Leistungsbewertung und Fehlerquellen in der Leistungsbewertung


Term Paper, 2007

19 Pages, Grade: 2


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Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) allgemeine Definition der Leistung

3) Bedeutung der Leistungsbewertung

4) Sinn und Funktion der Leistungsbewertung
4.1) Orientierungs- und Rückmeldefunktion
4.2) Motivations- und Disziplinierungsfunktion
4.3) Sozialisationsfunktion

5) Bezugsnormen
5.1) Sachnorm
5.2) Sozialnorm oder normative Bezugsnorm
5.3) Individualnorm.

6) Gütekriterien der Leistungsbewertung
6.1) Objektivität
6.2) Validität
6.3) Reliabilität

7) Beurteilungsfehler

8) Empirische Befunde

9) Fazit

10) Literaturverzeichnis

1)Einleitung

Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Leistungsbewertung und möchte vor allem einige der häufigsten Fehlerquellen dieser zusammenfassen und analysieren.

In einem ersten Schritt werde ich mich zunächst der Definition der Leistung sowie der Bedeutung und der Funktion der Leistungsbewertung widmen, um nachfolgend vor allem die in der Fachliteratur grundsätzlich genannten Kriterien, Fehler und Probleme zur allgemeinen Leistungsbewertung aufzuzeigen und zu untersuchen.

In einem letzten Schritt möchte ich ein paar der wichtigsten empirische Befunde im Hinblick auf die Leistungsbewertung wiedergeben, um abschließend ein möglichst kritisches, persönliches Fazit ziehen zu können.

2) Allgemeine Definition der Leistung:

„Die zur Erlangung eines Zieles aufgewandte und auf einen Gütemaßstab bezogene Anstrengung, die sich im Erfolgsfall in Lernfortschritten niederschlägt.“[1]

3) Bedeutung der Leistungsbewertung

Wer die Reformen der letzten Jahre und besser noch die aktuelle Excellenz-Initiative der deutschen Hochschulen verfolgt hat, muss zu dem Ergebnis kommen, dass es ein Umdenken in der Gesellschaft in Hinsicht auf den Stellenwert und die Bewertung von Leistung gegeben hat. Das Prinzip der Leistungsgesellschaft hat wieder Konjunktur, und auch die Sozialsysteme orientieren sich wieder mehr an dem Grundsatz: „Wer fördern will, muss auch fordern können.“ Den Kurswechsel hat ausgerechnet die Partei initiiert, die sich in der Geschichte der deutschen Politik lange als das soziale Gewissen interpretiert hat. Führt man die aktuellen Erfolge im Rückgang der Arbeitslosenquote auch auf diesen politischen Kurswechsel und Bewusstseinswandel (den manch einer auch kritisch als Paradigmenwechsel neoliberaler Ideen bezeichnen kann) zurück, kann man resümieren, dass der Begriff der Leistung wieder einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft eingenommen hat. In der Theorie heißt das: Die Leistung des Einzelnen soll darüber entscheiden, welchen Beruf, welche gesellschaftliche Position und welchen Stellenwert er in der Gesellschaft einnehmen kann.

Dass dies angesichts ungleicher Voraussetzungen, „elitärer“ Ausgrenzungsmechanis-men und fehlerhafter Leistungsevaluationen, in der Realität nicht bzw. kaum umfassend gerecht praktiziert wird und werden kann, sollte nicht von der Tatsache ablenken, dass das Leistungsprinzip in der Geschichte der Menschheit ein grundsätzlicher Motor für die allgemeine aber auch individuelle Entwicklung des Menschen und den Fortschritt der modernen Gesellschaft gewesen ist.[2]

Eiko Jürgens beschreibt das Leistungsprinzip als ein Ordnungsprinzip der modernen Gesellschaft, das auf vier Grundsätzen basiert[3]:

1) Das Leistungsprinzip soll eine Verteilungsfunktion gewährleisten, nach der erbrachte Leistungen mit äquivalenten Gegenleistungen honoriert werden.
2) Indem berufliche und soziale Positionen im Wettbewerb unter optimaler Nutzung der Ressourcen einer Gesellschaft vorgegeben werden, sichert das Leistungsprinzip zugleich Produktivität, Lebensstandard und Fortschritt einer Gesellschaft.
3) Bei Geltung des Leistungsprinzips erhält jeder den Platz in der Gesellschaft, „den er – nach Maßgabe des Prinzips der Äquivalenz von Leistungen und Gegenleistungen – verdient“ (Hartfiel 1977,18). Über das Leistungsprinzip werden berufliche und soziale Positionen, die Personen in der Gesellschaft einnehmen, ebenso differentiell verteilt wie das damit jeweils verbundene Einkommen, Prestige und Machtvermögen.
4) Das Leistungsprinzip übt eine Allokationsfunktion aus. „Das Leistungsprinzip, das jeden anreizt, im Konkurrenzkampf diejenigen Fähigkeiten optimal zu entwickeln, die seiner ‚Persönlichkeit’ und seinen ‚Begabungen’ adäquat sind, bewirkt die rationalste Zuordnung von Positionen und Personen“ (Hartfiel 1977, 19).

Auch wenn Jürgens verdeutlicht, dass dieses dargestellte Leistungsprinzip in der Realität aufgrund z.B. der bereits genannten Problematik der Chancengleichheit keine wirkliche Entsprechung hat, resultiert natürlich gerade aus diesem Grund um so mehr die Erfordernis einer möglichst objektiven Leistungsbewertung.

Jeder angehende Lehrer sollte sich also deutlich über die Tatsache bewusst sein, dass er gerade durch seine stets subjektive Leistungsbewertung und die damit auch einhergehende Beurteilung eines Individuums, eine entscheidende Einflussnahme auf die Entwicklung eines Schülers ausübt. Natürlich sollte dies nicht überbewertet werden[4], aber gerade die Tatsache, dass es eine Wechselwirkung von Erwartung und Leistung gibt (Pygmalion-Effekt), und dass eine Beurteilung die Motivation und das Selbstbild des Schülers durchaus nachhaltig bestimmen können, sollte eine vorsichtige und selbstkritische Beschäftigung mit diesem Thema voraussetzen. Bevor ich aber zu den bereits angedeuteten Gefahren in der Leistungsbewertung, sowie den Gütekriterien komme, möchte ich zunächst noch einmal den erweiterten Sinn bzw. die Funktionen der Bewertung zusammenfassen.

4) Sinn und Funktion der Leistungsbewertung:

Neben der Selektion- und Allokationsfunktion, die bereits im vorhergehenden Teil beschrieben wurde, kommen der Leistungsbewertung natürlich noch weitere Funktions- und Sinninhalte hinzu:

4.1) Orientierungs- und Rückmeldefunktion

Ein sehr wichtiger Aspekt der Leistungsbewertung zeigt sich vor allem unter Berücksichtigung des pädagogischen Blickwinkels. Durch die Rückmeldefunktion wird der Schüler über seinen Leistungsstand im Vergleich zu seinen bisherigen Leistungen und den Leistungen seiner Mitschüler informiert. Er weiss dann, wie seine Leistung vom Lehrenden eingeschätzt wird. Dieser Aspekt der Leistungsbeurteilung zielt mithin auf eine „Selbstüberprüfung“ des Schülers ab und kann als individuelle Lernberatung verstanden werden.[5]

In Bezug auf den Lehrer soll die Rückmeldefunktion den Erfolg des Unterrichts abbilden.[6][7]Durch die Leistungsbewertung werden aber auch die Eltern oder nachfolgende Lehrer über den Leistungsstand des Kindes bzw. Schülers informiert und haben so die Möglichkeit, rechtzeitig entsprechende Maßnahmen zur Förderung bei negativen Beurteilungen oder Entwicklungen zu treffen .

4.2) Motivations- und Disziplinierungsfunktion

Unter dem Aspekt der Motivation müssen Leistungsbewertungen (etwa als Noten) aus zwei Richtungen betrachtet werden, einerseits als Lob und Bestärkung, andererseits als Tadel und Bestrafung. Jachmann schreibt hierzu: „ Welche der beiden Mechanismen hier zu einer größeren Anstrengung bei den Lernenden führt, ist nach wie vor umstritten. Zwar scheint es für eine langfristige Motivierung günstiger zu sein, positiv zu verstärken, es gibt aber auch eine Reihe Befunde, die durchaus auch Tadel als leistungsförderlich ansehen lassen.“[8] Ich denke, dass die positive Leistungsbewertung ein enormer Ansporn ist und sein kann, die Schüler zu motivieren. Mann sollte als Lehrer natürlich auch darauf achten, dass diese Motivation beim Schüler nicht zum Selbstzweck verkommt, sondern dass auch die intrinsische Motivation stets im Augenmerk eines guten Unterrichts steht und gestärkt wird. Auch die Funktion der Disziplinierung sollte in einem maßvollen und angemessenen Umgang angewendet werden, da natürlich die Gefahr der Frustration besteht, wenn die negative Leistungsbewertung als willkürlich und ungerecht empfunden wird. Hier darf keine Instrumentalisierung stattfinden. Ich denke, dass es hier zum Beispiel sinnvoll sein kann, bereits während des Schuljahres in regelmäßigen Abständen auf negative und positive Entwicklungen hinzudeuten, wenn dazu Anlass besteht, und den Schülern damit vor einer schriftlichen Beurteilung ein nachvollziehbares Feedback zu ermöglichen.

[...]


[1]Vgl. Werner Sacher: Leistung und Leistungserziehung. In: Wolfgang Einsiedler, Margarete Götz, Hartmut Hacker u.a. (Hrsg.): Handbuch der Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik. Bad Heilbrunn, 2001. S.218

[2]ich möchte allerdings kritisch anmerken, dass das Prinzip Leistung natürlich in einem weiten Feld interpretiert werden muss und nur einen unter anderen wichtigen Aspekten in der Entwicklung des Menschen darstellen kann und sollte. Sieht man sich die Auswüchse und Unverhältnismäßigkeiten im globalen Kapitalismus und in der Umweltzerstörung an, muss man sich schon fragen, was heutzutage unter Leistung verstanden wird, und in welchem geistigen Horizont und nach welchen Maßstäben sich manch ein Manager als Leistungsträger in der Gesellschaft bezeichnet sehen möchte..

[3]Im Anschluss an dieses Grundsatzmodell widerlegt bzw. differenziert er dieses aber ebenfalls mit den bereits genannten Punkten der fehlenden Chancengleichheit. Vgl. Eiko Jürgens: Leistung und Beurteilung in der Schule, Sankt Augustin 2000, S.12

[4]vor allem wenn man solche Studien berücksichtigt, die bestätigen, dass die Noten in der Schule über den zu erwartenden Erfolg in Studium und Beruf nur einen sehr geringen prognostischen Wert haben. Vgl. Siegfried Prell: Verfahren der Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung bei äußerer Differenzierung, in: Stephan Schmidt (Hrsg.): Messen und Beurteilen, München 1978, S.109

[5]vgl. Michael Jachmann, Noten oder Berichte, Opladen 2003, S.31

[6]Dieser Aspekt scheint mir nicht ganz einleuchtend bzw. etwas fragwürdig, da die Bewertung ja in der Regel von dem unterrichtenden Lehrer selbst durchgeführt wird, und daher immer subjektiv ist, was im Folgeschluss z.B. auch heißen würde, dass ein Lehrer durch eine milde Bewertung seinen eigenen Unterricht aufwerten oder im Falle einer strengen Bewertung abwerten würde. Denn natürlich bleiben auch die unterschiedlichen Klassenniveaus unter diesem Aspekt völlig unbeachtet. Werner Sacher bemerkt aber ebenfalls zurecht: „Da Lehrer gewöhnlich sowohl die Prüfung gestalten und durchführen als auch die Ergebnisse beurteilen, sind sie einer starken Versuchung ausgesetzt, sich zumindest unbewusst dieser Konfrontation mit ihrem Lehrerfolg zu entziehen und Fehlleistungen in der Prüfung allein den Schülern anzulasten.“ Vgl. Sacher, S.16

Es gilt also eine möglichst objektive, heißt kritische aber auch selbstkritische Analyse bei starken Leistungsabfällen anzustreben. Auch ein Austausch mit anderen Lehrern der Klasse, sowie eine verstärkte Feedback –Kultur innerhalb dieser, kann hier bestimmt zu einer objektiveren Sichtweise und Vermeidung von Fehlentwicklungen und Missverständnissen beitragen.

[7]vgl. W. Zielinski: Die Beurteilung von Schülerleistungen. In: F. Weinert u.a. (Hg.): Funkkoleg Pädagogische Psychologie, Band 2, Frankfurt/M. 1975, S.22ff

[8]vgl. Jachmann, S.32

Excerpt out of 19 pages

Details

Title
Leistungsbewertung und Fehlerquellen in der Leistungsbewertung
College
Free University of Berlin
Grade
2
Author
Year
2007
Pages
19
Catalog Number
V161907
ISBN (eBook)
9783640757480
File size
555 KB
Language
German
Keywords
Leistungsbewertung, Fehlerquellen, Leistungsbewertung
Quote paper
vinc (Author), 2007, Leistungsbewertung und Fehlerquellen in der Leistungsbewertung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161907

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