Die Effekte eines Rumpfstabilisationstrainings auf Kraftausdauer, intermuskuläre Koordination und Schusskraft eines Fußballspielers


Masterarbeit, 2008

92 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

3 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

4 TABELLENVERZEICHNIS

5 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

6 ABSTRACT

7 EINLEITUNG
7.1 Problemstellung und Ziel der Arbeit
7.2 Bedeutsamkeit des Forschungsproblems und praktische Relevanz der Forschungsergebnisse
7.3 Bisheriger Stand der Forschung und theoretischer Bezugsrahmen
7.4 Hypothese

8 THEORETISCHES RAHMENKONZEPT
8.1 Allgemeines über den Rumpf
8.1.1 Allgemeine Stabilität des Rumpfes
8.1.2 DIFFERENZIERTE GLIEDERUNG DES STABILITÄTSSYSTEMS
8.1.3 Bezug der Stabilität auf den Fotballsport
8.2 Zum Torschuss
8.2.1 LEISTUNGBESTIMMENDE FAKTOREN
8.2.2 Verschiedene Schussarten
8.2.3 Die Ballgeschwindigkeit
8.2.3.1 Die Bewegung des Schussbeines
8.2.3.2 Die Bewegung des Standbeines
8.2.3.3 Die Lage des Rumpfes
8.3 Die Kraft im FUßBALL
8.3.1 DIE SPORTARTSPEZIFISCHE KRAFT
8.3.2 EINFLUSSGRÖßEN AUF DIE MOTORISCHE KRAFT
8.4 Der Rumpf im Fubballsport
8.4.1 Krafttraining und die Trainingshäufigkeit
8.4.2 Der Torschuss unter Betrachtung der Muskelschlingen
8.5 ISOKINETISCHE KRAFTMESSUNG
8.5.1 Isokinetik in der Diagnostik
8.5.2 Isokinetik und komplexe Bewegungen im Sport

9 METHODIK
9.1 Erhebungsparameter
9.2 Auswahlplan
9.3 Untersuchungsdesign
9.4 Messkriterien am Patienten
9.4.1 Physiotherapeutische Befunderhebung
9.4.1.1 Anamnese
9.4.1.2 Allgemeine Inspektion
9.4.1.3 Befund des Rumpfes und der unteren Extremitäten
9.4.2 Stabilitätsprüfung
9.4.2.1 Beschreibung der Stabilitätsprüfung
9.4.2.2 Durchführung der Stabilitätsprüfung
9.4.2.2.1 Prüfung der Bauchmuskulatur aus der Rückenlage
9.4.2.2.2 Prüfung der gesamten Rumpfmuskulatur aus der Seitlage im Unterarmstütz
9.4.2.2.3 Prüfung der gesamten Rumpfmuskulatur aus der Bauchlage im Unterarmstütz
9.4.2.3 Ergebnisse der Stabilitätsprüfung
9.5 Messmethode zur Interventionsüberprüfung
9.5.1 Messgeräte zur Datenerhebung
9.5.1.1 Cybex 6000 NORM
9.5.1.2 SpeedTrac
9.5.2 Software zur Datenerhebung
9.5.3 Messparameter
9.5.3.1 Messparameter der isokinetischen Messung
9.5.3.2 Messparameter der Schussgeschwindigkeitsmessung
9.5.4 Gütekriterien der Messmethode
9.5.4.1 Die Messmethode in Bezug auf die Gütekriterien
9.5.4.1.1 Die Messmethode in Bezug auf die Gütekriterien bei der isokinetischen Messung
9.5.4.1.2 Die Messmethode in Bezug auf die Gütekriterien bei der Schussgeschwindigkeitsmessung
9.5.5 Ablauf der isokinetischen Kraftmessung
9.5.5.1 Allgemein
9.5.5.2 Einstellung des Gerätes
9.5.5.2.1 Geräteeinstellung für die Rumpfmessung
9.5.5.2.2 Geräteeinstellung für die Messung der unteren Extremitäten
9.5.5.3 Positionierung des Probanden
9.5.5.3.1 Probandenpositionierung bei der Rumpfmessung
9.5.5.3.2 Probandenpositionierung bei der Messung der unteren Extremitäten
9.5.5.4 Vorbereitung des Probanden
9.5.5.5 Beschreibung des Ablaufes der isokinetischen Kraftmessung
9.5.5.6 Durchführung des Testverfahrens
9.5.5.6.1 Testdurchführung am Rumpf
9.5.5.6.2 Testdurchführung an den unteren Extremitäten
9.5.5.7 Auswertung der Testergebnisse
9.5.6 Ablauf der Schussgeschwindigkeitsmessung
9.5.6.1 Allgemein
9.5.6.2 Einstellung des Geschwindigkeitsmessgerätes
9.5.6.3 Positionierung des Probanden
9.5.6.4 Vorbereitung des Probanden
9.5.6.5 Beschreibung des Ablaufes der Schussgeschwindigkeitsmessung
9.5.6.6 Durchführung des Testverfahrens
9.5.6.7 Auswertung der Testergebnisse
9.6 Intervention
9.6.1 Ziele der Intervention
9.6.1.1 Nahziele
9.6.1.2 Fernziel
9.6.2 Beschreibung der Interventionsziele
9.6.3 Schilderung des Interventionsverlaufs
9.6.4 MAßNAHMEN IN DER INTERVENTION
9.6.4.1 Training der geraden Bauchmuskulatur
9.6.4.2 Training der schrägen Bauchmuskulatur
9.6.4.3 Training der Rückenstreckmuskulatur
9.6.4.4 Training der seitlichen Rumpfmuskulatur
9.6.4.5 Training der ventralen und dorsalen Rumpfmuskulatur
9.6.4.6 Mobilisationsübung der Wirbelsäule
9.6.5 Die Übungsreihenfolge

10 ERGEBNISSE
10.1 Isokinetische Messergebnisse Rumpfflexoren und Rumpfextensoren
10.2 Isokinetische Messergebnisse der Knieflexoren und Knieextensoren
10.3 Schussgeschwindigkeitsmessung
10.4 Allgemeine Betrachtung der Ergebnisse
10.4.1 Ergebnisse der Rumpfflexoren und Rumpfextensoren
10.4.2 Ergebnisse der Knieflexoren und Knieextensoren
10.4.3 Ergebnisse der Schussgeschwindigkeitsmessung

11 DisKussioN
11.1 Ergebnisse und die Bedeutung des Trainings
11.2 Messmethoden und ihre Zusammenhänge

12 AUSBLICK

13 LiTERATuR

3 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Muskelschlingen beim Torschuss am Beispiel eines Fußballspielers (Tittel, 1994)

Abbildung 2: Schematische Darstellung einiger Muskelschlingen, an denen die Bauchmuskeln beteiligt sind. (Tittel, 1994)

Abbildung 3: Komponenten des Fußballsports und ihre Zusammenhänge

Abbildung 4: Interventionsablauf der Trainingswochen und Trainingseinheiten ..

Abbildung 5: Gegenüberstellung des maximalen Drehmoments von Rumpfflexoren und Rumpfextensoren bei gemessener Kontraktionsgeschwindigkeit von 60° pro Sekunde

Abbildung 6: Vergleich des maximalen Drehmoments zwischen Flexion und Ex­tension des rechten Kniegelenkes bei gemessener Kontraktionsgeschwindig­keit von 60°pro Sekunde

Abbildung 7: Vergleich des maximalen Drehmoments zwischen Flexion und Ex­tension des linken Kniegelenkes bei gemessener Kontraktionsgeschwindig­keit von 60°pro Sekunde

Abbildung 8: Vergleich der Flexionsmesswerte zwischen rechtem und linkem Kniegelenk, die bei einer Kontraktionsgeschwindigkeit von 60° pro Sekunde ermittelt wurden

Abbildung 9: Vergleich der Extensionsmesswerte zwischen rechtem und linkem Kniegelenk, die bei einer Kontraktionsgeschwindigkeit von 60° pro Sekunde ermittelt wurden

Abbildung 10: Vergleich der Durchschnittswerte der Schussgeschwindigkeitsmes­sung zwischen dem rechen und dem linken Schussbein

4 TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Messwerte des maximalen Drehmoments der Rumpfflexoren und Rumpfextensoren

Tabelle 2: Maximales Drehmoment der Knieflexoren und der Knieextensoren im Rechts/Links-Vergleich bei gemessener Kontraktionsgeschwindigkeit von 60° pro Sekunde

Tabelle 3: Erste und zweite Schussgeschwindigkeitsmessung

Tabelle 4: Dritte und vierte Schussgeschwindigkeitsmessung

5 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

6 ABSTRACT

Das Ziel dieser Arbeit basiert auf der Ebene des mittleren Amateurfußballs und beschreibt die Auswirkungen eines Rumpfstabilisationstrainings im Sinne der Kraftausdauer und intermuskulären Koordination, das in Bezug zur Schussge­schwindigkeit gesetzt wurde.

Im Rahmen einer Rückrundenvorbereitungsphase einer Fußballlandesligamann­schaft wurde anhand einer Einzelfallstudie ein sechswöchiges Rumpfstabilisati­onsprogramm entworfen. Neben der Belastung des Mannschaftstrainings hat der Proband das Rumpfstabilisationstraining unter Aufsicht eines Physiotherapeuten dreimal wöchentlich jeweils vor dem Mannschaftstraining absolviert. Die reine Trainingszeit belief sich auf anfänglich 18 Minuten und betrug in den letzten zwei Wochen der Intervention 21 Minuten pro Trainingseinheit.

Im Sinne einer Verlaufskontrolle wurde das maximale Drehmoment der Rumpffle­xoren und Rumpfextensoren sowie der Knieflexoren und Knieextensoren im Rechts/Links-Vergleich bestimmt. Zusätzlich wurde eine Schussgeschwindig­keitsmessung durchgeführt. Die Messergebnisse des Rumpfes und der unteren Extremitäten wurden an einem isokinetischen Messgerät der Firma Cybex ermit­telt. Die Werte der Schussgeschwindigkeitsmessung wurden durch ein Sportra­darmessgerät bestimmt. Die Erhebung der Messdaten wurde vor der Intervention und im weitern Verlauf in 14-tägigen Abständen ausgeführt. Insgesamt wurden vier Messungen gemacht, die jeweils zu den gleichen Zeiten durchgeführt worden sind, wobei darauf geachtet wurde, dass die Schussgeschwindigkeitsmessungen immer vor den Maximalkraftmessungen gemacht wurden.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die in dieser Arbeit erreichten Ergebnisse einen positiven Verlauf beschreiben konnten. Vor allem beschreiben die Messwerte des schwächeren, linken Schussbeines eine positive Entwicklung, sowohl bei der Ma­ximalkraftmessung als auch bei der Schussgeschwindigkeitsmessung. Dies lässt auf eine verbesserte intermuskuläre Koordination schließen.

Es ist zu bemerken, dass die Ergebnisse dieser Einzelfallstudie im Rahmen einer Verlaufskontrolle nur als Richtwerte zu betrachten sind, das keine statistisch be­legten Schlüsse gezogen werden können.

7 EINLEITUNG

Das Fußballspiel ist durch eine Vielzahl von verschiedenen überwiegend azykli­schen Bewegungsabläufen gekennzeichnet. Nicht nur taktische, psychische, tech­nische, koordinative oder konditionelle Komponenten sind leistungsentscheidend, sondern auch eine stabile Gesundheit des Fußballspielers ist eine wichtige Vor­aussetzung für eine individuell optimale Leistung und trägt entscheidend dazu bei, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Praxis erfolgreich umzusetzen. Die er­wähnten leistungsentscheidenden Komponenten belaufen sich in einem 90-minü­tigen Fußballspiel effektiv auf 60 Minuten. Der Spieler hat in dieser Zeit einen durchschnittlichen Energieverbrauch von ca. 1500 kcal, die absolvierte Laufstre­cke liegt zwischen 8 und 12 km. Auf dieser Distanz werden zwei Drittel der Stre­cke gegangen oder getrabt, 20 bis 25 Prozent dieser Laufstrecke werden in einem mittleren Tempo bewältigt und die ca. verbleibenden 10 Prozent läuft der Spieler in einer hohen Intensität bzw. in Sprintform, wobei die meisten Sprintdistanzen zwischen 5 und 20 m liegen. Der Bewegungsumfang mit dem Ball liegt zwischen 150 und 200 m. (vgl. Kindermann, 2006)1

Die bei diesen Belastungen auftretenden durchschnittlichen Herzfrequenzen lie­gen zwischen 165 und 175 Schlägen pro Minute. Das entspricht ca. 80 bis 90 Pro­zent der maximalen Herzfrequenz. (vgl. Ekblom, 1986)2

Aus diesen Werten lassen sich zusätzliche Belastungen auf den gesamten Bewe­gungsmechanismus erkennen. Beispielsweise kommt es durch Beschleunigungen und Abbremsungen bei Sprints und schnellen Richtungsänderungen, bei Körper­täuschungen mit und ohne Ball sowie im Zweikampf als auch in der Landephase nach einem Kopfballduell in der Luft zu Belastungsspitzen auf das gesamte Stabi­lisationssystem, welche ein vielfaches des Körpergewichtes überschreiten können.

Es ist anzunehmen, dass die unteren Extremitäten als das eigentliche Werkzeug dieser Sportart in einem Wettkampfspiel den größten Belastungen ausgesetzt sind. Jedoch sollte die Betrachtung dieser hier aufgeführten möglichen Belastun­gen gerade im Fußballsport nicht nur isoliert auf die unteren Extremitäten bezogen werden, sondern vielmehr sollten auch die oberen Extremitäten und der Rumpf in diese Sichtweise mit eingeschlossen werden. Aufgrund dessen, dass der Rumpf das Zentrum des menschlichen Körpers darstellt und die Extremitäten sowie der Kopf diesem peripher angekoppelt sind, darf davon ausgegangen werden, dass der Rumpf im Fußball gegenüber den oberen Extremitäten eine wichtige Rolle einnimmt und an bestimmten Bewegungsabläufen, wie z.B. einem Torschuss, mit­beteiligt ist. Aus diesem Grund sollten auch die lokalen Beanspruchungen des Rumpfes durch die einwirkenden Kräfte der äußeren Belastungen im Fußballtrai­ning mit berücksichtigt werden. Um die verschiedenen Belastungsformen, die während eines Fußballspiels auf den Körper einwirken auffangen zu können und dadurch die Belastung auf die Strukturen zu reduzieren, sollte der Fußballspieler nicht nur im Bereich der Ausdauer und der Schnelligkeit, sondern vor allem im Be­reich der Kraft möglichst optimal und sportartspezifisch trainiert sein. Daraus re­sultierend sollte meines Erachtens nach, im Fußballtraining der gesamte Bewe­gungsapparat des Fußballspielers so ins Gleichgewicht gebracht werden, dass ein koordiniertes und funktionelles Zusammenspiel innerhalb der Muskelketten und die erforderliche Stabilisationsfähigkeit gegeben ist.

Seit dem Jahr 2004 und der damit verbundenen Weltmeisterschaftsvorbereitung der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, für die im athletischen Bereich in erster Linie der US Fitnesstrainer Mark Verstegen verantwortlich war, wird nicht nur im Fußballsport vermehrt auf die Ganzkörperkräftigung sondern explizit auf die dadurch bedingte Rumpfstabilisation Wert gelegt. Die Bedeutung dieses ergän­zenden Trainingaspektes in Bezug auf die Rumpfstabilität im Sinne eines Trai­nings der Kraftfähigkeiten und der koordinativen Fähigkeiten im Rumpfbereich zur Verbesserung des Einsatzes der Extremitäten findet nicht nur in der Rehabilitati­ons- und Aufbauphase von Patienten Anwendung, sondern erweckt neuerdings auch verstärkt das Interesse der Fußballspieler und deren Trainer.

Welche Auswirkungen ein solches Rumpfstabilisations- und Rumpfkoordinations­programm auf einen Torschuss haben kann, inwiefern die möglicherweise daraus resultierende Kraftübertragung vom Rumpf auf die unteren Extremitäten bei einem Torschuss mitentscheidend ist, wird in dieser Arbeit anhand einer Einzelfallstudie im mittleren Fußballamateurbereich untersucht und beschrieben.

7.1 Problemstellung und Ziel der Arbeit

Das Privileg der Zeiteinteilungsmöglichkeiten im Profifußball erleichtert die Trai­ningsplanung und -durchführung der Trainingseinheiten um einiges. Doch es stellt sich die Frage, wie die Durchführbarkeit eines Rumpfstabilisationstrainings in die Trainingsabläufe im mittleren Amateurbereich integrierbar ist, da hier die zeitlichen Trainingsressourcen limitiert sind.

In den heutigen Fort- und ausbildungen eines Fußballtrainers nimmt der Aspekt der Rumpfstabilisation bei der Durchführung der Trainertätigkeiten im Bereich des Fußballs einen hohen Stellenwert ein und hat damit eine weitaus bedeutendere Rolle eingenommen, als dies vor einigen Jahren der Fall war. Die vermittelten Wissensgrundlagen waren vor einigen Jahren auf den Ebenen der Trainingslehre sowie in den Bereichen der sportphysiologischen Abläufe in Bezug auf die Rumpf­stabilität qualitativ im Vergleich zu den heute vermittelten Inhalten der Trainerfort- und ausbildung unzureichend übermittelt. Dank der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Sportmedizin ist der Deutsche Fußball-Bund seit einigen Jahren sehr bemüht, die Fußballtrainerausbildung mit den Inhalten diesen sportmedizinischen Komponenten zu ergänzen, um den zukünftigen Trainern vor allem auf der Amateurebene ein erweitertes Basiswissen der sportphysiologischen Rumpfstabilisationsabläufe und deren Bedeutung im Training und Wettkampf zu verdeutlichen. Alte Ausbildungskonzepte werden von der untersten Ebene der Trainerausbildung bis zum Ausbildungsgrad eines Fußballlehrers qualitativ über­arbeitet, im Bereich der Sportmedizin auf der Grundlage der neusten wissen­schaftlichen Erkenntnisse neu strukturiert und in die Lehrpraxis umgesetzt. (vgl. Horsch/Peter/Rutemöller/Schomann, 2007)3

In wie weit sich diese neu erworbenen Erkenntnisse jedoch in den heimischen Amateurfußballvereinen umsetzen lassen, wie sie weiter vermittelt und von den Trainern in das funktionelle Fußballtraining eingebaut werden können, lässt sich nur schwer erahnen. Ebenso sind bei der Umsetzung der entsprechende Umfang und die adäquate Dosierung eines in eine Trainingseinheit integrierten Rumpfsta­bilisationsprogramms zu hinterfragen. Aus eigener Erfahrung lässt sich definitiv sagen, dass das Rumpfstabilisationstraining der letzten Jahre im unteren, mittle­ren als auch im oberen Amateurbereich eindeutig vernachlässigt worden ist. Ein triftiger Grund für diese Tatsache ist sicherlich die Koordination und die inhaltliche Gestaltung der Trainingseinheiten besonders im unteren und mittleren Amateurbe­reich. In einem Mannschaftsgefüge von Spielern, welche im Alltag neben der Schule, dem Studium oder einer Arbeitsstelle auch noch ein Familienleben führen, ist es nicht verwunderlich, dass diese Spieler ihre knapp bemessene Freizeit nicht gänzlich dem Fußball opfern können. Dementsprechend muss der Trainer einer solchen Mannschaft auf der Ebene der Trainingsplanung einige Kompromisse eingehen. Diese Kompromissbereitschaft lässt eine Bevorzugung der Trainingsin­halte im Bereich des klassischen Fußballtrainings zu Lasten eines Rumpfstabilisa­tionstrainings erkennen. In den meisten Fällen wird ein derartiges Stabilisations- Programm aus den oben genannten Gründen sogar gänzlich aus dem Trainings­programm genommen. Ein weiterer Grund für das Vernachlässigen des Stabilisa­tionstrainings basiert sehr wahrscheinlich auf dem zu geringen Grundwissen der Trainer, die in ihren früheren Ausbildungen ein zu geringes Grundwissen über die sportphysiologischen Zusammenhänge zwischen Rumpf, Extremitäten und deren funktionelle Bedeutung im Fußball erfahren haben. Selbst in den oberen Amateur­klassen wird die Wichtigkeit eines kräftigen und stabilen Rumpfes, trotz eines et­was größeren Zeitfensters für das Mannschaftstraining unterschätzt und nur selten in das Trainingsprogramm aufgenommen.

Im leistungsorientierten Fußball wird das individuelle Fitnesstraining im Alter von 21 bis 29 Jahren mit einer Gewichtung von 25 Prozent in Bezug auf den gesamten Trainingsinhalt angegeben, ab 30 Jahren sogar mit 35 Prozent. (vgl. Niersbach/Sammer, 2008)4

Diese Angaben können für den Fußballamateurbereich sicherlich nicht übernom­men werden, sollten aber als Anhaltspunkt dienen, um den fachkundigen Trainern einerseits deutlich zu machen, wie wichtig dieser Trainingsbereich für den Fuß­baller ist und andererseits ihm Richtlinien bieten, die er in seiner Trainingsplanung mitberücksichtigen kann.

Aufgrund der Tatsache, dass eine Fußballvorbereitungsperiode, sowohl unmittel­bar vor der Hinrunde als auch direkt vor der Rückrunde, im mittleren und oberen Amateurfußball sich auf ca. vier bis sechs Wochen beläuft, sehe ich es als sinnvoll an, mich in dieser Untersuchung auf diese Zeitspanne zu beziehen.

Auf diesen Grundlagen aufbauend, möchte ich mich in dieser Arbeit mit der bereits erwähnten Problematik auseinandersetzen und den Einfluss eines regelmäßig integrierten Rumpfstabilisationsprogramms einer sechswöchigen Fußballvorbe­reitungsphase auf die Schussqualität eines Amateurspielers näher beleuchten. Weiterführend möchte ich der Frage nachgehen, wie wirkungsvoll ein regelmäßi­ges Rumpfstabilisationstraining, speziell im Fußballsport, sein kann.

7.2 Bedeutsamkeit des Forschungsproblems und praktische Relevanz der Forschungsergebnisse

Aufgrund eigener Erfahrung als Sportphysiotherapeut, Fußballtrainer und ehema­liger aktiver Fußballspieler als auch aus intensiven Beobachtungen verschiedener Trainingseinheiten und der Auseinandersetzung mit verschiedenen Trainingskon­zepten im Amateur- und Profifußball, stellt der Ansatz am Rumpf speziell im Fuß­balltraining einen großen Interessensbereich in meiner beruflichen Tätigkeit dar. In dieser Arbeit möchte ich, eine mögliche Verbesserung der Schussqualität durch die Ökonomisierung dynamischer Bewegungsabläufe auf der Grundlage eines intermuskulären Zusammenspiels der Muskelketten nach einem sechswöchigen Rumpfstabilisationstraining im Sinne der Kraftausdauer und Rumpfkoordination erarbeiten und beschreiben.

Es ist bekannt, dass der Torschuss im Fußballsport eine zentrale Rolle einnimmt. Dementsprechend ist der Stellenwert des Torschusstrainings von entscheidender Bedeutung. Die Variabilität der Torschusstechnik zeichnet einen guten Spieler aus. Dafür ist das Erlernen technischer Grundlagen bereits in jungen Jahren eine unabdingbare Voraussetzung, um im Jugendlichen- bzw. Erwachsenenalter die erlernten Torschussvariationen unter Gegnerdruck und im hohen Tempo anwen­den zu können. Diesbezüglich ist der Spannstoß im Fußball einer von mehreren elementaren Torschusstechniken und sollte somit nach Möglichkeit in jede Trai­ningseinheit mit einbezogen werden. (vgl. Peter, 2001)5

In dieser Einzelfallstudie möchte ich anhand eines Fußballspielers mittlerer Ama­teurklasse untersuchen und beschreiben, wie ein gut integriertes Rumpfstabilisati- ons- und Rumpfkoordinationstraining in eine Rückrundenvorbereitungsphase, auf die ich bereits im Kapitel „Problemstellung und Ziel der Arbeit" eingegangen bin, zu einer Ökonomisierung von dynamischen Bewegungsabläufen führen kann und somit in weiterer Folge einen positiven Einfluss auf den Torschuss haben kann.

Als Sportphysiotherapeut beruht mein persönliches Interesse an dieser Untersu­chung auf meiner bis dahin gemachten Erfahrung im Fußballsport. Denn aus mei­nen beruflichen Erkenntnissen ist bekannt, dass durch die Aktivierung, Stärkung und Koordination der Rumpfmuskulatur die gesamte Wirbelsäule aktiv stabilisiert wird und dadurch die umliegenden passiven Strukturen entlastet werden. Durch die in diesem Zusammenhang erreichte und verbesserte neuromuskuläre Effizienz bekommt der Fußballspieler z.B. eine stabilere Schusshaltung und kann seine Bewegungsabläufe, wie z.B. Richtungsänderungen effektiver vornehmen. (vgl. Lummer, 2006)6

Es ist mir ein großes Anliegen, das Thema der Stabilisation und Koordination, speziell auf der Ebene des Rumpfes, als einen wichtigen und ergänzenden Trai­ningsaspekt näher zu erläutern.

7.3 Bisheriger Stand der Forschung und theoretischer Bezugsrahmen

Fußball gilt mit ca. 200 000 professionellen- und etwa 240 Millionen Amateurspie­lern als die weltweit populärste Sportart. Setzt man sich schwerpunktmäßig mit dem sportmedizinischen bzw. sportphysiologischen Teil etwas intensiver ausein­ander, wird schnell deutlich, dass der Fußballsport, welcher azyklische und indivi­duelle Bewegungsabläufe eines Fußballspielers beinhaltet, zu einer Vielzahl klei­nerer komplexer Bewegungen kommt, die sich insgesamt zu einer sportartspezifi­schen Bewegung zusammensetzen. Der allgemeine Aspekt der Stabilisation, vor allem jedoch die spezifische Rumpfstabilität im Sinne der Kraftausdauer und Ko­ordination spielen, in Bezug auf den Torschuss, an dieser Stelle eine ausschlag­gebende Rolle. Für den US Fitnesstrainer Mark Verstegen und den deutschen Physiotherapeuten Oliver Schmidtlein ist die Stabilität, vor allem die Stabilität des Rumpfes, der Kernpunkt schlechthin. Sie gehen davon aus, dass der Rumpf eine zentrale Ausgangsposition jeder Bewegung ist und die Extremitäten um diesen rotieren. (vgl. Lummer, 2006)7

Daraus lässt sich schließen, dass am Rumpf eine entsprechende Stabilität ge­währleistet werden muss, um sportartspezifische Bewegungen dynamisch und so ökonomisch wie möglich durchführen zu können. In diesem Zusammenhang spielt das Stabilisierende System, dass sich aus einem Kontroll- und Steuerungssystem, einem passiven und einem aktiven Stabilisierungssystem zusammensetzt, eine entscheidende Rolle. (vgl. Panjabi, 1992)8

Des Weiteren spricht Klein-Vogelbach (1990) von einer dynamischen Stabilität der Brustwirbelsäule in ihrer Nullstellung, beziehungsweise von vorübergehender Übernahme dieser Funktion durch andere Körperabschnitte, welche eine Stabilität während eines Bewegungsablaufes gewährleistet. (vgl. Klein-Vogelbach, 1990)9

Bei den auftretenden Belastungen während eines Trainings oder eines Wett­kampfspiels ist diese Art der Stabilität für den Fußballspieler von entscheidender Bedeutung. „Wenn der Sportler nämlich über einen ausreichenden Funktionszu­stand der wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur verfügt, kann das ,ins Kreuz Fallen’ bei Schussbewegungen, das zwangsläufig mit Fehlbeanspruchungen der kleinen Wirbelbögen und der Bandscheiben der Lendenwirbelsäule verbunden ist, vermieden werden." (Götzinger, 2005, S 73)10

Aus diesem Grund werden in der Praxis nicht einzelne Muskeln, sondern die funk­tionellen Muskelketten trainiert, die im weiteren Trainingsverlauf nicht isoliert, son- dern viel mehr in komplexen Bewegungen ihre Wirkung finden. (vgl. Lummer, 2006)11

Auf der „2ed International Football and Sports Medicine Conference 2006" in Düsseldorf unterstreicht auch die FIFA die Aussage der unzureichenden wissen­schaftlichen Vergleichsdaten über die Häufigkeit von Wirbelsäulenverletzungen. In ihrem offiziellen Beitrag zur Fußballweltmeisterschaft 2006 „Fußballmedizin Manual", belegen sie dies mit der Tatsache, dass bei einem Fußballtraining mehr Wert auf die unteren Extremitäten gelegt wird, während die Bauch- und Rücken­muskulatur vernachlässigt wird. Weiter heißt es, dass genau diese Muskelgruppen als auch die Nacken und Schultergürtelmuskulatur eine wesentliche Rolle bei der Stabilisation der Wirbelsäule und der Beschwerdefreiheit des Oberkörpers spielen. (vgl. Bahr et al., 2006)12

Im Saarbrückener Kongressbericht 2002, der in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin erschienen ist, zeigte Dietmar Schmidtbleicher vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Frankfurt nur kurz anhand eigener Befunde, dass auch bei Spitzenfußballern die Kräftigung der Rumpfmuskulatur häufig ver­nachlässigt wird. (vgl. Schwarz, 2002)13

Einen Überblick über die auftretenden Belastungen der Wirbelsäule im Sport liefert erneut ein Beitrag aus der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin. Auch wenn die Wirbelsäule in den verschiedensten Sportarten unterschiedliche Belastungen er­fährt, können diese, obwohl mittlerweile verschiedene Ansätze und Methoden zu dieser Problematik beschrieben worden sind, nicht direkt und vollständig gemes­sen werden. Die bereits existierenden Resultate basieren auf dem intradiscalen Druck einiger In-vivo Messungen. Die Berechnungen von Belastungen solch kom­plexer Strukturen wie der Wirbelsäule sind nicht eindeutig zu lösen und basieren auf einer Reihe von Annahmen und Vereinfachungen. Abgesehen davon ist ein solches Struktursystem mathematisch nicht eindeutig lösbar. (vgl. Bergmann/Graichen/Mellerowicz/Rohlmann/Wilke, 2001 )14

Im weiteren Verlauf werden verschiedene Vergleiche zwischen den Belastungen im Sitzen, Stehen, Gehen, Joggen, Wippen auf einem Pezziball, beim Trampolin- und Seilspringen sowie Belastungen in der Rumpfflexion bzw. Rumpfextension beim Heben und Halten eines Gewichtes als auch Belastungen im Vierfüßlerstand deutlich hervorgehoben und besprochen. Letzten Endes resultiert daraus, dass Sportarten mit hohen Wirbelsäulenbelastungen bei Sportlern mit Wirbelsäulenbe­schwerden oder nach operativen Eingriffen, nur mit ausreichender muskulären Stabilisierung und sukzessiv ausgeübt werden sollen.

Eine genaue Beobachtung und die Analyse von Bewegungsmustern ist ein weite­rer, wichtiger Bestandteil der Arbeit im Fußball. Auch hier gibt es sportartspezifi­sche Probleme, die sich vor allem bei Bewegungsmustern von Torschussabläufen durch die Extensions- und Rotationsfähigkeit im Brustwirbelsäulenbereich äußern.

Sicherlich sind die hier vorgestellten Resultate nur sehr beschränkt auf einen Amateur- oder Leistungssportler übertragbar, jedoch existieren zur Zeit keine ge­naueren Erkenntnisse auf dieser Ebene. Es ist davon auszugehen, dass bei Leis­tungssportlern häufig erheblich höhere Wirbelsäulenbelastungen in ihren funktio­nellen, sportartspezifischen Bewegungsabläufen nicht ausgeschlossen werden.

7.4 Hypothese

Ein Rumpfstabilisationstraining im Sinne der Kraftausdauer und intermuskulären Koordination hat positive Auswirkungen auf die isokinetisch gemessene Maximal­kraftfähigkeit der Rumpfflexoren und Rumpfextensoren sowie Knieflexoren und Knieextensoren und in weiterer Hinsicht auch auf die Schussgeschwindigkeit beim Torschuss eines Fußballspielers im mittleren Amateurbereich.

8 THEORETISCHES RAHMENKONZEPT

8.1 Allgemeines über den Rumpf

Seit dem Wandel der menschlichen Entwicklung vom Vierfüßlergang zum auf­rechten Gang werden dem Rumpf ganz neue Aufgaben und damit eine komplett andere Belastung zugeteilt. Durch die vertikale Aufrichtung der Wirbelsäule be­kommt der Rumpf eine funktionell tragende Rolle des Kopfes und der oberen Ex­tremitäten. Die unteren Extremitäten erfüllen ihre Aufgabe als Fortbewegungsor­gane. Aufgrund der Vertikalisierung und der kleineren Unterstützungsfläche, er­fährt der menschliche Körper bei allen Bewegungsabläufen eine bedeutend grö­ßere Strukturbelastung als es dies der Fall im Vierfüßlergang war. Ganz nach dem Prinzip „die Funktion formt die Struktur" passt sich das Stabilisierungssystem des Körpers der heutigen Zeit funktionell an. Es liegt an uns selbst, in welchem Maße wir es vernachlässigen oder für unseren zweckgerechten Einsatz stärken.

8.1.1 Allgemeine Stabilität des Rumpfes

Hottenrott und Sommer (1998) von der Sportmedizinischen Fakultät der Philipps­Universität Marburg befassen sich mit dem funktionellen Aspekt der Wirbelsäule und beschreiben diese als einen „Segelmast, der die Wirbelsäule gegen das Be­cken und den Schultergürtel verspannt. Dabei spiele die Rücken- und Bauchmus­kulatur die Hauptrolle." (Hottenrott/Sommer, 1998, S 10)15

Sind die Rumpfstabilisierenden Muskeln nicht im Gleichgewicht kommt es zu einer so genannten muskulären Dysbalance, die zu einer Einschränkung des Bewe­gungsablaufes führen kann. Dies kann folglich zu einer verzögerten Bewegung führen und im Endeffekt zu einer verminderten Leistung. Des Weiteren werden Bewegungsabläufe und die damit verbundenen Bewegungskompromisse eines instabilen Rumpfes, welche über Muskelketten weiter geleitet werden, zu zusätzli­chen leistungsmindernden Faktoren.

Ein weiterer Punkt, der für eine optimale Rumpfstabilität bei sportlichen Leistungen spricht, ist die Sauerstoffaufnahme des Spielers. Diese wird bei muskulären Dys­balancen, die z.B. zu Skoliosen, Kyphosen oder Hyperlordosen führen, limitiert. Denn die Atemhilfsmuskulatur, welche bei der Inspiration für die Anhebung des Brustkorbs gegenüber der Wirbelsäule verantwortlich ist, kann nur dann effektiv arbeiten, wenn die Wirbelsäulenmuskulatur kräftig und die Wirbelsäule an sich stabil aufgerichtet ist.

Es wird empfohlen, die Ausführung der Rumpfstabilitätsübungen z.B. der Bauch- und Rückenmuskulatur aus der Bauch- oder Rückenlage zu absolvieren. Im späte­ren Verlauf kann auch funktionell und sportartspezifisch im Stand trainiert werden, um die notwendigen synergistisch arbeitenden Muskelketten anzusprechen. Auf ein regelmäßiges Training wird deutlich hingewiesen, denn „das für eine optimale Bewegung erforderliche Spannungsgefühl verschwindet regelmäßig und muss immer wieder über ein entsprechendes Training erhalten werden. Ein solches Training garantiert zusätzlich nicht nur die Behebung, sondern auch die Vermei­dung von muskulären Dysbalancen.“ (Hottenrott/Sommer, 1998, S 10)16

Ergänzend dazu erklärt Weineck (2002), dass eine „schnelle Rumpfbewegung bzw. das ständige Ausbalancieren des Rumpfes nur durch das komplexe Zusam­menspiel aller Rumpf- und Beckenmuskeln möglich ist.“ Außerdem sind „alle Mus­kelgruppen gleichermaßen über ein optimales Zusammenspiel an den Rumpfbe­wegungen bzw. an der Aufrechterhaltung einer entsprechenden Wirbelsäulenstel­lung mitbeteiligt.“ (Weineck, 2002, S 384-351)17

Meier (2005) setzt sich mit diesem Thema auseinander und differenziert die Wir­belsäulenmuskulatur in lokale und globale Stabilisatoren. So gehören z.B. zu den lokalen Stabilisatoren der Lendenwirbelsäule der M. transversus abdominis, Mm. multifidii, Mm. rotatores, das Diaphragma und die Beckenbodenmuskulatur. Wenn diese Muskeln in ihrer Gesamtheit innerviert werden, kann von einer lokalen Sta­bilität gesprochen werden. Zu den globalen Stabilisatoren, der bewegenden Mus­kelgruppen, zählt er die geraden und schrägen Bauch- und Rückenmuskeln sowie die seitliche Rumpfmuskulatur. Das spezifische Training der lokalen Muskulatur wird durch kurze, schnelle Bewegungen des Rumpfes provoziert. Erst wenn diese lokale Stabilität gegeben, ist kann an der globalen Stabilität gearbeitet werden. Somit ist laut Meier (2005) die lokale Stabilität eine Voraussetzung für eine weitere Kräftigung der globalen, bewegenden Muskulatur. Es wird eine Trainingsintensität von 25% der Maximalkraft für die lokalen und 40% der Maximalkraft für die globa­len Muskelgruppen vorgeschlagen. Ebenfalls als gute Ausgangstellungen für ein Trainingsprogramm der Rumpfstabilität werden die Rückenlage und der Vierfüß­lerstand vorgeschlagen. (vgl. Meier, 2005)18

Generell lässt sich die Stabilität in drei Unterkategorien aufteilen.

Zu der allgemeinen Stabilität gehört:

- Die Verbesserung der globalen rumpfstabilisierenden Muskulatur
- Das isolierte Training der entsprechenden Zielmuskulatur, wie z.B. die Muskelgruppe der Bauchmuskeln oder die der Rückenmuskeln
- Die funktionelle Ausgangsposition für die zu stabilisierende Muskelgruppe, wie z.B. Bauchlage für die dorsale Rückenmuskulatur oder die Rü­ckenlage für die ventrale Bauchmuskulatur

Die vielseitige/zielgerichtete Stabilität setzt sich zusammen aus:

- Der koordinativen Verbesserung der rumpfstabilisierenden Muskulatur
- Dem Training der Zielmuskulatur in synergistischen Muskelketten
- Den sport- und alltagsnahen Ausgangsstellungen wie z.B. dem Stand oder dem Einbeistand

Die spezifische Stabilität beinhaltet folgende Unterpunkte;

- Sportartspezifisch koordinative Verbesserung der rumpfstabilisierenden Muskulatur
- Training der Zielmuskulatur in sportartspezifischen synergistischen Muskelketten
- Sportartspezifisch funktionelle Ausgangsstellungen
- Stabilisationsorientiertes Training spielnaher Aktionsfolgen

8.1.2 Differenzierte Gliederung des Stabilitätssystems

Bezugnehmend auf den Rumpf, möchte ich im Folgenden auf die Begriffe der In­stabilität und der neutralen Zone/elastischen Zone, die in das Stabilitätssystem einbezogen werden, etwas näher eingehen und die Komplexität der Definition des Instabilitätsbegriffes verdeutlichen. Im weiteren Verlauf wird das eigentliche Stabi­litätssystem erörtert, sowie auf die Begriffe der Stabilität und der dynamischen Stabilität eingegangen, welche immer wieder in Zusammenhang mit dem Begriff der Kräftigung gebracht werden.

Instabilität:

Obwohl einige verschiedene Beschreibungen des Begriffes der Instabilität in der Vergangenheit diskutiert worden sind, lässt sich dieser Begriff bis zum heutigen Zeitpunkt nicht eindeutig definieren.

Panjabi/Pope (1985) beschreiben, dass die Instabilität dem Verlust der Steifigkeit beigemessen werden kann, wobei die Steifigkeit als das Verhältnis einer Kraft zu der daraus resultierenden Bewegung in Bezug gesetzt wird. Überwiegt eine ver­schiebende Kraft einer bremsenden Kraft kommt es zu einer Gelenkbeschleuni­gung und damit zu einer sichtbaren Gelenkbewegung. Am Bewegungsende über­wiegt die bremsende Kraft die verschiebende Kraft, so dass keine weitere Bewe­gung mehr stattfindet. Ist das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften ge­stört, sind das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Bewegung ebenfalls aus dem Gleichgewicht. Die Steife reicht nicht mehr aus, um eine enorme Verschiebung zu verhindern. Es kommt zu einer Instabilität. (vgl. Panjabi/Pope, 1985)19

In der Arbeit von Ashton-Miller und Schulz (1991) bezieht sich der Instabilitätsaus­druck auf einen Systemzustand, bei dem eine Krafteinwirkung eine sehr große Verschiebung im Gelenk verursacht. (vgl. Ashton-Miller/Schulz, 1991 )20

Für Bogduk (1997) basiert der Begriff der Instabilität auf der biomechanischen Komponente, welche nach seinen Aussagen der eigentliche Kern einer Instabilität ist, im Zusammenhang mit den passiven Strukturen, die bedingt durch Degenera­tionen, Traumatisierungen oder Rupturen ebenfalls zu einer Gelenkinstabilität bei­tragen. Des Weiteren spielt die Beurteilung des Bewegungsmusters eine bedeu­tende Rolle, indem sich die instabile Phase durch eine vergrößerte Zunahme an Bewegungsgeschwindigkeit bemerkbar macht. (vgl. Bogduk, 1997)21

Gertzbein/King/Weiler (1990) beziehen sich in ihren Überlegungen ebenfalls auf die Qualität der Bewegung, indem sie die Komponenten der Translation und Rota­tion eng mit dem Begriff der Instabilität in Verbindung bringen. Bei ungleichmäßi­gem Verhältnis dieser beiden Komponenten wird eine Bewegung nicht mehr als harmonisch angesehen und deutet damit auf eine Instabilität hin. (vgl. Gertzbein/King/Weiler, 1990)22

Welches Verhältnis zwischen der gegebenen Translation und Rotation als phy­siologisch angesehen wird, beschreibt Bogduk (1997) mittels eines Instabilitäts­faktors, der durch spezielle Röntgenaufnahmen bestimmt werden kann. (vgl. Bogduk, 1997)23

Eine Beschreibung der klinischen Instabilität, die heutzutage die größte Akzeptanz der meisten Autoren erfährt und auf die ich an dieser Stelle etwas näher eingehen möchte, liefert Panjabi (1992). Er schreibt von einem Stabilisierenden System, das der neutralen Zone keine Möglichkeit bietet, sich in ihrem physiologischen Bereich zu halten. Dieses Ungleichgewicht führt zu neurologischen Dysfunktionen, größe­ren Deformationen, letztendlich zu Schmerzen und unterstreicht mit diesen Sym­ptomen die klinische Instabilität. Konkret ausgedrückt kann das Stabilisierende System seiner Funktion nicht gerecht werden und den strukturellen Schaden nicht kompensieren, das führt zu einer unzureichenden Bewegungskontrolle in einer oder mehreren Bewegungsrichtungen. (vgl. Panjabi, 1992)24

Erst wenn eine oder mehrere instabile Bewegungsrichtungen aufgezeigt werden können, wenn aktive Tests für eine unzureichend arbeitende primär stabilisierende Muskulatur sprechen, ein struktureller Schaden vorliegt und das ergänzend in das klinische Bild passt, kann man von einer Instabilität sprechen. (vgl. van den Berg, 2001 )25

Neutrale Zone/Elastische Zone:

Hier differenziert Panjabi (1992) die bereits erwähnte neutrale Zone und eine elas­tische Zone.

Wird ein bestimmtes Bewegungsausmaß aus einer neutralen Position gegen ei­nen minimalen Widerstand ausgeführt, so entspricht dieser Bereich der Bewegung der neutralen Zone. Folgernd wird daraus abgeleitet, dass das biomechanische Problem einer Instabilität eher am Bewegungsanfang als am Bewegungsende in der elastischen Zone liegt. Diese schließt direkt an die neutrale Zone an und wird als die Zone beschrieben, der ein größerer interner Widerstand entgegengesetzt wird. (vgl. Panjabi, 1992)26

In verschiedenen in vitro Studien ist die neutrale Zone von Hanson/Holm/Kaigle (1995) untersucht worden. Das Ergebnis dieser Untersuchung hat gezeigt, dass das Ausmaß der neutralen Zone eine weitaus größere Bedeutung in Bezug auf eine Instabilität hat, als das Ausmaß der Gesamtbeweglichkeit. Demzufolge defi­nieren sie den Begriff der Instabilität über die unzureichende Festigkeit am Anfang jeder Bewegung und der damit verbundenen Lockerheit des Gelenkes, die in der Manuellen Therapie (nach Kaltenborn-Evjenth Konzept) als „joint play" bezeichnet wird. (vgl. Hanson/Holm/Kaigle, 1995)27

Stabilisierendes System:

Dieses System ist für das Gleichgewicht zuständig, das die neutrale Zone in ihren physiologischen Grenzen hält, was zu einer Verhinderung einer klinischen Instabi­lität führt. Das Stabilisierende System setzt sich aus drei Subsystemen zusam­men, die durch ständige Feedbackinformationen zwischen der erforderlichen und der erreichten Muskelspannung so aufeinander abgestimmt sein müssen, dass eine dauernde Gelenkstabilität bzw. eine Stabilität bestimmter Körperabschnitte gewährleistet ist und damit Instabilitäten oder Dysfunktionen verhindert werden können. Im Folgenden werden diese drei Untersysteme und ihre symbiotische Ar­beitsweise genauer erläutert.

- Das Passive, Osteoartikuläre/Kapsuloligamentäre System

Dieses System basiert auf:

- Der Form der Gelenkflächen und deren räumlichen Anordnung
- Der Gleitfähigkeit des Gelenkknorpels
- Der Anordnung der ligamentären Strukturen

Diese drei Faktoren des passiven Systems sowie alle drei Subsysteme sind in ih­rem Zusammenwirken voneinander sehr abhängig. In einer mechanisch stabilisie­renden Funktion agiert das passive System in der elastischen Zone und zeigt dort eine Wirkung auf die passiven Strukturen wie z.B. die Ligamente. In Form der Gelenkstabilität haben diese eine überwiegend propriozeptive Aufgabe. (vgl. Brandt, 1986)28

So gesehen trägt dieses System nicht nur vornehmlich passiv sondern geringfügig auch aktiv-dynamisch zu den Stabilisationsvorgängen bei und liefert beiläufig für das Kontroll- und Steuerungssystem wichtige Basisinformationen, welche im wei­teren Verlauf auf der Ebene des aktiven Systems verarbeitet und umgesetzt wer­den.

- Das aktive, Myofasciale System

Auch dieses aktive System setzt sich aus zwei weiteren untergeordneten Stabili­sationssystemen zusammen. Zum einen ist das lokale oder das primäre Stabili­tätssystem in Bezug auf die Wirbelsäule für die monosegmentale Stabilisation verantwortlich, zum anderen wird dem globalen Stabilisationssystem eher eine bewegende Funktion beigemessen.

Merkmale des lokalen Systems sind kleine, kurze, tiefliegende Muskeln, die mit den passiven Gelenkstrukturen relativ eng verbunden sind. Bei aktiven Bewegun­gen werden diese Muskeln mit ihren kurzen Hebeln sehr früh aktiviert, um eine adäquate Kontrolle über die Gelenkstellung zu behalten. Während einer Bewe­gung verändert sich ihre Muskellänge nur geringfügig. Als tonische Muskeln ar­beiten sie während des gesamten Bewegungsablaufes, wofür sie wenig Kraft be­nötigen. (vgl. Hodges, 1996)29

Eine gut koordinierte Kontraktion der Muskeln des primären Stabilitätsgefüges ist in erster Linie für die segmentale, ferner für die globale Stabilisation entscheidend. (vgl. Allison/O'Sullivan/Twomey, 1997)30

Nach Klein-Vogelbach (2000) werden diese lokalen Muskeln als effiziente seg­mentale Stabilisatoren bezeichnet. (vgl. Klein-Vogelbach, 2000)31

Im Gegensatz zum lokalen System arbeitet das globale System mit großen bewe­genden Muskeln, die ebenfalls in der Lage sein müssen, die tonische Kontrakti­onsform über eine längere Zeit halten zu können, um translatorische Bewegungs­abläufe in der neutralen Zone zu koordinieren. Werden die Gelenkflächen trotz innerer oder äußerer einwirkender Kräfte optimal aufeinander abgestimmt, wird eine saubere und schmerzfreie Bewegung gewährleistet. (vgl. Klein-Vogelbach, 1990)32

Auch hier wird deutlich, dass dieses System überwiegend von den Informationen des Kontroll- und Steuerungssystems abhängig ist, was wiederum die Informatio­nen des passiven Systems an das aktive System weiterleitet.

- Das neuronale Kontroll- und Steuerungssystem

Dieses System steuert nicht nur die propriozeptiven Funktionen des passiven Systems, sondern hat auch einen Einfluss auf den Sehnenapparat des aktiven Systems und damit eine übergeordnete Funktion im Stabilisierenden System. Im Kontroll- und Steuerungssystem werden die Informationen der beiden untergeord­neten Systeme verarbeitet, adäquat eingestellt und tragen zu einer Stabilität bei, welche sichere und ökonomische Bewegungsabläufe gewährleistet. (vgl. van den Berg, 2001 )33

Dabei spielen die Gelenke sowie seine umliegenden Strukturen, viel mehr jedoch deren Mechanorezeptoren, eine wichtige Rolle. Die Mechanorezeptoren sind auf­grund ihrer Informationsübertragung für die adäquate Arbeitsweise des Kontroll- und Steuerungssystems, bedingt durch den permanenten Austausch von afferen­ten Informationen, verantwortlich. (vgl. Lee, 1999)34

Die Muskulatur so zu steuern, dass sie bei gleichzeitiger Einwirkung körpereigener und körperfremder Impulse stabilisierend arbeiten und die einwirkenden Scher­kräfte absorbieren kann, sind die bestimmenden Aufgaben dieses Systems. Das Kontroll- und Steuerungssystem muss die Muskulatur des lokalen Systems so rek­rutieren, dass diese vor einer Bewegung aktiviert wird. Des Weiteren hat es die Aufgabe, die Koordination der globalen Muskulatur und die Kontrolle der umlie­genden Gelenke zu steuern. (vgl. Lee, 1999)35

Stabilität:

Die allgemeine Stabilität basiert auf den drei oben beschriebenen Komponenten des Stabilisierenden Systems. Dieses erfüllt erst dann seine Funktion, wenn das passive System, das aktive System und das Kontroll- und Steuerungssystem op­timal aufeinander abgestimmt sind. Ist das nicht der Fall, kann es zu Problemen in der Stabilisation und damit auch zu einer Instabilität kommen. Dementsprechend kann aus einer mangelhaften Stabilität eine Instabilität entstehen. (vgl. van den Berg, 2001 )36

Dynamische Stabilität:

Klein-Vogelbach (1984) verdeutlicht durch den Begriff der dynamischen Stabilisa­tion, dass die Stabilisation kein rein statischer Vorgang ist und dieser Aktivitätszu­stand dann eintritt, „wenn sich die Intensität des stabilisierenden Muskeltonus der stabilisierten Gelenke während eines Bewegungsablaufs durch Lageveränderun­gen im Raum und Temposchwankungen ständig anpassen muss." (Klein­Vogelbach, 1990, S 86)37

Darauf stützend ist eine dynamische Stabilität dann gegeben, wenn die räumliche Lage der stabilisierten Gelenke während einer Bewegung variiert, wenn ein Kör­perabschnitt innerhalb eines Bewegungsablaufes verschiedenen Tempovariatio­nen ausgesetzt ist oder wenn eine Stabilisation gegen körpereigene oder körper­fremde Impulse gewährleistet werden muss. (vgl. Klein-Vogelbach, 1990)38

8.1.3 Bezug der Stabilität auf den Fußballsport

In Bezug auf den Fußballsport ist aus dem bereits Beschriebenen zu entnehmen, dass die Bedeutung der Rumpfstabilität weniger in der Statik sondern viel mehr auf der dynamischen Ebene eine entscheidende Rolle bei den sportartspezifi­schen Bewegungsabläufen spielt. Wichtig hierbei ist, dass der Verlust der Stabili­tät nicht nur auf ein mangelndes Kräftigungstraining der stabilisierenden Rumpf­muskulatur bezogen werden darf, sondern viel mehr darauf geachtet werden muss, dass das Stabilisierende System als Ganzes funktionell seiner Aufgabe ge­recht wird. Ein unkoordiniertes Verhältnis der drei oben beschriebenen Subsys­teme des Stabilisierenden Systems führt zu einem geringeren Schutz der Gelenke und damit zu einem Stabilitätsverlust. Bedingt durch eine muskuläre Reaktions­verzögerung entsteht ein Stressverhalten auf die umliegenden Strukturen und so­mit die daraus resultierende Überbelastung dieser. (vgl. Dvorak/Mannion/Müntener/Taimela, 2001 )39

Wie für Klein-Vogelbach (1990), ist auch für viele andere Autoren die dynamische Stabilisation des Rumpfes, vor allem aber der Brustwirbelsäule in ihrer Nullstel­lung, nicht zuletzt aufgrund der angeschlossen Körperabschnitte Beine, Arme und Kopf, ein zentraler Bezugspunkt für jede Haltung und Bewegung. (vgl. Klein­Vogelbach, 1990)40

Ein Torschuss zum Beispiel basiert nicht nur auf dem Bewegungsablauf der unte­ren Extremitäten. Die anschließenden Körperabschnitte Becken, Rumpf, Arme, Kopf haben ebenfalls bei der Bewegungsausführung eine wichtige Aufgabe. Wäh­rend die unteren Extremitäten und die oberen Extremitäten beim Torschuss eine mobile Funktion haben, muss der Rumpf stabilisiert werden, um die benötigte Kraftübertragung über das Becken auf den Ball gewährleisten zu können. Für die­sen aufeinander folgenden Bewegungsablauf sind die so genannten Aktivitätszu­stände mitverantwortlich. Im Kapitel „Der Torschuss unter Betrachtung der Mus­kelschlingen“ wird auf dieses Thema differenzierter eingegangen.

Damit fußballspezifische Bewegungsabläufe wie z.B. Körpertäuschungen, Kopf­bälle oder Torschüsse ökonomisch und kontrolliert durchgeführt werden können, ist am Rumpf nicht nur die dynamische Stabilisierung der Brustwirbelsäule not­wendig, sondern auch eine potentielle Beweglichkeit der Hals- und Lendenwirbel­säule.

Definition „ökonomische Aktivität“

Eine ökonomische Aktivität ist dann gegeben, „wenn bei einer beliebigen Haltung oder Bewegung die Intensität der geleisteten Muskelaktivität weder zu hoch noch zu niedrig ist, um das angestrebte Ergebnis und das äußere Erscheinungsbild op­timal hervorzubringen.“ (Klein-Vogelbach, 1990, S 81)41

Eine zu hohe Muskelspannung wirkt sich negativ auf die koordinativen Bewe­gungsabläufe aus. Eine zu niedrige Muskelspannung kann zu Überbelastungen der passiven Strukturen führen.

Definition „potentielle Beweglichkeit“

„Wir nennen die leichte Ansprechbarkeit der Muskeln auf Bewegung im Sinne ei­ner Veränderung der Gelenkstellungen innerhalb des in sich beweglichen Systems des menschlichen Körpers potentielle Beweglichkeit“ (Klein-Vogelbach, 1990, S 87)42

Neben dem Aktivitätszustand der ökonomischen Aktivität ist die gegenseitige Zu­sammenarbeit der dynamischen Stabilität sowie der potentiellen Beweglichkeit für den Ablauf einer sportspezifischen Bewegung eine unabdingbare Voraussetzung. Wird die Brustwirbelsäule in ihrer Funktion zu wenig dynamisch stabilisiert, verlie­ren die lordotischen Wirbelsäulenabschnitte der Halswirbelsäule und der Lenden­wirbelsäule schlicht und einfach ihr ökonomisches Bewegungsverhalten.

8.2 Zum Torschuss

Der allgemeine Fußballsport basiert auf drei spielbestimmenden Faktoren, der Technik, der Kondition und der Taktik. Diese drei Begriffe werden wie folgt defi­niert:

Definition „Technik“

„Die Technik im Fußballspiel beinhaltet all die Bewegungen, die unter Beachtung der Regeln zur Lösung einer bestimmten Aufgabe gewählt werden.“ (Kollath, 1991, S 11)43

Definition „Kondition“

„Hierunter wird ganz allgemein die körperliche Leistungsfähigkeit eines Sportlers verstanden. Sie bildet eine notwendige Basis und wird in die Formen Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination und Flexibilität (Gelenkigkeit) unterteilt." (Kollath, 1991, S 15)44

Definition „Taktik“

„Damit wird das planmäßige Agieren Einzelner oder einer Mannschaft mit dem Ziel eines optimalen Abschneidens im Wettkampf bezeichnet.“ (Kollath, 1991, S 15)45

8.2.1 Leistungbestimmende Faktoren

Im Fußball fällt der Torschuss unter die Kategorie der Technik und die Kraft unter die Kategorie der Kondition. Von den bereits oben erwähnten und definierten leis­tungsbestimmenden Komponenten sind die Bereiche Technik und Kondition trai­nierbar. Der Bereich der Taktik findet seinen leistungsbestimmenden Anteil auf der kognitiven Ebene. In dieser Arbeit wird in den Bereichen Kraftausdauer und inter­muskuläre Koordination direkt und ausschließlich am Rumpf angesetzt, um in weiterer Folge Auswirkungen auf die Schussgeschwindigkeit beim Torschuss zu erzielen. Diesbezüglich wird der Proband vor und während der Intervention am Rumpf isokinetischen Maximalkraftmessungen am Rumpf und der unteren Extre­mitäten unterzogen und zusätzlich die Schnelligkeit des Torschusses gemessen.

8.2.2 Verschiedene Schussarten

Aufgrund der anatomisch-physiologischen Bewegungsvarianten des Fußgelenkes ist es einem Fußballspieler möglich verschiedene Schusstechniken auszuführen. Neben dem Innenseitstoß, Innenspannstoß und dem Außenspannstoß ist der Vollspannstoß, mit den zwei untergeordneten Varianten des Hüftdrehstoßes und des Fallrückziehers, der Kraftvollste aller hier aufgezählten Schussarten. Unab­hängig davon, ob der Ball rollt oder eine ruhende Position hat, lassen sich mit dem Vollspannstoß die höchsten Ballgeschwindigkeiten erzielen. Aus diesem Grund wird diese Schussart bei z.B. Freistößen oder Elfmetern oft angewendet, mit dem Ziel auf einen relativen Torerfolg, welcher durch die hohe Ballgeschwindigkeit in seiner Wahrscheinlichkeit begründet sein dürfte.

Kollath (1991) setzt sich unter anderem mit dem Vollspannstoß auseinander und schreibt, dass der Anlauf in Ballrichtung geradlinig erfolgt, das Standbein neben dem Ball positioniert wird und die Fußspitze in Schussrichtung ausgerichtet ist. Da das Spielbein und die Schussrichtung in einer Ebene liegen, ist somit die Aushol­bewegung des Schussbeines physiologisch. Der Ball wird mit dem Fußspann im Bereich der Mittelfußknochen getroffen, so dass durch diese eine optimale Kraft­übertragung gewährleistet wird. Der Ausschwung des Spielbeines nach dem Schuss wird durch eine Kniegelenkflexion kontrolliert abgebremst. (vgl. Kollath, 1991 )46

8.2.3 Die Ballgeschwindigkeit

Ein ruhender Ball, der vom Elfmeterpunkt aufs Tor geschossen wird, erreicht im leistungsorientierten Fußball bei 13 Schussversuchen eine durchschnittliche Ge­schwindigkeit von 130 km/h. Die Schusstechnik, die zu solchen Ergebnissen füh­ren kann wird durch drei Bewegungskomponenten beeinflusst.

8.2.3.1 Die Bewegung des Schussbeines

Hier sind vor allen Dingen die Winkeleinstellungen des Fußes in Relation zum Unterschenkel, die Winkeleinstellung des Kniegelenkes in Relation zum Ober­schenkel sowie die Streckgeschwindigkeit des Kniegelenkes ausschlaggebend für die Ballgeschwindigkeit.

8.2.3.2 Die Bewegung des Standbeines

Da die Bewegungsübertragung vom Rumpf auf das Standbein über die Hüfte ver­läuft, sind bei der Standbeinphase neben der Relation der Gelenkwinkelstellungen innerhalb der unteren Extremitäten und der Gelenkwinkel der Hüfte in Beziehung zum Standbein und zum Rumpf von wesentlicher Bedeutung für die Ballgeschwin­digkeit im Sinne der Kraftübertragung.

Wird die Hüfte z.B. beim Aufsetzen des Standbeines zu stark gebeugt oder wäh­rend der Schussbewegung zuviel gestreckt, kann keine optimale Kraftübertragung auf die unteren Extremitäten erfolgen, wodurch das Schussergebnis negativ be­einflusst wird.

8.2.3.3 Die Lage des Rumpfes

Hier ist die Vor- bzw. die Rücklage des Oberkörpers beim Aufsetzten des Stand­beines als auch beim Treffen des Balles für das Schussergebnis entscheidend. (vgl. Kollath, 1991 )47

Aus der biomechanischen Betrachtungsweise wird anhand dieser Einflussfaktoren deutlich, wie entscheidend und abhängig voneinander die verschiedenen Gelenk­winkelstellungen in Bezug auf den Torschuss sind. Eine gut funktionierende Mus­kelkettenaktivität kann diese Gelenkwinkelstellungen optimieren, dadurch zu ei­nem positiven Einfluss auf die funktionellen Bewegungsabläufe des Körpers füh­ren und zu besseren Ergebnissen beitragen.

Diesbezüglich werde ich mich in dieser Arbeit mit der Geschwindigkeitsmessung des Torschusses unter der Anwendung des Vollspannstoßes auseinandersetzten.

8.3 Die Kraft im Fußball

Die fußballspezifische Entwicklungsfähigkeit auf dem Gebiet der Kraft gewinnt im Laufe der letzten Jahre dank der zunehmenden wissenschaftlichen Untersuchun­gen, immer mehr an Bedeutung. Wie bereits anfangs erwähnt, fließt dieser Be­reich der Trainingslehre immer mehr in das Ausbildungskonzept einer Fußballtrai­nerausbildung mit ein, so dass diesbezüglich ein gewisser Grad an Basiswissen nicht nur im mittleren und oberen, sondern auch im unteren Amateurfußball ver­stärkt vermittelt und praxisbezogen in das Trainingsprogramm mit eingebaut wer­den kann.

8.3.1 Die sportartspezifische Kraft

Für eine solch komplexe Spielsportart wie es der Fußball mit seinen unzähligen Bewegungsabläufen darstellt, ist es unmöglich eine konkrete Definition der zu be­nötigenden Kraft aufzustellen. Vielmehr ist es angebracht diese erforderliche Kraft nach den bisher bekannten sportphysiologischen Grundsätzen so zu trainieren, dass sie funktionell und jedem Spieler individuell auf seine spielorientierten An­sprüche angepasst wird.

Aus diesem Grund stützt sich die allgemein gültige biophysiologische Definition der Kraft auf die trainingswissenschaftliche Orientierung.

[...]


1 KINDERMANN A. (2006) Gesundheit und Leistung im Profifußball, Deutsches Ärzteblatt, 23, S 1605-1610

2 EKBLOM B. (1986) Applied physiology of soccer, Sports Med, 3, S 50-60

3 HORSCH H., PETER R., RUTEMÖLLER E. & SCHOMANN P. (2007) DFB Trainerausbildung, Fußballtraining 1 und 2, Philippka-Sportverlag, Münster, S 6-30

4 NIERSBACH, W. & SAMMER, M. (2008) Der weite Weg zum Erfolg, Ausbildungskonzeption des DFB, Fußballtraining 1 und 2, Philippka-Sportverlag, Münster, S 30-32

5 PETER, R. (2001) Tipps zum Trainerverhalten am Beispiel des Schußtrainings. Fußballtraining, 7, Philippka-Sportverlag, Münster, S 30-35

6 LUMMER, S. (2006) Oliver Schmidtlein über US-Drill zur WM. Physiotherapie, 3, S 12-13

7 LUMMER, S. (2006) Oliver Schmidtlein über US-Drill zur WM. Physiotherapie, 3, S 12-13

8 PANJABI M. (1992) The stabilising system of the spine. Part II, Neutral zone and stability hypothesis. J Spinal Disorders, 5, S 390-397

9 KLEIN-VOGELBACH, S. (1990) Funktionelle Bewegungslehre, Springer-Verlag, Heidelberg, S74-81

10 GÖTZINGER, P. (2005) „Sportartspezifische Rehabilitation und Integrationstraining für Leistungssportler unter besonderer Berücksichtigung von verletzten Fußballspielern“, Ecomed Medizin, S 73

11 LUMMER, S. (2006) Oliver Schmidtlein über US-Drill zur WM. Physiotherapie, 3, S 12-13

12 BAHR, R. ET AL. (2006) Fußballmedizin Manuall. Dvorak, J., Junge, A. (Hrsg.). Düsseldorf 2006 - 2nd International Football and Sports Conference 2006, 3. – 4. März 2006 in Düsseldorf. Eigenverlag, S 166

13 SCHWARZ, L. (2002) Fußball interdisziplinär. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 9, S 259-260

14 BERGMANN, G., GRAICHEN, F., MELLEROWICZ, H., ROHLMANN, A. & WILKE, H.-J. (2001) Belastungen der Wirbelsäule im Sport. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 4, S 118-123

15 HOTTENROTT, K. & SOMMER, H.-M. (1998) Schnelle Beine allein genügen nicht. SportsCare, 3, S 10

16 HOTTENROTT, K. & SOMMER, H.-M. (1998) Schnelle Beine allein genügen nicht. SportsCare, 3, S 10

17 WEINECK, J. (2002) Optimales Training, Spitta-Verlag, Balingen, S 384-351

18 MEIER, H. (2005) Neue Aspekte der Rumpfstabilisation im Sport. Leistungssport, 2, S 35-37

19 PANJABI, M. & POPE, M.-H., (1985) Biomechanical definitions of spinal instability. Spine, 10, S 255-256

20 ASHTON-MILLER, J. & SCHULZ, A. (1991) Spinne instability and segmental hypermobikity biomechanics. A call for the definition and standard use of terms. Semin Spine Surg., 3, S 136-148

21 BOGDUK, N. (1997) Clinical Anatomy of the Lumbar Spine and Sacrum. Third Edition, Churchill Livingstone, 1997

22 GERTZBEIN, S.-D., KING, G.-J. & WEILER, P.-J. (1990) Analysis of sagittal plan instability of the in vivo. Spine, 15, S 1300-1306

23 BOGDUK, N. (1997) Clinical Anatomy of the Lumbar Spine and Sacrum. Third Edition, Churchill Livingstone, 1997

24 PANJABI, M. (1992) The stabilising system of the spine. Part II, Neutral zone and stability hypothesis. J Spinal Disorders, 5, S 390-397

25

VAN DEN BERG, F. (2001) Angewandte Physiologie. Thieme-Verlag, Stuttgart, 2001, S 47-49

26 PANJABI, M. (1992) The stabilising system of the spine. Part II, Neutral zone and stability hypothesis. J Spinal Disorders, 5, S 390-397

27 HANSON, T.,HOLM, S. & KAIGLE, A. (1995) Experimental instability in the lubar spine. Spine, 20, S 421-430

28 BRANDT, R.-A. (1986) Knee ligaments. A new view, J Biomech Eng., 108, S 106- 110

29 HODGES, P., JULL, G. & RICHARDSON, C. (1996) New advances in exercise to rehabilitate spinal stabilisation. Script zum IFOMT preconference course, Lillehamer Norwegen, 4, S 19-20

30 ALLISON, G.-T., O`SULLIVAN, P.-B. & TWOMEY, L.-T. (1997) Evaluation of specific stabilization exercise in the treatment of chronic low-back-pain with radiologic diagnosis of spondylolysis or spondylolisthesis, Spine, 24, S 2959-2967

31 KLEIN-VOGELBACH, S. (2000) Funktionelle Bewegungslehre, Bewegung lehren und lernen, Springer-Verlag, Heidelberg, 2000

32 KLEIN-VOGELBACH, S. (1990) Funktionelle Bewegungslehre, Springer-Verlag, Heidelberg, S 74-80

33 VAN DEN BERG, F. (2001) Angewandte Physiologie. Thieme-Verlag, Stuttgart, 2001, S 53-54

34 LEE, D. (1999) The pelvic girdle. Secound Edition, Churchill Livingstone, 1999

35 LEE, D. (1999) The pelvic girdle. Secound Edition, Churchill Livingstone, 1999

36 VAN DEN BERG, F. (2001) Angewandte Physiologie. Thieme-Verlag, Stuttgart, 2001, S 55-56

37 KLEIN-VOGELBACH, S. (1990) Funktionelle Bewegungslehre, Springer-Verlag, Heidelberg, S 86

38 KLEIN-VOGELBACH, S. (1990) Funktionelle Bewegungslehre, Springer-Verlag, Heidelberg, S 86

39 DVORAK, J., MANNION, A.-F., MÜNTENER, M. & TAIMELA, S. (2001) Comparison of three akctive therapies for chronic low back pain. Results of a randomized clinical trial with one-year follow-up, Rheumatology, 40, S 772 ff.

40 KLEIN-VOGELBACH, S. (1990) Funktionelle Bewegungslehre, Springer-Verlag, Heidelberg, S 74-80

41 KLEIN-VOGELBACH, S. (1990) Funktionelle Bewegungslehre, Springer-Verlag, Heidelberg, S 81

42 KLEIN-VOGELBACH, S. (1990) Funktionelle Bewegungslehre, Springer-Verlag, Heidelberg, S 87

43 KOLLATH, E. (1991) Fußballtechnik in der Praxis. Mayer & Mayer-Verlag, Aachen, 1991, S 11

44 KOLLATH, E. (1991) Fußballtechnik in der Praxis. Mayer & Mayer-Verlag, Aachen, 1991, S 15

45 KOLLATH, E. (1991) Fußballtechnik in der Praxis. Mayer & Mayer-Verlag, Aachen, 1991, S 15

46 KOLLATH, E. (1991) Fußballtechnik in der Praxis. Mayer & Mayer-Verlag, Aachen, 1991, S 74

47 KOLLATH, E. (1991) Fußballtechnik in der Praxis. Mayer & Mayer-Verlag, Aachen, 1991, S 76-77

Ende der Leseprobe aus 92 Seiten

Details

Titel
Die Effekte eines Rumpfstabilisationstrainings auf Kraftausdauer, intermuskuläre Koordination und Schusskraft eines Fußballspielers
Hochschule
Universität Salzburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
92
Katalognummer
V163730
ISBN (eBook)
9783640788262
ISBN (Buch)
9783640788170
Dateigröße
881 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport, Medizin, Stabilität, Kraft, Fußball
Arbeit zitieren
Thomas Skawinski (Autor:in), 2008, Die Effekte eines Rumpfstabilisationstrainings auf Kraftausdauer, intermuskuläre Koordination und Schusskraft eines Fußballspielers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163730

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