Im Juni 1988 beschloss der Rat der Europäischen Union die Verwirklichung der europäischen Wirtschafts-und Währungsunion (EWWU) in drei Stufen, ein einmaliges ökonomisches Experiment. Ein gemeinsamer europäischer Markt sollte Wechselkursrisiken beseitigen, Transaktionskosten verringern und Transparenz verbessern. Kritiker wiesen dagegen auf die Frage hin, wie in Zukunft auf nationale konjunkturelle Schwankungen reagiert werden sollte.
„Insbesondere der Gegensatz zwischen zentralisierter Geldpolitik und dezentraler Fiskalpolitik stellt eine Herausforderung dar – oder, wenn man so will, einen ordnungspolitischen Konstruktionsfehler.“ (Wagener (2006): S. 576.)
In der vorliegenden Arbeit sollen die Gründe für diese Unterschiede im Grad der Zentralisierung zwischen den verschiedenen Wirtschaftspolitiken der EWWU näher untersucht werden.
Hierfür werden die drei Stufen hin zur EWWU und ausgewählte wirtschaftspolitische Bereiche einführend vorgestellt. Dabei wird auf den jeweiligen Zentralisierungsgrad und die Koordinationsinstrumente eingegangen. Im dritten Kapitel wird dann eine Erklärung für die verschiedenen Zentralisierungsgrade geliefert, der auf dem Ansatz einer stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik aufbaut und von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Kommission vertreten wird. Darauf folgt eine Untersuchung der Probleme innerhalb der Fiskal- und Lohnpolitik, welche durch die Reformen der EWWU hervorgerufen werden. Dabei wird deutlich, dass eine Erklärung für die unterschiedlichen Zentralisierungsgrade, die sich allein auf das Argument ökonomischer Effizienz stützt, nicht ausreichend ist. Anschließend wird deshalb in Kapitel fünf ein politikwissenschaftlicher Erklärungsansatz für die Ausgangsfrage geliefert. Auf Basis der Integrationstheorie des Intergouvernementalismus wird untersucht, wann Regierungen bereit sind Souveränität abzugeben. Damit werden weitergehende Begründungen für die Zentralisierungsunterschiede geliefert. Diese werden im Fazit noch einmal zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die europäische Wirtschafts- und Währungsunion
- Eine stabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik als Erklärungsansatz für Unterschiede im Zentralisierungsgrad
- Probleme und Herausforderungen durch die institutionellen Unterschiede im Zentralisierungsgrad
- in der Fiskalpolitik
- in der Lohnpolitik
- Ein politikwissenschaftlicher Erklärungsansatz für die Unterschiede im Zentralisierungsgrad
- Die politische Integrationstheorie des Intergouvernementalismus
- Eine Betrachtung der politischen Prozesse im Verhandlungsprozess zur EWWU
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Gründen für die unterschiedlichen Grade der Zentralisierung zwischen den verschiedenen Wirtschaftspolitiken der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU). Die Analyse fokussiert auf die Herausforderungen, die durch die Unterschiede im Zentralisierungsgrad entstehen und untersucht diese aus ökonomischer und politikwissenschaftlicher Perspektive.
- Analyse der drei Stufen der EWWU und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik
- Beurteilung der Rolle der stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik als Erklärungsansatz für die Unterschiede im Zentralisierungsgrad
- Untersuchung der Probleme und Herausforderungen in der Fiskal- und Lohnpolitik, die durch die EWWU-Reformen hervorgerufen werden
- Anwendung der Integrationstheorie des Intergouvernementalismus zur Erklärung der Unterschiede im Zentralisierungsgrad
- Analyse der politischen Prozesse im Verhandlungsprozess zur EWWU
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der EWWU ein und beleuchtet die Herausforderungen, die durch die Unterschiede im Zentralisierungsgrad verschiedener Wirtschaftspolitiken entstehen. Das zweite Kapitel beschreibt die drei Stufen der EWWU und beleuchtet insbesondere die Vergemeinschaftung der Geldpolitik. Die dritte Kapitel behandelt den Ansatz einer stabilitätsorientierten Wirtschaftspolitik, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Kommission vertreten wird. Kapitel vier untersucht die Probleme in der Fiskal- und Lohnpolitik, die durch die EWWU-Reformen entstehen. Kapitel fünf beleuchtet den politikwissenschaftlichen Erklärungsansatz für die Unterschiede im Zentralisierungsgrad auf Basis der Integrationstheorie des Intergouvernementalismus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU), Zentralisierungsgrad, Wirtschaftspolitik, Fiskalpolitik, Lohnpolitik, Integrationstheorie, Intergouvernementalismus, Geldpolitik, Stabilitäts- und Wachstumspakt, europäische Zentralbank (EZB). Sie untersucht die Unterschiede im Zentralisierungsgrad verschiedener Wirtschaftspolitiken und analysiert die damit verbundenen Probleme und Herausforderungen.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2009, Zentralisierungsgrade der Politikfelder innerhalb der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162949