Edmund Husserl wird am 8. April 1859 als zweiter Sohn einer jüdischen Familie in
Proßnitz/Mähren geboren. Nach dem Besuch des k.u.k. Gymnasiums in Olmütz studiert
er von 1876 bis 1878 in Leipzig Astronomie, Mathematik und Philosophie. Dort hört er
auch Vorlesungen des Philosophen Wilhelm Wundt, der in Leipzig das erste Institut für
experimentelle Psychologie gegründet hatte. Von 1878 bis 1881 studiert Husserl
Mathematik und Philosophie in Berlin. 1882 promoviert er in Wien und wird
anschließend Assistent des Mathematikers Carl Weierstraß in Berlin. Von 1884 bis
1886 studiert Husserl Philosophie in Wien. 1887 habilitiert er sich bei Carl Stumpf in
Halle, wo er die nächsten vierzehn Jahre als Privatdozent bleibt. 1901 erhält er einen
Ruf nach Göttingen, wo er 1906 zum ordentlichen Professor ernannt wird. Von 1916 bis
zu seiner Emeritierung im Jahr 1928 hat er den Lehrstuhl für Philosophie in Freiburg i.
Br. inne. Heidegger, der dort von 1919 bis 1923 sein Assistent war, wird 1928 sein
Nachfolger. Nach seiner Emeritierung unternimmt Husserl Reisen nach Amsterdam,
Straßburg, Paris, Frankfurt, Berlin. 1933 beginnen die Demütigungen der
Nationalsozialisten und Husserl tritt als Senator der Deutschen Akademie zurück. Einen
Ruf nach Los Angeles lehnt er ab. 1937 verbieten die Nationalsozialisten dem fast
Achtzigjährigen das Betreten seiner Universität Freiburg. Husserl setzt auf der
Rückseite des Verbotsschreibens seine philosophischen Aufzeichnungen fort. Am 27.
April 1938 stirbt er in Freiburg i.Br.
Die Gesamtentwicklung von Husserls Denken läßt sich entlang seiner Werke in
verschiedene Phasen unterteilen. In seiner Habilitationsschrift Über den Begriff der Zahl
von 1887, die er 1891 unter dem Titel Philosophie der Arithmetik veröffentlicht, neigt
Husserl noch dem gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Philosophie bestimmenden
Psychologismus zu. Man hielt auch die objektiv gültigen Regeln oder Inhalte des
Denkens von Mathematik und Logik für psychische Fakten, die in konkret subjektiven
Vollzügen bewußt würden und wies ihre Erklärung der Psychologie zu.
Vor allem die kritische Rezension seiner Habilitationsschrift durch Gottlob Frege hat
Husserls radikale Wende zu einer Psychologismuskritik bedingt. In seiner Zeit als Privatdozent in Halle entsteht der erste Text, der Husserl zum Klassiker macht, die
Logischen Untersuchungen von 1900/01. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Leben, Werk und Wirkung
- 2. Die transzendentale Phänomenologie als zukunftsweisende Erneuerung der Urstiftung der Philosophie in der Krise der europäischen Wissenschaften
- 2.1. Die Urstiftung
- 2.2. Evidenz durch subjektiv-relative Vollzüge
- 2.3. Das intentionalen Bewußtseins und die Transzendenz der Okkasionalität
- 2.4. Die Konstituitonsanalyse
- 2.5. Die phänomenologische Forderung nach Letztverantwortung
- 3. Die Aufgabe der Philosophie
- 4. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Referat und die Hausarbeit analysieren das Werk und die Wirkung von Edmund Husserl, einem bedeutenden Vertreter der Phänomenologie, insbesondere im Kontext seiner Spätphase. Die Arbeit legt den Fokus auf die transzendentale Phänomenologie als Antwort auf die Krise der europäischen Wissenschaften.
- Die transzendentale Phänomenologie als zukunftsweisende Erneuerung der Urstiftung der Philosophie
- Die Bedeutung von Evidenz und subjektiv-relativen Vollzügen in Husserls Denken
- Die Analyse des intentionalen Bewußtseins und die Transzendenz der Okkasionalität
- Die Rolle der Konstitutionsanalyse in Husserls Philosophie
- Die phänomenologische Forderung nach Letztverantwortung und die Kritik des europäischen Wissenschafts- und Zivilisationsprozesses
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit Husserls Leben und Werk, skizziert seine philosophische Entwicklung und beleuchtet seine wichtigsten Werke. Es beschreibt Husserls Weg von einem frühen Psychologismus hin zur transzendentalen Phänomenologie.
Das zweite Kapitel widmet sich der transzendentalen Phänomenologie als Antwort auf die Krise der europäischen Wissenschaften. Es beleuchtet die Urstiftung der Philosophie, die Bedeutung von Evidenz und subjektiv-relativen Vollzügen, die Analyse des intentionalen Bewußtseins und die Rolle der Konstitutionsanalyse. Es geht auch auf die phänomenologische Forderung nach Letztverantwortung ein.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themenfelder der Arbeit sind: Edmund Husserl, transzendentale Phänomenologie, Evidenz, subjektiv-relative Vollzüge, intentionales Bewußtsein, Transzendenz der Okkasionalität, Konstitutionsanalyse, Letztverantwortung, Krise der europäischen Wissenschaften, Wissenschaftskritik, Lebenswelt, Philosophiegeschichte.
- Quote paper
- Ramona Lenz (Author), 2000, Edmund Husserl (1859-1938), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16273