„Violentiam scripturae infers et ad fidei vestrae assertionem scripturas intorques“ . Dieser Vorwurf eines Juden gegenüber seinem christlichen Gesprächspartner im Laufe einer Unterhaltung über ihre jeweilige Religion ist die schärfste Äußerung, die in ihrem sonst von Respekt getragenen Dialog zu finden ist. Ihre Disputatio Iudaei et Christiani reiht sich in eine Anzahl von Religionsgesprächen des 11. Jahrhunderts ein und wurde von Gilbert Crispin niedergeschrieben. Der modernen Forschung ist der Dialog in mehreren Handschriften überliefert. Erstaunlich ist jedoch, wie häufig der Disput allein im 12. Jahrhundert verbreitet wurde. Das zeugt davon, dass die Niederschrift Crispins schon große Aufmerksamkeit und Wirkung unter seinen Zeitzeugen gefunden hatte.
Im Folgenden soll deshalb untersucht werden, welche Faktoren den verschriftlichten Disput zwischen einem Juden und einem Christen so innovativ und populär machten. Dazu wird vorerst die Grundlage gelegt, indem die englische Kirche im frühen Hochmittelalter charakterisiert wird und Religionsgespräche im Mittelalter [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die englische Kirche im frühen Hochmittelalter
- Religionsgespräche im Mittelalter
- Die Person des Gilbert Crispin
- Dialog zwischen einem Juden und einem Christen
- Rahmenbedingungen
- Charakter und Tendenz des Dialogs
- Strukturelle Aspekte
- Inhaltliche Schwerpunkte
- Bezug zu Anselm von Canterbury
- Bedeutung des Disputs für den interreligiösen Dialog
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert Gilbert Crispins Dialog Disputatio Iudaei et Christiani im Kontext des jüdisch-christlichen Dialogs im England des 11. Jahrhunderts. Sie beleuchtet die Entstehung und Verbreitung des Dialogs, die Rolle der englischen Kirche im frühen Hochmittelalter sowie die Bedeutung von Religionsgesprächen in dieser Zeit. Des Weiteren wird die Person des Gilbert Crispin und sein Verhältnis zu Anselm von Canterbury näher betrachtet.
- Die Verbreitung und Bedeutung des Dialogs Disputatio Iudaei et Christiani
- Die Rolle der englischen Kirche im frühen Hochmittelalter und ihre Beziehung zu den Juden
- Die Bedeutung von Religionsgesprächen im Mittelalter als Mittel der Bekehrung und zur Verteidigung des eigenen Glaubens
- Die Person Gilbert Crispin und seine Rolle im Kontext des jüdisch-christlichen Dialogs
- Der Bezug von Crispins Schrift zu Anselm von Canterbury und dessen Einfluss auf die Argumentation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Dialog Disputatio Iudaei et Christiani von Gilbert Crispin vor und skizziert die zentrale Forschungsfrage der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die Situation der englischen Kirche im frühen Hochmittelalter, die geprägt war von Spannungen zwischen der Kirche und dem Staat, sowie von einer zunehmenden Abgrenzung gegenüber den Juden. Kapitel 3 beschäftigt sich mit Religionsgesprächen im Mittelalter und zeigt deren Bedeutung für die Verbreitung des christlichen Glaubens und die Auseinandersetzung mit anderen Religionen auf. Kapitel 4 zeichnet ein Porträt von Gilbert Crispin und seiner Rolle im Kontext des jüdisch-christlichen Dialogs. Kapitel 5 analysiert den Dialog Disputatio Iudaei et Christiani unter verschiedenen Gesichtspunkten, wie beispielsweise den Rahmenbedingungen, dem Charakter und der Tendenz des Gesprächs, den strukturellen Aspekten sowie den inhaltlichen Schwerpunkten.
Schlüsselwörter
Gilbert Crispin, Disputatio Iudaei et Christiani, Religionsgespräche, jüdisch-christlicher Dialog, englische Kirche, Anselm von Canterbury, Antisemitismus, Mittelalter, Frühmittelalter, Bekehrung, Glauben, Toleranz.
- Arbeit zitieren
- Carolin Günther (Autor:in), 2010, Jüdisch-christlicher Dialog im England des 11. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162850