Wissen bzw. Wissenserwerb, soziale Eliten und Macht waren im alten Mesopotamien untrennbar miteinander verknüpft. Die Erfindung der Schrift, die auf das Ende des vierten Jahrtausends vor Christus zu datieren ist, entwickelte sich gleichzeitig mit dem Schreiben repräsentativer und monumentaler Künste, was zeigt, dass die führenden Eliten und Autoritäten Mittel und Wege suchten, das Denken und Handeln der Menschen in einem für sie günstigen Sinn zu beeinflussen und zu kontrollieren. Die Entwicklung von Zeichensystemen trennte nun diejenigen, Einfluss nehmen wollten und die Systeme verstanden von denen, die nicht zu diesem Kreis gehörten. Wissen und Schrift konzentrierten sich im Alten Mesopotamien, was unter Zugrundelegung der erfolgten Ausführungen nicht verwunderlich ist, in den Zentren von Verwaltung bzw. Autorität, während die einfache Bevölkerung davon fast gänzlich ausgeschlossen blieb. Zwar breitete sich das Schreiben und Lesen im frühen zweiten Jahrtausend auch in stark vereinfachter Form, die sich mehr an der gesprochenen Sprache orientierte, in private Bereiche aus, aber bereits im ersten Jahrtausend kehrte sich dieser Öffnungsprozess wieder um, so dass Schriftlichkeit weiterhin ein Elitephänomen von hochgestellten Familien und des Verwaltungsapparates blieb und drei Jahrtausende hindurch als wichtigstes Mittel zur Vermittlung von Wissen angesehen wurde. Die Schreiber, denen aufgrund ihrer Fähigkeiten eine Schlüsselfunktion in der Gesellschaft zukam, stehen im Fokus der vorliegenden Arbeit. Aber auch die Handhabung der Texte, also der durch die Schreiber "angefertigten Produkte", sowie die Werke selbst sollen näher beleuchtet werden. Hierbei liegt das Augenmerk auf den Bibliotheken und den verschiedenen literarischen Genres, die bereits im alten Mesopotamien existierten.
Inhaltsverzeichnis
- I) Einleitung
- II) Der Schreiber und die Bibliothek im alten Mesopotamien
- 1) Schreiber und Literarizität im Alten Babylonien
- a) Ansehen, Herkunft und Ausbildung
- b) Der Schreiber als Berufsstand: Die Tätigkeitsfelder eines Schreibers bzw. Gelehrten
- aa) Der Schreiber als individueller Schreiber im privaten Bereich
- bb) Der Schreiber im Palast
- cc) Der Schreiber als Übersetzer
- dd) Der Schreiber im Tempeldienst
- ee) Keilschrift-Gelehrte
- c) Könige als Schreiber
- 2) Die Bibliothek
- a) Entstehung und "Standorte": Königliche, private und Tempelbibliotheken
- b) Beschaffung und Anordnung der Tafeln
- c) Ein konkretes Beispiel: Die Bibliothek König Assurbanipals in Ninive
- d) Mesopotamische Literatur - ein Überblick
- aa) Akkadische Literatur basierend auf sumerischer Literatur
- aaa) Sumerische Literatur in der altbabylonischen Periode
- (1) Königsliteratur und Hymnen
- (2) Mythen
- (3) Weitere literarische Formen
- bbb) Übernahme in das Akkadische
- bb) Sumerische Literatur mit begrenzter Fortführung im Sumerischen
- cc) Akkadische Literatur
- III) Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Schreiber und der Bibliothek im alten Mesopotamien. Ziel ist es, die Bedeutung des Schreibens und Lesens im Kontext der mesopotamischen Gesellschaft zu beleuchten, sowie die Rolle des Schreibers als Berufsstand und als Hüter des kulturellen Erbes zu analysieren.
- Die Bedeutung des Schreibens und Lesens als Elitephänomen im alten Mesopotamien
- Die Rolle des Schreibers als professioneller Schreiber und seine Ausbildung
- Die Entstehung und Funktion der Bibliotheken im alten Mesopotamien
- Die verschiedenen literarischen Genres der mesopotamischen Literatur
- Der Einfluss von Sumerischer und Akkadischer Literatur auf die Entwicklung der mesopotamischen Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den hohen Stellenwert des Schreibens im alten Mesopotamien und die daraus resultierende Exklusivität dieser Kompetenz. Die Kapitel II.1) und II.1.a) thematisieren das Ansehen, die Herkunft und die Ausbildung der Schreiber, die als Elitegruppe innerhalb der mesopotamischen Gesellschaft agierten. II.1.b) betrachtet die verschiedenen Tätigkeitsfelder eines Schreibers und zeigt seine Positionen in der Gesellschaft auf. Das Kapitel II.2) beleuchtet die Entstehung und Organisation der Bibliotheken, die für die Bewahrung und Weitergabe des Wissens und der Literatur verantwortlich waren. Schließlich geht das Kapitel II.2.d) auf verschiedene literarische Genres ein, die in der mesopotamischen Kultur eine wichtige Rolle spielten.
Schlüsselwörter
Schreiben, Lesen, Literarizität, Schreiber, Bibliothek, altes Mesopotamien, Sumerische Literatur, Akkadische Literatur, Elite, Gesellschaft, Bildung, Kultur, Wissen, Tätigkeitsfelder.
- Arbeit zitieren
- Ulrike Thiele (Autor:in), 2009, Der Schreiber und die Bibliothek im alten Mesopotamien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161692