Robert Musils Modernität besteht weniger in der Oberfläche seines Romans, als in der Tiefstruktur seines Werkes. Wie er die literarischen Figuren konstruiert, oder wie er seine Konzeption vom Funktionieren der Geschichte umsetzt, zeigt die Komplexität
seiner dargestellten Welt. In seinem umfangreichen Werk, Der Mann ohne Eigenschaften, führt Robert Musil eine sehr kontroverse Figur ein- Moosbrugger, der Prostituiertenmörder. Das Moosbruggerproblem steht „unter dem dreifachen Gesichtspunkt der Zurechnungsfähigkeit, des Alleinseins der Individualität und der Schwierigkeit der
Querschnitte.“ Ziel meiner Arbeit ist, diese Figur einer textnahen Analyse zu unterziehen und damit verschiedene Sichtpunkte, die in der Sekundärliteratur vertreten sind, in den Vordergrund zu bringen- Fred Lönker und Robert Krause bestimmen die Zentralpositionen, mit denen ich mich auseinandersetzen werde. Indem ich das Verhältnis von Sprache, Ordnung und Gewalt darstelle, möchte ich Wirklichkeitsauflösung, Identitätsverlust und Gewalt als Phänomene präsentiert, die Ordnung und Sinn rekonstruieren. An einer textnahen Untersuchung des Kapitels Heimweg, möchte ich anschließen, dass der einheitliche Zustand zwischen Innen und Außenwelt, den Ulrich begehrt, nur im Falle der Geisteskrankheit erreicht werden kann. Geisteskrankheit soll demzufolge nicht einem pathologischen Verhalten entsprechen, sondern soll als Versuch, der modernen Sinnkrise zu entkommen, wahrgenommen werden Zunächst möchte ich Moosbruggers Aufkommen kurz skizzieren und erst danach auf die Ordnungsproblematik eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorstellung der Figur
- Die Debatte über die Zurechnungsfähigkeit des Mörders
- Symptome der Geisteskrankheit: Stimmen und Halluzinationen
- Die Debatte über die Zurechnungsfähigkeit des Mörders
- Das Stiften der Ordnung
- Das Verhältnis von Sprache und Gewalt
- Innen und Außenwelt
- Der Mord
- Körpererfahrung und Identitätsverlust
- Ulrichs Verständnis für den Mord
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Figur Moosbruggers, dem Prostituiertenmörder aus Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Ziel ist es, diese Figur einer textnahen Analyse zu unterziehen und damit verschiedene Sichtpunkte, die in der Sekundärliteratur vertreten sind, in den Vordergrund zu bringen. Dabei werden insbesondere die Positionen von Fred Lönker und Robert Krause beleuchtet.
- Das Verhältnis von Sprache, Ordnung und Gewalt
- Wirklichkeitsauflösung und Identitätsverlust
- Die Rekonstruktion von Ordnung und Sinn
- Der Zusammenhang zwischen Geisteskrankheit und der modernen Sinnkrise
- Die Analyse der Figur Moosbruggers im Hinblick auf ihre Zurechnungsfähigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Bedeutung der Figur Moosbruggers für die Analyse von Robert Musils Werk. Kapitel 2 stellt Moosbruggers Aufkommen im Roman dar und zeichnet ein Bild seiner äußeren Erscheinung und seiner Taten. Es wird auf die Widersprüchlichkeit zwischen seinem gutmütigen Gesicht und seinem grauenhaften Delikt eingegangen.
Kapitel 2.1 beleuchtet die Debatte über Moosbruggers Zurechnungsfähigkeit. Es wird gezeigt, wie schwierig es ist, ihn eindeutig als gesund oder krank einzustufen. Die Figur wird als ein komplexes Individuum dargestellt, das nicht in eine vorgegebene Kategorie passt.
Kapitel 3 widmet sich dem Thema der Ordnung. Es werden die Verhältnisse von Sprache, Gewalt und Ordnung im Roman analysiert. Es wird gezeigt, wie Moosbruggers Handeln eine Infragestellung der bestehenden Ordnung darstellt.
Kapitel 3.3 konzentriert sich auf den Mord an der Prostituierten und die Folgen für Moosbruggers Identitätsbildung. Kapitel 4 beleuchtet Ulrichs Verständnis für den Mord. Es wird erörtert, ob und inwiefern Ulrich mit Moosbruggers Verhalten und den dahinterstehenden Beweggründen empathisieren kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen der Zurechnungsfähigkeit, der Ordnung und der Gewalt. Sie untersucht die Figur Moosbruggers als ein komplexes Individuum, das die Grenzen zwischen gesund und krank verwischt und die bestehenden Ordnungsstrukturen in Frage stellt. Wichtige Themen sind die Verbindung von Sprache und Gewalt, die Auflösung von Wirklichkeit und Identität sowie die Rekonstruktion von Sinn im Kontext der modernen Sinnkrise. Die Arbeit integriert zentrale Konzepte der Psychopathologie und Anthropologie, um ein tieferes Verständnis der Figur Moosbruggers und der damit verbundenen Problematiken zu ermöglichen.
- Citar trabajo
- Claudia Spiridon (Autor), 2010, Die Figur Moosbrugger in Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162748