Diese Seminarabschlussarbeit beschäftigt sich mit der postkolonialen Theoriediskussion, dem Eurozentrismus, die Umreißung des kolonisations-geschichtlichen Hintergrundes und die Darstellung einiger Beispiele kolonialer Verflechtungen nach Deutschland. In Deutschland sind die postcolonial studies eine noch relativ junge wissenschaftliche Richtung. Im Allgemeinen werden sie jedoch bereits von einer weiten Bandbreite verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen rezipiert, dazu zählen die Geschichts-, Literatur-, Politikwissenschaften und die Soziologie. Im Mittelpunkt der Untersuchungsansätze stehen zum einen die Kultur und zum anderen der Versuch, ethnische wie nationale Identität dekonstruktivistisch aufzulösen. Symptomatisch geprägt wurde die Bezeichnung von dem Literaturwissenschaftler Edward Said durch sein Buch Orientalism (1978). In diesem beschäftigt er sich besonders mit den vorausgegangenen Gedanken der Philosophen Michel Foucault und Antonio Gramsci . Auch Autoren wie Mahatma Gandhi , Aimé Césaire oder Frantz Fanon zählen zu den Vorläufern des postkolonialen Denkens. Die Erfahrung des Kolonialismus betraf und betrifft einen Großteil der Menschheit, als Kolonisierte genauso wie als Kolonisierende. Das „Post” des Postkolonialismus steht nicht nur als Epochenbegriff , impliziert ist das Ziel, den Kolonialismus zu überwinden. Die Konnotation des Begriffs suggeriert sehr leicht ein vollkommenes Ende alles Kolonialen. Berücksichtigen sollte man aber, dass das formale Ende der europäischen Kolonialherrschaft in einzelnen Erdteilen um Jahrhunderte auseinander liegt und man von keinem genau definierten Ende sprechen kann. In den 1980er Jahren steigerte sich das Interesse im angloamerikanischen Raum an postkolonialen Gedanken, seit den 1990er Jahren auch in Deutschland. Zusätzlich zu den Debatten um den Postkolonialismus sollte man die Diskussion der Globalisierung berücksichtigen. Globalisierung wird häufig für Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit reserviert, rückt aus historischer Perspektive dennoch der Kolonialismus zumindest als Vorgeschichte der aktuellen Prozesse in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Im Kern der postkolonialen Theoriediskussionen und auch Bestandteil dieser Arbeit ist die Freilegung häufig unbewusster Strukturen der Dominanz Europas territorial und gesellschaftlich bis in die Gegenwart...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vergleich und Transfer in der Geschichtsschreibung
- Kolonisationsgeschichtlicher Hintergrund
- Sind Postkoloniale Theorien eine Antwort auf den Eurozentrismus?
- Die Rolle der Postkolonialen Theorien in der deutschen Vergangenheit
- Beispiele kolonialer Verbindungen in Deutschland
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die postkoloniale Theorien-Diskussion im Kontext des Eurozentrismus und beleuchtet die Rolle der Kolonialgeschichte Deutschlands. Sie analysiert, ob postkoloniale Theorien eine Antwort auf den Eurozentrismus darstellen und wie sie sich auf die deutsche Vergangenheit beziehen.
- Die Rezeption postkolonialer Theorien in Deutschland
- Der Einfluss des Eurozentrismus auf die deutsche Geschichtswissenschaft
- Die Dekonstruktion von ethnischer und nationaler Identität im postkolonialen Diskurs
- Die Rolle des Kolonialismus in der deutschen Geschichte
- Die Bedeutung transnationale Perspektiven in der Geschichtsschreibung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Arbeit beschäftigt sich mit der postkolonialen Theoriediskussion, dem Eurozentrismus, der Kolonialgeschichte und Beispielen für koloniale Verflechtungen nach Deutschland.
- Vergleich und Transfer in der Geschichtsschreibung: Die Arbeit diskutiert die Grenzen von nationalstaatlichen Geschichtsbetrachtungen und betont die Bedeutung transnationaler Perspektiven. Sie erörtert verschiedene Ansätze wie Histoire croisée und entangled history, die eine neue Sichtweise auf die Verflechtung von Geschichte ermöglichen.
- Kolonisationsgeschichtlicher Hintergrund: Dieser Abschnitt beleuchtet die historische Dimension des Kolonialismus und die Entstehung des Eurozentrismus. Die Arbeit untersucht, wie der Kolonialismus die Weltgeschichte und insbesondere die deutsche Geschichte geprägt hat.
- Sind Postkoloniale Theorien eine Antwort auf den Eurozentrismus?: Dieser Abschnitt analysiert die Kritik am Eurozentrismus durch postkoloniale Theorien und diskutiert deren Relevanz für die Dekonstruktion von Machtstrukturen und Wissensordnungen.
- Die Rolle der Postkolonialen Theorien in der deutschen Vergangenheit: Die Arbeit betrachtet die Rezeption postkolonialer Theorien in Deutschland und beleuchtet die Bedeutung des Kolonialismus für die deutsche Geschichte. Sie untersucht Beispiele für koloniale Verbindungen Deutschlands und die Auswirkungen des Kolonialismus auf die deutsche Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Postkolonialismus, Eurozentrismus, Kolonialgeschichte, Deutschland, Transnationale Geschichte, Histoire croisée, Entangled History, Dekonstruktion, Identität, Kultur, Wissensordnung, Machtstrukturen.
- Quote paper
- Sarah Gulich (Author), 2009, Postkoloniale Tendenzen in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162028