Der friedliche Systemwechsel Polens im Jahr 1989 stellt ohne Zweifel eine wichtige Zäsur in der Geschichte des Landes dar. Danach folgte die Entwicklung hin zu einem demokratischen System, welches heute als stabil gilt. Mit diesen Transformationsprozessen hat sich die Forschung eingehend beschäftigt, die Rolle der Medien blieb dabei jedoch weitgehend unerwähnt. Das ist vor allem deshalb erstaunlich, weil Medien wesentliche Elemente der demokratischen Ordnung stellen und durch ein vielfältiges und freies Informationsangebot, die Einstellungen der Bürger und somit die demokratische Entwicklung beeinflußen können.
Die vorliegende Arbeit versucht diese Lücke zu schließen. Sie befasst sich mit der Entwicklung der audiovisuellen Medien Polens nach 1989 und geht der Frage nach, ob diese durch ihre Funktionen und Strukturen zur demokratischen Konsolidierung der jungen Demokratie beigetragen haben. Der Focus liegt dabei auf den audiovisuellen Medien, da diese in Polen eine besondere Stellung haben:zu Zeiten der kommunistischen Herrschaft war vor allem das Fernsehen das Hauptpropagandamittel und es galt der Slogan „wer die Medien hat, hat die Macht“. Es ist zu fragen ob sich diese Mentalität - als Hypothek des alten Systems - bis in die junge Demokratie fortgesetzt hat.
Der Theorieteil geht zunächst auf die Rolle von Medien in Demokratien allgemein und speziell in Transformationsstaaten ein. Außerdem werden die in der Arbeit gebräuchlichen Begriffe genauer definiert und die transformationstheoretischen Grundlagen erläutert. Der Prozess der Einführung fundamentaler Normen wie der Pressefreiheit und die Abschaffung des Staatsmonopols als Grundlage für die weitere Entfaltung des polnischen Mediensystems werden ausführlich erörtert.
Es folgt die Beschreibung und Analyse der wichtigsten rechtlichen Regelungen für das Funktionieren der audiovisuellen Medien. Diese werden danach befragt, inwieweit sie Raum zur politischen Einflussnahme bieten. Hierzu werden vor allem polnische Gesetzestexte sowie Artikel renommierter polnischer Tageszeitungen in ihrer Internetausgabe herangezogen. Weitere Quellen sind deutsche Monographien, Sammelbände sowie Berichte internationaler Organisationen.
Halbstandartisierte Experteninterviews polnischer Journalisten ergänzen die Analyse. Sie wurden in polnischer Sprache per E-Mail durchgeführt und von der Verfasserin der Arbeit übersetzt und ausgewertet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Vorüberlegungen
- Begriffsbestimmung
- Transformationsprozesse in Osteuropa
- Periodisierung der Transformationsverläufe
- Besonderheit der Transformationsprozesse in Osteuropa
- Medien und Demokratie in Transformationsstaaten
- Massenmedien als Voraussetzung moderner Demokratien
- Funktionen der Medien und ihr Beitrag zur demokratischen Konsolidierung
- Demokratisches Modell der Massenkommunikation
- Medientransformation
- Rechtlichen Grundlagen
- Die Entwicklung der medienrechtlichen Grundlagen
- Die Abschaffung des Staatsmonopols und Einführung grundlegender Regelungen
- Der Weg zum Rundfunk und Fernsehgesetz von 1992
- Gesetzliche Regelungen für das Funktionieren der audiovisuellen Medien
- Der Nationale Rundfunk- und Fernsehrat: wichtigstes Kontrollorgan des polnischen Rundfunks
- Die Presse- und Meinungsfreiheit als Grundlage journalistischer Arbeit
- Gesetzliche Regelungen des Rundfunkmarktes
- Fernseh- und Hörfunkmarkt
- Fernsehmarkt
- Öffentlich-rechtliches Fernsehen
- Kommerzielle Fernsehsender
- Lizenzierte katholische Fernsehsender
- Hörfunkmarkt
- Öffentlich-rechtlicher Hörfunk
- Kommerzielle Hörfunkanbieter
- Lizenzierte katholische Radiosender
- Auswertung der schriftlichen Interviews
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der audiovisuellen Medien in Polen nach 1989 und analysiert, inwieweit diese zur demokratischen Konsolidierung der jungen Demokratie beitragen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, ob die Funktionen und Strukturen der audiovisuellen Medien in Polen den Aufbau und die Festigung eines stabilen, demokratischen Systems unterstützen.
- Die Rolle der Medien in Transformationsprozessen, insbesondere in Osteuropa
- Die Entwicklung der medienrechtlichen Grundlagen in Polen nach 1989
- Die Funktionen der audiovisuellen Medien in Polen und deren Beitrag zur demokratischen Konsolidierung
- Die Analyse des polnischen Fernseh- und Hörfunkmarktes sowie die Rolle der verschiedenen Akteure
- Die Auswertung von Experteninterviews, die Einblicke in die Praxis des polnischen Journalismus bieten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und skizziert die Problematik der Medienrolle in Transformationsprozessen, insbesondere in Bezug auf Polen. Es wird die Relevanz freier Medien für demokratische Prozesse hervorgehoben und die Arbeitshypothese der Arbeit vorgestellt.
Der Abschnitt "Theoretische Vorüberlegungen" beleuchtet die Begriffsbestimmung von "Transformationsprozessen" und "Medien und Demokratie" im Kontext von Transformationsstaaten. Es werden die besonderen Herausforderungen in Osteuropa und die Rolle von Medien in jungen Demokratien dargestellt.
Die "Rechtlichen Grundlagen" analysieren die Entwicklung des polnischen Mediensystems nach 1989. Dabei werden die Einführung von Pressefreiheit, die Abschaffung des Staatsmonopols und die Entstehung neuer rechtlicher Rahmenbedingungen für audiovisuelle Medien beleuchtet.
Der Abschnitt "Fernseh- und Hörfunkmarkt" beschreibt die verschiedenen Akteure im polnischen Rundfunksystem, einschließlich öffentlich-rechtlicher, kommerzieller und lizenzierter katholischer Sender. Es werden die Strukturen und Funktionsweisen des Marktes analysiert.
Das Kapitel "Auswertung der schriftlichen Interviews" stellt die Ergebnisse der Experteninterviews dar, die Einblicke in die Praxis des polnischen Journalismus und die Herausforderungen, denen die Medien im Land gegenüberstehen, bieten.
Schlüsselwörter
Transformationsprozesse, Osteuropa, Medien und Demokratie, Medienrecht, Pressefreiheit, audiovisuelle Medien, Fernsehmarkt, Hörfunkmarkt, polnischer Journalismus, Experteninterviews.
- Quote paper
- Johanna Myslek (Author), 2008, Der Beitrag der audiovisuellen Medien zur demokratischen Konsolidierung in Polen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162999