Eine Terrorwelle erschütterte im Mai 1972 die Bundesrepublik Deutschland. Innerhalb von knapp zwei Wochen explodierten elf Bomben. Die RAF, also die so genannte Baader-Meinhof-Gruppe, bekannte sich zu diesen Aktionen, die als Antwort auf die amerikanische Vorgehensweise im Vietnamkrieg gelten sollten.
Nach intensiver Fahndung wurden die führenden Köpfe der RAF gefasst. Etwa fünf Jahre später fand man sie tot in ihren Zellen. Sie hatten Selbstmord begangen. Die Frage ist nun: Was war in diesen fünf Jahren passiert?
Wie ging es mit der RAF weiter? Bedeutete die Verhaftung das Ende der RAF? Wie ging man mit den Inhaftierten um, die in den vergangenen Wochen zum gefährlichsten Staatsfeind wurden? Wie sah der Prozess gegen die Terroristen aus? War nach der Verhaftung bzw. nach der Verurteilung „endlich Ruhe“ in Deutschland? Kapitulierten Baader, Meinhof und die anderen Inhaftierten, oder kämpften sie – in welcher Art auch immer – im Gefängnis weiter? Wie gingen Anhänger der RAF mit der Situation um? Gab es Aktionen zur Befreiung der Inhaftierten? Wenn ja, was waren das für Aktionen und mit welchem Zweck wurden sie durchgeführt? Und wie ging die Bundesregierung mit eventuellen Befreiungsversuchen um? Warum begingen Baader und die anderen Selbstmord?
Um diesen Katalog von Fragen zu beantworten und zu analysieren, beschreibe ich zunächst die Ereignisse im Mai 1972 bis hin zur Verhaftung der Baader-Meinhof-Gruppe. Anschließend erläutere ich die Bedingungen, unter denen die RAF-Mitglieder inhaftiert waren, und die Versuche, mit denen Baader und die anderen versuchten, sich diesen Haftbedingungen zu widersetzen. Dann werde ich mich mit dem Prozess gegen die Baader-Meinhof-Gruppe befassen. In diesem Zusammenhang werden auch die Verteidigungsstrategien der Anwälte und die Haltung des Staates zu diesem Prozess erläutert. Danach untersuche ich die Bildung der so genannten „Zweiten RAF-Generation“ und analysiere deren Aktivitäten zur Gefangenenbefreiung. Im vorletzten Kapitel geht es um die Selbstmorde der inhaftierten Köpfe der RAF im Jahre 1977. Hierbei gilt mein besonderes Augenmerk der Untersuchung, ob es sich tatsächlich um Selbstmorde handelte oder ob es Fremdeinwirkungen gab. Im letzten Kapitel werde ich die Ergebnisse zusammenfassend darstellen und untersuchen, ob und inwieweit die RAF innerhalb dieser fünf Jahre ideologische Veränderungen erlebte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bombenanschläge im Mai 1972 und die Verhaftung der ersten Generation der RAF
- Die erste Generation der RAF im Gefängnis
- Haftbedingungen
- Kommunikation trotz Distanz
- Der Hungerstreik als Mittel des Widerstandes
- Prozess von Stammheim
- Der Staat bereitet sich auf den Prozess vor
- Prozessverlauf und das Urteil
- Die zweite Generation der RAF und ihre Aktivitäten zur Gefangenenbefreiung
- Die „Gruppe 4.2.“
- Der Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm
- Die „Haag-Mayer-Bande“
- Die „Offensive 77“
- Tod in Stammheim: Das Ende der ersten RAF-Generation
- Zusammenfassende Beurteilung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ereignisse um die RAF von den Bombenanschlägen im Mai 1972 bis zum Tod der ersten RAF-Generation in Stammheim 1977. Ziel ist es, die Entwicklung der RAF während ihrer Inhaftierung zu analysieren, die Haftbedingungen und die Strategien des Widerstands zu beleuchten, sowie die Aktivitäten der zweiten RAF-Generation zur Gefangenenbefreiung zu untersuchen. Die Rolle des Staates im Prozess und die Frage nach den Selbstmorden in Stammheim werden ebenfalls thematisiert.
- Die Bombenanschläge der RAF im Mai 1972 und die anschließenden Verhaftungen.
- Die Haftbedingungen der ersten RAF-Generation und deren Widerstand.
- Der Prozess von Stammheim und die Strategien von Staat und Verteidigung.
- Die Aktivitäten der zweiten RAF-Generation zur Befreiung der Inhaftierten.
- Der Tod der ersten RAF-Generation in Stammheim und die Frage nach Selbstmord oder Fremdeinwirkung.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert den zeitlichen Rahmen und die zentralen Fragestellungen der Arbeit. Sie beschreibt die Terrorwelle im Mai 1972, die Verhaftungen der führenden RAF-Mitglieder und die darauffolgenden fünf Jahre bis zu deren Tod. Die Arbeit untersucht die Ereignisse dieser Jahre, die Haftbedingungen, den Prozess, die Aktivitäten der zweiten Generation und die Frage nach den Selbstmorden.
Bombenanschläge im Mai 1972 und die Verhaftung der ersten Generation der RAF: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Serie von Bombenanschlägen der RAF im Mai 1972, von Frankfurt am Main bis Heidelberg. Es dokumentiert die Anschläge, die Opfer und die anschließende, intensive Fahndung, die schließlich zur Verhaftung der zentralen Figuren der ersten RAF-Generation führte. Der Text betont den spontanen Charakter der Anschläge als Reaktion auf die amerikanische Politik im Vietnamkrieg und endet mit der Inhaftierung der Gruppe, wobei der Eindruck einer vorläufigen Beendigung des Terrors deutlich wird.
Die erste Generation der RAF im Gefängnis: Dieses Kapitel analysiert die Haftbedingungen der inhaftierten RAF-Mitglieder in verschiedenen Gefängnissen. Es beschreibt die Isolation, die als „Isolationsfolter“ empfunden wurde, und die Versuche der Gefangenen, sich dieser Situation zu widersetzen. Der Aufbau eines „Info-Systems“ zur Aufrechterhaltung der Kommunikation trotz der Isolation wird detailliert beschrieben. Die unterschiedlichen Perspektiven der Behörden und der Gefangenen, inklusive der Beschwerde bei der Europäischen Kommission für Menschenrechte, werden gegenübergestellt.
Prozess von Stammheim: Der Fokus liegt auf dem Prozess gegen die RAF-Mitglieder in Stammheim. Das Kapitel beleuchtet die Vorbereitungen des Staates auf den Prozess, den Prozessverlauf selbst und das Urteil. Es wird die Bedeutung der Verteidigungsstrategien der Anwälte und die Haltung des Staates zu diesem Prozess untersucht. Die Zusammenfassung integriert die verschiedenen Aspekte des Prozesses, ohne in einzelne Unterkapitel zu zerfallen und präsentiert ein ganzheitliches Bild des juristischen Geschehens.
Die zweite Generation der RAF und ihre Aktivitäten zur Gefangenenbefreiung: Dieses Kapitel widmet sich der zweiten Generation der RAF und deren Aktionen zur Befreiung der inhaftierten Mitglieder der ersten Generation. Es werden verschiedene Gruppen und ihre Aktionen, wie der Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm und die „Offensive 77“, detailliert erläutert. Die Zusammenfassung analysiert den Zweck und die Auswirkungen dieser Aktionen auf den weiteren Verlauf der RAF und den Umgang der Bundesregierung mit diesen Versuchen zur Gefangenenbefreiung.
Tod in Stammheim: Das Ende der ersten RAF-Generation: Diese Zusammenfassung konzentriert sich auf die Umstände des Todes der ersten RAF-Generation in Stammheim im Jahr 1977. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Todesursache und der Frage, ob es sich tatsächlich um Selbstmorde oder um Fremdeinwirkungen handelte. Es werden die verschiedenen Aspekte des Ereignisses zusammengefasst, um ein umfassendes Bild der Geschehnisse zu vermitteln.
Schlüsselwörter
RAF, Baader-Meinhof-Gruppe, Terrorismus, Bombenanschläge, Inhaftierung, Haftbedingungen, Prozess Stammheim, zweite Generation RAF, Gefangenenbefreiung, Selbstmorde, Isolationshaft, Widerstand, Staat, Verteidigung, „Info-System“.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur RAF: Von den Bombenanschlägen 1972 bis zum Tod in Stammheim
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Geschichte der Roten Armee Fraktion (RAF) von den Bombenanschlägen im Mai 1972 bis zum Tod der ersten Generation in Stammheim 1977. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der RAF während der Inhaftierung, den Haftbedingungen, den Widerstandsstrategien, den Aktivitäten der zweiten RAF-Generation zur Gefangenenbefreiung, der Rolle des Staates im Prozess von Stammheim und der Frage nach den Selbstmorden in Stammheim.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt detailliert die Bombenanschläge des Mai 1972, die Verhaftungen der ersten RAF-Generation, die Haftbedingungen und den Widerstand der Gefangenen (einschließlich des Hungerstreikes und des Aufbaus eines „Info-Systems“), den Prozess von Stammheim (inkl. der Strategien von Staat und Verteidigung), die Aktivitäten der zweiten RAF-Generation zur Gefangenenbefreiung (z.B. Überfall auf die deutsche Botschaft in Stockholm, „Offensive 77“), und schließlich den Tod der ersten RAF-Generation in Stammheim und die Frage nach Selbstmord oder Fremdeinwirkung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Bombenanschläge im Mai 1972 und Verhaftung der ersten RAF-Generation, Die erste RAF-Generation im Gefängnis (Haftbedingungen, Kommunikation, Widerstand), Prozess von Stammheim (Staatsvorbereitungen, Prozessverlauf, Urteil), Die zweite RAF-Generation und ihre Aktivitäten zur Gefangenenbefreiung (verschiedene Gruppen und Aktionen), Tod in Stammheim: Das Ende der ersten RAF-Generation, Zusammenfassende Beurteilung.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklung der RAF während ihrer Inhaftierung zu analysieren, die Haftbedingungen und Widerstandsstrategien zu beleuchten, die Aktivitäten der zweiten Generation zur Gefangenenbefreiung zu untersuchen und die Rolle des Staates im Prozess sowie die Frage nach den Selbstmorden in Stammheim zu thematisieren.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: RAF, Baader-Meinhof-Gruppe, Terrorismus, Bombenanschläge, Inhaftierung, Haftbedingungen, Prozess Stammheim, zweite Generation RAF, Gefangenenbefreiung, Selbstmorde, Isolationshaft, Widerstand, Staat, Verteidigung, „Info-System“.
Wie werden die einzelnen Kapitel zusammengefasst?
Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Zusammenfassung der jeweiligen Ereignisse und Analysen. Die Einleitung skizziert den zeitlichen Rahmen und die zentralen Fragen. Die Kapitel zu den Bombenanschlägen, der Inhaftierung, dem Prozess, den Aktivitäten der zweiten Generation und dem Tod in Stammheim bieten jeweils tiefgehende Analysen der relevanten Ereignisse und Hintergründe.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich mit der Geschichte der RAF und des deutschen Terrorismus auseinandersetzen möchte. Die detaillierten Analysen und die strukturierte Darstellung eignen sich insbesondere für wissenschaftliche Arbeiten und Recherchen.
- Quote paper
- Stefan Andresen (Author), 2002, Die RAF-Prozesse Mitte der 1970er Jahre und die Weiterentwicklung der Terrorismusszene, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16283