Die Bildprogramme in Kirchenapsiden sollen die Kirchengemeinde und Besucher an wichtige Momente der Bibel erinnern und dadurch den Glauben der Christen verstärken. Dabei werden die einzelnen Elemente der Komposition zu wichtigen Anhaltspunkten im Erinnern an die biblischen Stellen und dem Vertiefen der inhaltlichen Zusammenhänge, um auch die Bedeutung der Kernpunkte des Glaubens besonders hervorzuheben und zu verstehen.
Das Apsismosaik der Kirche SS. Cosma e Damiano in Rom (526-30) weist in der Komposition und Gestaltung ein Motiv auf, welches zunächst in der gesamten Apsis nicht von Bedeutung erscheint: den Fluss Jordan. Obwohl er im Mosaik, welches die 2. Ankunft Christi darstellt, vorläufig keine inhaltliche Aussage hat, kommt die Frage auf, weshalb der Jordan überhaupt als Element aufgenommen und warum er auch noch explizit mit einer Inschrift hervorgehoben wurde? Und dies auch noch in einem endzeitlichen Geschehen, das sich auf die Taufe in den entsprechenden biblischen Textpassagen überhaupt nicht bezieht.
In der einschlägigen Forschungsliteratur über die frühchristliche Darstellungsweise der Parusie oder der Taufe Christi kommt der Zusammenhang zwischen den beiden Motiven immer etwas zu kurz und wird meist nur am Rande erwähnt . Dabei nimmt die Taufe Christi, welche hier im Fluss Jordan angedeutet wird, besonders im Parusie-Geschehen eine bedeutende Stellung ein. Sie verweist auf das persönliche Ergebnis im endzeitlichen Geschehen, weil dadurch der erlösende Aspekt durch die Reinigung bei der Taufe initiiert wird.
Um dies zu veranschaulichen, möchte ich zunächst die Parusie Christi etwas genauer beleuchten und vor allem auf die verschiedenen Bildmotive bis 500 n. Chr. eingehen. Anschließend liegt mein Schwerpunkt auf der Taufe Christi, deren Ikonografie besonders in der frühchristlichen Zeit interessante Elemente aufweist. Zuletzt werde ich zeigen, inwieweit die Taufe Christi ein Wesensmerkmal der in SS. Cosma e Damiano ausgewiesenen Parusie ist und möchte dies als eine Besonderheit auszeichnen, da die Verbindung der beiden Motive zum ersten Mal in Rom zu sehen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das endzeitliche Thema der Parusie
- Die Bedeutung der Parusie und ihr Einsatz im Christentum
- Die frühchristliche Ikonografie der Parusie
- Die Taufe Christi
- Das Sakrament und seine Bedeutung für die frühchristliche Zeit
- Das Motiv der Taufe Christi in frühchristlichen Werken
- Die Besonderheit im Apsismosaik von SS. Cosma e Damiano in Rom
- Die kompositorische Eingliederung der Parusie in das Bildprogramm
- Die Taufe Christi als Verweis auf das endzeitliche Ergebnis
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Apsismosaik der Kirche SS. Cosma e Damiano in Rom und analysiert die Bedeutung der Taufe Christi im Kontext der Parusie Christi. Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen diesen beiden Motiven zu erforschen und die kompositorische Verbindung in frühchristlichen Werken zu beleuchten.
- Die Parusie Christi als zentrale Glaubensvorstellung im frühen Christentum
- Die Ikonografie der Parusie in der frühchristlichen Kunst
- Die Taufe Christi als Sakrament und ihre Bedeutung in der frühchristlichen Zeit
- Die Verbindung von Taufe Christi und Parusie in frühchristlichen Werken
- Die Besonderheit des Apsismosaik von SS. Cosma e Damiano in Rom
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Parusie Christi und ihre Bedeutung im Christentum. Es werden die verschiedenen Bildmotive, die auf die Wiederkunft Christi hinweisen, vorgestellt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Taufe Christi, ihrer Bedeutung für die frühchristliche Zeit und ihrer Ikonografie in frühen christlichen Kunstwerken.
Das dritte Kapitel untersucht die Besonderheiten des Apsismosaik von SS. Cosma e Damiano in Rom. Es wird der kompositorischen Integration der Parusie in das Bildprogramm sowie der Verbindung der Taufe Christi mit dem endzeitlichen Geschehen nachgegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Motiv der Parusie Christi und der Taufe Christi in frühchristlichen Werken. Weitere zentrale Themen sind die Ikonografie, die kompositorische Gestaltung von Bildprogrammen, das Apsismosaik von SS. Cosma e Damiano in Rom, die biblischen Textbezüge sowie die Synthese verschiedener Bildmotive in der frühchristlichen Kunst.
- Citation du texte
- Nicole Hilbig (Auteur), 2010, Das Motiv der Taufe Christi als Bildinhalt der Parusie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163247