Der Nationalsozialismus wird im Grundschulkontext häufig als zu komplex oder emotional belastend wahrgenommen. Eigene Erfahrungen aus dem Praxissemester haben jedoch gezeigt, dass Kinder der vierten Klasse sehr wohl in der Lage sind, sich sensibel, reflektiert und interessiert mit diesem Thema auseinanderzusetzen – sofern die Vermittlung altersgerecht und didaktisch verantwortungsvoll erfolgt.
Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass viele Kinder bereits über Vorerfahrungen und Bilder zum Nationalsozialismus verfügen, jedoch häufig ohne ausreichendes Hintergrundwissen. Ein Schweigen über diese Inhalte ist problematischer als eine offene, altersgerechte Thematisierung, die Kindern eine selbstbestimmte Reflexion und demokratische Haltungen ermöglicht.
Vor diesem Hintergrund untersucht die Arbeit zwei ausgewählte Unterrichtsmaterialien: das Bilderbuch Papa Weidt – Er bot den Nazis die Stirn von Inge Deutschkron (2011) mit Zuhörheft sowie den Spielfilm Als Hitler das rosa Kaninchen stahl (2019) mit ergänzenden Arbeitsblättern. Beide Materialien werden im Hinblick auf ihre Potenziale für kompetenzorientiertes historisches Lernen analysiert – mit einem Fokus auf narrative Kompetenz und problemorientierte Zugänge. Ziel ist es, Impulse für eine differenzierte und kindgerechte Thematisierung des Nationalsozialismus im Primarbereich zu gewinnen.
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- Angelika Gerweg (Author), 2025, Kompetenzorientiertes historisches Lernen in der Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1619312