Der Glücksansatz

Vom Unglück des Glücksbegriffs und seiner Abwesenheit in Politik und Sozialer Arbeit


Mémoire (de fin d'études), 2009

104 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1 Einleitung
1.1 Anmerkung
1.2 Einführung

2 Eingrenzung des Glücksbegriffes
2.1 Etymologie
2.2 Glück und Unglück, zwei Pole, oder nicht?
2.3 Geschichte des Glücksbegriffes
2.4 Wer definiert Glück in der Gegenwart?
2.5 Die Glücksforschung

3 Glückliche Sozialisation
3.1 Glückliche Kindheit
3.2 Kinderrechte
3.3 Die Menschwerde-Maschinerie
3.4 Flügge werden – Die Jugend
3.5 Männerglück – Frauenglück
3.6 Der glückliche Lebensabend

4 Die Informationsgesellschaft
4.1 Gebildetes Glück
4.2 Das Fernsehen
4.3 Brot und Spiele
4.4 Das Internet

5 Religiöse und spirituelle Wege
5.1 Glück in Gott
5.2 Esoterik
5.3 Der achtfache Pfad
5.4 Das Glück im Konsumtempel

6 American ‚Dream’ – oder wie es überhaupt dazu kam
6.1 Liebe, Sex und Glückseligkeit
6.2 Glück und Persönlichkeit
6.3 Die Jagd nach dem Glück

7 Die Abwesenheit des Glücks in Politik und Stadtplanung
7.1 Die Unwirtlichkeit der Städte
7.2 Leben in der Automatisierungsgesellschaft
7.3 Von Angst und Unsicherheit
7.4 Gesund und glücklich

8 Perfectus und Futurum
8.1 Traumfabrik Kommunismus
8.2 Die Innovationen - RFID & Co

9 Die Folgen – Probleme und Chancen

10 Die Konsequenzen – Das Glück in der Sozialen Arbeit
10.1 Selbstverortung
10.2 Leben mit der ‚Realität’
10.3 Grenzen Sozialer Arbeit

11 Eine Annäherung an das Glück
11.1 Plädoyer für eine lebendige, experimentelle Soziale Arbeit – GWA
11.2 Unbegrenzte Sozialraumgestaltung
11.3 Soziale Arbeit im Dritten Sektor

12 Der Glücksansatz

13 Ein letztes Wort

14 Was nun?

15 Ich und die Anderen

16 Easy Going

17 Freiwillige Lähmung

18 Anderer Leute Schuhe

19 Die Welt verbessern

20 Tools

Anhang A. Literaturverzeichnis

Anhang B. Endnoten

1 Einleitung

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“[i]

Unsere Konstruktion von Glücksbildern führt unter anderem dazu, dass echte Zufriedenheit und echte Ruhe kaum zu erreichen sind. Eine Dekonstruktion dieser Leitbilder kann uns helfen ein Mehr an Glücksmomenten und eine grundsätzliche Zufriedenheit im Alltag zu erreichen.

1.1 Anmerkung

„Das Leben besteht nicht etwa aus intellektuellen Konzepten, sondern aus miteinander verknüpften Geschichten. Gedankenkonstruktionen führen nämlich zu Verallgemeinerungen, die der Wahrheit nie wirklich ganz gerecht werden können.“[ii]

Einige der verwendeten Texte sind sowohl in Druckform als auch im Internet publiziert worden. An den Stellen, an denen ich mich auf die Internetversion beschränkt habe, weichen die angegebenen Daten eventuell von denen der Printmedien ab. Darüber hinaus lagen mir Buchquellen in der Hörbuchfassung vor. Diese wurden von mir nicht mit Seitenzahlen versehen.

Alle in dieser Arbeit genannten weiblichen Begriffe gelten selbstredend auch für das männliche Geschlecht. Wo dies nicht der Fall ist, wird dies gesondert hervorgehoben. Zitate blieben zweifelsohne unverändert.

Wenn ich von Sozialer Arbeit schreibe, so ist die Soziale Pädagogik hier mitgemeint.

1.2 Einführung

„Viele von uns suchen nach dem Glück wie ein Betrunkener nach seinem Haus.
Sie wissen zwar, dass es existiert, können es aber nicht finden.“[iii]

Ein Büchermarkt voller Gebrauchsanweisungen wartet bunt-schillernd und mit vagen Versprechungen in den Regalen sämtlicher Buchhandlungen. – Von wissenschaftlich über trivial bis hin zu populistischen und belletristischen Werken – es bleiben keine Wünsche offen. Ein Unglück scheint über die Menschheit hereingebrochen zu sein und hilflos ergreifen sie die dargebotenen Binsenweisheiten. Selbst Bücher, die vor solchen Büchern warnen erobern den Markt.

In unserer am Konsum orientierten Gesellschaft haben wir es tagtäglich mit Leitbildern zu tun, die uns Glück versprechen; uns suggerieren, wenn wir nur dieses oder jenes (erreicht) hätten, wären wir ausgeglichener, zufriedener, ja einfach glücklicher. Wir scheinen ausnahmslos der Überzeugung zu sein, der Zustand der Glücksseligkeit sei uns bis auf weiteres verloren gegangen.

Aber was ist dieses Glück, nach dem wir suchen? Ist Glück käuflich, angeboren, purer Zufall, harte Arbeit oder Einstellungssache? Und was hat Soziale Arbeit eigentlich mit Glück zu tun?

Ich wollte eine Abhandlung über Glück schreiben, ohne genau zu wissen, wo es mich eigentlich hinführen würde und ohne es zu definieren, da ich die Meinung vertrat, dass alle, die diesen Begriff verwenden mit Sicherheit etwas ganz anderes meinen, andere Bilder vor Augen haben als ihr Gegenüber. Im Laufe des Schreibens hat sich jedoch herauskristallisiert, dass ich ohne Definition nicht auskommen werde, da das Glück sich grundsätzlich an Tätigkeiten, Objekte oder Zustände hängt bzw. gehängt wird und somit auch fremdbestimmt und manipulativ sein kann.

Die anfängliche vage Vorstellung davon, dass auch Werbung auf unseren Glücksbegriff einwirken könnte, wich relativ schnell der Gewissheit, dass Werbung und somit die Wirtschaft mit ‚ihren’ Massenmedien sogar maßgeblich für unsere rastlose Suche nach dem Glück verantwortlich gemacht werden müssen. So ziehen sich Medien und Werbung wie ein Fadenwurm durch den Gesamtorganismus dieser Arbeit, ebenso wie sie alle Bereiche unseres Lebens durchdringen.

Dass eine Unzahl von Individuen innerhalb dieser Gesellschaft infolge dieses ‚Hypes’ ähnlich geartete Probleme haben, macht daraus ein Politikum. Ihnen die Verantwortung für vorgelebte Verantwortungslosigkeit im großen Stil geben zu wollen, wie es das Prinzip des Individualismus verlangt, finde ich geschmacklos. Und hier kommt dann auch die Soziale Arbeit ins Spiel, die sich schließlich ‚verlorener Seelen’ innerhalb unserer Gesellschaft annimmt.

Ansätze, die Menschen nachdrücklich zu mehr Glücksfähigkeit und somit zu einem erfüllenden Leben verhelfen, vermisse ich in der Sozialen Arbeit jedoch bislang. Eine Obdachlose soll nicht stinken und vielleicht irgendwo unterkommen. Einer Sozialhilfeempfängerin verhelfen wir zu ihrem Recht, eine Arbeitslose vermitteln wir als MAE-Kraft… Das liegt natürlich nicht zuletzt an Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit sowie an der Sichtweise vieler Sozialpädagoginnen, die ebenso wie ich ein gesellschaftlich geprägtes Verständnis der Welt haben und davon, was Glück für sie persönlich bedeutet. - Schließlich ist es nicht umsonst die schwierigste Disziplin im menschlichen Miteinander, andere Menschen in ihrem eigentlichen Sein zu stützen, ohne sie zu lenken oder für eventuelle ‚Abweichungen’ zu verurteilen. Zum anderen liegt dies aber auch an unseren gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen, die sich im Zahn der Zeit durch das Paradigma der Ökonomie gewandelt haben und uns dazu antreiben immer besser, schneller und optimierter zu funktionieren, ebenso wie die Produkte, die es überall zu kaufen gibt.

Wenn Glück aber entsprechend neueren Erkenntnissen als DER Motor begriffen wird – sei er sozialisiert oder naturgegeben – der Menschen zu geistiger und physischer Aktivität antreibt, wäre es unerlässlich zu untersuchen, wie Adressatinnen der Sozialen Arbeit, ja Menschen generell ihre Glücksfähigkeit mehren können, anstatt sie nach allen Mitteln der Erziehungs-Kunst durch Reparatur, auf durch die Gesellschaftsordnung normierte, sprich ‚fremdbestimmte’ Pfade in eine ‚Normarbeitsgesellschaft’ zurückzuführen?

Sind nicht Krisen häufig auch eine Folge unserer erfolglosen Odyssee – dieser ewigen Suche nach einem propagierten, doch nie zu erreichendem Glück, ein Resultat der Diskrepanz zwischen allgemeinen und individuellen Glücksbegriffen in einem Überangebot an Luxus? Viele Menschen fragen sich, ob sie das Recht haben glücklich zu sein und scheitern an traditionellen Leitbildern, da Glück in unserer christlich-kapitalistischen Gesellschaft nicht selten an Leistung gekoppelt wird. Kennen Sie ihn nicht, den Dauerbrenner: „Jeder ist seines Glückes Schmied“? Eine „glückliche Kindheit“ – Ja, und dann? – Wo beginnt der Ernst des Lebens und wer definiert überhaupt den Glücksbegriff? In dieser Arbeit möchte ich den Glücksbegriff kritisch beleuchten und herausfinden, inwiefern dessen Definition mit unserem persönlichen Glück zusammenhängt.

Im ersten Teil beschäftige ich mich mit der Etymologie des Glücksbegriffes und erörtere, ob Unglück nur das Gegenteil von Glück darstellt oder doch auf einem gänzlich anderem Blatt steht.

Sodann unternehme ich einen Streifzug durch Philosophie und Geschichte, um herauszufiltern, was für eine Wandlung der Begriff durchlebte und wer oder was eigentlich unseren heutigen Glücksbegriff prägt.

Im zweiten Teil webe ich einen Flickenteppich heute gängiger Sozialisationsmuster von der Primärsozialisation bis zum Ableben.

Dem schließen sich im Weiteren Hypothesen an, die unsere Glücksmaschinerie und einige ihrer Manifestationen ein wenig näher in den Fokus der Leserin rücken. Die hier ausgewählte Themenzusammenstellung ist selbstverständlich nur ein Auszug aus einer möglichen Themenpalette, die ich aufgrund ihres gewaltigen Umfangs beliebig reduziert und zusammengewürfelt habe.

Und natürlich kommt auch die Religion nicht zu kurz. Umfasste der Absatz über Buddhismus anfänglich nur ein paar Zeilen, fiel mir recht schnell auf, wie wichtig gerade diese Richtung unser Aller Glück bestimmen könnte. Ansätze zu einem glücklicheren Leben gibt es zu Genüge. Viele entstammen ‚fernöstlicher Kultur’ und decken sich mit psychologischen Erkenntnissen ebenso wie mit jenen aus der Hirnforschung. Es ist kein leichtes, Grundsätze wie Meditation und rechte Lebensweise in ein Leben zu integrieren und vermutlich sogar unmöglich sie in die Soziale Arbeit zu integrieren, dennoch erachte ich es für nötig, dass sich angehende Sozialarbeiterinnen und Pädagoginnen zumindest eingehend mit ihren theoretischen Konzeptionen befasst haben sollten.

Im Anschluss frage ich dann nach den Konsequenzen der Abwesenheit von Glücksbegriffen in Politik und Stadtplanung, bevor ich mich der Bedeutung des Glücks in der Sozialen Arbeit und speziell in der Sozialraumorientierung widme.

Abschließend folgen einige Überlegungen dazu, was jede einzelne in ihrem Leben verändern könnte, um ein wenig Glück in ihren Alltag hineinzutragen.

2 Eingrenzung des Glücksbegriffes

2.1 Etymologie

„Alle Menschen wollen glücklich sein.“[iv]

Eine Expedition ins Etymologische ergibt Folgendes:

Das Wort „Glück“ entstammt dem mittelhochdeutschen „gelücke“ und bezeichnet die „Art, wie etwas endet“ bzw. „gut ausgeht“, sprich das günstige Enden einer Begebenheit. Weder die eigene Mitwirkung noch eine besondere Fähigkeit liegen diesem Glücksbegriff zugrunde. Er rangiert somit eher in der Kategorie Schicksal oder Zufall und entspricht in etwa dem Sprichwort „Glück gehabt!“ Auch „mehr Glück als Verstand haben“, passt in diese Kategorie.

Als Mittelweg wird Glück zudem oft als flüchtiger Gemütszustand gesehen, der täglichen, ja stündlichen Wandlungen unterworfen sein kann und laut einigen Studien an Besitz oder bestimmte Tätigkeiten geknüpft ist.[v]

Eine sehr verbreitete Behauptung, die uns dazu bringt eine Lehre zu beenden, das Abitur abzuschließen und an Scheidepunkten unseres Lebens ‚richtig’ abzubiegen, ist nach wie vor: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Der weit verbreiteten Vorstellung nach hängt die Fähigkeit zum Glücklichsein, unabhängig von äußeren Umständen von individuellen Einstellungen und erworbenen Fertigkeiten ab.

Der leistungsgesellschaftliche Kontext, in den dieser Ausspruch heute eingebettet ist, geht meinem Erachten nach in eine unglückliche Richtung. Nehmen wir ihn jedoch aus diesem Kontext heraus, so besagt dieses Sprichwort lediglich, dass eine Jede für ihre Entscheidungen und Taten selbstverantwortlich ist und ihr Leben somit nach eigenen Wünschen und Vorstellungen aktiv gestalten kann, wenn sie die Konsequenzen tragen kann.

Damit nähern wir uns den Gutachten der Glücksforschung, nach dem Glück hauptsächlich von der Selbstbejahung in einer gegebenen Situation abhängt.[vi] Hiermit ist zweifelsohne ein langfristiges Glücksempfinden gemeint, welches oft unseren regelmäßigen Verrichtungen, unseren Beziehungen, unserer Gesundheit und nicht zuletzt unserer wirtschaftlichen Situation Rechnung trägt und zum ‚Glücklichsein’ führen soll. Diese Glücksfähigkeit unter Berücksichtigung der Menschenrechte und der Codes of Ethics der Sozialen Arbeit sollen dieser Lektüre zugrunde liegen.

2.2 Glück und Unglück, zwei Pole, oder nicht?

„Was das Glück anbelangt, so dient es fast nur einem nützlichen Zweck: das Unglück möglich zu machen.“[vii]

Bei der Auseinandersetzung mit dem Glücksbegriff wird niemand umhin kommen, das, was Glück ist näher einzugrenzen. Dabei bin ich über das Unglück gestolpert. Wir wüssten nicht was Glück ist, wenn wir nicht das Unglück kennen würden. Oftmals wird Unglück infolge als das Gegenteil von Glück gedeutet, als würde das Vorhandensein von Unglück das Glück ausschließen.

Paul Watzlawick schrieb in seinem Bestseller „Anleitung zum Unglücklichsein“: „Glück und Glücklichkeit sind schwer, wenn überhaupt, positiv zu definieren. Dies aber hat noch keinen Tugendbold daran gehindert, der Glücklichkeit negative Bedeutung zuzuschreiben. So lautet das inoffizielle Motto des Puritanismus bekanntlich ‹Du darfst tun was Du willst, so lange es Dir keinen Spaß macht.› Ein wenig, aber nicht grundsätzlich anders stellt es einer der Teilnehmer an der Glücksdebatte dar. ‹Ich glaube es ist unerlaubt von Glück zu reden, unter den gegenwärtigen Weltzuständen.› (...) Zugegeben es fällt einem schwer sich auch nur einem Glas frischen Wassers zu erfreuen, wenn zur selben Zeit Menschen in der Dritten Welt am verdursten sind.“[viii]

Es wird vermutlich immer Menschen geben, die sich nicht trauen glücklich zu sein, um nicht den Unmut ihrer Mitmenschen auf sich zu lenken oder interessant zu bleiben. Der erhobene Zeigefinger kann überall lauern. Aber ist nun Unglück das Gegenteil von Glück? Die Sprache an sich würde diese Frage unwiderlegbar bejahen, denn der Duden verrät uns im Kapitel über die Präfigierung von Nomen, dass „das Präfix un eine Verneinung, eine negative Bewertung oder – bei Mengenangaben – eine Verstärkung ausdrückt“[ix]. Auch findet man in der Belletristik unzählige Beispiele dafür, dass deutsche Autorinnen es ebenso halten.

Obwohl diese Begriffe, die der gewachsenen Sprache entstammen, in der Regel als Gegensätze empfunden werden – was ja schon die Grammatik unverkennbar zum Ausdruck bringt – verneinen einige Glücksforscherinnen aus den Rängen der Schulmedizin diese Frage jedoch mit der Begründung, dass positive und negative Gefühle unterschiedliche Hirnregionen aktivieren und somit im Körper verschiedene chemische Vorgänge ablaufen lassen. Entsprechend können sie auch gleichzeitig empfunden werden. Es wäre ja geradezu typisch für die Natur des Menschen Widersprüche in sich zu vereinen, dennoch wollen wieder andere Forscherinnen herausgefunden haben, dass unsere Gefühlswelt eindimensional ist, sprich positive Gefühle die negativen verdrängen und umgekehrt.[x] Denn wenn ich mich viel mit dem eigenen Unglück beschäftige, bleibt mir nur wenig Zeit mich um mein Glück zu kümmern.

Dabei kann es doch in der Tat passieren, dass ich schlimm krank werde und glücklicherweise im Krankenhaus liege, während das Flugzeug abstürzt, das mich ansonsten in den Urlaub gebracht hätte. - Das wäre dann Glück im Unglück. Oder ich blicke nach Jahren auf eine Etappe in meinem Leben zurück, die ich als sehr einschneidend empfand und befinde, dass mich dieses Erlebnis positiv geprägt hat.

Glück und Unglück – soviel ist klar – liegen zumindest nahe beieinander. Schlussendlich werden wir diese Frage hier demnach nicht klären.

In dieser Arbeit sollen nun Glück und Unglück entsprechend unseres Sprachgebrauchs als gegenteilig verstanden werden.

2.3 Geschichte des Glücksbegriffes

„Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“[xi]

Schon in der Antike finden wir zahlreiche der Gegenwart ähnliche, und doch zum Teil äußerst gegensätzliche Vorstellungen von dem, was Glück eigentlich bedeutet. Im alten Griechenland etwa im Begriff der Eudaimonie („guter Dämon“) als das höchste Lebensziel.

Das Glück wird auf unterschiedlichste Weisen angestrebt – durch menschliche Leistung, religiöses, gemeinschaftliches Verhalten oder die Maximierung innerer Güter. Allen antiken Glücksvorstellungen ist gemein, dass es sich nicht um flüchtige Momente der Freude handelt, sondern immer um etwas Beständiges und Nachhaltiges – einen dauerhaften Lebenserfolg. Zudem wird das Glücksbestreben als die Grundmotivation menschlichen Handelns verstanden und nicht als etwas das einer Person nach Gutdünken vom Schicksal zuteil wird.

Schon Sokrates begründete die Idee, dass ‚jeder seines Glückes Schmied’ sei, denn Eudaimonie ist ihm zufolge kein Privileg der Gutbetuchten, sondern etwas, was eine jede durch vernünftiges und tugendhaftes Handeln erreiche – durch die Ausbildung von Vernunft, die zur vollen Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit führt. Äußere Lebensgüter bedeuteten ihm wenig. Er lief über den Markt und stellte frohlockend fest: „Wie vieles gibt es doch, dessen ich nicht bedarf!“[xii]

Aristoteles befand, die Eudaimonie sei an eine Tätigkeit gebunden, andernfalls könnte sie ja auch im Schlaf oder in der Art des Pflanzenlebens erlangt werden.[xiii]

Mit dem Hellenismus ließ dann die Askese zum Zwecke der Erreichung von Eudaimonie nicht länger auf sich warten. Als Alexander der Große Diogenes von Sinope nach seinen Wünschen fragte, soll dieser gesagt haben „Geh mir aus der Sonne.“[xiv]

Die Anhängerinnen Pyrrhons schließlich gingen so weit, dass sie – wie es auch heute bei vielen Menschen der Fall ist – sogar gänzlich auf Erkenntnis verzichteten. Sie nannten es Ataraxie („Unerregtheit“) und sahen den Weg zur Eudaimonie darin, „meinungslos“ zu bleiben, sich also jeglichen Urteils zu enthalten.

Die Epikureerinnen setzten auf gezielt maßvolle Bedürfnisbefriedigung und Unlustvermeidung, auf das Glück eines dauerhaften, maximalen Lustgewinns und auf einen hohen Stellenwert von Freundschaft. Der Tod selbst ging sie nichts an, denn dieser sei schließlich nur der Verlust der Wahrnehmung.[xv]

Die Stoikerinnen schließlich wussten, dass „beständiger Seelenfrieden auf solche Freiheit folgt, sobald wir uns dessen entledigt haben, was uns lockt oder schreckt“[xvi].

Das Streben nach Eudaimonie war stets ein nach innen gerichteter Prozess der Reflexion des eigenen Handelns und Denkens. Die Autorität der Kirche hingegen etablierte in den folgenden Jahrtausenden eine außen stehende Kontroll- wie Schicksalsinstanz und somit eine Gesellschaft, die ihr Glück im Einklang mit Gott und den christlichen Werten suchte. Erst vor ein paar hundert Jahren, nachdem die Kirche die Ethik fast eineinhalb Jahrtausende in eisernen Händen hielt, mit der Entdeckung der neuen Welt und später der Französischen Revolution wurden im Zuge der beginnenden Aufklärung die griechischen Philosophen von Köpfen wie Bentham und Kant erneut aufgegriffen – allerdings mit dem für die Neuzeit typischen Unterschied, dass diese Glückskonzepte nicht vorrangig auf individuelles Seelenheil zielen, sondern auf gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt.[xvii] Da haben wir zum einen den Utilitarismus, der das Glück im liberalistischen Sinne in der unbegrenzten Freiheit sucht und auf der anderen Seite den kategorischen Imperativ, der durch rechtes Handeln, Rücksicht und dergleichen versucht, das Glück der Einzelnen indirekt durch eine gerechte und glückliche Gesellschaft zu sichern.[xviii] Kant verstand nicht mehr das Glück als höchstes Lebensziel, sondern die Pflicht.

Beide Strömungen setzen sich bis heute in Politik, Philosophie und somit den Köpfen der Menschen fort, ergänzt durch eine breit gefächerte Glücksforschung quer durch die naturwissenschaftlichen Disziplinen sowie Einflüssen verschiedener Religionen und spiritueller Strömungen.

2.4 Wer definiert Glück in der Gegenwart?

„Wann freut sich ein Buckliger? – Wenn er einen noch größeren Buckel sieht.“[xix]

Es scheint, als gäbe es eine ganz simple Antwort auf diese Frage: Eine Jede entscheidet für sich selbst, ob sie glücklich ist. Doch ist das wirklich so?

Woran lässt sich Glück festmachen? Bei den meisten Menschen stellt sich Glück dann nachhaltig ein, wenn der persönliche Istwert einen normativen Sollwert erreicht hat: Ein Mann und vier Kinder, ein Platz in der Chefinetage, das totale innere Schweigen nach 10 Jahren Meditation, die perfekte Figur, eine beachtliche Anhängerinnenschar für die geplante Revolution, die Veröffentlichung des ersten eigenen Romans, ein vollendetes Kunstwerk, eine Pilgerreise, der totale Einklang mit Jesus, das schnellste Auto weit und breit, das autarke Leben auf dem Land – all dies kann Glück, all dies kann Unglück oder gar beides zugleich sein, all dies sind typische Sollwerte, die uns von der schillernden Vielfalt unterschiedlicher Autoritäten suggeriert werden.[xx]

Dabei ist es in der Tat so, dass der Glücksbegriff in sämtlichen menschlichen Zusammenhängen – seien es nun indigene Stämme oder eine Gesellschaft wie die unsrige – im Grunde genommen fremdbestimmt ist. Das ist nur ‚natürlich’. – Denn Menschen sind soziale Wesen und die Gruppe setzt ergo einen Gemeinschaftsstandard.

Glückliche Menschen müssen sich mit dieser Begrifflichkeit jedoch nicht auseinandersetzen: wer glücklich ist, fragt nicht nach Glück. Das tun nur jene, denen es an etwas mangelt.

In diesem Sinne ist der Glücksbegriff ein Konstrukt, mit dem sich Menschen lenken lassen, denn es liegt in der menschlichen Natur glücklich zu sein. In unserer Gesellschaft wird nun dieser Trieb von der Industrie missbraucht, um möglichst viele Waren abzusetzen. Das menschliche Sein und menschliche Bedürfnisse treten dabei vollständig in den Hintergrund.

Je aufgeklärter und gebildeter wir sind – so sollte frau meinen – desto eher suchen wir uns die Leitbilder aus, die unserem Charakter schmeicheln, desto eher finden wir unser Glück. Das mag grundsätzlich richtig sein, doch leben wir unter einem ständigen Suggestionsdruck von Medien und Werbung, „in einer überklebten Welt“,[xxi] der zu entfliehen in der heutigen Gesellschaft kaum mehr möglich scheint.[xxii] Politik und Medien sind längst Sprachrohr wirtschaftlicher Interessen[xxiii], die uns ihr Glück mannigfaltig bis ins Wohnzimmer hinein feilbieten. Wir alle haben die verlockenden Glücks- wie Leitbilder tausendfach geschluckt und wiedergekäut, bis sie ein fester Bestandteil unserer Identität wurden. Und all diejenigen, die versuchen der Zwangsjacke Konsum zu entfliehen und infolge dessen nach Auswegen suchen, laufen dennoch Gefahr zur Zielgruppe für jene zu werden, die für sie am Wegesrand interessante, alternative Lebenskonzepte bereithalten. Ist es vielleicht tatsächlich so, dass gerade unsere Besitztümer und der Überfluss in dem wir Leben, unser Unglück besiegeln, wie es unter anderem Sokrates zu lehren suchte?

Dem normativen Sollzustand entgegen hält Jean Liedloff in ihrem Werk „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ einen Sollzustand, den uns die Evolution mitgibt; das so genannte Kontinuum. Nach ihrer Theorie ist die psychische und seelische Ausgangskonfiguration, mit der wir unseren Planeten betreten, geprägt durch eine „Erwartung“ dessen, was wir dort vorfinden werden, in der Art, wie man beispielsweise das Vorhandensein einer Lunge als Erwartung von Atemluft verstehen kann. Daraus ergibt sich ein ganz anderer Sollwert, nämlich einer, der uns zurückführt zu angeborenen Instinkten und zu den tendenziell noch „unverfälschten“ Gesellschaftsformen der Naturvölker.[xxiv]

Diverse Religionen und spirituelle Praktiken preisen ebenfalls Wege ins Glück – manche mit Alleingültigkeitsanspruch, manche ohne. Die meisten dieser Definitionen entstammen zwar der tiefen Vergangenheit, ihre Gültigkeit besteht aber auch in der Gegenwart und das sogar mit steigender Beliebtheit.

2.5 Die Glücksforschung

„Ein Paradigma bezeichnet das jeweils gültige oder für gültig gehaltene Gesamtweltbild der Wissenschaft. Ein solches Paradigma ist natürlich eine Konstruktion.“[xxv]

In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts implantierte James Olds Reizelektronen im Hirn von Ratten und verband diese mit einem Hebel, den die Tiere selbständig bedienen konnten. Bei bestimmten Lokalisationen dieser Elektroden drückten die Tiere den Hebel unermüdlich und reizten sich folglich bis zur totalen Erschöpfung.[xxvi] Später wurde bei Versuchen am menschlichen Gehirn herausgefunden, dass die elektrische Stimulation eben dieser Hirnregionen extrem euphorisierende Zustände auslöst.[xxvii] Daraus wurde geschlossen, dass sich Glück messen lässt und als naturgegebene Kraftquelle zu den stärksten Determinanten des Verhaltens zählt.[xxviii]

Die Neurowissenschaften liefern uns gerade in den letzten Jahrzehnten umfangreiche Erkenntnisse über die chemischen Vorgänge in unserem Körper, die stattfinden wenn wir Glücksgefühle empfinden. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand sind vor allem die so genannten Opioide sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin daran beteiligt.[xxix] Es handelt sich um verschiedenartige biochemische Botenstoffe, die Informationen von einer Kontaktstelle der Nervenzelle (Synapse) zur anderen weitergeben.

Dopamin gilt gemeinhin als Lustmolekül – der Stoff, der das Begehren auslöst und alle Hebel in Bewegung setzt, das begehrte Objekt zu erlangen. „Zu begehren hebt die Stimmung, etwas erreicht zu haben noch mehr. […] Ein Traumkleid, eine goldene Kreditkarte, […] alles eignet sich, um die Lustmaschine am Laufen zu halten.“[xxx] Weil aber „die Freude über das neue Sommerkleid nicht lange vorhält, kauft man sich bei nächster Gelegenheit noch die passenden Prada-Pantoletten. Schließlich war der Preis heruntergesetzt, man musste einfach zugreifen, auch wenn die Schuhe eigentlich eine halbe Nummer zu groß waren. So leben nicht wenige eigentlich gut verdienende Leute ständig am Rande ihres Dispokredits.“[xxxi]

Beauftragt werden diese ‚Überbringerinnen’ vom Gehirn doch nicht nur beim ‚Einkaufsvergnügen’, sondern bei verschiedenen Aktivitäten, darunter Nahrungsaufnahme, Sex, Glücksspiel, aktives Grinsen, aber auch passiv durch Sonneneinstrahlung sowie durch die Einnahme bestimmter stimulierender Substanzen, derer vielfältig in Psychopharmaka, Drogen (Alkohol, Nikotin, Koffein, …), Schokolade oder künstlichen Nahrungszusätzen enthalten sind. All diese Stofflichkeiten beeinflussen den Informationsfluss im Gehirn und wirken direkt oder indirekt auf dessen euphorisierendes ‚Belohnungscenter’ ein.[xxxii] Das Fatale ist, dass der Körper sich ‚merkt’ welches Verhalten die meisten Glücksmomente hervorruft, sich aber zeitgleich an die Glücksauslöser gewöhnt, so dass die selbe Dosis eine abnehmende Intensität ihrer Wirkung mit sich bringt und wir einen Drang nach mehr verspüren.[xxxiii] Dadurch würde sich auch das hohe Suchtpotential dieser Stoffe erklären – die Sucht nach dem Glücksgefühl – und die daraus resultierende signifikante Zunahme an Übergewichtigen in den Industrieländern.[xxxiv] Begehren läuft aufgrund des heutigen Überangebots einfach aus dem Ruder. „Gegen solche Selbstschädigung hat die Evolution nicht vorgesorgt, denn in die ferne Zukunft konnte sie nicht planen.“[xxxv] Wie sollte sie – als das Überlebens- und Versorgungsprogramm angelegt wurde – auch wissen, dass wir irgendwann einmal in Versorgungsgütern und Glückspillen schwimmen, in rauen Mengen Mohn pflanzen und Bier brauen würden.

Die Genetik macht Riesensprünge. Tagtäglich werden neue Gene gefunden, die unter anderem für unser Glücksempfinden, unseren Appetit, ja sogar für Arbeitsmoral und Morgenmuffeligkeit verantwortlich sein sollen.[xxxvi] Erkenntnisse, die eine anwachsende Menge an populistischer Literatur füllen und einen für die Gegenwart typischen Wertewandel mit sich bringen – hin zu einem biologischen Determinismus und weg von der Annahme, dass eine jede ihren Weg ohne Vorbestimmung gestalten kann. Dabei ist gerade das menschliche Gehirn „so wandlungsfähig, wie kein anderes System, das die Natur hervorgebracht hat.“[xxxvii]

So wird häufig angenommen, dass Entwicklung, Funktion und Kapazität des Gehirns bereits vorprogrammiert sind und innerhalb der ersten Lebensjahre fixiert werden. Nach Prof. Braun kommt es jedoch in allen Entwicklungsstadien zu einem Wechselspiel zwischen angeborenen und äußeren Einflüssen. – Dominieren vor der Geburt noch die determinierten Programme, so übernehmen danach vorwiegend die emotionalen Erfahrungen die Regie, um das heranwachsende Individuum optimal auf die Umwelt- und Lebensbedingungen abzustimmen. Eine interessante, abwechslungsreiche Umgebung regt das Gehirn dabei zu einer verstärkten Aktivität an, während ein Mangel oder Fehlen dieser Anregung zu Unter- oder sogar Fehlentwicklung führen kann.[xxxviii]

Prof. Braun und ihre Mitarbeiterinnen untersuchten an Strauchratten wie Elternkontakt die Hirnentwicklung der Kinder beeinflusst. Sie separierten in einem Versuch die Rattenkinder und verglichen das Ergebnis mit denen der Kinder, die nicht von ihren Eltern getrennt wurden. Bereits nach acht Tagen wiesen die separierten Säuger extrem verminderte Stoffwechselaktivität im Vorderhirn auf. – Sie arbeiteten sozusagen auf ‚Sparflamme’, was auf längere Sicht zu synaptischen Veränderungen und somit zu einem fehlgeknüpften neuronalen Netzwerk führt, das Verhaltens- oder Lernstörungen bis hin zu psychischen Erkrankungen bewirken kann.[xxxix] Auch Heimkinder zeigen entsprechende Defizite der intellektuellen und emotionalen Kompetenzen.[xl] Wie nötig Liebe und Geborgenheit für unsere Entwicklung ist, wissen wir spätestens seit den Versuchen Friedrichs des Zweiten im 13. Jahrhundert. In seinem Forscherdrang separierte er Kleinkinder. Gut versorgt, aber ohne menschlichen Kontakt starben sie.[xli] Egal in welchem Alter, sind feste Bindungen an andere „einer der wenigen äußeren Faktoren, die unter praktisch allen Umständen die Lebenszufriedenheit steigern.“[xlii] Ohne Netzwerke und Vertraute kann das Leben durchaus zur Qual werden. Doch nicht nur Kontakte zu Mitmenschen sorgen für Zufriedenheit, sondern auch ein angemessenes Maß an Beschäftigung, wofür wiederum das Dopamin verantwortlich sein soll.[xliii] Es ist völlig egal, ob es sich um eine förderliche Arbeitsstelle oder nur um die Ausübung eines Hobbys handelt, denn „jedes Interesse steigert die Lebenslust.“[xliv] Desgleichen trainiert Sport Körper, Geist und Seele. Kommen die Muskeln in Bewegung, werden Opioide freigesetzt, die unser Leben bunt und euphorisch machen. Regelmäßige körperliche Ertüchtigung verhilft uns zu einem besseren Körpergefühl, zu mehr Selbstvertrauen und vertreibt sogar Angst und Niedergeschlagenheit.[xlv] Bewegung könnte demnach als eine Triebfeder des Glücks bezeichnet werden. Müßiggang hingegen gilt als sicherer Weg in die Depression.[xlvi] Wenn allerdings eine Form der Befriedigung mit größeren Anstrengungen verbunden ist als andere, hat sie in der Regel schon verloren.[xlvii]

Nach Braun ist neben dem Bindungsverhalten, dass die Versorgung von Neugeborenen sicherstellt, vor allem der Lerntrieb angeboren. Neurobiologisch erklärt sie dies folgendermaßen: Das Gehirn erstellt anhand von Abwechslungen und Anregungen Denk- und Erklärungskonzepte. Dabei führt jeder Lernerfolg zu einer Ausschüttung körpereigener Drogen und somit zu einem Glücksgefühl. Infolge lässt sich von einer natürlichen ‚Lernsucht’ sprechen – und dies vor dem Hintergrund einer unerschöpflichen Leistungskapazität.[xlviii]

Im erwachsenen Gehirn finden nur noch vergleichsweise subtile Veränderungen beim Lernen statt. Ich möchte nicht ausschließen, dass sich dies zum Teil auch auf unsere Sozialisation zurückführen lässt. – Der Geist wird durch Erfahrung geformt und „je öfter die Neuronen angeregt werden, umso sicherer entsteht eine dauerhafte Verbindung. […] Wenn Verknüpfungen einmal entstanden sind, erhält Wiederholung sie am Leben.“[xlix] So kann Missmut beim Lernen zur Gewohnheit werden.

Neben direkten Glücks-Messungen am menschlichen Gehirn hat es ebenso ‚bescheidenere’ Erhebungen gegeben, um dem Glück auf die Spur zu kommen. Regelmäßige Befragungen in Großbritannien – beginnend im Jahre 1948 – brachten dabei ans Licht, dass die Menschen in einer Gesellschaft mit wachsendem Lebensstandard keineswegs glücklicher werden, sondern ihr Glückslevel in etwa beibehalten.[l] „Denn Lebenserwartung funktioniert ein bisschen wie Alkohol oder Drogen: Wenn ich eine neue angenehme Erfahrung gemacht habe, dann brauche ich immer mehr davon, um weiterhin das gleiche Glück dabei zu empfinden.“[li] Das Bruttosozialprodukt ist demnach kein guter Maßstab, wie auch der Anstieg von Alkoholismus, Depressionen, Selbstmorden und Kriminalität seit damals verdeutlichen.[lii] „Am schnellsten gewöhnen wir uns an materielle Besitztümer, aber nur in geringem Maße an unser ‚soziales Kapital’. Die Folge ist, dass wir viel zu viel Zeit darauf verwenden, zu arbeiten und Geld zu verdienen, und dabei andere Aktivitäten sträflich vernachlässigen.“[liii]

3 Glückliche Sozialisation

„Leben ist Zeichnen ohne Radiergummi“[liv]

Um der Frage nach dem Glück auf die Spur zu kommen, erscheint es mir sinnvoll, diejenigen Aspekte des Lebens abzuklopfen, die im Leben der meisten Menschen eine wichtige Rolle spielen, wie etwa ‚Glückliche Kindheit’, Liebe & Partnerschaft, Arbeit, Altersvorsorge, Fernsehen und nicht zuletzt Persönlichkeit, um nur einige Stationen dieser Arbeit zu nennen.

Èmile Durkheim ordnet Gesellschaften in seinem Werk ‚Die Regeln der soziologischen Methode’ ein kollektives Gewissen oder Bewusstsein zu, das durch Erziehung in die Individuen hineingetragen wird und sich in dessen Werten, Riten und Wahrheiten widerspiegelt. Der kollektive Zwang selbst wird erst in abweichendem, sprich regelwidrigem Verhalten erkennbar.[lv] In diesem Sinne möchte ich zunächst die Wegwerdung des Menschen näher beleuchten.

3.1 Glückliche Kindheit

„Die Schaukel überlegt gerade, ob sie Dich mit warmem Wasser besprühen soll oder nicht.“[lvi]

„Die erste wirkliche Wahl, die ein menschliches Baby treffen muss, ist, ob es einem anderen Menschen vertraut oder misstraut. Dieses grundlegende Stadium ‚Vertrauen-gegen-Misstrauen’ ist der erste Baustein, auf dem alle späteren Liebesbeziehungen aufgebaut sind“, sagt Dr. Ken Magid.[lvii] Doch hat ein Baby wirklich die freie Wahl, ob es vertraut oder misstraut, glücklich oder unglücklich wird?

Spätestens mit dem ersten Schrei beschreitet ein Mensch den Weg der Sozialisation, sprich die Adaption an gemeingültige Denk- und Gefühlsmuster durch die Verinnerlichung herangetragener Werte. Nach E. Durkheim haben wir es hier mit Manipulation zu tun. Edwin Streich spricht bei diesem Prozess von einer Politikation.[lviii]

Soziologinnen gehen davon aus, das Geheimnis für unsere lebenslange Suche nach Glückseligkeit läge zum Großteil in der frühen Kindheit.[1] Sehen wir uns die aktuell praktizierte Erziehung also einmal genauer an:

Viele Menschen, die in die Situation geraten, Eltern zu werden, beschäftigen sich irgendwann mit der Frage nach der richtigen Erziehungsmethode. Dafür begeben sich viele Baldeltern in einen Buchladen, lassen sich von einer jungen Verkäuferin um die 23 Jahre beraten und suchen sich eine ‚Gebrauchsanweisung’ heraus, die sie für angemessen halten.[lix] Sie suchen nach etwas, das sich weitestgehend mit dem deckt, was sie kennen oder im Trend liegt. „Dabei kann es gerade Mode sein, dass Baby schreien zu lassen, bis es resigniert, abstumpft und ein ‚braves Baby’ wird. (…) Was immer es sei, die jungen Mütter lesen und gehorchen (…) ohne Vertrauen auch zu den ‚Beweggründen’ des Babys, aus denen es immer noch vollkommen deutliche Signale aussendet.“[lx]

Die erste Euphorie ist schnell verraucht, wenn die Eltern feststellen, dass sie ihrem Kind nicht irgendein Leben geschenkt haben, sondern ihr eigenes[lxi] – da müssen Kompromisse her. Ein glückliches Kind soll eigenständig die Welt entdecken dürfen, aber ein glückliches Kind braucht glückliche Eltern. Schnell heißt es dann „Kinder brauchen Grenzen“[lxii]. Ein hohes Maß an Unterdrückung und Freiheitsberaubung im Babyalter ist heutzutage das, was die Menschen hierzulande unter einer „normalen“ Erziehung verstehen. „Babys sind in der Tat zu einer Art Feind geworden, den die Mutter besiegen muss“[lxiii]: Eingesperrt im Laufgitter, angegurtet im Buggy, festgeschnallt an die automatische Babywippe, die Herzklopfen imitiert oder gar angeleint bei ihren ersten Laufversuchen sind die Süßen dann glücklich, sicher und geborgen. Und das Säuglinge viel schreien ist doch normal, oder? Das tun sie schließlich um ihre Macht auszuloten – nicht etwa aus Unbehagen.[lxiv]

Instinkte sind tierischer Art und so wird auf sie in einer Zeit der technischen Errungenschaften gemeinhin nur wenig Wert gelegt. Ein Kaspar Hauser oder zahlreiche Überlieferungen von Wolfskindern[lxv] belegen jedoch, dass auch Menschen mit Fähigkeiten geboren werden, die sie aufgrund von ‚Nutzlosigkeit’ im Laufe der Jahre einbüßen.[lxvi] Junge Eltern glauben heutzutage eher dem, was sie gelesen haben, im Fernsehen sehen oder gesagt bekommen, als ihrem Gefühl. Hierzu eine Passage aus Jean Liedloffs Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit“:

„Das Zuhause ist im Wesentlichen von der Entbindungsstation nicht zu unterscheiden, bis auf das Wundsein. Die Stunden, in denen der Säugling wach ist, verbringt er in Sehnsucht, Verlangen und in unablässigem Warten darauf, dass Richtigkeit im Sinne des Kontinuums die geräuschlose Leere ersetzen möge. Für wenige Minuten des Tages wird sein Verlangen aufgehoben und sein schreckliches, auf der Haut kribbelndes Bedürfnis nach Berührung, Gehalten- und Herumgetragenwerden wird erfüllt. Seine Mutter ist eine, die sich nach viel Überlegung dazu entschlossen hat, ihm Zugang zu ihrer Brust zu gewähren […] Anfangs fällt es ihr schwer ihn nach dem Füttern wieder hinzulegen, besonders weil er so verzweifelt dabei schreit. Aber sie ist überzeugt davon, dass sie es tun muß, denn ihre Mutter hat ihr gesagt (und sie muß es ja wissen), daß er später einmal verzogen sein und Schwierigkeiten machen wird, wenn sie ihm jetzt nachgibt.“[lxvii]

Der Wille eines Kindes wird bereits lange vor dem Sprechen des ersten Wortes gezähmt. Dabei stoßen Kinder nach Dr. T. Gordon – Pionier der humanistischen Psychologie und Verfechter der ‚niederlagelosen Methode’ – automatisch an natürliche Grenzen. Er kritisiert den Mangel an Vertrauen, mit dem Eltern schon Neugeborenen begegnen.[lxviii] Kinder wollen die Welt be-greifen, greifen danach und scheitern an unnatürlichen Konventionen. Denn in einer aufgeteilten Welt, in der die Menschen durch die Überreichung einer Plastikkarte oder einer Banknote nur kurzfristige Verbindlichkeiten eingehen[lxix] und das Haben an die Stelle des Seins getreten ist[lxx], dürfen Kinder selbstverständlich nicht einfach irgendetwas an sich nehmen, sondern bekommen es von den Großen nach Gutdünken zugeteilt. So wird ‚meins’ meist eines der ersten wichtigen Worte, um sich mitzuteilen. Laut Liedloff wird Liebe zum Baby häufig über Besitz und Materie ausgedrückt, die Nähe ersetzt und somit zwangsläufig zum Ersatz für mangelnde Bedürfnisbefriedigung wird.[lxxi]

Auch Etiketten werden groß geschrieben, denn Eltern wollen sich mit ihren Zöglingen ja nicht blamieren.[lxxii] So ist es nicht etwa Dank genug, wenn ein Kind sich sichtlich über eine Überraschung freut – Nein! ‚Danke’ muss es schon sagen.[lxxiii] So beten Tausende von kleinen Menschen unter Aufsicht verkrampft ein ‚Danke’ herunter und verlernen so allmählich tatsächliche Freude auszudrücken. Ähnlich verhält es sich mit dem kindlichen Willen. Ihr ‚Nein’ zählt wenig und oftmals wird davon ausgegangen, dass sie auch noch gar nicht wissen, was sie wirklich wollen. So wird ihr Wille mannigfaltig gebrochen. Sie „wollen“ in die Badewanne, „wollen“ etwas essen, „wollen“ sich umziehen, werden zur Großmutter oder in die Kita verbracht, weil ihr ‚Nein’ und häufig auch sie selbst in dieser Gesellschaft keinen Platz mehr haben. Wie sollten kleine Menschen da lernen ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und herausfinden, was sie zum Leben benötigen? Einem Kind begegnen Erwachsene nur selten auf Augenhöhe – mit dem nötigen Respekt und der Anteilnahme, wie sie dies etwa bei einer guten Freundin tun würden.[lxxiv] Schließlich muss ein Kind erzogen werden.

Im Baukastensystem von Eltern finden sich Verhaltensweisen, die in einer partnerschaftlichen Beziehung zu anderen Erwachsenen oft als Tabu gesehen werden und in einem Kind zu Recht anstatt Verständnis Schuldgefühle, Trotz, Rachegelüste oder den Verlust der Selbstachtung implizieren. Dazu zählen unter anderem etwa Ignorieren, Beschuldigen, Urteilen, Verhöhnen, Interpretieren, Psychoanalisieren oder Anleiten.[lxxv] Ein Kind hat zu gehorchen und zu funktionieren. So ist von Bevormundung: „Nein, das kannst Du noch nicht!“ und „Rutsch jetzt, sonst spielen wir nachher nicht mit der Eisenbahn!“ über sich selbst erfüllende Prophezeiungen: „Du fällst da runter!“ – „Siehst Du! Hab ich es Dir nicht gesagt?! Hör auf zu heulen und komm!“ bis hin zu Kreativitätsblockern, wenn das Kind etwa einen fünfköpfigen Sandtiger gebaut hat: „Das ist doch Quatsch. So etwas gibt es nicht!“ auf Kinderspielplätzen alles zu hören.[2] Hier gilt es zu bedenken, dass Kinder von Erwachsenen lernen und deren Verhalten spiegeln. „Wenn Sie Ihr Kind beschimpfen, weil es Sie soeben ‚blöde Kuh’ genannt hat, lernt es wohl kaum auf gemeine Ausdrücke zu verzichten. Wenn Sie Ihrem Sohn einen Legostein an den Kopf werfen, weil er damit geworfen hat, lernt er bestenfalls Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Wenn Sie Ihre Tochter schlagen, weil Sie Ihren kleinen Bruder gehauen hat, wird sie sich fragen, ob man nicht doch schlagen darf. Man darf sich halt nur nicht erwischen lassen.“[lxxvi] – Erwachsene sind in jeder Hinsicht Vorbilder und so legen Eltern und Gesellschaft bereits in frühen Jahren das Fundament für ein glückliches oder unglückliches Leben.

Kinder erleben Glücksmomente, wenn sie sich im Spiel verlieren dürfen, den Moment selbst vergessen und wenn es ihnen erlaubt ist, in Kontakt mit ihren Grundbedürfnissen zu sein. Allen voran benötigen sie Fürsorge, Liebe, Wärme und Geborgenheit.[lxxvii] Ob sie dies bekommen, hat leider wenig mit freier Wahl zu tun.

3.2 Kinderrechte

„Recht hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun.“[lxxviii]

Immer wieder wird dazu aufgerufen, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern, denn scheinbar kann das Grundgesetz nicht auf sie angewendet werden. Sind Kinder also keine Menschen und kann eine Klausel im Grundgesetz sie überhaupt vor Diskriminierung, Freiheitsberaubung oder Unrecht bewahren?

Oft begegnet mir auf Kinderspielplätzen oder in Kinderzimmern folgende Situation: Die Kinder sind über ein Spielzeug oder eine Unachtsamkeit in einen Streit geraten. Die Mutter springt auf, reißt ihr Kind grob am Handgelenk hoch, beschimpft es oder sagt: „Wir streiten nicht!“. Manchmal gibt es für derlei Ungebührlichkeit auch einen Klaps und „zur Strafe gehen wir nach Hause!“ Das ist mit Sicherheit publikumswirksam und hat den Artikel 1 des Grundgesetzes kurzerhand ausgehebelt. Die Mutter jedoch wahrte ihr Gesicht und dem Recht wurde genüge getan. Natürlich muss es ihr die erziehungsberechtigte Person des anderen Kindes gleichtun, was meist geschieht. Auch sie will ihr Gesicht nicht verlieren. – Bei dieser Art von Intervention wird häufig nicht lange geschaut, worum es geht, ob der Streit wirklich ausartet oder welches Kind ihn begonnen hat. Kinder werden in ihre Zimmer verbannt oder bekommen den Nachtisch gestrichen. – Ein typisch hierarchisches System.[lxxix]

Ich möchte hier eine ähnliche Situation zur Veranschaulichung spiegeln: Der Vater gerät mit der Mutter in einen Streit. Das Kind geht dazwischen: „Es ist nicht nett von euch zu streiten. Ich werde es nicht tolerieren. Geht bitte beide auf euer Zimmer, bis ihr euch wieder beruhigt habt!“ Oder ich stelle mir eine Freundin vor, die aus Unachtsamkeit über meinen teuren Rock ihren Himbeersaft verkippt hat, obwohl ich ihr gesagt hatte, wie viel mir das gute Stück Materie bedeutet. Ob die Freundin wohl einer erneuten Verabredung zusagen würde, wenn ich sie zur Strafe eine Viertelstunde in der Ecke stehen lasse? Oder besagte Freundin lässt etwas auf meinen Teppich fallen und ich sage „Du hebst das jetzt sofort auf“, während ich von zehn aus rückwärts zu zählen beginne. Ein Kind riskiert zusätzlich eine schallende Ohrfeige.[lxxx]

Dabei lehrt uns das BGB: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“[lxxxi] – In der Realität sieht dies anders aus: Die Kindheit wird rauer. Laut der Sozialwissenschaftlerin Sigrid Tschöpe-Scheffler „leben wir in Zeiten, in denen durch den Konkurrenzdruck, die Leistungsfähigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit – gerade von der Wirtschaft – der angepasste, der lenkbare Bürger gefordert ist. Und in diesen Zeiten wird eben auch die Erziehung zur Gehorsamkeit wieder aktiviert.“[lxxxii] Und wo Gehorsam gefordert wird, da muss das Recht weichen.

Autorität, ob in Gestalt von Eltern, Lehrerinnen oder Gesetzbüchern ist „nie etwas anders als die täuschende Maske der Gewalt“[lxxxiii]. „Sie [die Autorität] wirkt immer von oben nach unten und findet – ob in Politik oder Pädagogik – stets nur Gefolgschaft auf Zeit, nie Lösungen von Dauer. Auch macht Autorität dumm: es gilt nicht, was einer sagt, sondern wer etwas sagt.“ Demnach haben in unserer Gesellschaft die Großen und die Mächtigen das Sagen. Schon kleine Kinder tragen dies glänzend zur Schau, wenn sie noch kleinere Kinder nach dem Vorbild ihrer Eltern zu reglementieren versuchen: „Der ist zu klein. Der darf hier noch nicht drauf!“ Oder: „Sag das richtig!“

Schläge und Herabsetzungen – gesetzlich geregelt oder nicht – sind leider nicht immer das letzte Mittel der Wahl und häufig ernten Eltern, denen ja die ‚Verfügungsgewalt’ obliegt, in der Öffentlichkeit das tatkräftige Nicken einer verständnisvollen Umgebung. Es ist noch nicht lange her, da durfte ein aufgebrachter Ehemann seine ‚widerspenstige’ Frau in dieser Form züchtigen und mit ebensolchem Verständnis rechnen. Gerade das Private ist in diesem Zusammenhang ein Politikum und traditionell fest in den Köpfen verankert. Mit Paragraphen lassen sich Kinderrechte also kaum schützen.

3.3 Die Menschwerde-Maschinerie

„Der Bonsaibaum in dem reizenden Topf hätte an einem Berghang fünfundzwanzig Meter wachsen können, bis der Blitz ihn gespalten hätte. Aber der Gärtner beschnitt ihn sorgsam. Dreißig Zentimeter ist er hoch... Bei lebendigen Geschöpfen muss man sehr früh beginnen mit der Verkümmerung des Wachstums: die eingebundenen Füße, das verkrüppelte Gehirn, das Haar in Lockenwicklern, die Hände, die ihr zu berühren liebt.“[lxxxiv]

Sicher ist es heute schwieriger als etwa noch Anfang des letzten Jahrhunderts, als Kinder gefahrlos auf dem Hof und wenig befahrenen Straßen herumlaufen konnten, ganz selbstverständlich dazugehörten und ihren Teil an Arbeit zum Geschehen beitrugen, als es Großfamilien und soziale Gemeinschaften gab, die Eltern auf natürliche Weise entlasteten. Heute managen oftmals nur zwei Menschen eine ganze Familie, gehen arbeiten, halten die Wohnung in Ordnung, zahlen die Miete und bringen das Essen auf den Tisch. Arbeitsplätze, zu denen Arbeitnehmerinnen ihre Kinder mitbringen können, sind eher ungewöhnlich.[3]

Laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung stehen die Eltern heute unter Zeit-, Organisations- und Leistungsdruck. Sie suchen, statt nach einer ganzheitlichen Erziehungsphilosophie, nach kurzfristigen wirksamen Erziehungs-Rezepten, was im Ergebnis der Studie als ein „Ausdruck von Hilfsbedürftigkeit“ gewertet wird[lxxxv].

Viele Kinder enden als Schlüsselkinder, die mehrere Stunden die Woche vor dem Fernseher verbringen, dessen Einfluss häufig unterschätzt wird. „Ihren Müttern zufolge fragten 90 Prozent der Vorschulkinder nach Spielzeugen, oder Nahrungsmitteln, für die sie die Werbung im Fernsehen gesehen hatten. Tatsächlich berichteten fast zwei Drittel der Mütter, sie hörten gelegentlich, wie ihre Kinder, vor allem die Dreijährigen, die Werbespot-Jingles sangen, die sie beim Fernsehen gelernt hatten.“[lxxxvi]

Um das aktuelle Versorgungsdefizit aufzufangen, hat die Gesellschaft ein mageres Sortiment an künstlichen Räumen geschaffen, die den Ausfall der Großfamilie ersetzen sollen. Kinder haben Kindermöbelchen, Kinderspielplätze, Kinderbauernhöfe und nebendrein schwimmen schon die Kleinsten durch die Materie in ihrem Kinderzimmer. Oft schon mit ein bis zwei Jahren kommen sie dann in die Kindertagesstätte, später in den Kindergarten und schließlich 30 oder mehr Stunden in der Woche in die Schule – künstliche Räume, die Eltern von der Aufgabe entbinden ihre Kinder selbst durch den Alltag zu führen, sie beim Erforschen und Kennenlernen ihrer kleinen Welt zu begleiten; Institutionen, die dafür sorgen, dass die kleinen Menschen zu funktionstüchtigen Elementen der Gesellschaft geformt werden, indem sie Schablonen an sie anlegen, ihnen vorgeben, was wie gespielt oder wann wie getan wird und sie somit auf den ihnen gebührenden Platz verweisen.[lxxxvii]

Hinzu kommt ein Konstrukt, das Jungen und Mädchen bereits im Säuglingsalter separiert:[lxxxviii] „Das Geschlecht sortiert alle Menschen in zwei soziale Kategorien. Das Auswahlkriterium ist zwar ein biologisches, aber es ist der Beginn eines Prozesses, durch den alle Menschen Junge oder Mädchen, Mann oder Frau werden, zunächst für andere, dann auch für sich selbst. Geschlecht ist nicht etwas, das man hat, es ist auch nicht nur eine Kategorie, der man angehört. Es ist das, was man ist“[lxxxix], weil man dazu gemacht wurde.

Noch immer rangieren bei der Babykleidung hellblau und rosa unumstößlich auf Platz eins; Jungs spielen mit Autos, Flugzeugen und Kriegsspielzeug, kleine Mädchen mit Puppen und Spielzeugküchen; Jungs lernen Karte und Kompass lesen, Mädchen flechten Blumenkränze; Jungs, die raufen üben sich in „natürlichem Kräftemessen“ während dieses Verhalten bei Mädchen als vorlaut und aufmüpfig empfunden wird; Jungs sind schlau, Mädchen hingegen fleißig; Junge Männer sind stark, junge Frauen sind hübsch. Während Jungen lernen keine Gefühle zu zeigen und offensiv mit Problemen umzugehen, wachsen viele Mädchen in dem Glauben auf, nett und süß sein zu müssen. Häufig werden Mädchen von Anfang an mehr gelobt und ermutigt, wenn sie traditionell ‚weibliche’ Dinge tun. Dass sie sich in Folge mehr für das Kochgeschirr interessieren wird dann gerne als genetisches Programm fehlinterpretiert.[xc] Mädchen lernen oft ihre Gefühle und Bedürfnisse hinten anzustellen und werden später zu Frauen, die es als ihre Aufgabe verstehen Wünsche von den Lippen zu lesen, den Frieden zu wahren und Probleme unter den Teppich zu kehren, um gemocht und geliebt zu werden.[xci] In der Werbung und den Medien sind althergebrachte Rollenklischees noch immer Normalität, sexistische Inhalte offensiver denn je, während die Umkehr traditioneller Bilder die Lachmuskeln strapazieren. – Als Resultat dieses Prozesses begreifen die Menschen ihre Geschlechtsidentität später als selbstverständlich gegebene biologische Größe, anstatt dahinter eine soziale Konstruktion zu vermuten. So werden geschlechtliche Eigenschaften wie etwa Toleranzgrad für Schmutz, Körperbewegungen, Tonlage, Kleidung, etc. als natürlich angesehen und schließlich „die Handlungen eines Menschen (…) das ganze Leben auf der Grundlage seines biologischen Geschlechts beurteilt.“[xcii]

„Auch Schulen sind nicht geschlechtsneutral.“[xciii] Selbst in einigen Waldorfschulen – die viele Eltern als Alternative zur Regelschule wählen – wird mit Beginn der Pubertät getrennter Unterricht im Fach Eurhythmie erteilt: Die Jungs entdecken anhand von Heldenepen ihre Manneskraft, während das schwache Geschlecht derweil Ausdruckstänze im Bereich Liebe und Romantik einstudiert.[xciv] Bereits mein Zweijähriger weiß, dass Männer Motorrad und Frauen Fahrrad fahren, dass Frauen drinnen arbeiten und Männer draußen, zum Beispiel bei der Müllabfuhr oder auf dem Bau. Er hat dies nicht nur durch Eigenbeobachtungen im Stadtgeschehen herausgefunden, sondern auch durch seine vielen illustrierten Kinderbücher.

Die Fähigkeit zum selbstbestimmten Lernen wird heute oft frühzeitig verstümmelt – mittels Konditionierung durch Lob und Tadel wird Kindern an dessen Stelle das Prinzip der Leistungsgesellschaft eingeprägt. Der Mangel an Ausbildungsplätzen und bevorstehenden Auswahlverfahren guter Privatschulen veranlasst viele Eltern ihre Kinder frühzeitig mehrsprachig zu erziehen und in spezielle Frühförderkurse zu schicken, damit sie im kommenden Wettbewerb bestehen können.[xcv] "Chancengleichheit ist weder eine Utopie noch eine Illusion. Die abstrakte Verwirklichung von Chancengleichheit im Bildungswesen oder durch das Bildungswesen ist nichts anderes als die Legitimation (oder Verschleierung) der Regeln und Verfahren, nach denen Menschen tatsächlich in Güteklassen eingeteilt werden. Mit diesen Regeln und Verfahren werden nicht nur bereits erörterte Prämissen, Zwecke und Konsequenzen, sondern auch die Kriterien anerkannt, hinsichtlich derer Erfolg versus Misserfolg (häufig völlig fraglos) jeweils definiert sind."[xcvi]

Spätestens mit der Einschulung kann der sanfte und gut gemeinte Druck seitens der Familie in den Teufelskreis von Leistungsangst führen und bedingt nicht selten auch Ausfälle hochbegabter Schülerinnen. „Es gibt viele Kinder, die trotz guter oder sehr guter Begabung in der Schule versagen, weil sie Angst vor einem möglichen Versagen haben. Viele sind von ihren Angst machenden Gedanken so blockiert, dass sie sich nicht mehr der Aufgabe zuwenden können. Oft steht hinter diesen Ängsten eine starke Leistungsmotivation der Familie und auch elterliche Ängste.“[xcvii] Auch die Macht, die Lehrerinnen ausüben, wird oft unterschätzt. Im Konfliktfall gelten in der Schule immer das Recht der Stärkeren und ihre Sichtweise.[xcviii] Dazu kommt ein Bewertungssystem, das in der Zukunft ‚Folgen haben wird’, denn wir lernen schließlich für das Leben: „Wenn Du das gut eingepaukt hast, dann wirst Du eine gute Zensur bekommen, und dann wirst Du einen tollen Abschluss machen, und dann wirst Du einen guten Job bekommen. Und dann – dann wirst Du endlich glücklich sein.“[xcix] Zu Recht fragen sich da manche, wann ihr Leben denn eigentlich beginnt.

Schule ist ein künstlicher Ort, der das Recht der Stärkeren zementiert und zudem nur einen schlechten Spiegel der Wirklichkeit abgibt. Dabei ist die direkte Begegnung mit der Welt prägender als ihre Beschreibung in einem Lehrbuch. Die unnatürliche Einteilung der Kinder in Klassenverbände gleicher Altersgruppen, langes Stillsitzen, Manipulation durch die Wahl der Lehrmittel und Stress entfremden Kinder von dem, was sie wirklich brauchen, um sich ihrer innewohnenden Fähigkeiten und Interessen bewusst zu werden und diese auszubilden. Es wird den Kindern nicht beigebracht, gerne zu lernen, sondern nach besseren Noten zu streben.[c] Viele Kinder haben Angst vor der Schule, weil sie fürchten, von den anderen ausgelacht zu werden oder zu versagen. Manche möchten sich sogar das Leben nehmen.[ci]

Doch gibt es noch einen weiteren Aspekt, der Schule in ihrer heutigen autoritären Form in ein anderes Licht rückt und den Ruf nach Freien Schulen mehrt. Das Grundprinzip Schule geht davon aus, dass Kinder nicht von Natur aus lernen möchten, sondern „durch Anstrengung anderer zum Lernen gebracht werden müssen,“[cii] eine Annahme, die – wie wir gesehen haben – von der Glücksforschung bereits widerlegt wurde. John Holt, der den Begriff des ‚Unschooling’ prägte, schreibt: „Kinder sind neugierig. Sie wollen Vernunft in die Dinge hineinbringen, herausfinden, wie sie funktionieren; überhaupt wollen sie ihre Fähigkeiten entwickeln und über sich selbst und ihre Umgebung eine gewisse Kontrolle ausüben, und sie wollen tun, was sie andere Menschen tun sehen. Sie sind offen, empfänglich und aufmerksam. […] Sie experimentieren gerne. Sie beobachten nicht nur die Welt um sich herum sondern sie prüfen, wie sie schmeckt und wie schwer sie ist; sie befühlen sie, biegen sie und brechen sie. Um herauszufinden, wie es sich mit der Wirklichkeit verhält, arbeiten sie an ihr. […] Die Schule ist kein Ort, wo man dieser Art des Denkens und Lernens viel Zeit und Gelegenheit gibt oder sie gar belohnte.“[ciii] Schon Einstein wusste: „Es ist ein großer Fehler anzunehmen, dass die Freude des Sehens und Suchens mittels Zwang gefördert werden könnte.“[civ] Berücksichtigen wir nun noch die von Bourdieu angemahnte „Inflation der Bildungsabschlüsse[cv]“, die die Realschule zur Haupt- und diese wiederum zur „Restschule“[cvi] werden ließ, so lässt sich – denke ich – zusammenfassen, dass Schule an sich momentan noch nicht der Ort ist, der glückliche und gesunde Individuen hervorbringt. - „Die Verpflichtung gegenüber der nachwachsenden Generation und die Sorge um die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft erfordern demnach eine Umsteuerung des Bildungsdiskurses.“[cvii] Es ist zudem unerlässlich, darauf zu achten „dass die Mädchen und Jungen nicht in die typischen Frauen– und Männerrollen hinein gedrängt werden. Die Kinder sollen die Möglichkeit haben ihre geschlechtliche Identität frei zu entwickeln.“[cviii]

3.4 Flügge werden – Die Jugend

„Wie prägt man diesem teils stumpfen, teils faseligen Augenblicks-Verstande, dieser leibhaften Vergesslichkeit etwas so ein, dass es gegenwärtig bleibt? (...) Man brennt etwas ein, damit es im Gedächtnis bleibt: nur was nicht aufhört weh zu tun, bleibt im Gedächtnis – das ist ein Hauptsatz aus der allerältesten Psychologie auf Erden“[cix]

Obwohl sich auch die Jugend in der Regel zu einem großen Teil in der Schule abspielt, möchte ich diesen Lebensabschnitt hier noch einmal gesondert betrachten, da Jugendliche ihre Freizeit jetzt „unbeaufsichtigt“, also scheinbar ohne prägende und führende Einflüsse der Erziehungsinstanzen ausleben.

Die ‚Pubertät’ – ein Problem der westlichen Zivilisation[4] – wird von Eltern und Lehrerinnen gerne als ein Durchgangsstadium beschrieben, das sie ohnmächtig und verwundert zurücklässt.[cx] Denn bedingt durch ihre ‚natürliche’ Entwicklung und sicherlich auch bedingt durch die frühe Selbstentfremdung, die die beschriebene Erziehung mit sich bringt, verspüren die heranwachsenden Jugendlichen ab einem gewissen Alter das starke Bedürfnis sich von der Schule, ihrem Elternhaus und den dort offenkundig vertretenen Normen und Werten zu distanzieren, deren ‚Konsequenzen’ in Form psychischer wie physischer Sanktionen aufgrund von Machtlosigkeit nun nicht mehr greifen.[cxi] Wie bereits dargestellt, sind Belohnung und Strafe auch noch lange nach Nietzsche „äußerst wichtige Mittel, um Menschen dahin zu bringen, dass sie spezifische Verhaltensweisen erlernen und praktizieren, doch als Techniken sozialer Einflussnahme sind ihnen enge Grenzen gesetzt.“[cxii] Die Teens suchen nach „neuen“ Werten, um eine „eigene“ Identität herauszubilden, sind dabei jedoch weiterhin einem nicht zu vernachlässigenden Druck äußerer Faktoren ausgesetzt. Jugendliche sitzen zwischen allen Stühlen. Sie möchten Freiheit, Anerkennung, Sicherheit, dazu gehören und gleichzeitig ‚ihr eigenes Ding machen’. Dabei bewegen sie sich durch Lebenswelten, die miteinander nur schwer kompatibel sind und sehen sich folglich mit einem ständigen Rechtfertigungszwang konfrontiert.[cxiii]

Die meisten Jugendlichen finden ihr Glück in der Zugehörigkeit so genannter ‚Peer-Groups’, welche die Familie zum Teil ersetzen und ein eigenes, oft sehr mächtiges Wertesystem leben, das wiederum zu starkem Gruppenzwang führt.[cxiv] Denn gerade „wenn die Realität unklar ist, werden andere Menschen zu einer wichtigen Informationsquelle“[cxv] und das Verhalten in der Gruppe gibt den Jugendlichen wertvolle Informationen darüber, was von ihnen erwartet wird.[cxvi] Erfolgreich zu sein ist vor allem unter Gleichgesinnten wichtig und Erfolg wie auch Anerkennung werden vorwiegend durch entsprechende Zugehörigkeitssymbole zementiert.[cxvii] Das kann das neueste Foto-Handy ebenso sein wie das Profil bei Jappy[5], Markenturnschuhe oder eben die Punk-Ausrüstung aus dem teuren Szene-Laden im Internet. Klingeltöne, Computerspiele und Chatrooms zählen zu den wichtigsten Freizeitbeschäftigungen. Das Handy spielt unzweifelhaft eine besondere Rolle: „Es dient als Sozialplazenta in der digitalen Welt. Sie [Die Jugendlichen, Anm. d. Verf.] stehen ständig in einem moussierenden Datenaustausch, ohne dass dabei wirklich ein Gespräch entsteht. Die Netze sind Kuschelbiotope, in denen man simuliert, nicht allein auf dieser wirren Welt zu sein. Schrillt das Telefon mal zwei Stunden nicht oder geht keine SMS ein, spüren Jugendliche echte Beklemmungen.“[cxviii]

Zu einem beachtlichen Teil „frei“ in ihren Entscheidungen, verfügen Jugendliche für gewöhnlich über eigenes Geld und sind in hohem Maße offen für das Geschehen in Kultur und in den Massenmedien, die längst eine Veränderung der Rahmenbedingungen der Sozialisation bewirken.[cxix] Allen voran die Werbepsychologie der Marktwirtschaft, die hier den idealen Nistplatz für Bedürfnisweckung und die künstliche Bildung von Zielgruppen weiß. Ganze Industriezweige leben inzwischen von Jugendlichen und ihren Geldinvestitionen. Die Wirtschaft entwickelt Jugendkulturen und macht sich den geschaffenen Normzwang zu Nutze.[cxx]

Nun lässt sich an dieser Stelle anmerken, dass auch Jugendliche zu einer gewissen Skepsis fähig sind, die auf eigenen Erfahrungen gewachsen ist. Doch selbst Erwachsene, die glauben aufgrund ihres hohen Bildungsstandes immun gegen persuasive Botschaften und somit gegen die Verlockungen der Werbung zu sein, sind es noch lange nicht. Studienergebnisse haben herausgestellt, „dass – wenn alle anderen Faktoren konstant gehalten werden – ein Artikel umso attraktiver ist, je besser der Käufer seinen Markennamen kennt.“[cxxi]

Unser gesamtes gesellschaftliches Leben ist vortrefflich durchorganisiert. Geboren werden wir im Krankenhaus[6], früh geht es in die Kita, mit sechs in die Schule, später dann in Betrieb oder Hochschulen zur Ausbildung. Die Freizeit verbringen wir in Verbänden, bei Mac Fit oder im Kino. Organisationen sind in unserer hoch entwickelten Gesellschaft unverzichtbar.

Dank ihnen sind unsere Aktivitäten und Kooperationen wohl geordnet und nachvollziehbar, Effizienz und Kontinuität sind längst sichergestellt, ohne dass ihr Funktionieren von konkreten Personen abhängig wäre. Inhaberinnen von Positionen sind bis zu einem gewissen Grade austauschbar, ohne dass die Existenz des Ganzen in Gefahr geriete. Wer nicht mitmacht, kann den Hut nehmen. Kulturell entfalten wir uns durch Rivalität. Das lehrt uns in Angst und Furcht vor dem Versagen zu leben. Wir belohnen Siegerinnen und wenden uns von Verliererinnen ab. „Seit zweihundert Jahren beruht unser Bildungssystem auf Konkurrenz und dem Überleben des Stärkeren“[cxxii], was sich angesichts der Individualisierung noch potenziert. Es gibt kaum Lob für jene, die am Liebevollsten oder Bescheidensten sind.[cxxiii] Der stetig anwachsende Druck und Sozialneid[cxxiv] der anonymen Leistungsgesellschaft mit ihren inflationären Wettbewerbsbedingungen und Umkehrungen stellt Jugendliche vor ein Problem. Die Ausbildungsfähigkeit wird längst nicht mehr an der Fähigkeit eines Betriebes[cxxv] zur Ausbildung gemessen, sondern meint heute die Fähigkeit der Jugendlichen, überhaupt ausgebildet zu werden. Jugendliche werden somit aus der Sicht eines Beschäftigungssystems definiert, dessen Ausbildungsfähigkeit zu Wünschen übrig lässt. Trotz besserer Abschlüsse wird zudem häufig der Zugang von Mädchen zum Ausbildungsmarkt verhindert.[cxxvi] Die Wirtschaft drängt zudem seit einigen Jahren auf eine generelle Verstaatlichung der Ausbildung. Als Folge entstehen alle Arten von Auffangnetzen, wie etwa zweijährige Ausbildungen, die zwar dazu gereichen den Jugendlichen etwas vorzumachen, in der Realität später jedoch wenig bis keinerlei Zukunftschancen eröffnen, da gerade in dem Bereich einfacher und ungelernter Arbeit die meisten Arbeitsplätze abgebaut werden.[cxxvii] Nach Uta Glaubitz, der Autorin von ‚Generation Praktikum’, sollten sich die Menschen „viel mehr Zeit nehmen, in sich hineinzuhorchen, um herauszufinden, welche Art von Tätigkeit sie wirklich befriedigt und auf welchem Feld sie wirklich engagiert und gut sind. Stattdessen lassen sie sich von allen Seiten einflüstern, was der Arbeitsmarkt angeblich von ihnen erwartet. In einer Zeit, in der die Trends und Parolen immer schneller wechseln, muss einen das ja verrückt machen“[cxxviii], sagt sie. In einer von Seiten unserer Politik propagierten Arbeitsgesellschaft, in der kaum ein Atemzug bleibt, um sich zu verorten, müssen Jugendliche notgedrungen frustriert ins Leere laufen.

Die Jugend ist hervorstechend die Zeit, in der sich Geschlechtsidentität und Sexualität manifestieren.[cxxix] Nun hat in den letzten Jahren eine Übersexualisierung oder wie Myrthe Hilkens es nennt, eine Pornografisierung[cxxx] unserer Gesellschaft stattgefunden, die ihre deutlichen Spuren längst bei Kindern und Jugendlichen hinterlässt, deren im Wachstum und Wandel begriffenes Wertesystem für derartige Einflüsse besonders anfällig ist. Damit ging eine entsprechende Sexualisierung und Brutalisierung der jugendlichen Sprache einher, die so manche Gemüter erhitzt. „Jugendliche wollen sich abgrenzen und „brauchen zunächst […] extreme Ablehnung, um sich von dem Leben zu befreien, welches sie vorher gelebt haben, um sich neu zu spüren.“[cxxxi] – Das geht aber nur, „wenn Erwachsene sich wie Erwachsene benehmen.“[cxxxii] Wie lässt sich eine Gesellschaft aber provozieren, in der die Väter bereits gepierct und tätowiert sind, die Mütter sich in Minis kleiden, während die ‚Hairdresserin’ Oma gerade den neusten Schrei in Form von lila Haaren verpasst? – Obszöne Selbstdarstellungen im Netz und Porno-Rap sind Pfade auf denen die Erwachsenen bislang nicht folgen und deren Betreten zudem die gewünschten Ungeneigtheiten hervorbringt. Anfänglich noch als Problem der Unterschicht klassifiziert, wird das Pornobusiness derzeit zu einem beliebten Nebengeschäft in der Hiphop-Szene. In vollen Konzerthallen, die vorwiegend mit Minderjährigen gefüllt sind, präsentieren die ‚Porno-Rapper’ in halbsprachigem Slang brutale, sexistische Texte und waschen ihre Hände unter Beschwörung der Meinungsfreiheit in Unschuld, obwohl sie sich dessen bewusst sind, dass sie die Sexualität ihrer jugendlichen Fans nachhaltig prägen.[cxxxiii] Waren es zu Beginn dieses Jahrhunderts noch Starschnitte vom neuen Papst, zeigt das legendäre Teenagerblatt ‚Bravo’ in einem Special seitenweise Bildmaterial aus der Arbeit der Rapper, wie sie passend zu ihrer Musik Pornofilme produzieren und setzt damit einen neuen Trend.[cxxxiv] Der gelobte Jugendschutz wird einmal mehr zur Farce. – Sex lässt sich nicht mehr wegdenken, denn „Sex sells“.

Früher eher bedeckt, winken nackte Frauenteile heute sehr freimütig aus den Auslagen, um die verschiedensten Produkte anzupreisen, das Fernsehen sendet pervertierte ‚Liebe’ nonstop in Werbung, Spielfilmen und Musikvideos und entsprechende Internetseiten suggerieren jungen Menschen, einer der zahlreichen Wege zu ihrem Glück sei guter Sex, den die Pornographie in gewalttätigen und Frauen wie Mädchen verachtenden Idealbildern darbietet. Laut Professor Jakob Pastötter, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung entwickeln sich Ästhetik, Sprache und Verhalten in Pornofilmen „zu Rollenvorbildern für die, denen die Vorbilder abhanden gekommen sind."[cxxxv] Entsprechend ertönt gegenwärtig oft ein rüder Umgangston unter Jugendlichen. Da wird die beste Freundin zur „Schlampe“, die Lehrerin zur „Votze“ und manch Umstehende erbleicht zur Freude der Urheberin ob derlei Schamlosigkeit. „Wer nie gelernt hat, kompetent mit Medien umzugehen, dem fällt es schwer, zwischen Fiktion und Realität zu trennen. […] Auf Kinder ist die Wirkung am stärksten.“[cxxxvi] – Junge Frauen wie Männer identifizieren sich in hohem Maße mit den dargebotenen gewaltverherrlichenden Bildern – die Frauen devot, willig und unersättlich, die Männer mächtig und nimmermüde.

Blicken wir in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Folgen geschlechtsspezifischer ‚Manipulation’: „Die weibliche Sozialisation ist im hohen Maße auf den Körper konzentriert.“[cxxxvii] Schon kleine Mädchen werden bei der ‚Mini-Playback-Show’ auf sexy getrimmt und von ihren Eltern begeistert beklatscht.[cxxxviii] Während Jungs sehr viel hemmungsloser ihre körperlichen Grenzen austesten dürfen und somit einen leistungsorientierten wie instrumentellen Körpergebrauch erlernen, ist der Fokus bei Mädchen bereits im Kleinkindalter auf ihre physische Unversehrtheit gerichtet.[cxxxix] spindeldürre Models und Schauspielerinnen preisen zudem fragwürdige, ja bizarr anmutende Schönheitsideale, die gesamtgesellschaftlich als Vorbild fungieren und Mädchen ein verzerrtes Bild der Realität vermitteln können. Schlanksein wird häufig mit Erfolg und Schönheit gleichgesetzt, was nicht selten in Magersucht oder Bulimie gipfelt.[cxl] „Spätestens mit dem Einsetzen der Pubertät wird bei Mädchen das Bewusstsein dafür geschärft, den eigenen Körper als Kapital zu betrachten“[cxli] und sich „nach Maßgabe herrschender Vorstellungen von sexueller Attraktivität zu manipulieren.“[cxlii] Später warten sie dann wie Aschenputtel auf einen Prinzen, der sie heimträgt.[cxliii] Dies ist kein Phänomen der Neuzeit und wir alle kennen den viel zitierten Ausspruch: ‚Wer schön sein will, muss leiden.’

Mädchen geraten beim Herantasten an das andere Geschlecht schnell in eine Sackgasse. Wenn sie beim Sex die Initiative ergreifen, laufen sie Gefahr als Hure abgestempelt zu werden – ein Stempel, der sie auf ihren Platz verweist. Sie möchten Lust ebenso hemmungslos probieren und ausleben, wurden jedoch stets dazu angehalten ‚ihr Kapital’ zu schützen, um nicht frühzeitig der ‚Entwertung’ anheim zu fallen.[cxliv] Zeitgleich identifizieren sie sich darüber, hofiert und geliebt zu werden. Sie möchten gefallen und geben ‚Drängen’ infolgedessen rasch nach. Viele haben zudem nie gelernt ‚Nein’ zu sagen.[cxlv] Dieses Dilemma erklärt unter anderem, warum sich Frauen insgesamt oft nur schlecht gegen Übergriffe zur Wehr setzen können und sich als Ergebnis internalisierter Gewalterfahrungen sogar über ihre sexuellen ‚Erfolge’ identifizieren.[cxlvi] Jedes vierte Mädchen wird das Opfer sexueller Gewalt.[cxlvii] „Ca. 1/3 aller Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Mädchen und Jungen werden vorwiegend von männlichen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren verübt“.[cxlviii] Folgen eines solchen Übergriffes können in Form von Regression, Verweigerung, Depression, Lernstörungen, Suchtverhalten, sexualisierten oder auch autoaggressiven Verhaltens etc. zu Tage treten. „Auffällig ist, dass ein hoher Anteil von Prostituierten in der Kindheit sexuell missbraucht wurde.“[cxlix]

So wichtig wie die frühkindliche Entwicklung für Urvertrauen und Selbständigkeit, ist die Sekundärsozialisation für das spätere Verhältnis zwischen Menschen und somit für die Dynamik zwischen Mann und Frau.[cl] Die Bedingungen unter denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, gekoppelt an erlernte, fühlbare Werte werden sich maßgeblich auf ihr späteres Glücksempfinden, auf ihre Handlungsfähigkeit und somit auf ihre Lebenswelt auswirken.

Um glücklich zu sein und sich entsprechend zu geraden Menschen entwickeln zu können, benötigen Jugendliche ein anerkennendes Umfeld und ein Recht auf Selbstbestimmung. Dies schließt auch ‚Erlebendürfen von Grenzerfahrungen’ mit ein. Dies hilft ihnen sich selbst neu zu spüren und zu erschaffen.[cli] Die Gemeinschaft in der Peer-Group ermöglicht ihnen zudem eine Verbesserung sozialen Fähigkeiten.[clii] Jugendliche sind auf eine Gesellschaft angewiesen, die sie akzeptiert und ihre Räume unangetastet lässt. Dabei ist insbesondere darauf zu achten, dass geschlechterspezifische Bedürfnisse wie Chancengleichheit, Sexuelle Selbstbestimmung und Schutz vor Übergriffen gewährleistet werden.[cliii]

3.5 Männerglück – Frauenglück

„Figaro an Susanna: Mut!

Susanna zu Figaro: Und du: Verstand!“[cliv]

Das 18. Jahrhundert wird allgemeinhin als Emanzipationsstunde der Frau hervorgehoben – eine glückliche Wende. Da weiß ‚Meyers enzyclopädisches Lexikon’ etwa, dass „zum erstenmal in der Französischen Revolution die unterprivilegierte Stellung der Frau zu einem bedeutenden Thema“[clv] wurde. Olympe De Gouges veröffentlichte im Jahre 1791 in Paris ‚Die Erklärung der Rechte der Frau’ und brachte somit nicht nur die Frage auf, ob Frauen autonome Individuen mit einem Eigenwillen wären, der sie berechtigte an dem Gemeinwillen der Gesellschaft mitzuwirken, sondern forderte zudem gleiche Rechte und Pflichten. Die Deutschen waren entsetzt. ‚Das Blatt des öffentlichen Wohls’ kommentierte ihre Hinrichtung im November 1793 mit den Worten: „(…) es scheint, als habe das Gesetz diese Verräterin dafür bestraft, daß sie die Tugenden, die ihrem Geschlecht anstehen, vergessen hat.“[clvi]

Das die Frauenbewegung versuchte mit dieser fortwährenden Ungleichheit aufzuräumen, um auch Frauen sprachlich in die Gesellschaft einzubinden, ihnen die Chance auf individuelle Selbstentfaltung, Bildung, finanzielle Unabhängigkeit, Gewaltfreiheit, gleiche Rechte und vor allem gleiche Bezahlung zu sichern hat bei nicht wenigen Menschen zu Identitätskrisen geführt, aber warum? Die Bestrebungen sollten doch Gerechtigkeit schaffen – einen Ausgleich bringen, der allen Beteiligten zu mehr Glück verhilft.

Was 5000 Jahre Patriarchat geschaffen haben, das lässt sich nicht mal eben in 50 Jahren umschubsen; eine patriarchale Ordnung, patriarchale Religion, patriarchale Philosophie, patriarchale Wissenschaft und vor allem eine patriarchale Sprache.

Den meisten Männern und Frauen ist nicht bewusst, welches Ausmaß das Patriarchat hat und wie tief es in unserem Denken verwurzelt ist. Feministische Wissenschaftskritik weist unter anderem immer wieder auf Missstände hin, die in einer gleichberechtigten Gesellschaft augenfällig sein sollten. So stellte etwa die Gesundheitsministerkonferenz 2001 fest, „dass die zu geringe Beachtung geschlechtsrelevanter Bedürfnisse in der Medikamentenforschung zur Über- Unter- und Fehlversorgung im Gesundheitswesen beigetragen hat.“ – Aus Angst vor Beeinträchtigung ungeborenen Lebens und eventuellen Regressansprüchen hatte die Pharmaindustrie weibliche Probandinnen lange Zeit von Medikamentenstudien ausgeschlossen, die Ergebnisse jedoch wie selbstverständlich auf Frauen übertragen.[clvii] Für die Erforschung spezifisch weiblicher Fragestellungen fehlt zudem die Lobby und somit das Geld.[clviii] Ebenso ist unsere Geschichtsschreibung eine Chronik der Sieger, mit der Generationen von Schülerinnen weitgehend unhinterfragt großgezogen werden.[clix] So finden etwa Generationen männlicher Archäologen keine Nachweise früherer Matriarchate. – Pippi-Langstrumpf-Logik álà „Wir machen uns die Welt widiwidiwie sie uns gefällt.“

Was es tatsächlich bedeuten würde, das Patriarchat in eine gleichberechtigte Gesellschaft umzuwandeln, in der alle ein selbstbestimmtes, glückliches Leben führen dürfen, können wir bislang nur erahnen. – Noch sind wir weit davon entfernt und obwohl wir denselben Planeten bevölkern unterscheidet sich die Frauenwelt sowohl innerlich als auch äußerlich eklatant von der Welt der Männer[clx]. Dies lässt sich nicht nur auf die beschriebene geschlechterorientierte Sozialisation in der Kindheit und Jugend, sondern auch auf deren Fortführung im Erwachsenenalter zurückführen. – Schauen wir in die Bestsellerlisten, so finden wir dort Ratgeber, die sich ausnahmslos unwissenschaftlich mit den angeborenen Unterschieden in männlichen wie weiblichen Verhaltens- und Denkmustern befassen und quer durch alle Bildungsschichten gepriesen werden. Diese Bücher tragen Titel wie ‚Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken’ oder ‚Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus’ und sind nachhaltig an einem gesellschaftlichen Umdenken hin zum Paradigma der Genetik beteiligt. Männer haben demnach das ‚natürliche Bedürfnis nach der Arbeit ins Feuer zu starren’ – analog zum Zappen durch die Fernsehprogramme, Frauen wollen Reden und „der Hauptzweck des Redens ist nun einmal das Reden“[clxi]; für Männer ist Einkaufen „gesundheitsschädlich“[clxii], für Frauen – die ewigen Sammlerinnen, die früher ziellos, zeitlos durch die Gegend streiften – hingegen ein Riesenspaß.[clxiii] Der Kreativität der Verfasserinnen bei der Deutung von Verhaltensweisen sind keine Grenzen gesetzt. – Leicht bekömmlich und unterhaltsam ist es das, was viele Menschen lesen wollen.

Obwohl sich diese blapopulistischen Werke gerne auf ‚akzeptierte’ genetische Faktoren stützen, sind viele Wissenschaftlerinnen davon überzeugt, „dass gesellschaftliche Einflüsse sowie Erziehung eine so große Rolle für das Denken spielen, dass der biologische Faktor fast bedeutungslos ist. Studien zeigen, dass Männer bei einigen Aufgaben nur dann überlegen sind, wenn ihnen bewusst ist, dass sie eine typische männliche Leistung erbringen sollen.“[clxiv]

Im Deutschlandradio bohrt der Moderator bei der Hirnforscherin Karin Amunts bezüglich der Frage des ‚Einparkens’ nach. Sie erklärt ihm immer wieder, dass die heutige Hirnforschung zwar anatomische Strukturen des Gehirns beschreiben kann, sich jedoch keine verlässlichen Aussagen erlauben lassen, was Person x mit Struktur y tun kann oder wird.[clxv] „Ob die anatomischen Unterschiede männlicher und weiblicher Gehirne überhaupt das Denken beeinflussen, bleibt also nach wie vor offen.“[clxvi] Es scheint schwer zu fallen, von dieser Erkenntnis Notiz zu nehmen. – Obschon sich in Studien ergab, dass Frauen und Männer bei Intelligenztests eben gute Resultate erzielen[clxvii], gibt es eine typische Einteilung in Männer- und Frauenberufe, da den Frauen mehr soziale und weniger wissenschaftliche Kompetenzen zugesprochen werden. Und weil sich herausgestellt hat, dass Männer in Frauenberufen einen guten Einfluss ausüben, werden sie mittlerweile auch hier bevorzugt eingestellt.[clxviii]

Laut einer Bilanz der Bundesregierung sowie den Spitzenverbänden der Wirtschaft 2008 zur Chancengleichheit, sind Frauen „unverändert in den typischen Männerberufen des gewerblich-technischen Bereichs unterrepräsentiert [und] partizipieren weiterhin weniger als Männer an betrieblicher Weiterbildung.“[clxix] Die Zahlen verzeichnen hier sogar einen Negativ-Trend, denn der Frauen-Anteil in den Führungsetagen ist im Jahre 2007 von 7,5 Prozent auf 5,5 Prozent abgesunken.[clxx] Nur wenige trauen sich öffentlich auszusprechen, was sie denken, wie etwa der Vorsitzende der Regierungskommission für gute Unternehmensführung, Dr. Gerhard Cromme, der dem Deutschen Juristinnenbund Anfang 2008 erklärte, dass Aufsichtsräte nun mal keine Kaffeekränzchen seien, und es zudem kaum ausreichend qualifizierte Frauen geben könne, um die deutschen Aufsichtsräte geschlechtergerecht zu besetzen.[clxxi] Da Dr. Cromme kaum der einzige ist, der so urteilt, ist nicht nur die Regierungskommission für gute Unternehmensführung bisher ein reines Männergremium.[clxxii] Dabei wusste bereits Helmut Kohl, Bundeskanzler in Spe: „Wer ja sagt zur Familie, muß auch ja sagen zur Frau.“[clxxiii] So fordert die Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Jutta Wagner ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft: „Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie dürfen nicht vorrangig bei Frauen ansetzen und bei bloßer Teilzeitarbeit und flexiblen Arbeitszeiten für Mütter stehen bleiben.“[clxxiv] „Lucienne Portocarero hat gezeigt, dass die soziale Mobilität von Frauen in Bezug auf die berufliche Karriere dadurch charakterisiert ist, dass sie sich in kleinen Schritten und klassenmäßig eher nach unten bewegen. Sie weist auch nach, dass Frauen öfter als Männer in der Kategorie ‚Arbeiter’ zu finden sind, auch wenn sie aus einer Mittelklassefamilie stammen. Männer haben, unabhängig von ihrer Herkunft eine größere Chance, klassenmäßig aufzusteigen.“[clxxv] Aufgrund ihrer mangelnden Qualifikation verdienen Frauen ergo in derselben Position „je Arbeitsstunde 22 Prozent weniger als Männer, vollzeitbeschäftigt sogar 27 Prozent, weil die Entgeltdiskriminierung mit steigendem Entgelt sogar noch zunimmt.“[clxxvi] Während teilzeit- und geringfügig beschäftigte Frauen häufig längere Arbeitszeiten anstreben, würde über die Hälfte der männlichen Vollzeitbeschäftigten gerne ihre Arbeitszeit reduzieren. Die Unternehmen jedoch bestehen auf dem männlichen »Normalarbeitsverhältnis«. So erwirtschaften Frauen, denen oft nur prekäre Zuverdienstangebote bleiben, 70 Prozent der Niedriglöhne. Der Verdienstrückstand wächst mit zunehmendem Alter der Frauen: Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt er bei den über 60jährigen bei 30%. Weibliche Altersarmut ist die logische Folge. Darüber hinaus gefährden Ein-Euro-Jobs reguläre Arbeitsplätze insbesondere von Frauen und führen z.B. zur Abwertung von professionellen Betreuungs- und Pflegeberufen.[clxxvii]

Laut Studien sind Frauen mit dem Anstieg ihrer Möglichkeiten noch unzufriedener geworden, was nach Mutmaßungen des Wirtschaftswissenschaftlers R. Layard damit zusammenhängen könnte, dass sich Frauen durch die auf dem Papier vollzogene Gleichstellung direkter mit Männern verglichen als zuvor.[clxxviii] Die ägyptische Ärztin und Schriftstellerin Nawal el Saadawi führt diesen Unmut hingegen auf eine Pseudo-Gleichberechtigung zurück. Sie schreibt: Frauen „gewinnen Zugang zum Geschäftsleben und den freien Berufen, sie können Parlamentsabgeordnete werden oder sogar ein Ministeramt bekleiden. Diese Frauen vertreten jedoch zumeist konservative Haltungen; manchmal schärfer ausgeprägt als bei den männlichen Vertretern ihrer Klasse.“[clxxix] Dies verschleiere die tatsächliche Situation und diene dazu, die bestehende Ungleichheit zwischen Männern und Frauen zu erhalten.[clxxx] Auch die Philosophin Thea Dorn stützt diese These: „So wie die Situation im Augenblick ist, besteht auf dem Arbeitsmarkt kein lauterer Wettbewerb zwischen Männern und Frauen. Eine Frau, die sich um einen Job bewirbt, konkurriert gegen einen männlichen Mitbewerber, der in der Regel ein komplettes Support-System im Rücken hat, sprich: Eine Ehefrau, die ihm den Haushalt und manchmal das Büro macht, Kinder, die sein emotionales Gleichgewicht stärken."[clxxxi]

Doch die Folgen der Männergesellschaft zeigen sich nicht nur dann, „wenn Frauen das Gleiche tun wie Männer und dafür schlechter entlohnt werden, und indem das, was Frauen vorrangig tun, schlechter bezahlt wird, als das, was Männer vorrangig tun.“[clxxxii] Auch anhand der deutschen Sprache lassen sich Rückschlüsse auf den Grad der tatsächlichen Gleichberechtigung ziehen. Nehmen wir zum Beispiel das Formular für die Steuererklärung des Jahres 2008. „Punkt 7: Steuerpflichtige Person, bei Ehegatten: Ehemann “ Weiter unten findet sich dann auch die Ehefrau, der es bekanntlich nicht viel ausmacht als Ehegatte bezeichnet zu werden.

Oder machen wir einen kurzen Abstecher in unser Grundgesetz, Artikel 3:

„(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Liest sich toll, oder? – Doch wie der Staat dies in der Realität umsetzt, erfahren wir, wenn wir weiterlesen:

„(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ – Frauen werden als ‚Mitglieder’ der Spezies Mensch, der sie faktisch angehören, häufig sprachlich ignoriert, was sich durchaus negativ auswirken kann,[clxxxiii] denn „Identität ist das Ergebnis eines Zusammenwirkens von Identifizierungen durch andere und Selbstidentifikation. […] Identifiziert werden ist also die Voraussetzung zur Gewinnung einer Identität, die wiederum die Voraussetzung für psychisches, soziales, wenn nicht sogar biologisches Überleben ist.“[clxxxiv]

Doch fassen wir kurz zusammen, was die Gleichstellung den Frauen noch gebracht hat – mal abgesehen von dem gebildeten Heer allein erziehender, arbeitsloser bzw. doppelt belasteter Frauen, die überwiegend von Sozialleistungen leben aber immerhin das Recht erfochten ihren Mann beim Bund zu stehen: Da gibt es Frauenfilme und Frauenbücher, die vom Gefühlsleben der Frauen handeln – Gefühle wie Neid, Eifersucht, Liebe und Sehnsucht – viele negativ besetzte Emotionen wie Trauer, allen voran Angst und Scham, sind traditionell vorwiegend mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert.[clxxxv] Und wir haben Frauenzeitschriften im Überfluss – mit Frisuren, ‚Energiesparprogrammen’ zum Dünnemachen, entsprechenden Kochrezepten, neuestem Klatsch wie Tratsch, in denen Frauen erfahren, wie die moderne, schlanke Frau sich heute kleidet und was sie denken soll. Die Liste ließe sich endlos fortführen: Frauen-Sexshops, Frauen-Reisen...

Die Trennung der Menschheit, als Resultat des beschriebenen Geschlechterkonstrukts, wird täglich neu zementiert. Nur selten versucht jemand Brücken zu schlagen, um sie zu einen. Die suggestive Wirkung all dieser Dinge – die Leitbilder, mit denen Frauen und Männer von klein auf aufwachsen – sind allgegenwärtig und sie sind mächtig. Wen wundert es da, das jene, die versuchen ‚Mensch’ zu sein häufig mit Identitätskrisen zu kämpfen haben. – Wir erinnern uns: Glück bedeutet den individuellen Istwert einem Sollwert anzupassen, der allgemeinhin als gegeben gilt.

So wurden notgedrungen auch Männer durch die Frauenbewegung reihenweise ins Unglück gestürzt. Sie laufen Sturm gegen die Emanzipation der Frauen, fühlen sich verraten und zu Unrecht mit anderen Männern in einen Topf geworfen. In der ‚Soziologie der Überordnung’ von William J. Goode erfahren wir, warum dies so ist: „Indem Männer, wie andere Übergeordnete auch, das System als gegeben hinnehmen, sind sie sich nicht der Vorteile bewusst, die es ihnen in den verschiedensten Zusammenhängen bietet. Folglich fassen Männer ihre Leistungen als Ausdruck ihrer überlegenen Fähigkeiten auf und nicht als Teil einer sozialen Ordnung, die ihnen systematisch mehr Vorteile bietet und Männer höher bewertet als Frauen.“[clxxxvi]

Einige Männer bilden Selbsthilfegruppen und besuchen Seminare, in denen der ‚angeborene’ männliche Führungsanspruch Frauen gegenüber kraftvoll vertreten wird. In eben dieser Schiene fährt auch der Sozialpädagoge und selbst ernannte ‚Kämpfer für Familienrenaissance’ Thomas Schlegel. Er fordert eine Reaktivierung der männlichen „Schützerposition“ und schreibt: „Eine ganze Nation befindet sich im Zustand der Wehrlosigkeit, da die Männer wegfallen: Die Buben entbehren ihre Väter und können sich somit nicht auf ein Vorbild und auf Männlichkeit prägen.[clxxxvii]

In einem viel gelesenen Bestseller erfährt der ‚wilde Mann’: „Aus unterschiedlichen Gründen wollten junge Männer härtere Frauen, und Frauen fingen an, weichere Männer zu begehren. Eine Zeitlang schien das Ganze gut zusammenzupassen, doch mittlerweile haben wir lange genug damit gelebt, um sagen zu können, daß es nicht funktioniert.“[clxxxviii]

Ähnlich weise Worte sprach Oskar Poensgen noch 1909: „Man braucht nicht mit den Gegnern der Frauenemanzipation und des Frauenwahlrechtes zu sagen: "Die Frau gehört ins Haus, der Mann ins Leben", um doch davon überzeugt zu sein, daß heute zum größeren Teile dies tatsächlich der Fall ist.“[clxxxix] Auch das Handelsblatt weiß über die große Verunsicherung junger Männer bezüglich der neuen Rollenverteilung zu berichten.[cxc] Auf einmal soll der Vater zu Hause bleiben, damit auch die Frau nach der Geburt ihres Kindes die Arbeit wieder aufnehmen kann. Viele tun sich damit schwer und fühlen sich auf Windeln, Haus und Herd reduziert. Die geschlechterpolitische Initiative Manndat e. V. geht sogar soweit die offensichtlichen Versäumnisse der Männer – die Gleichberechtigung mitzuvollziehen – als eine politikgemachte Diskriminierung zu interpretieren.[cxci]

Noch dazu kommt, dass mit dem Versuch Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu schaffen, das optische Schönheitsideal nun auch den Männern zum Joch wird – mann liest heute Lifestylemagazine, sehnt sich nach jugendlichem Waschbrettbauch, perfektem Teint und vollem Haar. Jede und jeder ‚will’ heutzutage gut aussehen und die früher noch typisch weiblichen Volkskrankheiten der Magersucht sowie des zwanghaften Einkaufens von Kleidung und Sammeln von Schuhen befallen mehr und mehr auch die Herrschaften unserer Breiten.

Ebenso wie Recht nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat, hat Gleichberechtigung auf den ersten Blick wenig mit Glück zu tun. Um sich mit einer neuen Geschlechterrolle identifizieren zu können, müssen Sollwerte „überschrieben“ werden – ein schwieriger und langwieriger Prozess, der die allein gelassenen Frauen wie Männer mit einem komischen Bauchgefühl reihenweise in ihre ganz persönliche Krise laufen lässt. Bei der Bewegung hin zur Gleichberechtigung wurde es offensichtlich versäumt das Glück beider Geschlechter gleichermaßen in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Frauenbewegung der 60-er machte Frauen zu kollektiven Opfern struktureller Gewalt. Doch „Frauen werden nicht nur unterdrückt, missbraucht und in ein schädigendes System verstrickt, sondern steigen auch eigentätig ein, gewinnen Privilegien, ernten fragwürdige Anerkennung und profitieren von ihren Rollen, sofern sie sie erfüllen. Frauen sind nicht nur durch gemeinsame Leiderfahrungen geprägt, sondern auch durch direkte und indirekte Zustimmung der Höherwertung des Mannes und zur Entlastung gesellschaftlicher Täter. Diese Bereitschaft zur Duldung, Unterstützung oder Nichtzuständigkeit ist der Triumph, den die Patriarchate feiern können.“[cxcii]

„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“, heißt es so schön. Ich denke, es ist an der Zeit, dass sie neben ihm steht. Doch was benötigen Frauen über die Teilhabe an der Gesellschaft hinaus zu ihrem Glück? Ein gutes Körpergefühl, die positive Annahme ihrer Gebär- wie Stillfähigkeit und eine selbstbestimmte Sexualität jenseits von Machtverhältnissen.

Und Männer? Ein gutes Körpergefühl, die positive Annahme ihrer Zeugungsfähigkeit und einen sicheren Raum, der ihnen erlaubt in Balance mit ihrem `Mannsein’ zu leben, einen Raum, in dem sie weder Abwertung noch Überhöhung erfahren. Beide Geschlechter können zudem ihre Selbstbegegnung im Elternsein erfahren. ‚Menschsein’ dürfen und freie Entfaltung sind folglich eine Grundlage für das Ausbilden von Glücksfähigkeit.

3.6 Der glückliche Lebensabend

„Viele möchten leben, ohne zu altern, und sie altern in Wirklichkeit ohne zu leben.“[cxciii]

Viele Menschen fragen sich ihr Leben lang, wann ihr Leben denn endlich beginnt: Nach der Schule, mit Achtzehn, nach der nächsten Blitzdiät, mit der ersten Arbeitsstelle und später mit der Rente, die uns schließlich von allen Verpflichtungen entbindet. Wir können nach Herzenslust reisen, verwöhnen die Enkelkinder in unserem Haus mit großem Garten und der Hund tollt durch das frisch gepflanzte Blumenmeer. Ab und zu kommt Herr Kaiser vorbeigefahren, winkt lächelnd von seinem Fahrrad herüber, während der sportliche Opa dem Yoga frönt und die adrette Oma gerade in die Küche joggt, um einen Karo-Kaffee aufzugießen. Es scheint stets die Sonne und selbstverständlich mangelt es an nichts – schon gar nicht an Geld, sich all das leisten zu können, an dem es bereits ein Leben lang gemangelt hat. So zeigt es die Werbung und viele möchten daran glauben – an Glück, Kaufkraft und Gesundheit im Alter.

Doch in den letzten Jahren berichten die Medien zunehmend von der drastischen demographischen Alterung in den modernen Industriestaaten. „Dabei wird das „Ergrauen“ vieler Gesellschaften vor allem im Hinblick auf die damit verbundenen ökonomischen Belastungen diskutiert.“[cxciv] Wir zittern angesichts steigender Pensionskosten und bangen um die zukünftige Finanzierbarkeit der Gesundheits- und Alterssicherungssysteme,[cxcv] anstatt die ‚alternde Masse’ menschenwürdig aufzufangen.

[...]


[1] Martin Buber, Willibald Papesch, Gerald Mendel, Jean Liedloff, …

[2] auf Kinderspielplätzen gesammelte Zitate

[3] Inzwischen gibt es hierzu mehrere Modellversuche. Unter anderem „Two Rooms“ in New York oder „Rockzipfel“ in Leipzig.

[4] Vgl. S. Kugler, J. Liedloff

[5] Ein von Jugendlichen viel frequentierter Chatroom

[6] Eine Hausgeburt oder natürliche Geburt im Geburtshaus muss in Deutschland aus eigener Tasche bezahlt werden, während es in anderen Ländern, wie zum Beispiel den Niederlanden genau umgekehrt ist. Nur bei Risikoschwangerschaften werden die Kosten für eine Geburt im Krankenhaus von den Kassen übernommen.

[...]


[i] A. Einstein unter:

http://zitate.net/autoren/albert%20einstein/zitate.html

[ii] A. Brahm (2009) S.15

[iii] Voltaire aus:

http://www.mentalakademie.info/pages/angebot/glueckstag.html

[iv] Aristoteles unter:

http://www.gluecksarchiv.de/inhalt/zitate.htm

[v] Vgl. R. Layard (2005) S.81ff

[vi] http://de.wikipedia.org/wiki/Glück

[vii] M. Proust unter:

http://www.zitate-aphorismen.de/zitate/thema/Unglueck_-_Ungluecklich/455/20

[viii] Paul Watzlawick (2002)

[ix] Vgl. http://www.canoo.net/

[x] Vgl. R. Layard (2005)S. 34

[xi] Mahatma Gandhi aus: www.zitate-online.de

[xii] Seneca (2005) S.21

[xiii] Vgl. S. Michel (2007) S. 9ff.

[xiv] Seneca (2005) S. 22

[xv] Vgl. S. Michel (2007) S. 20ff.

[xvi] Glück (2007) S. 29

[xvii] http://de.wikipedia.org/wiki/Glück

[xviii] Vgl. R. Layard (2005) S.16

[xix] Jüdisches Sprichwort in: S. Klein (2002) S.230

[xx] Vgl. P. Mazumdar (2003) S.37ff.

[xxi] Mazumdar (2003) S.37

[xxii] Mazumdar (2003) S.37

[xxiii] Vgl. R. Sennett (2006); Vgl. H. P. Martin, H. Schumann (2002)

[xxiv] Vgl. Jean Liedloff (2006)

[xxv] P. Watzlawick (1999) Verlag

[xxvi] Vgl. A. Bellebaum (2002) S. 81

[xxvii] Vgl. A. Bellebaum (2002) S. 82

[xxviii] Vgl. A. Bellebaum (2002) S. 81

[xxix] Vgl. A. Bellebaum (2002) S. 87

[xxx] S. Klein (2002) S. 140

[xxxi] S. Klein (2002) S. 139

[xxxii] Vgl. A. Bellebaum (2002) S. 83ff.

[xxxiii] Vgl. S. Klein (2002) S. 111

[xxxiv] Vgl. S. Klein (2002) S. 141

[xxxv] S. Klein (2002) S. 141

[xxxvi] Vgl. GID 159 (8/2003)

[xxxvii] S. Klein (2002) S.69

[xxxviii] Vgl. K. Braun in B. Strauss(2002) S.121ff.

[xxxix] Vgl. K. Braun in B. Strauss(2002) S.121ff.

[xl] http://www.familienhandbuch.de

[xli] Vgl. S. Klein (2002) S. 177

[xlii] S. Klein (2002) S. 172

[xliii] Vgl. S. Klein (2002) S. 186

[xliv] S. Klein (2002) S. 194

[xlv] Vgl. S. Klein (2002) S. 187f.

[xlvi] Vgl. S. Klein (2002) S. 186

[xlvii] Vgl. R. Layard (2005) S. 38

[xlviii] Vgl. K. Braun in B. Strauss (2002) S.121ff.; Vgl. S. Kleine (2002) S. 83

[xlix] S. Klein (2002) S. 78

[l] Vgl. R. Layard (2005) S.43ff.

[li] Vgl. R. Layard (2005) S. 60

[lii] Vgl. S. Klein S.259f.

[liii] Vgl. R. Layard (2005) S. 62

[liv] K. Snyder von einer Postkarte

[lv] Vgl. G. Mikl-Horke (2001) S.69ff.

[lvi] Leo Kasimir von Haeseler, 28 Monate

[lvii] Dr. K. Magid in: Mensch Kind (2001) S. 54

[lviii] Vgl. E. Streich (2007) S.132

[lix] Vgl. J. Liedloff (2006) S. 52f.

[lx] J. Liedloff (2006) S. 53.

[lxi] A. Mitscherlich (2006) S.87

[lxii] Vgl. http://www.familienhandbuch.de

[lxiii] J. Liedloff (2006) S. 53.

[lxiv] Vgl. J. Liedloff (2006) S. 87

[lxv] Vgl. M. Newton (2004)

[lxvi] Vgl. A. v. Feuerbach (2004)

[lxvii] J. Liedloff (2006) S. 86

[lxviii] Vgl. T. Gordon (2001) S.26

[lxix] Vgl. B. A. Litaer (1999)

[lxx] Vgl. E. Fromm (2005)

[lxxi] Vgl. J. Liedloff (2006) S. 87

[lxxii] Vgl. G. Jockel (2005)

[lxxiii] Vgl. J. Hunt (2001) S.83

[lxxiv] Vgl. J. Hunt (2001) S.83ff

[lxxv] Vgl. T. Gordon (2001) S. 123 ff.

[lxxvi] Arbeitskreis neue Erziehung e. V. (2008) S. 2

[lxxvii] Vgl. M. Winterhoff, H. Heynold (2009)

[lxxviii] Dr. Heinz Cornel, Dozent für Recht an der ASFH Berlin, in einem Seminar 2004

[lxxix] Vgl. Eltern Family 9/08: S. 20 ff.

[lxxx] Vgl. J. Hunt (2001) S. 83 f.

[lxxxi] BGB, § 1631, Abs. 2

[lxxxii] Eltern Family 9/08, S. 20

[lxxxiii] G. Mendel (1982) S.35

[lxxxiv] Marge Pierce in: M. Daly (1986) S. 156

[lxxxv] Eltern Family 9/08, S. 21

[lxxxvi] E. Aronson (1994) S.83

[lxxxvii] Vgl. T. Gordon (2001) S. 117 f.

[lxxxviii] Vgl. P. Kolip, T. Altgeld (2006) S.41ff., S.52f

[lxxxix] C. Holmberg (1997): S.36f.

[xc] Vgl. E. Aronson (1994) S.28

[xci] Vgl. C. Dowling (2002)

[xcii] Vgl. C. Holmberg (1997) S.37

[xciii] P. Kolip, T. Altgeld (2006) S. 209

[xciv] Erfahrungen aus meinem Praktikum an der Eugen Kolisko Schule Berlin im Jahre 2000

[xcv] Eltern Family 9/08, S. 20

[xcvi] H. Heid aus: Zeitschrift für Pädagogik (1988) Jg. 34, S.1-17

[xcvii] G. Finger (2004) S. 160

[xcviii] W. Papesch in: unerzogen 1/2008, S. 20

[xcix] J. Dibbern in: unerzogen 1/2008, S. 21

[c] Vgl. E. Aronson (1994) S.259

[ci] G. Finger (2004) S.193

[cii] J. Hunt (2001) S. 114.

[ciii] Vgl. J. Holt in: J. Hunt (2001) S. 115

[civ] J. Hunt (2001) S. 114

[cv] P. Bourdieu (1997)

[cvi] U. Beck (2007) S. 11

[cvii] Vgl. R. Münchmeier, U. Rabe-Kleberg in: SA in Gesellschaft (2008) S.359

[cviii] Institut für den Situationsansatz in der Internationalen Akademie an der FU Berlin: Konzeptionelle Grundsätze des Situationsansatzes:

http://www.inafu.org/ista/content/pdf/konzeptionelle_grundsaetze.pdf

[cix] K. Seelman (2001) S. 104

[cx] Vgl. J. U. Rogge (2006)

[cxi] Vgl. T. Gordon (2001) S.16f

[cxii] E. Aronson (1994) S.55

[cxiii] Vgl. T. Gordon (2001) S.16

[cxiv] Vgl. R. Layard (2005) S.106

[cxv] E. Aronson (1994) S.51

[cxvi] E. Aronson (1994) S.48

[cxvii] Vgl. S. Großkopf in: Sozial Extra 5/05, S. 6-11

[cxviii] S. Grünewald, zitiert aus:

http://www.stephangruenewald.de/presse_stern.html

[cxix] E. Aronson (1994) S.76

[cxx] Vgl. S. Großkopf in: Sozial Extra 5/05, S. 6-11

[cxxi] E. Aronson (1994) S.84f.

[cxxii] Vgl. E. Arronson (1994) S.259

[cxxiii] N. D. Walsch (2008) Audiobook

[cxxiv] Vgl. R. Layard (2005) S. 55ff.

[cxxv] nämliches gilt für Schulen und Hochschulen

[cxxvi] Vgl. S. Großkopf: „Ausbildungsfähigkeit“ in: Sozial Extra 5/05, S. 6-11

[cxxvii] Vgl. R. Münchmeier, U. Rabe-Kleberg in: SA in Gesellschaft 2008 S.361

[cxxviii] U. Glaubitz (2006) in: Brigitte 12/08, S.104

[cxxix] C. Holmberg (1997) S.11

[cxxx] M. Hilkens (2010): Mc Sex. Die Pornofizierung unserer Gesellschaft. Orlanda Frauenverlag

[cxxxi] G. Finger (2004) S.185

[cxxxii] S. Maus in: Eltern family 5/08, S.67

[cxxxiii] Vgl. http://www.polylog.tv/videothek/videocast/6480/ Stand 6.3.09

[cxxxiv] Vgl. http://www.polylog.tv/videothek/videocast/6480/ Stand 6.3.09

[cxxxv] Vgl. Stern-Artikel aus Heft 06/2007: Sexuelle Verwahrlosung unter: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Sexuelle-Verwahrlosung-Voll-Porno!/581936.htm

[cxxxvi] Vgl. Stern-Artikel aus Heft 06/2007: Sexuelle Verwahrlosung unter: http://www.stern.de/politik/deutschland/:Sexuelle-Verwahrlosung-Voll-Porno!/581936.html

[cxxxvii] P. Kolip, T. Altgeld (2006) S. 53

[cxxxviii] E. Trude-Becker in: S. Gahleitner (2000) S.11

[cxxxix] P. Kolip, T. Altgeld (2006) S. 53

[cxl] Vgl. Ihrsinn Nr.4 (1991) S. 27

[cxli] P. Kolip, T. Altgeld (2006) S. 53

[cxlii] P. Kolip, T. Altgeld (2006) S. 53

[cxliii] Vgl. C. Dowling (2002)

[cxliv] Vgl. P. Kolip, T. Altgeld (2006) S. 53

[cxlv] Vgl. S. Brownmiller (2000)

[cxlvi] Vgl. U. Enders (2008) S.129ff.

[cxlvii] Vgl. S. Brownmiller (2000)

[cxlviii] http://www.missbraucht.de/indexstart.php?c=03_

kindesmissbrauch/fakten.htm

[cxlix] http://www.polizei-beratung.de/rat_hilfe/opferinfo/

sexueller_missbrauch_von_kindern/ 31.3.09

[cl] Vgl. C. Holmberg (1997) S.11

[cli] Vgl. P. Kolip, T. Altgeld (2006) S.137

[clii] Vgl. W. Farke (2008) S.152

[cliii] Vgl. C. Burbach, H. Schlottau (2001) S.67

[cliv] W. A. Mozart, Le nozze di Figaro

[clv] Meyers enzyclopädisches Lexikon (1973) S. 356

[clvi] Vgl. E. Spitzer (2002), S.13

[clvii] http://www.gesundheit.de/medizin/

gesundheitssystem/geschlechtsspezifische-medizin-der-kleine-unterschied-und-seine-folgen/index.html

[clviii] Vgl. S. Klein (2002) S. 160

[clix] Vgl. H. Göttner-Abendroth (1995) S.15

[clx] Vgl. Eurotopics (31.03.2008)

[clxi] A. & B. Pease (2003) S.63

[clxii] A. & B. Pease (2003) S.80

[clxiii] Vgl. A. & B. Pease (2003), S.83

[clxiv] Friederichs, S. Witte (2008): Die sieben größten Rätsel der Hirnforschung, Spiegel online

[clxv] Hirnforscherin Karin Amunts in einem Interview mit Ralf Müller-Schmid bei Deutschlandradio Kultur (04.07.2008) mit dem Titel „Wie wir denken, was wir fühlen“

[clxvi] Friederichs, S. Witte (2008): Die sieben größten Rätsel der Hirnforschung, Spiegel online

[clxvii] Friederichs, S. Witte (2008): Die sieben größten Rätsel der Hirnforschung, Spiegel online

[clxviii] MDR Umschau ausgestrahlt am 3.3.2009 um 20.15h

[clxix] Pressemitteilung: Deutscher Juristinnenbund – 26. Juni 2008 Berlin

[clxx] Pressemitteilung: Deutscher Juristinnenbund – 26. Juni 2008 Berlin

[clxxi] Pressemitteilung: Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen – 27. Juni 2008 unter:

http://library.fes.de/pnews/20081219/www.gruene-bundestag.de/cms/presse/dok/240/240473.frauen_in_aufsichtsraeten_crommes_spaete_40de.html

[clxxii] Pressemitteilung: Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen – 27. Juni 2008 unter:

http://library.fes.de/pnews/20081219/www.gruene-bundestag.de/cms/presse/dok/240/240473.frauen_in_aufsichtsraeten_crommes_spaete_40de.html

[clxxiii] Helmut Kohl in: L. Putsch (2009) S. 15

[clxxiv] Pressemitteilung: Deutscher Juristinnenbund – 26. Juni 2008 Berlin

[clxxv] C. Holmberg (1997) S.18

[clxxvi] Pressemitteilung: Deutscher Juristinnenbund – 26. Juni 2008 Berlin

[clxxvii] Vgl. S. Scherbaum: Frauenarbeit ist mehr wert, Junge Welt 25.02.2009

[clxxviii] Vgl. R. Layard (2005) S. 57

[clxxix] N. el Saadawi (1991) S.XII

[clxxx] Vgl. N. el Saadawi (1991) S.XII

[clxxxi] T. Dorn (2007) S.132f.

[clxxxii] C. Holmberg (1997) S.18

[clxxxiii] Vgl. L. Pusch (2009) S. 25

[clxxxiv] L. Pusch (2009) S. 24

[clxxxv] P. Kolip, T. Altgeld (2006) S. 56

[clxxxvi] C. Holmberg (1997) S.21

[clxxxvii] http://www.schlegel-trainings.de/st/baby4.htm

[clxxxviii] R. Bly in: ‚Wir wollten alles’ (1993), S. 62

[clxxxix] Oskar Poensgen (1909) S. 29–31.

[cxc] http://www.handelsblatt.com

[cxci] Vgl. Manndat e. V. unter:

http://www.manndat.de/index.php?id=startseitemanndat

[cxcii] R. Becker, B. Kortendiek (2008) S.89

[cxciii] A. Mitscherlich unter:

http://natune.net/zitate/themen/alter/3

[cxciv] P, Kolip, T. Altgeld (2006) S. 145

[cxcv] Vgl. P, Kolip, T. Altgeld (2006) S. 146

Fin de l'extrait de 104 pages

Résumé des informations

Titre
Der Glücksansatz
Sous-titre
Vom Unglück des Glücksbegriffs und seiner Abwesenheit in Politik und Sozialer Arbeit
Université
Alice Salomon University of Applied Sciences Berlin AS
Note
1,0
Auteur
Année
2009
Pages
104
N° de catalogue
V163585
ISBN (ebook)
9783640865581
ISBN (Livre)
9783640865635
Taille d'un fichier
910 KB
Langue
allemand
Mots clés
glücksansatz, unglück, glücksbegriffs, abwesenheit, politik, sozialer, arbeit
Citation du texte
Jessica von Haeseler (Auteur), 2009, Der Glücksansatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163585

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