Mit der Einführung des Lernfeldkonzepts an beruflichen Schulen durch das Sekretariat der
Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland
(KMK) Ende der neunziger Jahre geschah ein Wechsel weg von fachsystematisch orientierten
Lehrplänen hin zu Lehrplänen, die sich an beruflichen Handlungen orientieren. Dadurch wird
laut Clement (2003, S. 1) gehofft, dass das von vielen als obsolet bezeichnete Fächerprinzip
nun durch eine handlungsorientierte Ausbildungsstruktur ersetzt wird. Auch bei der Lehrplanentwicklung für den Einzelhandel im Jahr 2004 wurde dieser neue Weg eingeschlagen. Beide
Berufe, Verkäuferin/Verkäufer und Kauffrau/Kaufmann im Einzelhandel, sind seit Juni 2004
nach dem Lernfeldkonzept strukturiert (Dilger, Krakau, Rickes, Sloane & Tiemeyer, 2005, S.
3). Dieses neue Konzept stellte die Rahmenlehrplanausschüsse vor eine schwierige Aufgabe.
Sie mussten ein neues und nur grob entwickeltes Curriculumkonzept so konkretisieren, dass
mit ihm die angestrebten Ziele in der organisatorischen und didaktischen Planung des Unterrichts
verwirklicht werden konnten. Auf der Schulebene ergab sich das gleiche Problem, hier
mussten die Lernfelder unter den Rahmenbedingungen der jeweiligen Schulen in Lernsituationen
konkretisiert und für den Unterricht aufbereitet werden (Bader, 2004, S. 11). Das Lernfeldkonzept
soll nach Tramm (2003) den Stellenwert der Berufsschule im dualen System
stärken und gleichzeitig den Bildungsauftrag der Berufsschule offensiv umsetzen. Zusätzlich
soll es die Rolle der Berufsschule als Lernort stärken, nachdem diese in den 90er Jahren vor
allem wegen der nicht berufsbezogenen Fächer und ihrem allgemeinen Bildungsauftrag von
Wirtschaftsverbänden und Kammern kritisiert wurde (ebd.). Die Idee des Lernfeldkonzepts ist
nach Dubs (2000, S. 24), den eher disziplinenorientierten und auf Faktenwissen ausgerichteten
Unterricht durch einen handlungsorientierten, auf die Bearbeitung von authentischen
Problemen orientierten Unterricht, zu ersetzen.
Ziel dieser Arbeit ist es, zuerst die grundlegenden Elemente des Lernfeldkonzepts zu skizzieren.
Danach wird der Prozess der Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehrpläne in Lernsituationen
genauer betrachtet und im Kapitel 4 auf die Merkmale zur Gestaltung von Lernsituationen
eingegangen. Am Ende erfolgt eine kritische Betrachtung des gesamten Lernfeldansatzes
aus verschiedenen Perspektiven.
Inhaltsverzeichnis
- Stand des Lernfeldkonzepts
- Zentrale Elemente des Lernfeldkonzepts
- Rahmenlehrplan Einzelhandel
- Handlungsfeld
- Lernfeld
- Lernsituation
- Lehr-/Lernarrangement
- Selbstgesteuertes Lernen in Lernfeldern
- Die veränderte Rolle der Lehrkräfte
- Umsetzung lernfeldorientierter Lehrpläne
- Prozessbeschreibung
- Curriculare Analyse
- Didaktische Jahresplanung
- Entwicklung von Lernsituationen
- Merkmale zur Gestaltung einer Lernsituation
- Einleitende Übersicht
- Handlungsrahmen
- Definitorische Grundlagen
- Entwicklung der Problemstellung
- Handelnde Personen
- Informationen/Materialien
- Handlungsverlauf
- Handlungsorientierte Unterrichtsmethoden
- Handlungsphasen der Lernenden
- Vorwissen der Schülerinnen und Schüler
- Handlungsergebnis
- Definition
- Dokumentation
- Präsentation
- Ergebniskontrolle
- Anwendungsbezogene Inhalte
- Kritische Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Lernfeldkonzept an beruflichen Schulen, insbesondere im Bereich des Einzelhandels. Sie untersucht die grundlegenden Elemente des Konzepts und analysiert den Prozess der Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehrpläne in Lernsituationen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Gestaltung von Lernsituationen und ihren Merkmalen. Die Arbeit betrachtet das Lernfeldkonzept aus verschiedenen Perspektiven und reflektiert kritisch seine Vor- und Nachteile.
- Das Lernfeldkonzept als handlungsorientierter Ansatz in der Berufsschule
- Die zentralen Elemente des Lernfeldkonzepts (Rahmenlehrplan, Handlungsfeld, Lernfeld, Lernsituation etc.)
- Der Prozess der Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehrpläne in Lernsituationen
- Merkmale zur Gestaltung von Lernsituationen (Handlungsrahmen, Handlungsablauf, Handlungsergebnis)
- Kritische Betrachtung des Lernfeldansatzes
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung erläutert den Wandel von fachsystematischen zu handlungsorientierten Lehrplänen und stellt das Lernfeldkonzept als ein zentrales Element dieses Wandels vor. Es werden die Herausforderungen der Implementierung des Konzepts an beruflichen Schulen und seine Zielsetzung beschrieben.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel definiert die zentralen Elemente des Lernfeldkonzepts, insbesondere den Rahmenlehrplan Einzelhandel, Handlungsfelder, Lernfelder, Lernsituationen, Lehr-/Lernarrangements und die Rolle des selbstgesteuerten Lernens.
- Kapitel 3: Hier wird der Prozess der Umsetzung lernfeldorientierter Lehrpläne in Lernsituationen dargestellt. Es werden verschiedene Schritte wie die curriculare Analyse, die didaktische Jahresplanung und die Entwicklung von Lernsituationen beschrieben.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel geht auf die Merkmale zur Gestaltung einer Lernsituation ein. Es werden Themen wie der Handlungsrahmen, der Handlungsablauf, das Handlungsergebnis und die Integration von Vorwissen der Schülerinnen und Schüler behandelt.
Schlüsselwörter
Lernfeldkonzept, Berufsschule, Einzelhandel, Handlungsorientierung, Rahmenlehrplan, Lernsituation, Selbstgesteuertes Lernen, Didaktik, Unterrichtsmethoden, Kritische Betrachtung
- Arbeit zitieren
- Stefan Groitl (Autor:in), 2010, Umsetzung lernfeldstrukturierter Lehrpläne in Lernsituationen im Einzelhandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163526