Leseprobe
I Inhaltsverzeichnis
I Abstract
III Abbildungsverzeichnis
IV Ehrenwörtliche Erklärung
1 Ausgangslage und Zielsetzung der Arbeit
2 Zum Stand der Forschung
3 Methodische Vorgehensweise
3.1 Formulierung der Hypothesen
3.2 Aufbau des Fragebogens
3.3 Pretest und Datenerhebung
3.4 Datenauswertung
4 Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
4.1 Univariate Beschreibung
4.2 Auswertung der Zusammenhänge
4.3 Korrespondenzanalyse und Überprüfung der Hypothesen
5 Schlussfolgerungen
6 Anhang
6.1 Quellenverzeichnis
6.1.1 Literatur
6.1.2 Fachzeitschriften, Journals, Zeitungen
6.1.3 Internet
6.2 Diverse Unterlagen
6.2.1 Fragebogen
6.2.2 Variablen-Übersicht
II Abstract
Die Kommerzialisierung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen aus dem akademischen Kontext ist Bestandteil des neuen Bildes der unternehmerischen Hochschule. Um diese Wertschöpfung nachhaltig zu ermöglichen, ist es wichtig, Existenzgründer mit dem nötigen sozialen Kapital auszustatten. Im Rahmen dieser Studie wird untersucht, wie die Akteure selbst ihre Beziehungen zu den relevanten Partnern bewerten. Mit Hilfe eines Online-Fragebogens konnte ermittelt werden, dass die wesentlichen Schlüsselpersonen ganz unterschiedlichen Gruppierungen angehören. Durch die Visualisierung der sozialen Netzwerke wird letztlich deutlich, dass der Zusammenhang der Sozialstruktur mit dem Erfolg von Existenzgründungen auf kollektiver und individueller Ebene auf der Vielfalt sozialer Interaktionen basiert. Aus den Ergebnissen dieser Arbeit werden schließlich Handlungsempfehlungen abgeleitet für eine aussagekräftige Fortsetzung der Studie.
The commercialization of research and development results that arise from the academic context is one component of a new picture of academic capitalism. To allow this added value with lasting effect, it is important to equip founders of a new business with the necessary social capital. Within the scope of this study, it is examined how the actors themselves value their relations with relevant partners. With help of an online questionnaire, it can be determined that the essential key persons belong to much different groups. By visualizing social networks, it becomes clear that the connection of social structures and the success of existence foundations, at a collective and individual level, are based on the variety of social interactions. Based on the results of this work, action recommendations are deducted for a meaningful continuation of this study.
III Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Grafische Darstellung der Hypothesen
Abb. 2: Modell der internen und externen Erfolgsfaktoren einer Spin-off-Gründung
Abb. 3: Übertragung des Modells der Erfolgsfaktoren in den Fragebogen
Abb. 4: Definition der Beziehungsintensität
Abb. 5: Spezifikation der Akteure
Abb. 6: Vorgehensweise bei der Datenauswertung
Abb. 7: Visualisierung des Gesamtnetzwerkes
Abb. 8: Gruppierung der Alteri
Abb. 9: Auswertung der Beziehungsintensitäten
Abb. 10: Instrumentalität und Umsatzwachstum
Abb. 11: Vertrauenswürdigkeit und Mitarbeiterwachstum
IV Ehrenwörtliche Erklärung
Hiermit bestätige ich, dass
- die vorliegende Hausarbeit selbständig durch den Verfasser und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt wurde,
- die benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich als solche kenntlich gemacht wurden und
- diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungskommission vorgelegt wurde.
Weimar, 21. Februar 2015 _____________________________
Antje Reichert
1 Ausgangslage und Zielsetzung der Arbeit
Die Generierung und Verwertung von Innovationen auf dem freien Markt wird im Rahmen der aktuellen Reformen integraler Bestandteil der unternehmerischen Universität (Dörre & Neis 2010: 11). Eine Form der Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Innovationsfähigkeit ist die Kommerzialisierung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen durch Spin-offs. Diese Form der Abspaltung von Geschäftseinheiten impliziert die Chance, Werterhöhungen für die beteiligten Parteien erzielen zu können (Blum 2006: 89 ff.). Mehrfach untersucht wurden diese Phänomene bereits aus dem Blickwinkel quantitativer Erhebungen wie z.B. über die Verwertung von Patenten (Haase et. al 2005) oder auch aus der Perspektive der Analyse von Determinanten für den Erfolg und Misserfolg von Existenzgründungen (Cantner 2008; 2010).
Eine wichtige Rolle für den Erfolg einer derartigen Existenzgründung spielt das soziale Netzwerk der beteiligten Akteure. Nach der klassischen Definition von Wasserman & Faust (1994: 20) umfasst ein soziales Netzwerk “[…] a finite set or sets of actors and the relation or relations defined on them“. Bereits Bourdieu (1983: 197) wies auf die essentielle Bedeutung des sozialen Kapitals hin. Es konnte bereits in zahlreichen Studien belegt werden, dass die Struktur der Relationen zwischen Akteuren und ihrer Position im Netzwerk entscheidenden Einfluss auf der Verhaltens-, Wahrnehmungs- und Einstellungsebene hat (Diaz-Bone 2006: 1 ff.). Vor diesem Hintergrund konnten Methoden und Erkenntnisse der Soziometrie, des Strukturfunktionalismus bzw. der Ethnologie und mathematischer Modelle seit Ende der 1980er Jahre in die Netzwerkanalyse als interdisziplinäre Wissenschaft eingehen (Scott 2000: 7 ff.).
Im Rahmen dieser Arbeit werden akademische Spin-offs als Netzwerke im Sinne einer Pilotstudie betrachtet und durch Methoden der empirischen Netzwerkanalyse untersucht. In den letzten Jahren haben sich inner- und außerhalb von Universitäten zahlreiche Institutionen etabliert, die den Austausch zwischen Wissenschaftlern und Gründern fördern.[1] Diese Institutionen übernehmen zum Teil auch die Koordination und Steuerung von Freiräumen, Ressourcen, Mentoring aber auch von Drittmitteln, Kontakten und Forschungsimpulsen (Dörre & Neis 2010: 103 f.). Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie verdeutlicht sein Interesse an der Kommerzialisierung akademischer Innovationen z.B. durch die Gewährung finanzieller Unterstützung für Existenzgründer. Eine Variante ist das sogenannte EXIST-Gründerstipendium als Teil des Programms "Existenzgründungen aus der Wissenschaft (EXIST)". Dabei werden v.a. Gründer aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gefördert durch die Sicherung des Lebensstandards oder die Finanzierung von Sachausgaben und Coachings (Velling 2007).
Diese Variante der geförderten Existenzgründung bildet die Grundlage für die nachfolgende Analyse. Im Sinne einer Pilotstudie stehen die Netzwerke der EXIST-Existenzgründer der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Fokus. Grundsätzlich soll mit dieser Arbeit die Basis geschaffen werden, eine weitreichende Erhebung akademischer Existenzgründungen durchführen zu können. Aus diesem Grund werden jeweils Methoden und Verfahren gewählt, die für die hier folgende Analyse und den Ausschnitt an Probanden eventuell unverhältnismäßig erscheinen, jedoch wird so die Möglichkeit geschaffen, mit erprobten Mitteln vertiefende Analysen mit größeren Stichproben zu erstellen. Dies impliziert auch, dass die hier erhobenen Daten mit weiteren Analysen vergleichbar bleiben.
Neben der Datenerhebung und der statistischen Auswertung des Materials soll auch eine visuelle Auswertung in Form von Graphen erfolgen. Diese Idee geht auf Harary & Norman (1953) zurück, die erstmals soziale Gruppen und deren Interaktionen visuell darstellten und interpretierten. Auch bei der Auswahl der entsprechenden Software wurde explizit berücksichtigt, dass die Auswertung bei größeren Datenmengen ebenfalls mit diesem Computerprogramm darstellbar bleibt.
Diese Arbeit ist in fünf Schritten aufgebaut. Nachdem nun bereits ein Einstieg in die Thematik gefunden und die Zielstellung definiert wurde, folgen im nächsten Kapitel theoretische Erläuterungen zu den grundlegenden Konzepten der empirischen Netzwerkanalyse. Darauf aufbauend wird erläutert, wie diese Grundlagen in die methodische Vorgehensweise der empirischen Untersuchung eingeflossen sind - angefangen von der Formulierung der Hypothesen über den Aufbau des Fragebogens bis zur Auswertung der Daten. Schließlich werden im vierten Kapitel die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung präsentiert und visualisiert. Abschließend werden Handlungsempfehlungen gegeben für die Durchführung Anschluss- bzw. Aufbaustudie.
2 Zum Stand der Forschung
In diesem Kapitel wird zunächst ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung gegeben. Wiederholt konnte belegt werden, dass soziale Beziehungen für den einzelnen Akteur gleichzeitig auch Ressourcen darstellen. Diese können genutzt werden z.B. für den Zugang zu neuen Informationen, zur Ausübung von Einfluss, Kontrolle und Macht oder auch zur Herstellung von Solidarität (Adler & Kwon 2002: 17 ff.; Coleman 1988: 95 ff.). Gerade das Arbeiten an einer gemeinsamen Problemlösung bzw. die Entwicklung neuer Produkte erfordern von den Existenzgründern - als Communities of Practice - regelmäßige face-to-face-Interaktionen. Persönliche Beziehungen nehmen eine essentielle Rolle ein (Reinbacher 2008: 145).
Auf der anderen Seite verursachen soziale Beziehungen auch Kosten, welche für deren Aufbau und Erhalt anfallen. Die Ressourcen aus Beziehungen produzieren wechselseitige Abhängigkeiten (McFadyen & Cannella 2004: 735 ff.). Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich negative Effekte sozialer Beziehungen kumulieren. Nach Coleman (1994) werden durch soziale Beziehungen beengte Sichtweisen gefördert, der Koordinationsbedarf zwischen den Parteien wird zwangsläufig erhöht und letztlich können Trittbrettfahrer von den zur Verfügung gestellten Ressourcen profitieren. Derartige negative Externalitäten reduzieren letztlich den Innovationsoutput und damit auch den unternehmerischen Erfolg der Existenzgründung.
Diese gegensätzlichen Wirkungsweisen der Sozialstruktur werden in der Literatur folgendermaßen erläutert: Gemäß Armbruster (2005: 68) sind Gewinne und auftretende Risiken der Sozialstruktur abhängig von moderierenden Faktoren. Zu diesen Faktoren gehört z. B. das zu erfüllende Aufgabenspektrum in Kombination mit den Erwartungen der jeweiligen Parteien. Darüber hinaus können unausgewogene Investitionen in die Sozialstruktur bzw. Überinvestitionen eines Akteurs einen ursprünglich produktiven Bestand in einen negativen umwandeln (McFadyen & Cannella 2004: 740). Letztlich kann jedoch auch ein Grund für gegensätzliche Wirkungsweisen sein, dass Interessenskonflikte im Gründungsteam auftreten, weil Aspekte der Sozialstruktur, die für den Einzelnen gewinnbringend sind, sich negativ auf die gesamte Gruppe auswirken (Leenders & Gabbay 1999: 486).
Mit Hilfe empirischer Netzwerkanalyse kann untersucht werden, welche Fördervariante tendenziell mit welcher Sozialstruktur einhergeht und ob diese für den unternehmerischen Erfolg der Existenzgründung förderlich oder hinderlich ist. Im Rahmen dieser Studie werden im Sinne eines Pilotprojektes die Existenzgründungen untersucht, die durch EXIST-Gründerstipendien unterstützt wurden.
3 Methodische Vorgehensweise
3.1 Formulierung der Hypothesen
Die forschungsleitende Frage bilden der Zusammenhang zwischen der Sozialstruktur und dem unternehmerischen Erfolg der EXIST-Existenzgründungen. In der folgenden Abbildung wird dargestellt, durch welche Indikatoren die untersuchten Variablen operationalisiert werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Grafische Darstellung der Hypothesen
Quelle: Eigene Darstellung.
Im Fokus der Untersuchung stehen die Veränderungen jeweils einer abhängigen Variablen, in diesem Fall die Wirkung bzw. der Erfolg der Existenzgründung. Dieser soll mit dem Einfluss einer anderen (unabhängigen) Variablen - der Sozialstruktur - erklärt werden. Die Ausprägung der unabhängigen Variablen wird in der empirischen Untersuchung durch Selektion oder Manipulation selbst festgelegt. Auf die Ausprägung der abhängigen Variablen besteht kein Einfluss, sie hängt allein von der Wirkung der unabhängigen Variablen (Sozialstruktur) und von Störeinflüssen ab. Folgende Forschungshypothesen H1 und H2 stehen im Zentrum dieser Analyse:
- H1: Je höher die Instrumentalität der sozialen Beziehungen („weak ties“) während der Existenzgründung, desto stärker ist ceteris paribus das Umsatzwachstum.
Die Annahme hinter dieser These ist, dass das Wertsteigerungsnetzwerk nach Rappaport & Klien (1999: 68) für Existenzgründer nicht oder nur bedingt gilt. Nach deren Konzept stellt die Steigerung des Unternehmenswertes die oberste Zielsetzung des Unternehmens dar und dies rechtfertigt den Aufbau und die Pflege von Zweck-Mittel-Beziehungen. In dem Kontext, in welchem sich junge Existenzgründer bewegen, scheint es jedoch wahrscheinlicher, dass sie in erster Linie auf bestehende und bereits bewährte Beziehungen zurückgreifen, sofern ihnen solche zur Verfügung stehen.
- H2: Je höher die Vertrauenswürdigkeit zu den beteiligten Akteuren während der Existenzgründung, desto stärker ist ceteris paribus das Mitarbeiterwachstum.
Es liegt die Vermutung nahe, dass Existenzgründer, die bereits in der Gründungsphase auf stabile Bindungen bauen konnten und Vertrauen zu Kooperationspartnern gewinnbringend umsetzen konnten, auch im weiteren Verlauf der Geschäftstätigkeit auf Humankapital als strategischen Erfolgsfaktor setzen (Welpe 2004: 158 f.). Aus diesem Grund ist anzunehmen, dass neue Arbeitsplätze geschaffen werden - wenn die originäre Geschäftstätigkeit dies zulässt.
3.2 Aufbau des Fragebogens
Die Datenerhebung erfolgte mittels Fragebogen. Um die Rücklaufquote zu erhöhen, wurde ein Online-Fragebogen erstellt. Dies erfolgte mit Hilfe des Servers www.soscisurvey.de. Grundsätzlich enthält der Fragebogen qualitative und quantitative Bestandteile. Die qualitative Erhebung wird dafür verwendet, die sozialen Beziehungen zu den einzelnen Akteuren ganzheitlich, kontextgebunden und möglichst realitätsnah widerzuspiegeln. Auf der anderen Seite dient die quantitative Datenerhebung zur objektiven Erfassung v.a. unternehmensspezifischer und soziodemografischer Daten sowie zu deren Bewertbarkeit. Der Fragebogen besteht aus insgesamt fünf Rubriken bzw. Themenkomplexen:
1) dem Namensgenerator (Fragen 1-6),
2) den Namensinterpretatoren zur Erhebung der Beziehungsintensitäten während der Existenzgründung und zur Gruppierung der Kontakte (Fragen 7-12),
3) den Unternehmensdaten (Fragen 17-18),
4) der Soziodemografie (Fragen 19-22),
5) sowie zusätzlichen Fragen zur Zusammenarbeit mit dem Servicezentrum Forschung und Transfer (Frage 13-16).
Als klassischen Einstieg in die Datenerhebung sozialer Netzwerke wurde der Namensgenerator nach Hoffmeyer-Zlotnik (1987: 37) und Wolf (1993: 74) gewählt. Mit dessen Hilfe wird Ego (der Existenzgründer) nach Schlüsselpersonen im sozialen Umfeld befragt (den sogenannten Alteri). Darauf aufbauend wird diese Namensliste erweitert durch spezifische Stimuli. Die theoretische Grundlage für diesen Teil des Namensgenerators bilden die Ergebnisse der Dissertation von Mauroner (2009) unter dem Titel „Vermarktung von Innovationen durch Spin-offs“. Dieser untersuchte, welche Faktoren im Rahmen der Ausgründung von akademischen Forschungsergebnissen erfüllt sein müssen, um eine erfolgreiche Markteinführung sowie die nachhaltige Vermarktung sicherzustellen. Eine Zusammenfassung dieser Facetten bildet die nachfolgende Grafik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Modell der internen und externen Erfolgsfaktoren einer Spin-off-Gründung
Quelle: Mauroner (2009: 73) und Kulick (1987: 257).
Das allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld blieb in dem Kontext der Befragung jedoch unberücksichtigt, weil es sich um Rahmenbedingungen handelt, die der Existenzgründer selbst oder sein soziales Umfeld nicht direkt beeinflussen kann. Die Umsetzung des Modells im Fragebogen erfolgte in den Fragen 2 und 3:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Übertragung des Modells der Erfolgsfaktoren in den Fragebogen
Quelle: Eigene Darstellung.
In der zweiten Rubrik des Fragebogens werden über die sogenannten Namensinterpretatoren Informationen über die Alteri sowie über die Beziehungen zwischen Ego und den Alteri generiert (Jansen 2006: 80 f.). Bereits auf Granovetter (1985; 1995) geht die Differenzierung von Bindungen in starke Beziehungen („strong ties“) und schwache Beziehungen („weak ties“) zurück. Zu den Namensinterpretatoren gehören - in Anlehnung an die Definition der Beziehungsintensität nach Rost (2005: 13) - die Instrumentalität, die Kontaktdauer und -frequenz, die Vertrauenswürdigkeit sowie der charismatische Einfluss der Akteure. In Anlehnung an die nachfolgende Grafik soll im Rahmen der Analyse die Zuordnung der sozialen Beziehungen in schwache und starke Bindungen erfolgen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Definition der Beziehungsintensität
Quelle: Rost 2005: 13.
Die Umsetzung der quantitativen Erfassung qualitativer Daten im Fragebogen erfolgte durch sogenannte Schieberegler, welche die jeweilige Beziehungsintensität in Zahlenwerten zwischen 1 und 100 widerspiegeln. Wobei kleine Zahlenwerte für schwache Bindungen („weak ties“) und hohe Zahlenwerte für starke Bindungen („strong ties“) sprechen.
Zusätzlich erfolgte eine Spezifikation der Akteure anhand verschiedener Cluster, um die Personen später zuordnen zu können. Den Probanden standen dabei in Frage 7 neun Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Spezifikation der Akteure
Quelle: Eigene Darstellung.
Auf die Erhebung der Beziehungen der Alteri untereinander - im Sinne eines Proxy-Interviews - wurde hier verzichtet, weil in diesem Kontext zu vermuten war, dass die Anzahl der benannten Akteure sehr hoch ausfallen würde. Dies hätte die Komplexität der Visualisierung stark erhöht, aber tendenziell den Aussagegehalt nicht verstärkt, weil die einzelnen Ego mit ihren Beziehungen jeweils im Fokus stehen sollten.
In den Rubriken drei und vier des Online-Fragebogens wurden unternehmensspezifische Daten bzw. soziodemographische Angaben des Probanden erhoben. Auf die hier gewonnenen Daten bezüglich Umsatz- und Mitarbeiterwachstum wird sich später die Überprüfung der Hypothesen beziehen. Diese wurden nicht durch anderweitige Publikationen der Unternehmen überprüft.
Die fünfte Rubrik zur Zusammenarbeit mit dem Servicezentrum Forschung und Transfer dient als Zufriedenheitsevaluation der Existenzgründer und wird daher im Rahmen dieser Arbeit nicht ausgewertet. Die Ergebnisse werden gesondert aufbereitet und den jeweiligen Ansprechpartnern zur Verfügung gestellt.
3.3 Pretest und Datenerhebung
Vor der Kontaktaufnahme mit den Probanden wurde ein Pretest durchgeführt zur Überprüfung des Forschungsdesigns. Die zu diesem Zweck ausgewählten Personen waren nicht Teil der Zielgruppe, aber sie konnten den Online-Fragebogen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven bewerten. Aus diesem Grund konnten insgesamt fünf Personen für die Durchführung des Pretests gewonnen werden:
- ein Informatiker für die technische Umsetzung der Fragebogenkonstruktion,
- zwei Soziologen für die inhaltliche Abstimmung,
- ein Wissenschaftler, der bereits in anderen Kontexten mit der Netzwerkanalyse gearbeitet hat und
- ein Mitarbeiter des Servicezentrums Forschung und Transfer, der in den EXIST-Existenzgründungsprozess thematisch involviert ist.
Über den letztgenannten Ansprechpartner wurden darauf aufbauend auch die Kontakte zu den Existenzgründern vermittelt. Mit der Fokussierung auf beantragte und bewilligte EXIST-Existenzgründungen wurde bewusst eine kleine Grundgesamtheit gewählt. Wichtig war bei der Auswahl der Unternehmen darüber hinaus, dass diese zum Erhebungszeitraum noch existent waren. Auf diese Weise konnten fünf Unternehmen ermittelt werden, die den o.a. Kriterien entsprachen.
Die erste Kontaktaufnahme mit den Probanden erfolgte telefonisch am 09. bzw. 10.08.2010. Daraufhin wurde am Mittwoch, dem 11.08.2010 die E-Mail an den jeweils gewünschten Account gesandt mit dem Link zum Online-Fragebogen (https://www.soscisurvey.de/exist_fsu-jena) sowie dem nur einmal gültigen Zugangscode. Aus strategischen Gründen wurde von allen bewilligten EXIST-Existenzgründungen nur ein Mitglied der einzelnen Gründungsteams kontaktiert, damit Verzerrungen im Rahmen der Datenauswertung vermieden werden können. Letztlich unterlag es dem Zufallsprinzip, welcher Gründer der einzelnen Teams als Proband ausgewählt wurde. Insgesamt stand der Online-Fragebogen bis zum 25.08.2010 online zur Verfügung. Die Probanden, von denen innerhalb dieses Zeitraumes kein Rücklauf zu verzeichnen war, wurden insgesamt zwei Mal per Mail an die Erhebung erinnert.
3.4 Datenauswertung
Die Datenauswertung erfolgte mittels PASW Statistics Version 18.0.0 und UCINET Version 6.0. Bei letzterem handelt es sich um eine Windows Software zur Analyse sozialer Netzwerke. UCINET ist eines der ersten Computerprogramme, die zu diesem Zweck entwickelt wurden. In die Programmierung involviert waren u.a. Borgatti, Everett und Freeman, deren Forschungsschwerpunkt seit mehreren Jahren die soziale Netzwerkanalyse ist. Die Visualisierungen entstanden mit Hilfe von NetDraw. Dieses Programm ist direkt mit UCINET verknüpft. Die Netzwerkanalyse-Software ist als Download zu beziehen unter http://analytictech.com/ucinet/ucinet.htm.
[...]
[1] Um die Arbeit leserfreundlich zu gestalten, wurde auf eine durchgehende Nennung beider Geschlechter verzichtet. Wo nur die männliche oder weibliche Form verwendet wird, kann davon ausgegangen werden, dass immer auch das andere Geschlecht gemeint ist.