Angestoßen durch einen kurzen Text von Erwin Schrödinger, in dem er die Einheit des Bewusstseins und die Frage reflektiert, welche Funktion der Geist in Bezug auf die Materie erfüllt, werden die Begriffe Geist und Materie, Mensch und Maschine, Determinismus und Abhängigkeit einander gegenübergestellt. Es wird die These angedacht, dass physikalische Gesetze nur im Bereich der unbelebten Materie ihre universale Gültigkeit bewahren und der Geist als eine Funktion des Lebendigen damit jenseits aller Naturgesetze liegt. Für das, was wir nach physikalischen Gesetzen gebaut haben, gelten diese, für Lebendiges aber, das sich durch die Fähigkeit auszeichnet, sich eigenen Gesetzen und immer wieder neu anderen Gesetzen zu unterwerfen, scheint es unmöglich universale Gesetzmäßigkeiten zu entdecken. Ein Naturgesetz ist eine legitime Perspektive, mit der wir in mathematischen Formeln alles auf Quantitäten reduzieren - doch Qualitäten, Normativität, Geist, das, was Lebendiges ausmacht, kommen sie darin vor?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragen stellen
- Begriffe finden
- Geist und Materie
- Mensch und Maschine
- Abhängigkeit und Determinismus
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Seminararbeit ist es, philosophisch über die Grenzen naturwissenschaftlicher Erkenntnis nachzudenken und im Anschluss an den Text von Erwin Schrödinger¹ Fragen systematisch aufzuwerfen.
- Der Begriff des Geistes im Verhältnis zu Naturgesetzen und Freiheit
- Die Frage nach der Vorhersagbarkeit von Geist und Natur
- Die Beziehung zwischen Geist und Materie, insbesondere im Hinblick auf das Lebendige
- Die Rolle des Bewusstseins und der Identität im Kontext des Geistes
- Philosophische Reflexionen über die Entstehung und Funktion des Geistes, angestoßen durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentralen Fragen der Arbeit vor, die sich mit der Beziehung zwischen Naturgesetzen, Bewusstsein und Freiheit befassen. Sie erörtert, ob Geist ein Teil der Natur ist, ob es Naturgesetze für den Geist gibt und wie sich Geist von unbelebter Materie unterscheidet.
- Fragen stellen: Dieses Kapitel bezieht sich auf die Gedanken von Bergson², der die Bedeutung der richtigen Fragestellung für die Lösung philosophischer Probleme hervorhebt. Es wird argumentiert, dass eine unglückliche Fragestellung zu mehr Fragen und Widersprüchen führen kann, anstatt zu Lösungen.
- Begriffe finden: Dieses Kapitel setzt sich mit der Entstehung und Funktion des Geistes auseinander. Es wird die Frage gestellt, ob Geist aus Materie entsteht oder unabhängig davon existiert. Der Zusammenhang zwischen Bewusstsein, Materie und den Erkenntnissen der Naturwissenschaften wird beleuchtet.
- Geist und Materie: Das Kapitel analysiert den Begriff des Geistes und grenzt ihn von anderen Begriffen wie Psyche und Leben ab. Es wird betont, dass Geist hier als Funktionsweise verstanden wird, die uns erlaubt, uns durch die Zeit als ein und dasselbe Bewusstsein wahrzunehmen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Geist, Bewusstsein, Naturgesetze, Freiheit, Materie, Leben, Identität und Kontinuität. Sie analysiert die Beziehung zwischen Geist und Materie im Kontext der naturwissenschaftlichen Debatte und hinterfragt die Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis.
¹ Erwin Schrödinger: Was ist ein Naturgesetz? Beiträge zum naturwissenschaftlichen Weltbild. München 1997.
² Berson zitiert nach Gilles Deleuze: Le bergsonism, S. 4-6. „La vérité est qui'il s'agit, en philosophie et même ailleurs, de trouver le problème et par conséquent de le poser, plus encore que de le résoudre. Car un problème spéculatif est résolu dès qu'il est bien posé. (...) Mais poser le problème n'est pas simplement découvrir, c'est inventer.“
³ Wenn von der Natur einer Sache die Rede ist, wird der Begriff Natur im Sinne des Wesens gebraucht. Insofern aber, existenzphilosophisch gesprochen, das Wesen der Existenz nicht vorausgeht, sondern umgekehrt, die Existenzweise (in diesem Fall die Fähigkeit und Seinsweise des Geistes Lebendiges am Leben zu halten) dessen Wesen nachträglich definiert, liegt das Wesen des Geistes darin, dass es kein Wesen gibt. Geist hat kein Wesen, das er aktualisieren müsste. Geist hat aber auch keine materielle Existenz. Geist ist die Potentialität lebendig zu halten. Geist hat eine Funktion für das Leben, so wie Materie eine Funktion für das Leben hat.
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- Mag. Mag. Mag. Renate Enderlin (Author), 2010, Reflexionen zum Begriff "Geist", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162505