Mehr als 230 Jahre liegen zwischen den beiden Erzählungen. Die 1776 im „Kinderfreund“ erschienene Geschichte „Die kleine Lügnerin“ und die Erzählung „Der Lügenbeutel“, die in aktuellen Schulbüchern auftaucht, behandeln das Thema auf verschiedene Art und Weise. Der römische Dichter Horaz hat in der Antike eine Zuordnung der Funktionen „nützen“ und „erfreuen“ zur Literatur vorgenommen. In der Aufklärung wurde darunter verstanden, dass dem Leser (moralische) Lehren oder Wissen in einer unterhaltsamen oder ästhetisch ansprechenden ‚Verpackung‘ nahe gebracht werden sollen. (vgl. Leubner 2010, 29) Ob von Rochow dies gelungen ist, wird die nachfolgende Analyse zeigen.
Die Lesestücke aus dem „Kinderfreund“ waren den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Kinder angemessen. Die Geschichte „Die kleine Lügnerin“ eignet sich für jüngere Schüler, da sie relativ kurz ist und einen leichten Erzählungs- und Gesprächston (vgl. Vorbericht im Kinderfreund) aufweist, wodurch den Schülern das Lesenlernen erleichtert wird. Rochow wählt für diese Erzählung als Hauptperson ein (kleines) Mädchen namens Luise, mit der sich die Leser gut identifizieren können.
Es wurden mithilfe der Erzählungen im „Kinderfreund“ die christlichen Tugenden gefördert. In diesem Fall bekamen die Kinder eine altersgemäße Unterrichtung bezüglich des Themas Lügen vermittelt. Im Exodus 20, 16 EU steht geschrieben: „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.“ Das bedeutet, dass man keine Falschaussage vor Gericht machen darf. Im Christentum wird dies weiterhin als generelles Verbot der Lüge interpretiert. Daher wird dem kindlichen Leser mit erhobenem Zeigefinger vermittelt, dass er nie gegenüber den Eltern, Richtern und der Obrigkeit lügen darf. Gleichzeitig werden die Kinder beängstigt, indem geschildert wird, dass Lügen immer entdeckt werden und man daraufhin Strafe zu erwarten hat. Die Schüler sollen so früh wie möglich lernen, dass lügen verboten ist und Gott es Lügnern nicht wohlergehen lässt.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Lügen in dieser Geschichte stets als gotteswidrig und bösartig dargestellt werden. Die Erzählung ist, wie schon erwähnt, für Kinder in der Zeit der Aufklärung geeignet. Sie führt den Leser an Sichtweisen der Wirklichkeit heran und vermittelt Werte und Normen, die allgemein verbreitet sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Textverstehen von „Die kleine Lügnerin“ aus dem „Kinderfreund“
- Textverstehen von „Der Lügenbeutel“ von Ursel Scheffler
- Didaktische Reflexion
- Eignung
- Methoden und Ziele
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert und vergleicht zwei Kinder- und Jugendliteratur-Erzählungen: „Die kleine Lügnerin“ aus dem „Kinderfreund“ und „Der Lügenbeutel“ von Ursel Scheffler. Ziel ist es, die Texte hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Textverstehen von Kindern und Jugendlichen zu untersuchen und ihre Eignung für den Einsatz im Schulunterricht zu bewerten.
- Das Thema Lügen und seine Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben
- Die Entwicklung von moralischem Bewusstsein bei Kindern und Jugendlichen
- Die Bedeutung von Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in der Gesellschaft
- Die Rolle von Literatur in der Bildung und Erziehung
- Didaktische Möglichkeiten und Methoden im Umgang mit Kinder- und Jugendliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung legt den theoretischen Rahmen für die Arbeit und stellt die Relevanz von Lesen und Textverstehen in der Bildung dar. Sie verweist auf die Rolle von Literatur in der Identitätsentwicklung und die historische Bedeutung des „Kinderfreunds“ von Friedrich Eberhard von Rochow.
- Textverstehen von „Die kleine Lügnerin“ aus dem „Kinderfreund“: Dieses Kapitel analysiert die Erzählung „Die kleine Lügnerin“ in Hinblick auf ihre Handlung, den lehrhaften Charakter und die Moral, die sie vermittelt. Es wird untersucht, wie der Text Kinder und Jugendliche auf das Thema Lügen aufmerksam macht und ihnen den Umgang damit näher bringt.
- Textverstehen von „Der Lügenbeutel“ von Ursel Scheffler: Dieser Abschnitt widmet sich der Analyse der Erzählung „Der Lügenbeutel“. Es werden die Handlung des Textes, die darin vermittelte Botschaft und die didaktischen Möglichkeiten für den Einsatz im Schulunterricht beleuchtet.
- Didaktische Reflexion: In diesem Kapitel wird die Eignung der beiden Geschichten für den Einsatz im Schulunterricht diskutiert. Es werden konkrete Methoden und Ziele für den Unterricht mit den Texten vorgestellt.
Schlüsselwörter
Kinder- und Jugendliteratur, Textverstehen, „Die kleine Lügnerin“, „Der Lügenbeutel“, Lügen, Ehrlichkeit, Moral, Didaktik, Bildung, Erziehung.
- Citation du texte
- Katja Christner (Auteur), 2010, „Die kleine Lügnerin“ aus dem „Kinderfreund“ und „Der Lügenbeutel“ von Ursel Scheffler. Vergleich und didaktische Reflexion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163356