechslungsreich und trainieren alle Sprachfertigkeiten (Lesen, Schreiben, Hören, Sprechen) gleichermaßen. Besonders motivierend ist der Video Tutor, der überall mit Rat und Tat zur Seite steht.“[6] Diese Aussage ist etwas dürftig und könnte wesentlich detaillierter ausgeführt werden, da es ja bekanntlich nach der klassischen Didaktik verschiedene Lernertypen gibt (dynamische, innovative, „common sense“ und analytische)[7], und sich die Frage stellt, für welche Lerntyp die CD-ROM eigentlich geeignet ist.
Auch die Zielgruppe der Sprachlern-CD-ROM, die schon auf der Verpackung angegeben ist „Lernhilfe für die 7.+8. Klasse“ erweist sich bei genauerer Betrachtung als ungenau . Da es auch eine CD-ROM für die 5.+6. Klasse gibt, kann der Käufer davon ausgehen, dass es sich um das 3. und 4. Jahr Englischunterricht handelt. Von welcher Schulart gesprochen wird ist nicht klar. In einer Werbebroschüre heißt es, „Optimale Anpassung an die offiziellen Lehrpläne und SchulbücherDie Lernsoftware ordnet die Übungen stets exakt passend zu Lehrplan, verwendetem Schulbuch und aktuellem Unterricht.“[8] Wie die Software den Englischlehrplänen der 16 deutschen Bundesländer plus den jeweils den drei verschieden Schultypen Haupt-, Realschule, sowie Gymnasium gerecht wird, muss folglich in Frage gestellt werden. Richtig ist jedoch, dass die CD-ROM eine große Schnittmenge des Stoffes abdeckt, der in diesen beiden Jahrgängen unterrichtet wird. Eine jeweilige Anpassung an die offiziellen Lehrpläne müssen die Benützer selber leisten, dies ist jedoch in der Werbebroschüre nicht angegeben. Hinzu kommt, dass normalerweise jeder Lehrer seine Schulklassen spezifisch, dass heißt durch besondere Signalwörter und besonderen Wortschatz, auf die anstehenden Prüfungen vorbereitet und diese Art von Vorbereitung kann und wird nie durch ein Computerprogramm ersetzt werden können.
2. Programmtechnik
Die Systemanforderungen des Sprachlernprogramms sind dem derzeitigen Stand der Technik angemessen und berücksichtigen soweit dies möglich ist, die anvisierte Zielgruppe. Hierbei muss hinzugefügt werden, dass sich allgemeingültige Aussagen über dieses Thema angesichts der überschnellen technischen Entwicklung kaum machen lassen. Zu bemängeln wäre allerdings, dass vitamin E bisher nur unter Windows läuft und es noch keine MAC Versionen gibt.
Mit der Bild und Tonqualität des Programms ergaben sich bei meiner Untersuchung keinerlei Probleme. Das Starten und Beenden des Programms ist problemlos möglich und es kam bei meinen Untersuchungen zu keinerlei Computerabstürzen. Mittels des IntelliPlanes ist auch ein guter Überblick über die Gesamtstruktur des Dokumentes gegeben, so dass der Benützer jederzeit sehen kann, wo er sich zurzeit im Programm befindet.
Der Aufbau neuer Bildschirmseiten dauerte bei meinen Untersuchungen 0,5 bis 3 Sekunden und somit ist das Programm ohne große Verzögerungen zu bedienen. Die unten abgebildete Menüleiste der Übungen ist auch sehr klar und übersichtlich gliedert und lässt sich problemlos bedienen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Direkte Druckmöglichkeiten gibt es leider nur für den IntelliPlan, jedoch nicht für die Übungen, was ich für einen Schwachpunkt halte, da die Schüler ja auch ihre Klausuren weiterhin mit der Hand schreiben müssen und dem Schüler auf diese Weise auch schriftliches Übungs-material zur Verfügung gestellt werden könnte.
Veränderung und Variierung des Programminhalts sind möglich, da man sich auch sein persönliches Lernmenü im IntelliPlan zusammenstellen kann, leider kann man jedoch nicht die jeweils eigenen Daten und Bewertungen speichern, was verhindert, dass mehrere Lerner gleichzeitig über den gleichen Zeitraum mit dem selben Programm den Computer benützen können, was unter Umständen sogar einen kompetitiven Lerneffekt auslösen könnte.
Korrekturmöglichkeiten sind während der Übung solange möglich, bis man auf das Icon Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltendrückt. Auch das Überspringen und Auswählen von Übungen irritiert den Computer nicht.
Die Programmtechnik des Sprachlabors, das die einzelnen Übungssätze vorspricht und zum nachsprechen auffordert, ist meines Erachtens animierend, steckt aber aus technischer Sicht noch in den Kinderschuhen. Der Computer nimmt das Gesprochene auf und evaluiert die Aufnahme indem er eine Notenskala von 1-100 benützt und einen Graphen von der aufgenommenen Sprachimitation aufzeichnet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dies ist mehr als andere Sprachlernprogramme bisher geleistet haben, doch hatte auch ein amerikanischer „Nativespeaker“, mit dem ich das Programm testete, Mühe die 80% Hürde zu erreichen. Hinzu kommt, dass man zwar die schlechter ausgesprochen Wörter im Satz erkennt und speziell üben kann, doch werden diese Wörter, wenn man sie sich einzeln vorsprechen lässt, nicht im Satzzusammenhang wiedergegeben, sondern von einem anderen Sprecher als einzelnes Wort wiederholt, was phonetisch einen erheblichen Unterschied macht. Leider wird der vorgesprochene Satz des Native Speakers nicht graphisch dargestellt, was im besonderen unmusikalischeren Lernern eine Hilfe wäre. Hinzu kommt, dass beim Nachsprechen der Sätze das Programm teilweise auditive Eingabebefehle wie „Repeat Tim“ registriert und somit durcheinander kommen kann.
Die Sprachbefehle die man über Mikrophon bei den Übungen eingeben kann, funktionierten bei mir zu ca. 75%, was wahrscheinlich an einer noch nicht ausgereiften Technik liegt.
3. Bildschirmgestaltung
Die Bildschirmgestaltung des Programms ist schlicht, übersichtlich und funktional gehalten und lenkt somit nicht vom Lerninhalt ab, sondern unterstützt diesen. Auch die Anforderungen sind klar gestellt und wenn dem mal nicht so ist, hilft der virtuelle Tutor Tim schnell weiter. Zudem ist das Layout der Übungen übersichtlich und motivierend. Größe und Qualität der Übungsschrift sind klar und im Verhältnis zur Größe des Bildschirms angemessen. Die Programmgestaltung ist ergonomisch, es gibt keine übertriebenen Farbkontraste oder seltsame Computerdesign-Überraschungen. Im allgemeinen unterstützt Form und mediale Gestaltung des Programms die Lernziele und ist somit didaktisch sinnvoll eingesetzt.
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[1] Gerhard Wazel: "Hypermedia - Evaluierungskriterien für die Praxis". In: Schröder, Hartmut / Wazel, Gerhard (Hrsg.): Fremdsprachenlernen und interaktive Medien. Frankfurt/M., Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, 83-95.
[2] Handbuch für Sprachlernvitamine, digital publishing, München 2002, S. 6.
[3] Ebd. S. 7.
[4] Ebd.
[5] Siehe Ebd. S. 12, 13, 16, 24 und 32.
[6] Ebd. S. 7.
[7] Siehe Pike, Graham., & Selby, David., Global teacher, global learner, Toronto, Hodder & Stoughton, 1988, p. 87.
[8] Werbebroschüre der Firma digital publishing für die Produkte Sprachlernvitamine E, F, und D, München 2002.
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