6.2 Negative Emotionen konstruktiv nutzen
Der konstruktive Umgang mit negativen Emotionen wurde bislang in der Führungslehre sehr stark vernachlässigt. Dabei besteht für die Führungskräfte die Möglichkeit mit Hilfe von negativen Emotionen effektiv zu führen. Dieses Führungsverhalten ist kennzeichnend für problemorientierte Führung.
Als Beispiel kann der Fall Philips, der niederländische Elektronikkonzern, herangezogen werden. Im Juli 1990 schockierte das Unternehmen die Finanzwelt mit der Ankündigung eines Verlustes in Höhe von 2 Milliarden Gulden (1,06 Milliarden US-Dollar), verursacht in erster Linie durch die Halbleitersparte des Unternehmens. Der radikale Umbau, der dieser Sparte schließlich gelang, war Ergebnis einer problemorientierten Führungsstrategie, eingesetzt von Heinz Hagmeister, dem neuen Geschäftsführer des Geschäftsbereichs. Jan Timmer, der damalige neue Geschäftsführer des Gesamtunternehmens, hatte einen Aspekt dieser Strategie bereits in Gang gesetzt – durch die Aktivierung starker, intensiver Emotionen. Bei einem Meeting schockierte er den gesamten oberen Führungsstab mit der Präsentation einer fiktiven Zeitungsausgabe, die sieben Monate in die Zukunft datiert war. Mit der Schlagzeile „Philips meldet Konkurs an“. Die Teilnehmer betrachteten den Bericht anfangs voller Unglauben, doch die Finanzdaten, die Timmer im Anschluss daran präsentierte, machten bald allen klar, dass ein Konkurs tatsächlich unvermeidlich war, falls die Kosten nicht sofort reduziert würden.
Hagmeister unterzog das Managementteam seines Geschäftsbereichs derselben Art von Schocktherapie. Detaillierte Benchmark-Daten im Vergleich zu Mitkonkurrenten demonstrierten dramatische Unterschiede nicht nur beim Lagerbestand, bei den Vertriebskosten und den Gesamtkosten, sondern auch bei den Lieferzeiten und der Entwicklungszeit für neue Produkte. Angesichts der Krise im Gesamtunternehmen war ein Abbau oder sogar eine komplette Schließung des Geschäftsbereichs eine reale und unmittelbare Bedrohung. Dadurch war die Unternehmenssituation klar und deutlich definiert – und weckte nicht nur die Angst der Manager vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes, sondern auch das Gefühl der Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern und dem Unternehmen, bei dem die Mehrzahl ihre gesamte berufliche Laufbahn absolviert hatten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Problemstellung
- 2. Wesen und Definition der Führung sowie Mitarbeitermotivation
- 2.1 Ziele und Aufgaben der Führung
- 2.1.1 Eigenschaften der klassischen Führungsstile
- 2.1.2 Führungsverhalten und dessen Merkmale
- 2.2 Der Führungsprozess als Motivator
- 2.2.1 Intrinsische und extrinsische Motivation
- 2.2.2 Motivation durch Kontrolle
- 2.3 Grundlegende Probleme bei Führungsentscheidungen
- 3. Grundzüge der ergebnis- und problemorientierten Führung
- 3.1 Konzipierung der ergebnisorientierten Führung
- 3.2 Konzipierung der problemorientierten Führung
- 4. Interne- und externe Einflüsse auf die Rahmenbedingungen des Führungsverhaltens
- 4.1 Interne Einflüsse im Unternehmen und daraus resultierende Auswirkungen auf das Führungsverhalten
- 4.2 Externe Rahmenbedingungen - Zusammenhang zwischen Unternehmenszielen und Führungsverhalten vor dem Hintergrund der allgemeinen Wirtschaftslage
- 5. Erfolgreiches Führen am Beispiel von ergebnis- und problemorientiertem Führungsverhalten
- 5.1 Führungsverhalten in Krisensituationen
- 5.2 Führungsverhalten in Phasen des Wachstums
- 5.3 Erfolgreiches Führen in Abhängigkeit von der Führungssituation
- 6. Adäquate Umsetzung von problem- und ergebnisorientierter Führung
- 6.1 Ergebnisorientierte Führung als Folge von,,leistungsgerechten\" Vergütungssystemen
- 6.2 Negative Emotionen konstruktiv nutzen
- 6.3 Umsetzung von problem- und ergebnisorientierter Führung
- 7. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Anforderungen an die Personalführung in modernen Unternehmen, die mit den Herausforderungen der Globalisierung, Ressourcenverknappung und Individualisierung der Kundenbedürfnisse konfrontiert sind. Sie vergleicht zwei Führungsstile - ergebnis- und problemorientierte Führung - und analysiert deren Anwendung in verschiedenen Unternehmenssituationen.
- Entwicklung und Bedeutung von Führungsstilen in modernen Unternehmen
- Analyse der ergebnis- und problemorientierten Führungsmodelle
- Einfluss von internen und externen Faktoren auf das Führungsverhalten
- Erfolgreiche Anwendung von Führungsmodellen in Krisen und Wachstumsphasen
- Praktische Umsetzung von ergebnis- und problemorientierter Führung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Problematik der modernen Personalführung und die Herausforderungen, die sich aus den aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen ergeben. Kapitel 2 definiert Führung und Mitarbeitermotivation, analysiert klassische Führungsstile und beleuchtet den Führungsprozess als Motivator. In Kapitel 3 werden die Grundzüge der ergebnis- und problemorientierten Führung vorgestellt und ihre Konzipierung erläutert. Kapitel 4 widmet sich den internen und externen Einflüssen auf die Rahmenbedingungen des Führungsverhaltens, während Kapitel 5 die erfolgreiche Anwendung von ergebnis- und problemorientierter Führung in Krisensituationen und Wachstumsphasen untersucht. Kapitel 6 schließlich betrachtet die adäquate Umsetzung von problem- und ergebnisorientierter Führung anhand von Vergütungssystemen, dem Umgang mit Emotionen und der praktischen Anwendung in Unternehmen.
Schlüsselwörter
Führung, Mitarbeitermotivation, Führungsstile, Ergebnisorientierte Führung, Problemorientierte Führung, Führungsverhalten, Unternehmenskultur, Krisenmanagement, Wachstumsphasen, Vergütungssysteme, Emotionen.
- Citation du texte
- Stefan Schulze (Auteur), 2009, Vergleichende Analyse des Führungsverhaltens am Beispiel ergebnis- und problemorientierter Führung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163290