Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Thema der Reihe
2 Thema der Einheit
3 Aufbau der Reihe
4 Kernanliegen der Einheit
4.1 Zentraler Arbeitsauftrag
4.2 Reflexionsauftrag bzw. Leitimpuls für die Reflexionsphase
5 Begründung des Kernanliegens aus didaktischer und methodischer Sicht
5.1 Didaktische Analyse
5.2 Lehrplan
5.3 Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler
5.4 Didaktische Reduktion
5.5 Methodische Analyse
5.6 Teilziele des Kernanliegens
5.7.1 Sachkompetenz
5.7.2 Methodenkompetenz
5.7.3 Sozialkompetenz
5.7.3 Selbstkompetenz
6 Verlaufsplanung der Einheit
7 Literatur
1 Thema der Reihe
„Wir werden zu Märchenexperten.“-
Ein handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Märchen durch Lesen, Vorlesen und Schreiben von Märchen sowie der Auseinandersetzung mit typischen Märchenmerkmalen damit das sinnentnehmende sowie literarische Lesen gefördert wird, das kreative Schreiben anhand von Märchenkriterien geübt wird und das Wissen über Märchen erweitert bzw. erworben wird.
2 Thema der Einheit
„Wir schreiben unser eigenes Märchen mit Hilfe eines Märchenrezeptes.“ –
Angeleitetes, kreatives Schreiben eines Märchens unter Beachtung bestimmter Märchenmerkmale, indem die Schülerinnen und Schüler das zuvor erarbeitete Märchenrezept weiter mit „Zutaten“ ausfüllen und das Märchen mit Hilfe des Rezeptes aufschreiben damit die Schreibkompetenz und Fantasie gefördert werden sowie die Märchenkriterien eigenständig angewandt und vertieft werden.
3 Aufbau der Reihe
1. Einheit: „Was wissen wir über Märchen?“ –
Eine Standortbestimmung durch das Erstellen einer strukturierten Ideensammlung in Form einer Ideensonne sowie im Gespräch über Märchen und Überprüfung der Assoziationen anhand des Märchenvortrages „Rumpelstilzchen“ zur Feststellung der individuellen Kenntnisse und Vorerfahrungen und als Einstieg in die Reihe.
2. Einheit: „Unsere Märchenbuchausstellung“ –
Genießendes Lesen und kennen lernen verschiedener Märchen im Rahmen einer Märchenbuchausstellung, indem die Schülerinnen und Schüler mitgebrachte Märchenbücher vorstellen, lesen und über Gelesenes sprechen, um ihr Wissen über Märchen, Figuren und Gemeinsamkeiten zu erweitern und die Lesemotivation aufrecht zu erhalten.
3. Einheit: „Wir erstellen einen Steckbrief zu einer bekannten Märchenfigur.“ –Erstellen eines Steckbriefes zu einer bekannten Märchenfigur, indem sich die Schülerinnen und Schüler in Partnerarbeit eine bekannte Figur aussuchen, die notwendigen Informationen in den Märchenbüchern recherchieren und in ein Raster eintragen, damit das überfliegende Lesen gefördert sowie Besonderheiten/ Gemeinsamkeiten von märchenhaften Figuren vertieft werden.
4. Einheit: „Wir nehmen das Märchen ganz genau unter die Lupe.“ –
Sammlung und Auseinandersetzung von typischen Märchenmerkmalen, indem die Schülerinnen und Schüler in Partner- und anschließend in Gruppenarbeit jeweils ein Märchen nach diesen Merkmalen untersuchen und anschließend mit anderen Märchen vergleichen, um ihre Erfahrungen mit Märchenmerkmalen weiter zu differenzieren und damit das Verständnis des typischen Aufbaus von Märchen gefestigt wird.
5. Einheit: „Wir erstellen ein Märchenrezept.“ –
Erstellen eines Schreibgerüstes, das die Textproduktion erleichtert, indem die Schülerinnen und Schüler ein Märchenrezept erstellen um den Aufbau und die Merkmale von Märchen weiter zu vertiefen.
6. Einheit: „Wir schreiben ein Rezept für ein bekanntes Märchen.“ –
Vorübung für die Textproduktion und Erproben gattungsspezifischer Kriterien, indem die Schülerinnen und Schüler ein Märchenrezept für ein bekanntes Märchen schreiben und ihre Mitschüler das Märchen erraten lassen, damit die Freude am Schreiben entwickelt und geweckt wird.
7. Einheit: „Wir schreiben unser eigenes Märchen mit Hilfe eines Märchenrezeptes.“ –
Angeleitetes, kreatives Schreiben eines Märchens unter Beachtung bestimmter Märchenmerkmale, indem die Schülerinnen und Schüler das zuvor erarbeitete Märchenrezept weiter mit „Zutaten“ ausfüllen und das Märchen mit Hilfe des Rezeptes aufschreiben damit die Schreibkompetenz und Fantasie gefördert werden sowie die Märchenkriterien eigenständig angewandt und vertieft werden.
8. Einheit: „Wir arbeiten mit der Textlupe.“ –
Überarbeitung der kreativen Texte zur schriftlichen Revision für das Märchenbuch der Klasse 3a, indem die Schülerinnen und Schüler bekannte Überarbeitungstipps wiederholen und anwenden, um ihre Fähigkeiten im Überarbeiten von Texten weiter zu vertiefen.
9. Einheit: „Wer waren eigentlich die Gebrüder Grimm, Hans Christian Andersen, Willhelm Hauff und Ludwig Bechstein?“ – Kennen lernen verschiedener Märchensammler und –dichter unter Einbezug von herkömmlichen und neuen Medien, indem die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit in Texten gezielt Informationen finden, auf ein Plakat schreiben und anschließend wiedergeben, um das Verstehen von Texten zu intensivieren und das Wissen über Märchen weiter zu erweitern.
10. Einheit: „Wir sind Märchenexperten und erstellen ein Märchenquiz für die Schülerzeitung.“ –
Anwenden des erworbenen Wissens über Märchen, indem die Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit verschiedene Märchenrätsel erfinden und anschließend mit dem Computer festhalten mit dem Ziel, das Quiz in der Schülerzeitung zu veröffentlichen.
4 Kernanliegen der Einheit
Die Schülerinnen und Schüler sollen unter Verwendung spezifischer Märchenmerkmale das Märchenrezept vervollständigen sowie einen erkennbaren Fortgang eines Märchenanfangs schreiben können, indem die Merkmale der Erzählgattung in den Text eingebaut werden, damit die Schreibfreude aufrecht erhalten sowie die Kreativität gefördert wird.
4.1 Zentraler Arbeitsauftrag
Schreibe das Märchenrezept weiter.
Schreibe das Märchen mit Hilfe des Rezeptes.
4.2 Reflexionsauftrag bzw. Leitimpuls für die Reflexionsphase
Hörauftrag: Welche Märchenzutaten wurden verwendet?
5 Begründung des Kernanliegens aus didaktischer und methodischer Sicht
5.1 Didaktische Analyse
Dann ist der gut gelaunte Sänger
Mitunter auch ein Kinderfänger,
Der selbst die Wildesten bezwingt,
wenn er die goldnen Märchen singt“
(Johann Wolfgang Goethe)[1]
Märchen haben durch ihre jahrhundertelange Tradition einen hohen kulturellen Wert und die Verzauberung durch Märchen kann auch heute bei Kindern noch beobachtet werden, wenn man ihnen Märchen erzählt. Für die personale, soziale und emotionale Entwicklung eines Kindes spielen Märchen eine wichtige Rolle. „Das Erzählen von Märchen und Mythen ist ein Grundbedürfnis“[2], wobei der positive Ausgang bei echten Märchen „Hoffnungen und Ausblicke bietet“[3]. Das glückliche Ende im Märchen stillt das Bedürfnis der Kinder nach Überschaubarkeit, Sicherheit und Verlässlichkeit.
Ein weiterer Grund, warum Kinder Gefallen an Märchen finden, liegt darin begründet, dass hier Konflikte wie zum Beispiel Streit mit den Eltern oder den Geschwistern aufgezeigt und positiv gelöst werden. Das Märchen zeichnet sich durch eine Aneinanderreihung von Motiven aus, ist jedoch vom jeweiligen Erzähler abhängig[4]. Ab Mitte Klasse 2 und in Klasse 3 bietet es sich an, Märchen auch formal näher zu betrachten und dann zu Textproduktionen überzugehen. Zunächst sollten Kinder, entsprechend ihren Erfahrungen mit Märchenmerkmalen, ein eigenes Märchen schreiben, bevor sie Märchen verändern.[5]
Daher bietet es sich bei diesem Unterrichtsthema an, den Schülerinnen und Schülern den Entwurf eines eigenen Märchens zu ermöglichen. Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis und das Verständnis märchenrelevanter Kriterien, die daraufhin umgesetzt werden können. Diese Kriterien werden in den ersten Stunden der Unterrichtsreihe erarbeitet und stehen in Form eines Plakates allen Kindern zur Verfügung[6]. Die inhaltlichen Elemente des Märchens wirken auf Kinder nachhaltig ein, laden zur Projektion bzw. Identifikation ein und können eine besondere Hilfe zur Selbstfindung des Kindes sein. Psychische Spannungszustände wie zum Beispiel Angst und/ oder Alleinsein werden thematisiert; Als „Reaktion auf unbewusste Spannungen über entsprechende Elemente aus Geschichten grübelt das Kind nach, setzt sie neu zusammen und fantasiert darüber“.[7]
Das Verfassen eines eigenen Märchens mittels charakteristischer Märchenmerkmale lässt sich dem angeleiteten kreativen Schreiben nach Regeln, Vorgaben und Mustern zuordnen. Durch die Märchenmerkmale ist den Schülerinnen und Schülern ein Muster vorgegeben, das ihnen einen Rahmen bietet ihre Gedanken kreativ in Sprache umzusetzen. „Sie setzen das Schreiben in Gang und bringen kreative Qualität“.[8] Im Idealfall werden die Kinder dazu angeregt vorhandene Schreibfreude zu entfalten und eigene Gestaltungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Das produktionsorientierte Verfahren der heutigen Stunde ermöglicht den Schülern diesen aktiven, kreativen Umgang mit den ihnen bekannten Märchenmerkmalen. Das Kombinieren der Märchenmerkmale mit eigenen Fantasievorstellungen ist eine Aufgabe, die das kognitive Vermögen der Schüler beansprucht und zugleich die Lesemotivation aufrecht erhält. Schulz[9] betont, dass man sich dem Text auf verschiedene Weise nähern muss damit die Kinder Leseglück erfahren sowie Lesewollen aufbauen. Würde man Texte immer nur daraufhin abfragen, wer in der Geschichte vorkommt, was sie tun usw. gehen die Geheimnisse des Textes verloren. Zusätzlich zur Auseinandersetzung mit der Textsorte „Märchen“ ermöglicht die Stunde durch das spielerische Zusammensetzen von einzelnen Märchenmerkmalen zu einem Text die Aneignung von Erzählstrukturen. Die Textsorte „Märchen“ eignet sich hierfür besonders gut durch ihren linearen Aufbau.[10]
5.2 Lehrplan
Die vorliegende Unterrichtsstunde ist dem Lernbereich Schreiben zuzuordnen. Innerhalb dieses Lernbereichs bildet der Schwerpunkt Texte situations- und adressatengerecht verfassen einen eigenen Teilbereich. Die Schülerinnen und Schüler planen ihren Märchentext mit der Methode des Märchenrezeptes als Erzählraster[11], indem sie dieses mit märchenhaften Zutaten bzw. den Schreibkriterien[12] (Märchenmerkmale) kreativ und fantasievoll füllen. Die Schülerinnen und Schüler schreiben ihre Texte nach Anregungen.[13] Im märchenhaft gestalteten Klassenraum finden die Kinder hierzu vielfältige Hilfen wie zum Beispiel Märchenbilder, märchenhafte Gegenstände und märchenhafte Wendungen. Die Überarbeitung von Texten spielt im Schreibprozess eine große Rolle und soll durch die Verwendung des Wörterbuches, bei Zweifel an der Rechtschreibung, sowie durch das Überarbeiten in Bezug auf verwendete sprachliche Mittel realisiert werden.[14]
Der Bereich Scheiben wird begleitet von der Möglichkeit sich sprachlich korrekt auszudrücken. Dazu gehört auch, dass sie über Schreibanlässe sprechen und Schreibideen entwickeln.[15] Die Schülerinnen und Schüler bringen in dieser Stunde eigene Ideen mit ein und äußern sich zu den Gedanken/Texten anderer. Einfache Gesprächsregeln sollen dabei eingehalten werden.[16]
[...]
[1] Vgl.: Schulz 2005, S. 8.
[2] Vgl.: Zitzlsperger 1994, S. 9.
[3] Vgl.: Ebd., S. 25.
[4] Vgl.: Woeller 1990, S. 14.
[5] Vgl.: Bartoniček 2003, S. 11.
[6] Bei diesen „Märchenregeln“ handelt es sich um eine Vereinfachung der inneren Bauprinzipien nach Max Lüthi. Vgl.: Lüthi 1996.
[7] Vgl.: Bettelheim. In: Schwarz 2001, S. 16.
[8] Vgl.: Bartnizky 2007, S. 102.
[9] Vgl.: Schulz 2005, S. 49.
[10] Vgl.: Dehn 1981, S. 11.
[11] Vgl.: Lehrplan 2008, S. 29.
[12] Vgl.: Ebd.
[13] Vgl.: Ebd.
[14] Vgl.: Ebd., S. 30.
[15] Vgl.: Ebd. S. 29.
[16] Vgl.: Ebd. S. 27-28.